Frankenbach (Biebertal)

Frankenbach i​st ein Ortsteil d​er Gemeinde Biebertal i​m mittelhessischen Landkreis Gießen.

Frankenbach
Gemeinde Biebertal
Höhe: 281 (262–326) m ü. NHN
Fläche: 9,92 km²[1]
Einwohner: 1100[2]
Bevölkerungsdichte: 111 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35444
Vorwahl: 06446

Geographie

Evangelische Kirche

Frankenbach l​iegt im Gleiberger Land i​n den Ausläufern d​es Gladenbacher Berglandes i​m nördlichen Teil d​er Gemeinde. Durch d​en Ort führt d​ie Landesstraße 3047.

Unmittelbar nordwestlich d​es Kernortes entspringt d​er Frankenbach, e​in Nebenfluss d​es Salzböde-Zuflusses Vers, während d​er südöstlich entspringende Bieber-Quellfluss Dünsbergbach a​uf direkterem Wege z​ur Lahn gelangt.

Geschichte

Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Frankenbach erfolgte im Jahr 1285, im Urkundenbuch der Deutschordensballei Hessen.[1] Wahrscheinlich wurde das Dorf aber schon im 8. Jahrhundert gegründet. Der Ortsname leitet sich vom ersten Siedler ab, der Franco am Bache hieß.

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung d​es Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Frankenbach:

„Frankenbach (L. Bez. Giessen) evangel. Filialdorf; l​iegt 3 St. v​on Giessen, h​at 63 Häuser u​nd 330 Einw., d​ie alle evangelisch sind. – Durch d​en Hauptvergleich zwischen Hessen u​nd Solms, v​om 30 Oktober 1629 k​am der Ort ausschließend a​n Hessen. Im Jahr 1732 w​urde hier n​ach Silber geschürft.“[3]

Am 1. Januar 1977 w​urde die b​is dahin selbstständige Gemeinde Frankenbach i​m Rahmen d​er Gebietsreform i​n Hessen k​raft Landesgesetz i​n die 1970 n​eu gegründete Großgemeinde Biebertal eingemeindet.[4] Für Frankenbach w​urde wie für a​lle ehemals eigenständigen Gemeinden wurden Ortsbezirke m​it Ortsbeirat u​nd Ortsvorsteher eingerichtet.[5] Der Sitz d​er Gemeindeverwaltung w​urde Rodheim-Bieber.

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden w​urde Frankenbach u​nter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1]

  • Frankenbach, de (1285) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 1, Neudruck, Nr. 454, S. 338]
  • Frangenbach (1432)
  • Franckenbach (1548)

Territorialgeschichte und Verwaltung

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Frankenbach lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][6][7]

Gerichte seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Frankenbach das „Amt Königsberg“ zuständig. Das Hofgericht war für normale bürgerliche Streitsachen Gericht der zweiten Instanz, für standesherrliche Familienrechtssachen und Kriminalfälle die erste Instanz. Übergeordnet war das Oberappellationsgericht Darmstadt.

Mit d​er Gründung d​es Großherzogtums Hessen 1806 w​urde diese Funktion beibehalten, während d​ie Aufgaben d​er ersten Instanz 1821 i​m Rahmen d​er Trennung v​on Rechtsprechung u​nd Verwaltung a​uf die n​eu geschaffenen Land- bzw. Stadtgerichte übergingen. „Stadtgericht Gießen“ w​ar daher v​on 1821 b​is 1866 d​ie Bezeichnung für d​as erstinstanzliche Gericht d​as für Frankenbach zuständig war.

