Christopher Rüping
Leben
Christopher Rüping assistierte am Schauspielhaus Hannover, bevor er sein Regiestudium an der Theaterakademie Hamburg und der Zürcher Hochschule der Künste begann. Im Rahmen des Studiums erarbeitete er erste Projekte auf Kampnagel, die auf Festivals inner- und außerhalb Deutschlands zu sehen waren. Auf seine Diplominszenierung JEKYLL/HYDE nach Robert Louis Stevensons Roman Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde folgten 2011 erste Inszenierungen am Schauspiel Frankfurt, unter anderem eine Adaption von F. Scott Fitzgerald's Roman Der große Gatsby, die 2012 zum Festival für junge Regie radikal jung im Münchner Volkstheater eingeladen wurde. In den darauf folgenden Jahren inszenierte er am Theaterhaus Jena, am Staatstheater Hannover, am Staatstheater Stuttgart, am Thalia Theater (Hamburg) und am Deutschen Theater (Berlin).
Für das Staatstheater Stuttgart erarbeitete er 2014 seine Inszenierung Das Fest – Jede Familie hat ein Geheimnis nach dem gleichnamigen Film von Thomas Vinterberg, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Im selben Jahr wurde er in der Kritikerumfrage der Theaterzeitschrift Theater heute zum Nachwuchsregisseur des Jahres gewählt.
Von 2016 bis 2019 war Rüping Hausregisseur an den Münchner Kammerspielen unter der Intendanz von Matthias Lilienthal.[1] Hier entstand 2018 seine ebenfalls zum Theatertreffen eingeladene Inszenierung von Bertolt Brechts Trommeln in der Nacht, in der Rüping zunächst die Uraufführungsinszenierung des Werkes aus dem Jahr 1922 an den Münchner Kammerspielen „re-imaginierte“, um den Stoff dann Akt für Akt in die Gegenwart zu transponieren.[2]
2019 entwickelte Rüping an den Münchner Kammerspielen die Inszenierung Dionysos Stadt. Die zehnstündige Inszenierung widmete sich den Stoffen der griechischen Antike und orientierte sich formal am Ablauf der dionysischen Festspiele im antiken Griechenland – angelehnt an den Tragödienagon zeigte Rüping zunächst drei in Form und Inhalt differeriende Überschreibungen antiker Stoffe (1. Teil: Prometheus, 2. Teil: Ilias & Die Troerinnen, 3. Teil: Orestie).[3] Den Abschluss der Tetralogie bildete eine zeitgenössische Interpretation des Satyrspiels unter der Verwendung von Jean-Philippe Toussaints La mélancolie de Zidane, in der der Autor den legendären Kopfstoß Zidanes im Weltmeisterschafts-Finale 2006 zum Anlass einer Meditation über das Aufhören nimmt.[4] Für Dionysos Stadt wurde Rüping sowohl von den Theaterzeitschriften Die Deutsche Bühne[5] und Theater heute[6] zum Regisseur des Jahres gewählt. Die Arbeit war auf dem Theatertreffen zu sehen und wurde mit dem Nestroy-Theaterpreis in der Kategorie „Beste Aufführung im deutschsprachigen Raum“ ausgezeichnet.[7]
Zur Spielzeit 2019/20 wechselte Rüping als Hausregisseur an das Schauspielhaus Zürich.[8] Hier entwickelte er im April/Mai 2020 während der coronabedingten Theaterschließungen mit Dekalog eine zehnteilige interaktive Inszenierung für den digitalen Raum.[9] Die Arbeit wurde zum Pekinger Fringe Festival eingeladen und dort mit dem Zebra-Award als Best International Play ausgezeichnet.[10] Im selben Jahr hatte seine Inszenierung von Jean-Luc Lagarces Einfach das Ende der Welt Premiere, die 2021 zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.[11]
In der ebenfalls von der COVID-19-Pandemie betroffenen Spielzeit 2020/21 wurde Rüpings Zürcher Inszenierung von Jean-Luc Lagarces Einfach das Ende der Welt in der Kritikerumfrage von Theater heute ausgezeichnet. Ebenso preisgekrönt wurden die beiden Darsteller Benjamin Lillie und Maja Beckmann.[12]
Rüping arbeitet seit seinem Studium regelmäßig mit dem Bühnenbildner Jonathan Mertz, der Kostümbildnerin Lene Schwind und dem Musiker Christoph Hart zusammen.
