Flughafen Luxemburg
Der internationale Flughafen Luxemburg, inoffiziell meist nach einer benachbarten Ortschaft kurz Findel genannt, ist der einzige internationale Flughafen in Luxemburg. Seine Anfänge reichen in die 1930er Jahre zurück.
Flughafen Luxemburg | |
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Kenndaten | |
ICAO-Code | ELLX[1] |
IATA-Code | LUX |
Koordinaten | |
Höhe über MSL | 376 m (1.234 ft) |
Verkehrsanbindung | |
Entfernung vom Stadtzentrum | 6 km östlich von Luxemburg (Stadt) |
Straße | A1 |
Nahverkehr | Stater Tram (Städtische Straßenbahn) (geplant 2024), Buslinie 29 |
Basisdaten | |
Eröffnung | 1947 |
Betreiber | Société de l’Aéroport de Luxembourg S.A. |
Passagiere | 4.416.038 (2019)[2] |
Luftfracht | 853.354 t (2019)[2] |
Flug- bewegungen | 94.985 (2019)[2] |
Start- und Landebahn | |
06/24 | 4002 m × 60 m Asphalt[1] |
Lage und Verkehrsanbindung
Der Flughafen liegt auf den Gemarkungen der Gemeinden Sandweiler (Allgemeine Luftfahrt), Niederanven (Passagier- und Cargobereiche) und Luxemburg (nur Start-/Landebahn).
Das Stadtzentrum von Luxemburg ist sechs Kilometer, die deutsche Stadt Trier 40 km entfernt. Die Buslinien 6 und 16 über den Kirchberg bzw. Cents-Pulvermühle verbinden in dichter Taktfolge den Flughafen mit der Innenstadt und dem Bahnhof. Die Fahrzeit zum Bahnhof beträgt jeweils ca. 20 Minuten.[3][4][5]
Eine Zuganbindung zum Bahnhof Luxemburg und zum Kirchberg-Plateau war für 2019 geplant.[6][7] Der Flughafenbahnhof wurde schon im Zuge des Neubaus des Terminals A 2009 im Rohbau erstellt.[8] Später distanzierte sich die Regierung von den Plänen, sodass die Zugverbindung nicht realisiert wird. Der bereits bestehende unterirdische Bahnhof soll zu einem Datacenter umgebaut werden.[9] Bis zum Jahr 2024 soll jedoch eine Tramverbindung zwischen Hauptbahnhof und Flughafen bestehen.[10]
Fluggesellschaften und Ziele
Seit 1955 wurde Luxemburg von der isländischen Fluggesellschaft Loftleiðir (später Icelandair) im Linienverkehr angeflogen[11] und wurde alsbald zum Ausgangspunkt für deren Europa-Nordamerika-Route mit Zwischenlandung in Island, anfangs mit DC-4, dann mit DC-6 und anderen Typen. Dabei unterbot Loftleiðir die Preise europäischer staatlicher Fluggesellschaften trotz deren Widerstand[11] und wurde zur ersten Billigfluggesellschaft auf der Nordatlantik-Route. Nach Deregulierung des Flugverkehrs und allgemeinem Preisverfall wurde diese Verbindung 1999 als nicht mehr profitabel eingestellt.[11]
Neubau
2005 begannen die Bauarbeiten am Terminal A, das für knapp drei Millionen Passagiere ausgelegt ist. Die Kosten dafür beliefen sich auf insgesamt 322 Millionen Euro (Terminal A, Blockheizkraftwerk, Tiefgarage und Eisenbahntunnel). Die Inbetriebnahme des Terminals A erfolgte am 21. Mai 2008.
Das am 26. Mai 2004 eröffnete Terminal B ist seit 2017 wieder in Betrieb. Die Fußgängerbrücke wurde fertiggestellt und es verbindet jetzt ein 200 m langer Rollteppich beide Terminals. Im Terminal B befindet sich ein weiterer Duty-Free Shop.
Der Flughafen Luxemburg wird von der Luftfahrtbehörde ANA (Administration de la navigation aérienne),[1] die am 1. Januar 2008 aus der ehemaligen Flughafenverwaltung (Administration de l’Aéroport) hervorging, und der privaten Gesellschaft Société de l’Aéroport (Luxairport) verwaltet. ANA kümmert sich um Betrieb und Wartung der für die Luftfahrt benötigten technischen Installationen am Boden und um die Kontrolle des Flugbetriebs und des Luftraums. Zudem betreibt sie die Flughafenfeuerwehr und eine Wetterbeobachtungs- und -vorhersagestation. Luxairport ist für Bau, Instandhaltung und Betrieb der nicht für Flugsicherung und Flugbetrieb genutzten Infrastruktur zuständig. Die Luftfahrtbehörde ANA unterhält acht Abteilungen. Diese sind ADMIN (Verwaltung), OPS (Operations), ATC (Air Traffic Control), CNS (Communication, Navigation, Surveillance), früher RAD (Radiotechnik) genannt, ELE (Elektrotechnik), SIS (Feuerwehr), ENT (Instandhaltung) und MET (Wetterdienst).
