Duale Hochschule Baden-Württemberg
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist seit dem 1. März 2009 eine staatliche duale Hochschule in Baden-Württemberg, die duale Studiengänge anbietet. Sie ist, unter Einbeziehung aller Studienakademien, die nach Studierendenzahl größte Hochschule des Landes[4] und, wie die meisten Hochschulen in Baden-Württemberg, eine Körperschaft des öffentlichen Rechts.
Duale Hochschule Baden-Württemberg | |
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Gründung | 1. März 2009 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | zwölf Standorte |
Bundesland | Baden-Württemberg |
Land | Deutschland |
Präsidentin | Martina Klärle |
Studierende | 33.506 (WS2020/2021)[1] |
Mitarbeiter | 2.429 |
davon Professoren | 764 (1. Dezember 2020)[2] |
Jahresetat | 265 Mio. € (2019)[2] |
Netzwerke | DFH[3] |
Website | www.dhbw.de |
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Standorte der DHBW (rosa: Außenstellen) |
Die Einrichtung umfasst als staatliche Institution die rechtlich unselbstständigen Studienakademien[5] Heidenheim, Karlsruhe, Lörrach, Mannheim, Mosbach mit der Außenstelle Bad Mergentheim, Ravensburg mit der Außenstelle in Friedrichshafen, Stuttgart mit der Außenstelle Horb sowie Villingen-Schwenningen und den seit 2014 von Mosbach unabhängigen Standort Heilbronn.[6] Das System der mehrere Standorte umfassenden Hochschule wurde in Anlehnung an das US-amerikanische state university system gestaltet.[4] Sitz des Präsidiums ist Stuttgart.
Geschichte
Gemäß der Koalitionsvereinbarung vom 5. Mai 2006 wurden die bestehenden Berufsakademien in die Duale Hochschule Baden-Württemberg umgewandelt. Durch Beschluss des Landtages vom 3. Dezember 2008 wurde das Gesetz über die Hochschulen in Baden-Württemberg (Landeshochschulgesetz) zum 1. März 2009 entsprechend geändert. Der Wegfall des Hochschulrahmengesetzes eröffnete den notwendigen rechtlichen Spielraum, die Berufsakademie ohne Verzicht auf deren bisherige Strukturmerkmale umzuwandeln.[7] Präsidenten waren bisher Hans Wolff (Gründungspräsident, 2009–2010), Reinhold R. Geilsdörfer (2010–2016) und Arnold van Zyl (2016–2022). Seit dem 1. Februar 2022 amtiert Frau Prof. Dr. Martina Klärle als Präsidentin der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.[8]
Bachelor-Studium
Das duale Bachelor-Studium besteht aus einem akademischen Studium sowie einem Praxisteil, der in einem externen Betrieb stattfindet. Theorie- und Praxisphasen sind miteinander inhaltlich verknüpft und wechseln im Rhythmus von etwa drei Monaten.
Der Betrieb, auch als Dualer Partner bezeichnet, kann ein Unternehmen oder eine öffentliche Einrichtung sein, der von der Hochschule als personell und sachlich geeignet befunden wurde. Die Bewerber schließen einen dreijährigen Ausbildungsvertrag mit dem Dualen Partner ab, bei dem die Hälfte der Ausbildung stattfindet. Der Ausbildungsvertrag wird von der Hochschule vorgegeben und ist für den Betrieb bindend. Den Studenten wird daher auch ein Lohn bezahlt. Dessen Höhe richtet sich nach der Branche und dem Betrieb.[9]
Die spezifische Ausgestaltung des dualen Studiums an der DHBW (verknüpfte Theorie- und Praxisphasen und zugleich Ausbildungsvertrag der Studierenden mit nur einem Dualen Partner während der gesamten Ausbildungsdauer) stellt eine Sonderform im Bereich Cooperative Education dar, die als Job Integrated Learning bezeichnet wird.[10]
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg verleiht nach Abschluss des dreijährigen Studiums den Bachelor als akademischen Grad;[11] je nach Studiengang den Bachelor of Arts, Bachelor of Engineering oder Bachelor of Science. Die Hochschule hat allerdings kein Promotionsrecht und kein Habilitationsrecht.