Inszenierungen (Auswahl)
- 2011: Der große Gatsby nach F. Scott Fitzgerald am Schauspiel Frankfurt[13]
- 2012: Tschick von Wolfgang Herrndorf am Thalia Theater (Hamburg)[14]
- 2013: Woyzeck. Als ging die Welt in Feuer auf von Georg Büchner am Schauspiel Frankfurt[15]
- 2014: Das Fest von Thomas Vinterberg und Morgens Rukov am Staatstheater Stuttgart[16]
- 2015: Peer Gynt von Henrik Ibsen am Staatstheater Stuttgart[17]
- 2016: Clockwork Orange nach Anthony Burgess am Schauspiel Frankfurt[18]
- 2016: Lolita. Ein Drehbuch nach Vladimir Nabokov am Staatstheater Stuttgart[19]
- 2017: Hamlet von William Shakespeare an den Münchner Kammerspielen[20]
- 2017: Miranda Julys Der Erste Fiese Typ nach Miranda July an den Münchner Kammerspielen[21] sowie am Schauspielhaus Zürich[22]
- 2017: It can't happen here von Sinclair Lewis am Deutschen Theater (Berlin)[23]
- 2017: Trommeln in der Nacht von/nach Bertolt Brecht an den Münchner Kammerspielen[24]
- 2018: Panikherz von Benjamin von Stuckrad-Barre am Thalia Theater (Hamburg)[25]
- 2018: Dionysos Stadt von Christopher Rüping an den Münchner Kammerspielen[26]
- 2020: Dekalog – eine Inszenierung für den digitalen Raum nach Krzysztof Kieślowski am Schauspielhaus Zürich[27]
- 2020: Einfach das Ende der Welt nach Jean-Luc Lagarce am Schauspielhaus Zürich[28]
Auszeichnungen
- 2012: Einladung zum Festival Radikal jung mit Der große Gatsby
- 2014: Nachwuchsregisseur des Jahres (Theater heute)
- 2015: Nachwuchsregisseur des Jahres (Theater heute)
- 2015: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Das Fest
- 2016: Weiter so!-Preis für HIOB
- 2018: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Trommeln in der Nacht
- 2019: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Dionysos Stadt
- 2019: Regisseur des Jahres für Dionysos Stadt und In der Sache J. Robert Oppenheimer (Die Deutsche Bühne)
- 2019: Regisseur des Jahres (Theater heute)
- 2019: Nestroypreis in der Kategorie Beste Aufführung im Deutschsprachigen Raum für Dionysos Stadt
- 2021: 1st Zebra Award for Best International Play beim Beijing Fringe Festival für Dekalog
- 2021: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Einfach das Ende der Welt
- 2021: Nestroypreis in der Kategorie Beste Aufführung im Deutschsprachigen Raum für Einfach das Ende der Welt
- 2022: Einladung zum Berliner Theatertreffen mit Das neue Leben. Where do we go from here
Einladungen (Auswahl)
Die Inszenierungen von Christopher Rüping sind regelmäßig auf Festivals im In- und Ausland zu sehen. Unter anderem waren seine Arbeiten beim Taiwan International Festival of Arts in Taipeh, beim Fajr Festival Teheran, beim Meng Jenguis Fringe Festival Peking, bei der Theaterolympiade im Alexandrinski-Theater und beim Baltic House International Theatre Festival in Sankt Petersburg sowie bei den Lessingtagen in Hamburg und auf dem Berliner Theatertreffen zu sehen.