Die Straßenbauverwaltung (Ponts et Chaussées) hat ebenfalls eine von der Luftfahrtbehörde ANA unabhängige Abteilung am Flughafen. Außerdem unterhalten sowohl die Polizei mit der Unité de la police de l’aéroport (UPA) als auch der Zoll Abteilungen im Bereich des Flughafens.
Die Luftfahrtbehörde ANA betreibt auf dem Gelände des Flughafens ein eigenes Mittelspannungsnetz mit einer Nennspannung von 3 kV. Ausgehend von einem zentralen Einspeisepunkt wird die von der luxemburgischen Stromgesellschaft CEGEDEL auf der 20-kV-Ebene gelieferte elektrische Energie über 630-kVA-Transformatoren auf 3 kV heruntergespannt und im Ringnetz verteilt. Dabei werden insgesamt acht Mittelspannungsstationen beliefert. Lux-Airport wird daneben eine eigene Kraft-Wärme-Kopplungsanlage in Betrieb nehmen.
Technisches
Ausstattung
Der Flughafen verfügt über eine 4000 m lange Landebahn in Richtung 06/24 und ist mit einem Instrument Landing System (ILS),[1] einem VOR (Kennung LUX)[1] und einem Doppler-VOR-System (DVOR) ausgestattet. Ein weiterer DVOR steht in etwa 35 km Entfernung zum Flughafen unweit der Stadt Diekirch (Kennung DIK).[1]
Der ICAO-Referenzcode der Start- und Landebahn des Flughafens, bestehend aus zwei Code-Elementen, der Code-Ziffer und des Code-Buchstaben, lautet 4 bzw. E. Das bedeutet, dass die Referenzdistanz des Flugzeugs (die Länge der Piste, die es für Start und Landung braucht) 1800 m oder mehr, die Flügelspannweite zwischen 52 m und 65 m und die Fahrwerkbreite zwischen 9 m und 14 m betragen kann. Im Hinblick auf den neuen Airbus A380 wurde demnach eine Erweiterung des Code-Buchstaben auf F vollzogen, wegen der Bestellung von Cargolux über mindestens 13 Boeing 747-8F, die ohnehin auch eine breitere Bahn benötigt (65 m bis 80 m Spannweite, respektiv 14 m bis 16 m Fahrwerkbreite).
Die Landerichtung 24 (240°) ist für die Betriebsbedingungen der ILS-Kategorie 3 ausgelegt und erlaubt Starts und Landungen auch bei geringsten Sichtweiten (125 m Landebahnsichtweite)[1] und Entscheidungshöhen. Auf dieser Seite der Landebahn existiert auch eine in die Landebahn eingelassene sogenannte „Touch-Down“-Beleuchtung. Beide Landerichtungen sind mit einem PAPI-System ausgestattet.[1] Dabei handelt es sich um eine visuelle Landehilfe, die für einen 3-Grad-Anflugwinkel ausgelegt ist und die das Glide-Slope bzw. Glide-Path-System des ILS ergänzt.
Die 1992 errichtete Radaranlage wurde nach Beschluss des Ministerrates von September 2004 ersetzt, da einerseits die im Bau befindliche Wartungshalle der Firma Cargolux das alte Radar behindern würde und weil das System zu einem guten Teil veraltet war. Der Neubau der Radaranlage wurde im Juni 2007 fertiggestellt.
Die Rollwege (Taxiway; Twy) des Flughafens tragen die Bezeichnungen A, B1, B2, B3, B4, C, D1, D2, E, F, G, H, I.[1] Die Bezeichnung des Rollweges I (India) ist umstritten, weil die Internationale Zivile Luftfahrtorganisation (ICAO) hier eine Verwechselungsgefahr mit der Zahl „1“ und dem Buchstaben „J“ sieht.
Im Zusammenhang mit dem Bau der Cargolux Maintenance Facility sollen ebenfalls die Rollwege H und I grundüberholt werden. Dabei soll insbesondere der Rollweg I schmaler gestaltet werden. Der Rollweg H (Hotel) soll hingegen auf eine Breite von 25 m erweitert werden, was den Bedingungen für den Code-Buchstaben F entsprechen würde.