Aktuell werden in über 30 Studiengängen etwa 100 Studienrichtungen aus den Bereichen Wirtschaft, Technik, Sozialwesen und Gesundheit angeboten.
Zulassungsvoraussetzungen
Voraussetzung für ein Studium ist in erster Linie der Abschluss eines Ausbildungsvertrages mit einem Dualen Partner der DHBW. Es ist zudem die allgemeine Hochschulreife oder die fachgebundene Hochschulreife für den entsprechenden Studiengang nötig. Der Hochschulzugang ist in bestimmten Fällen auch für qualifizierte Berufstätige ohne Hochschulzugangsberechtigung möglich.[12]
Akkreditierung
Die DHBW lässt die Akkreditierung durch die Zentrale Evaluations- und Akkreditierungsagentur durchführen. An der dualen Hochschule werden in Intensivstudiengängen pro Studienjahr 70 anstatt, wie an vielen anderen Hochschulen üblich, 60 ECTS-Punkte vergeben. Damit werden in sechs statt sieben Semestern 210 Punkte für den Bachelor-Abschluss erreicht.[13]
Die DHBW ist seit Dezember 2011 von der ZEvA systemakkreditiert. Damit ist die DHBW die erste Hochschule in Baden-Württemberg und die dritte in Deutschland, für die eine Systemakkreditierung ausgesprochen wurde.[13]
Nachgraduierung
An den früher verliehenen Abschlüssen der Berufsakademie änderte sich durch die Errichtung der DHBW nichts. Die früheren Absolventen einer Berufsakademie können jedoch ihr Diplom (BA) als staatliche Abschlussbezeichnung in den entsprechenden akademischen Grad Diplom (DH) der dualen Hochschule auf Antrag nachgraduieren lassen. Das verliehene Kürzel (DH) kann dabei nicht weggelassen werden, da akademische Grade so zu führen sind, wie sie verliehen wurden. Das Diplom (BA) kann nicht in einen Bachelorabschluss nachgraduiert werden.[14]
Master-Studium
Zur Weiterqualifizierung bietet die Duale Hochschule Baden-Württemberg duale Master-Studiengänge in den Fachbereichen Wirtschaft, Technik und Sozialwesen an. Die Masterstudiengänge werden vom Center for Advanced Studies (DHBW CAS) organisiert und durchgeführt.[15]
Das duale Master-Studium wird berufsintegrierend und berufsbegleitend durchgeführt. Im Gegensatz zum dualen Bachelor-Studium sind die Studierenden nur für 2–3 Präsenztage pro Monat an der Hochschule. Die übrige Zeit arbeiten sie bei ihrem Arbeitgeber (auch Dualer Partner genannt). Die Berufsintegration besteht darin, dass der Arbeitgeber durch Projekt- und Studienarbeiten eng in das Master-Studium eingebunden ist.[16]
Die Regelstudienzeit des Master-Studiums beträgt vier Semester. Das Studium kann in den meisten Studiengängen zum Sommer- und zum Wintersemester gestartet werden.
Organisation
Die Hochschule verfügt über die folgenden Gremien: Aufsichtsrat, Vorstand mit einem Präsidenten als Vorsitzenden sowie ein Senat. Dem Aufsichtsrat gehören 17 Mitglieder an, wobei mindestens acht Mitglieder aus den Reihen der Unternehmen und Einrichtungen kommen (als betriebliche Vorsitzende der Hochschulräte). Außerdem wechselt sich ein Beauftragter des Ministeriums mit einem Vertreter der dualen Partner im Vorsitz ab. In den Hochschulräten (bisherige Duale Senate) ist die Zahl der Vertreter der Studienakademie immer gleich mit der Zahl der Unternehmens- bzw. Institutionsvertreter. Über akademische Fragen, wie z. B. die Einrichtung neuer oder die Modernisierung bestehender Studiengänge, entscheidet der Senat. Auch in diesem sind die dualen Partner durch drei Mitglieder (Vorsitzende oder stellvertretende Vorsitzende der Fachkommissionen) vertreten.