Weblinks
- Porträt Christopher Rüping – zitty vom 17. März 2015
- Theaterregisseur Christopher Rüping – Porträt eines Shootingstars – zdf Aspekte vom 21. April 2017
- Radiofeature „Trommeln in der Nacht“: Brecht revisited – Bayerischer Rundfunk vom 13. Januar 2018
- Christopher Rüping über seinen Hamlet in Teheran – DIE WELT vom 24. Januar 2018
- Christopher Rüping Porträt: ein neuer Typus von Regisseur – DIE WELT vom 11. Mai 2018
- Christopher Rüping bei Theapolis
Einzelnachweise
- Tobias Krone: Neuer Hausregisseur der Kammerspiele: Die U-Bahn als Proberaum. In: sueddeutsche.de. ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 24. Januar 2017]).
- Sven Ricklefs: TROMMELN IN DER NACHT – revisited. br.de, abgerufen am 18. Februar 2018.
- Fabian Wallmeier: Schafe, Kriege, Standing Ovations. Abgerufen am 9. Juli 2019.
- Alfred Schlienger: Ich Gott. Du Mensch. Abgerufen am 9. Juli 2019.
- Saisonbilanz 2018/19. Die Deutsche Bühne, abgerufen am 30. August 2019.
- Kritiker-Umfrage 2019: Der Theaterverlag. Der Theaterverlag, abgerufen am 30. August 2019.
- NESTROYPREIS Der Wiener Theaterpreis – Die Gewinner 2019. Wiener Bühnenverein, abgerufen am 9. Dezember 2020.
- Andreas Klaeui: Schauspielhaus Zürich – Das Intendantenduo Nicolas Stemann & Benjamin von Blomberg stellt die erste Spielzeit vor. Abgerufen am 10. Juli 2019 (deutsch).
- Dekalog – Schauspielhaus Zürich. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Elena Philipp: Beijing Fringe Festival zeichnet „Dekalog“ aus. Abgerufen am 12. Februar 2021 (deutsch).
- Berliner Festspiele: Die 10er Auswahl 2021 – Theatertreffen. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Alle! In: Theater heute. Abgerufen am 26. August 2021.
- Schauspiel Frankfurt: Schauspiel Frankfurt – Der grosse Gatsby, F. Scott Fitzgerald. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Tschick. thalia-theater.de, abgerufen am 24. Januar 2017.
- Schauspiel Frankfurt: Schauspiel Frankfurt – Woyzeck. Als ging die Welt in Feuer auf, Nach dem Fragment von Georg Büchner. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schauspiel Stuttgart – Das Fest. (Nicht mehr online verfügbar.) Schauspiel Stuttgart – Kommunikation & Marketing, archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schauspiel Stuttgart – Peer Gynt. (Nicht mehr online verfügbar.) Schauspiel Stuttgart – Kommunikation & Marketing, archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schauspiel Frankfurt – Clockwork Orange, Anthony Burgess. (Nicht mehr online verfügbar.) Schauspiel Frankfurt, archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Schauspiel Stuttgart – Lolita. (Nicht mehr online verfügbar.) Schauspiel Stuttgart – Kommunikation & Marketing, archiviert vom Original am 24. Januar 2017; abgerufen am 24. Januar 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- HAMLET von William Shakespeare Inszenierung Christopher Rüping. (muenchner-kammerspiele.de [abgerufen am 24. Januar 2017]).
- MIRANDA JULYS DER ERSTE FIESE TYP von Miranda July Inszenierung Christopher Rüping. (muenchner-kammerspiele.de [abgerufen am 19. Oktober 2017]).
- Miranda Julys Der erste fiese Typ – Schauspielhaus Zürich. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Deutsches Theater Berlin – It can't happen here. Deutsches Theater Berlin, abgerufen am 19. Oktober 2017.
- Trommeln in der Nacht von/nach Bertolt Brecht. Abgerufen am 18. Februar 2018.
- Panikherz. thalia-theater.de, abgerufen am 18. Februar 2018.
- Dionysos Stadt von Christopher Rüping. Abgerufen am 25. Dezember 2018.
- Dekalog – Schauspielhaus Zürich. Abgerufen am 12. Februar 2021.
- Premieren – Schauspielhaus Zürich. Schauspielhaus Zürich, abgerufen am 9. Dezember 2019.