Dingden
Dingden ist ein Ortsteil der Stadt Hamminkeln. Neben dem Dorf Dingden gehören zum Ort auch die Bauerschaften Berg, Nordbrock, Lankern sowie die Dorfbauerschaft.
Dingden Stadt Hamminkeln | ||
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Höhe: | 24 (20–47,5) m | |
Fläche: | 41 km² | |
Einwohner: | 7114 (31. Dez. 2017) | |
Bevölkerungsdichte: | 174 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 1975 | |
Postleitzahl: | 46499 | |
Vorwahlen: | 02852, 02871 | |
Lage von Dingden in Nordrhein-Westfalen | ||
Dingden, die St.-Pankratius-Kirche und Gasthof Küpper |
Geschichte
1161 wurde der Ritter Gerlach, ein Mitglied des Geschlechtes der Edlen von Dingden, in einer Urkunde erwähnt. Mehrere Nachfahren nennen sich Sueder. Sueder I. nahm im Jahre 1217 am Kreuzzug von Damiette teil. In Ägypten verschenkte er seinen Haupthof in Lankern an den Deutschen Ritterorden. Die Dingdener wurden Ministeriale des Fürstbischofs von Münster, Hofbeamte der bischöflichen Verwaltung. Wichtige Urkunden des Bischofs, der inzwischen zu einem starken weltlichen Herrscher geworden war, trugen die Unterschrift eines Dingdener Herren. Zwischen dem Fürstbischof von Münster und dem Herzog von Kleve gab es lange Zeit große Spannungen. Die Dingdener gerieten in diesen Konflikt und verloren zunehmend an Einfluss und Besitz.
Drei Gerichtsplätze der Dingdener Gerichtsherren sind bekannt, und zwar in Dingden, Brünen und Bocholt. An der Stelle, wo sich heute die Einkaufspassage „Neutor-Platz“ in Bocholt befindet, saßen die Dingdener zu Gericht. In alten Karten wird diese Stelle noch als „bei den Dingbänken“ bezeichnet. Wo sich in Dingden damals der Gerichtsplatz befunden hat, ist nicht genau bekannt, doch gibt es Anhaltspunkte dafür, dass man in der Nähe der Kirche tagte. Neben der Kirche verläuft die Thingstraße, also die Straße am Thing.
Bedeutung des Namens
Für den Ortsnamen existierten im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Schreibweisen: Dingede, Dingethe, Dinkethe oder auch Thingethe. In allen Formen ist aber der Begriff Ding oder Thing enthalten. Damit wurden in germanischer Zeit die Volksversammlung der freien und wehrhaften Männer sowie die Gerichtsstätten bezeichnet.
Siedlungsgeschichte
Die Dingdener Bauerschaft Lankern ist wohl das älteste Siedlungsgebiet von Dingden. Unter dem Grundbesitz des Klosters Werden an der Ruhr wurde im 10. Jahrhundert ein Besitz in Longhere (Lankern) erwähnt. Im Jahr 1330 wurde Dingden, villa Dingede, zum ersten Mal als Dorf urkundlich erwähnt. Neben dem Dorf bildete sich die Dorfbauerschaft. Weitere Bauerschaften entstanden in Berg sowie in Nordbrock. Um die Zugehörigkeit von Nordbrock stritten sich bis ins 19. Jahrhundert die Gemeinden Dingden und Brünen. Im 19. Jahrhundert siedelten sich Gewerbe und Industrie an, so änderte der Ort seine bis dahin rein landwirtschaftlich geprägte Struktur. Dazu beigetragen hat im Jahr 1876 die Eröffnung der Bahnstrecke Wesel–Bocholt – Bocholter Bahn – von Wesel über Bocholt nach Winterswijk mit den Bahnstationen Dingden und Lankern. Letztere wurde nach dem Zweiten Weltkrieg aufgegeben.
