Fenchole
Fenchole (1,3,3-Trimethyl-2-nor-bornanole) sind bicyclische Monoterpen-Alkohole mit der Summenformel C10H18O und der Molaren Masse von 154,25 g·mol−1. Von dem mit Borneol isomeren Naturstoff existieren vier Stereoisomere, nämlich die α-Fenchole [(+)- und (−)-α-Fenchol] sowie die β-Fenchole [(+)- und (−)-β-Fenchol], bei denen die Hydroxygruppe oberhalb der Ebenen des Sechsrings steht.[1] Sie kommen z. B. im Rosmarin, Hopfen, Muskatnussöl und im Kiefernöl sowie Früchten wie der Limette,[2] der Grapefruit und Schale der Orange[3] vor.
Eigenschaften
Natürliches, aus Pflanzen extrahiertes Fenchol ist immer ein Gemisch der vier verschiedenen Isomere (CAS-Nummer: 1632-73-1) mit insgesamt Campher-artigem Geruch,[4] dessen Zusammensetzung von der Pflanzenspezies abhängt. Daher gibt es auch für das Gemisch keinen definierten Schmelzpunkt (Bereich von 35 bis 40 °C) oder Siedepunkt (~ 200 °C).[5] Die Einzelisomere besitzen jeweils einen eigenen Geruch, der von limonenartig über campherartig bis zu holzartig, erdig reicht. Der Geschmack ist bitter und limettenartig.[3] In Wasser sind die Fenchole nahezu unlöslich, in Ethanol hingegen gut löslich. Das (+)-α-Isomer wirkt reizend auf Augen, Haut und Schleimhäute.[6]
Isomere
Fenchole | ||||||||||||||
Kurzname | (+)-α-Fenchol | (−)-α-Fenchol | (±)-α-Fenchol | (±)-α/β-Fenchol | (+)-β-Fenchol | (−)-β-Fenchol | (±)-β-Fenchol | |||||||
IUPAC-Name | (+)-(1R,2R,4S)-α-Fenchol | (−)-(1S,2S,4R)-α-Fenchol | (+)-(1S,2R,4R)-β-Fenchol | (−)-(1R,2S,4S)-β-Fenchol | ||||||||||
Strukturformel | 1:1-Gemisch aus (+)-α-Fenchol und (−)-α-Fenchol | Nicht näher definiertes Gemisch von vier Stereoisomeren | 1:1-Gemisch aus (+)-β-Fenchol und (−)-β-Fenchol | |||||||||||
CAS-Nummer | 2217-02-9 | 512-13-0 | 36386-49-9 | 1632-73-1 | 64439-31-2 | 470-08-6 | 36386-50-2 | |||||||
Aggregatzustand | fest | flüssig | ||||||||||||
Kurzbeschreibung | farbloser Feststoff | farbloses Öl | ||||||||||||
Schmelzpunkt | 47–47,5 °C[7][1] | 43,7–48,5 °C[7] | 38 °C[7] | 35–40 °C[5] | 26–27 °C[7] | 7–8 °C[7] | 6 °C[7] | |||||||
Siedepunkt | 94 °C (20 mmHg)[7] | 200 °C[7] | ~200 °C[5] | 201 °C[7] | ||||||||||
Löslichkeit | unlöslich in Wasser, löslich in Ethanol | |||||||||||||
Geruch | holzartig, erdig[8] campherartig[9] | charakteristisch[5] limonenartig[7] | ||||||||||||
GHS- Kennzeichnung |
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H- und P-Sätze | siehe oben | siehe oben | 315‐319‐335 | keine H-Sätze | siehe oben | siehe oben | siehe oben | |||||||
siehe oben | siehe oben | keine EUH-Sätze | keine EUH-Sätze | siehe oben | siehe oben | siehe oben | ||||||||
siehe oben | siehe oben | 261‐305+351+338 | keine P-Sätze | siehe oben | siehe oben | siehe oben | ||||||||
Darstellung, Reaktionen und Verwendung
Fenchole können durch Reduktion von Fenchon mit Natrium in Ethanol dargestellt werden. Durch Dehydratisierung von Fencholen entstehen die selten in Ätherischen Ölen vorkommenden, ungesättigten Fenchene.[11]
(−)-α-Fenchol wird als Komponente von Parfums eingesetzt.[8] Auch im Bergamottöl sind geringe Mengen Fenchole enthalten. In Kosmetikprodukten wird (±)-α/β-Fenchol in der Liste der Inhaltsstoffe als FENCHYL ALCOHOL (INCI)[12] aufgeführt.
Natürliches Fenchol besitzt in den Vereinigten Staaten eine Einstufung als FEMA GRAS (Generally Reported As Safe, FEMA GRAS#2480)[13] und kann damit als Lebensmittelzusatzstoff eingesetzt werden. 2003 wurden in den USA 316,67 Pfund (= 143,6 kg) Fenchole als Geruchsstoffe verbraucht; die erlaubte Tagesdosis wurde auf 0,533 mg festgelegt.[14]
Einzelnachweise
- Eintrag zu Fenchol. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 13. Juni 2014.
- Michèle Lees: Food authenticity and traceability.Woodhead Publishing, 2003, ISBN 978-1-85573-526-2, S. 208.
- George A. Burdock: Encyclopedia of Food and Color Additives. CRC Press, 1996, ISBN 978-0-8493-9416-4, S. 1091.
- TheGoodsCompany: Fenchol
- Datenblatt Fenchole (PDF) bei Carl Roth, abgerufen am 14. Dezember 2010.
- J.I.G. Codagan, J. Buckingham, F. J. MacDonald, P. H. Rhodes: Dictionary of organic compounds. 6. Auflage, S. 6288, CRC Press, 1996, ISBN 978-0-412-54090-5.
- S. Yanna: Dictionary of Food Compounds with CD-ROM: Additives, Flavors, and Ingredients. CRC Press, 2003, ISBN 978-1-58488-416-3, S. 1394–1395
- TheGoodsCompany: Data for (-)-alpha-fenchol
- Claudia Synowietz (Hrsg.): Taschenbuch für Chemiker und Physiker. begründet von Jean d’Ans, Ellen Lax. 4. Auflage. Band II: Organische Verbindungen. Springer, Berlin 1983, ISBN 3-540-12263-X.
- Datenblatt Fenchyl alcohol bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 29. April 2011 (PDF).
- Universität Erlangen: Naturstoffchemie: Terpene (Memento vom 3. Dezember 2008 im Internet Archive), Vorlesungsscript.
- Eintrag zu FENCHYL ALCOHOL in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 1. November 2021.
- Dictionary of Flavors. 2. Auflage, Wiley-Blackwell, 2009, ISBN 978-0-8138-2135-1, S. 78.
- G. A. Burdock, G. Fenaroli: Fenaroli's handbook of flavor ingredients. 5. Auflage, CRC Press, 2004, ISBN 978-0-8493-3034-6, S. 654.