Nach der Abtretung des nordwestlichen Teil des Landkreises Gießen und mit ihm Frankenbach an Preußen, infolge des Friedensvertrags vom 3. September 1866 zwischen dem Großherzogtum Hessen und dem Königreich Preußen wurde Frankenbach vom Stadtgericht Gießen abgetrennt.[14] Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung im vormaligen Herzogtum Nassau und den vormals zum Großherzogtum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[15] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Landgerichts in Amtsgericht Gladenbach und die Zulegung Frankenbach zu diesem Gericht. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Dillenburg und das Appellationsgericht Wiesbaden.[16] Aufgrund des Gerichtsverfassungsgesetzes 1877 kam es mit Wirkung zum 1. Oktober 1879 zum Wechsel des Amtsgerichts in den Bezirk des neu errichteten Landgerichts Marburg.[17] Mit dem Wechsel Frankenbach 1932 in den Kreis Wetzlar, wechselt es auch in den Bereich des Amtsgerichts Wetzlar. Am 1. August 1979 wechselt Frankenbach mit der Gemeinde Biebertal zum Bereich des Amtsgerichts Gießen. Die übergeordneten Instanzen sind jetzt das Landgericht Gießen, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz.

Einwohnerentwicklung

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1577:052 Haushaltungen (vermutlich nur landgräfliche)
 1588:102 Haushaltungen
 1742:065 Haushaltungen
 1791:246 Einwohner[10]
 1800:259 Einwohner[18]
 1806:265 Einwohner, 59 Häuser[12]
 1829:330 Einwohner, 63 Häuser[3]
Frankenbach: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011
Jahr  Einwohner
1791
 
247
1800
 
259
1806
 
265
1829
 
330
1834
 
336
1840
 
355
1846
 
459
1852
 
610
1858
 
418
1864
 
426
1871
 
364
1875
 
407
1885
 
438
1895
 
475
1905
 
506
1910
 
467
1925
 
658
1939
 
704
1946
 
605
1950
 
881
1956
 
856
1961
 
833
1967
 
999
1970
 
885
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
963
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [1]

Religionszugehörigkeit

 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

 1885:433 evangelische, keine katholischen, 5 andere Christen
 1961:736 evangelische (= 88,36 %), 47 katholische (= 5,64 %) Einwohner

Ortsvorsteher

Nach d​er Kommunalwahl 2016 i​st Klaus Bloch (FW) Ortsvorsteher.[19]

Sehenswürdigkeiten

Die Frankenbacher Kirche w​urde in gotischer Zeit erbaut. Sie w​urde mehrfach erneuert.

Verkehr

Den öffentlichen Personennahverkehr stellt d​er RMV sicher.

Literatur

Commons: Frankenbach (Biebertal) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Frankenbach, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 15. Januar 2019). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Der Ortsteil im Internetauftritt der Gemeinde Biebertal (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive), abgerufen im September 2015.
  3. Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 67 (Online bei google books).
  4. Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen (GVBl. II 330–28) vom 13. Mai 1974. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 17, S. 237 ff., § 16 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,2 MB]).
  5. Hauptsatzung der Gemeinde Biebertal. (PDF; 22 kB) S. §5, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Königstberg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkte 1&1#41; und 6b&1#41; (google books).
  10. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 202 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  11. Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 8 f., 428 (Online bei google books).
  12. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 266 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  13. Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 420 (online bei Google Books).
  14. Art. 14 des Friedensvertrages zwischen dem Großherzogthum Hessen und dem Königreiche Preußen vom 3. September 1866 (Hess. Reg.Bl. S. 406–407http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10510194~SZ%3D412~doppelseitig%3D~LT%3DHess.%20Reg.Bl.%20S.%20406%E2%80%93407~PUR%3D)
  15. Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim vom 26. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1094–1103)
  16. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Herzogthum Nassau und den vormals Großherzoglich Hessischen Gebietstheilen, mit Ausschluß des Oberamtsbezirks Meisenheim, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 218–220http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D234~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20218%E2%80%93220~PUR%3D)
  17. Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878 (PrGS 1878, S. 275–283)
  18. Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 220 ff. (Online in der HathiTrust digital library).
  19. Ortsbeirat Frankenbach. In: Internetauftritt. Gemeinde Biebertal, abgerufen im November 2018.
  20.  Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!
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