Flugwetterdienst
Die meteorologische Station des Flugwetterdienstes am Flughafen ist rund um die Uhr besetzt und erstellt neben den Wetterdiensten für die Luftfahrt unter dem Namen MeteoLux auch Wettervorhersagen und Wetterwarnungen für die breite Öffentlichkeit.[13]
Verkehrszahlen
Jahr[16] | Passagiere | Fracht in t | Flugbewegungen |
---|---|---|---|
1950 | 6.525 | 436 | 3.602 |
1960 | 55.591 | 312 | 14.125 |
1970 | 476.938 | 2.486 | 26.035 |
1980 | 670.159 | 60.852 | 54.604 |
1990 | 1.072.264 | 143.667 | 62.714 |
2000 | 1.669.484 | 500.811 | 85.511 |
2001 | 1.625.323 | 510.964 | 86.165 |
2002 | 1.522.458 | 579.708 | 83.597 |
2003 | 1.461.140 | 657.255 | 91.724 |
2004 | 1.521.806 | 712.985 | 89.074 |
2005 | 1.573.825 | 742.766 | 89.657 |
2006 | 1.613.475 | 752.635 | 87.770 |
2007 | 1.642.848 | 856.740 | 82.060 |
2008 | 1.696.011 | 788.224 | 83.141 |
2009 | 1.551.315 | 628.667 | 81.619 |
2010 | 1.630.027 | 705.370 | 80.494 |
2011 | 1.791.231 | 656.931 | 83.405 |
2012 | 1.919.694 | 615.812 | 81.163 |
2013 | 2.197.331 | 673.823 | 80.397 |
2014 | 2.467.864 | 708.427 | 84.222 |
2015 | 2.687.566 | 737.625 | 85.031 |
2016 | 3.022.918 | 802.426 | 86.402 |
2017 | 3.599.390 | 897.569 | 89.944 |
2018 | 4.036.878 | 895.079 | 94.586 |
2019 | 4.416.038 | 853.354 | 94.985 |
Zwischenfälle
- Am 22. Dezember 1969 verunglückte eine Vickers Viscount 815 der luxemburgischen Luxair (Luftfahrzeugkennzeichen LX-LGC) bei der Landung auf dem Flughafen Luxemburg. Die aus Frankfurt kommende Maschine geriet von der rutschigen Landebahn ab, woraufhin das Bugfahrwerk zusammenbrach und das Flugzeug irreparabel beschädigt wurde. Alle Insassen überlebten.[17]
- Am 29. September 1982 kam eine Iljuschin Il-62 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen CCCP-86470 rechts von der Landebahn 06 ab und fing Feuer, nachdem kurz vor der Landung die Schubumkehr des Triebwerks Nr. 1 versagte. Die Maschine sollte von Moskau über Luxemburg nach Lima fliegen. Sieben Menschen starben, 26 wurden verletzt. Die restlichen 44 Passagiere blieben unversehrt (siehe auch Aeroflot-Flug 343).[18]
- Am 3. Oktober 1988 brach durch ein Stück Eis ein Fenster einer Swearingen Metro III auf dem Luxair-Flug LG362 von Genf nach Luxembourg, die Piloten mussten in Metz notlanden.
- Am 15. August 1992 zwang ein Vogelschlag am Motor einer Boeing 737 der Luxair nach dem Start in Luxemburg mit Ziel Palma de Mallorca, das Flugzeug wieder in Luxemburg zu landen.
- Am 4. August 1995 verlor eine Embraer EMB 120 Brasilia der Luxair (von Wien über Straßburg nach Luxemburg) über Fennange den Propeller des rechten Motors und das Fahrwerkgehäuse. Trotz dieses Zwischenfalls funktionierten alle anderen Systeme im Flugzeug weiterhin normal und die Piloten landeten sicher ohne weitere Konsequenzen am Flughafen Luxemburg.[18]
- Am 6. November 2002 stürzte eine Fokker 50 LX-LGB der Luxair mit der Flugnummer LG9642/LH2420 beim Endanflug auf Piste 24 aus Berlin-Tempelhof kommend bei dichtem Nebel ab. Von den Insassen kamen 20 Menschen ums Leben, der Kapitän und ein weiterer Passagier aus dem hinteren Bereich wurden schwer verletzt. Dies war der bisher schwerste Unfall in der luxemburgischen Luftfahrt.[19]
- Am 8. Dezember 2002 bekam eine Fokker 50 der Luxair auf dem Weg von Luxembourg nach Genf Probleme mit dem Kabinendruck, konnte aber wieder sicher in Luxemburg landen.