Unterschiede zur Berufsakademie
- Im Gegensatz zur bisherigen Organisation der Berufsakademien sind nun auch die Ausbildungsstätten Hochschulmitglieder und somit in den Gremien vertreten.
- Die duale Hochschule ist eine Hochschule im Gegensatz zur Berufsakademie und verleiht daher akademische Grade anstelle von staatlichen Abschlussbezeichnungen.
- Die duale Hochschule soll kooperative Forschungsprojekte durchführen.[17]
- Die Besoldung der Professoren wird schrittweise auf die Besoldungsgruppe W2 umgestellt.[18] Die Bezüge können durch private Drittmittel aufgestockt werden.[19]
Duale Partner
Rund 9.000 Unternehmen (2021) arbeiten mit der DHBW als „Duale Partner“ zusammen.[20] Darunter befinden sich sowohl kleine und mittelständische Unternehmen als auch Großunternehmen.
Weblinks
Einzelnachweise
- Bachelor-Studierende aller DHBW Standorte. 1. Oktober 2020, abgerufen am 20. November 2021.
- Jahresbericht der DHBW 2019/2020. (PDF; 5,5 MB) 30. September 2020, abgerufen am 20. März 2021.
- Netzwerk. Liste der Hochschulen im Netzwerk der DFH. In: www.dfh-ufa.org. Deutsch-Französische Hochschule, abgerufen am 3. Oktober 2019.
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Profil (Memento vom 2. Juni 2013 im Internet Archive)
- § 1 DH-ErrichtG (BW) in Verbindung mit § 76 ff. LHG (BW)
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Die Standorte der DHBW (Memento vom 2. September 2011 im Internet Archive)
- Rüdiger Soldt: Der Weg zur „dualen Hochschule“. In: FAZ. 10. Januar 2008, ISSN 0174-4909, S. 10 (online).
- Amtsübergabe an Prof. Dr. Martina Klärle (Memento vom 2. Februar 2022 im Internet Archive), Meldung auf www.dhbw.de, 2. Februar 2022.
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Vorteile einer dualen Partnerschaft: Hochqualifizierte Nachwuchskräfte gesucht? Nehmen Sie die Sache selbst in die Hand! (Memento vom 15. Mai 2013 im Internet Archive)
- Marcus Hoffmann, Brigitte Ilg: Taking Work Integrated Learning (WIL) One Step Further: A Case Study in Job Integrated Learning (JIL). epubli, Berlin 2016, ISBN 978-3-7418-0024-5.
- § 35 Abs. 1 i. V. m. § 1 Abs. 2 LHG
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Zulassungsvoraussetzungen (Memento vom 16. Mai 2013 im Internet Archive)
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Abschlüsse (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- Gesetz zur Errichtung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DH-Errichtungsgesetz – DH-ErrichtG) vom 3. Dezember 2008
- Marcus Hoffmann, Ruth Melzer-Ridinger: Das duale Masterstudium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW). In: Norbert Berthold, Michael Lingenfelder (Hrsg.): WiSt – Wirtschaftswissenschaftliches Studium. 45. Jg., Heft 11. Verlage C.H. Beck und Vahlen, München/Frankfurt am Main 2016, S. 616–619.
- DHBW Center for Advanced Studies: Dualer Master
- Duale Hochschule Baden-Württemberg: Zahlen & Fakten, Kooperative Forschung. Abgerufen am 30. März 2017.
- Art. 3 des Zweiten Gesetzes zur Umsetzung der Föderalismusreform im Hochschulbereich vom 3. Dezember 2008
- PM: Gesetz über die Umsetzung der Föderalismusreform im Hochschulbereich wird in Landtag eingebracht (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) , Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, 22. Oktober 2008.
- Wir über uns: Zahlen & Fakten – Infos zur DHBW. Abgerufen am 20. März 2021.