- Am 23. September 2003 kam eine Embraer ERJ 145 LX-LGZ der Luxair mit der Flugnummer LG8852 aus Wien kommend nach der Landung um 08:39 Uhr nach 1500 m rechter Hand von der Bahn 06 ab und durchbrach einen Zaun. Von den acht Passagieren, zwei Stewardessen und zwei Piloten an Bord wurde keiner verletzt.[20]
- Am 21. Januar 2010 streifte eine Boeing 747-400 LX-OCV (Cargolux Flug 7933) einen Transporter während des Landeanflugs auf den Flughafen. Das Zusammentreffen verursachte einen schweren Reifenschaden am Flugzeug und einen hohen Sachschaden am Fahrzeug. Die drei Besatzungsmitglieder und zwei Arbeiter am Transporter blieben unverletzt. Drei Untersuchungen gingen dem Vorfall nach.[21]
- Am 20. Januar 2011 prallte das Heck der De Havilland DHC-8-400 LX-LGA der Luxair bei der Landung auf die Bahn, das Flugzeug wurde für etwa vier Wochen nach Maastricht zur Reparatur geschickt.[22]
Weitere luxemburgische Flugplätze
Der luxemburgische Flugplatz Nörtringen sowie der Flugplatz bei Useldingen besitzen Graspisten. Bis 1954 bestand auch noch der Flughafen Esch-sur-Alzette in Esch an der Alzette. Bis 2015 gab es in Medernach eine Graspiste für Ultraleichtflugzeuge.
Weblinks
- Website des Flughafens (französisch, englisch, deutsch)
- Website der Flughafenverwaltung (französisch, englisch)
- Website des Flugwetterdienstes (französisch)
Einzelnachweise
- Belgocontrol AIM: eAIS Package ELLX – LUXEMBOURG / Luxembourg vom 16. Juli 2020. Abgerufen am 23. Juli 2020.
- Global Evolution of activities 1946-2019. Le gouvernement du Grand-Duché de Luxembourg – Ministère de la Mobilité et des Travaux publics, abgerufen am 24. Juni 2020 (französisch).
- Übersicht der Buslinien. (PDF) Ville de Luxembourg, abgerufen am 28. Mai 2021.
- Fahrplan der Linie 6. Ville de Luxembourg, abgerufen am 28. Mai 2021 (französisch).
- Fahrplan der Buslinie 16. (PDF) Ville de Luxembourg, abgerufen am 28. Mai 2021 (französisch).
- Zwölf Meter Tunnelwand pro Woche. 11. Juli 2009, abgerufen am 28. Mai 2021.
- Anfahrt zum Flughafen – mit der Bahn (in Planung). (Memento vom 25. Dezember 2008 im Internet Archive) In: lux-airport.lu, abgerufen am 1. November 2011
- Station / Gare / Bahnhof Findel. In: rail.lu. Abgerufen am 28. Mai 2021.
- Flughafen Findel: Eine Zukunft für den Geisterbahnhof. 21. Juni 2016, abgerufen am 28. Mai 2021.
- Tramstrecke Richtung Flughafen wird konkret. 22. Oktober 2021, abgerufen am 21. Dezember 2021.
- Loftleiðir komu Lúxemborg á kortið (etwa: Loftleiðir machte Luxemburg bekannt) (isländisch) Morgunblaðið. 22. Mai 2005. Abgerufen am 13. August 2018.
- cargolux.com – Network & Offices (englisch), abgerufen am 18. Dezember 2019.
- Daniel Conrad: „MeteoLux“: Wetterdienst mit Sitz am Findel schafft Leitlinien für effizientere Vorhersagen. In: mywort.lu. Verlag Saint-Paul Luxembourg s. a., 12. Dezember 2012, abgerufen am 4. Juli 2013.
- Radio frequencies at Luxemburg Airport (Memento vom 10. August 2011 im Internet Archive)
- Chronologie Aéronautique. In: AERO 100. Abgerufen am 28. Mai 2021.
- Administration de la Navigation Aérienne (ANA), Statistik Evolution globale des activités, PDF, 283 KB. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 13. März 2014; abgerufen am 28. Juni 2015.
- Flugunfalldaten und -bericht Viscount 815 LX-LGC im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 27. März 2021.
- Chronologie Aéronautique. In: AERO 100. Abgerufen am 28. Mai 2021.
- Flugunfalluntersuchung (Memento vom 24. November 2011 im Internet Archive)
- Portail TRANSPORTS - Luxembourg. Abgerufen am 15. Mai 2021 (französisch).
- Accident: Cargolux B744 at Luxembourg on Jan 21st 2010, touched van on runway during landing. Abgerufen am 15. Mai 2021.
- Aero International Zeitschrift