Territorial- und Verwaltungszugehörigkeit
Dingden gehörte von jeher zu Westfalen. Nach Auflösung des Fürstbistums Münster gelangte die Gemeinde unter die Herrschaft des Fürstentums Salm. Nach dessen Annexion durch das Kaiserreich Frankreich erlangte es 1811 als Mairie die politische Selbstständigkeit, die sie als "Bürgermeisterei" oder "Amt" bis zum 31. Dezember 1974 behielt. Im Jahr 1816 wurde die Gemeinde Dingden in den preußischen Altkreis Borken in der Provinz Westfalen eingegliedert. Im Rahmen der kommunalen Neuordnung (§ 5 des Niederrhein-Gesetzes) wurde die Gemeinde Dingden zum 1. Januar 1975 aufgelöst. Dingden bildet seitdem mit Brünen, Hamminkeln, Loikum, Mehrhoog, Ringenberg und Wertherbruch die heutige Stadt Hamminkeln im niederrheinischen Kreis Wesel.[1][2]
Politik
Wappen
Das Dingender Wappen, das in den 1930er Jahren entworfen wurde, soll an die Zeit des früheren Gerichtsplatzes erinnern. Zu beiden Seiten einer Linde auf einem Dreiberg, unter der früher Gericht gehalten wurde (→ Gerichtsbaum), steht je ein rotes Richtschwert, was verdeutlichen soll, dass auch die Todesstrafe verhängt werden konnte. Es gibt mehrere Flurbezeichnungen, die darauf hinweisen, dass in Dingden tatsächlich hingerichtet wurde, z. B. das Galgenschlatt am Küning, das Galgenschlatt in der Heide oder der Galgenbaum am Ißhorst. In Dingden wurde noch bis zum Jahre 1803 Gericht gehalten.
Bürgermeister
- 1811 bis 1833: Johann Heinrich Franz Hoffmann (* 30. August 1768 in Dingden, † 17. März 1833 in Dingden), wohnhaft im Haus Am Kirchplatz 6, heute Villa Kunterbunt
- 1833 bis 1851: Otto Held, Bürgermeister zu Rhede, bzw. ab 1843 Amtmann
- 1851 bis 1858: Alexander Franz Mathias Conrads (* 4. Mai 1827 in Borken, † 1897)
- 1858 bis 1862: Otto Held († 18. Mai 1862 in Rhede), Amtmann zu Rhede
- 1862 bis 1867: Anton Bernard Hubert Theben (* 16. Oktober 1836 in Borken, † 1. September 1882 in Drensteinfurt)
- 1867 bis 1881: Albert Effing, Amtmann zu Rhede
- 1881 bis 1883: Grote, Amtmann zu Rhede
- 1883 bis 1913: Clemens August Carl Christoph Lehmeyer (* 26. September 1844 in Werne, † 17. Januar 1913 in Dingden)
- 1. Mai 1913 bis 15. Mai 1919: Josef Vrede, seit 1901 Amtmann zu Rhede
- 1919 bis 19. November 1921: Otto Schöttler, Amtmann zu Rhede (* 25. Dezember 1881 in Rheinbach, † 15. Oktober 1944 in Bonn)
- 1921 bis 1945: Josef Dörner, Amtmann zu Rhede (* 13. Dezember 1899 in Wissen, † 9. März 1973 in Borken)
- 1945: Bernhard Freesmann (* 7. Dezember 1898 in Freckenhorst, † 25. Oktober 1987)
- 3. Oktober 1945 bis 26. Oktober 1948: Heinrich Johann Schlütter (* 30. Dezember 1899 in Dingden, † 11. Mai 1976 in Dingden)
- 26. Oktober 1948 bis 8. November 1956: Johann Heinrich Theodor Klein-Hitpaß (* 14. Mai 1895 in Dingden, † 8. Oktober 1965 in Dingden)
- 8. November 1956 bis 25. November 1969: Heinrich Johann Schlütter
- 25. November 1969 bis 31. Dezember 1974: Bernhard Hoffmann (* 1. Dezember 1912 in Dingden, † 15. Juli 1979 in Dingden)
Sport
Das Volleyball-Frauenteam des SV Blau-Weiß Dingden spielt mit der Saison 2017/2018 seine 5. Saison in der 2. Bundesliga Nord. Die weiblichen Volleyball-Jugendmannschaften haben bis 2018 insgesamt 43-mal an deutschen Meisterschaften teilgenommen. Die 2. Volleyball-Mannschaft der Frauen schaffte 2018 erstmals den Sprung in die 5. höchste deutsche Spielklasse, die Oberliga.
Kirche
Der spätromanische Kirchturm der katholischen St.-Pankratius-Kirche stammt aus dem 12. Jahrhundert. Das Mittelschiff wurde nach dem Zweiten Weltkrieg erneuert, da das vorherige durch Kriegseinwirkung zerstört wurde. Die Einwohner von Dingden gehörten ursprünglich zur Pfarre Bocholt. Die Abtrennung von der Mutterkirche und die Errichtung einer selbständigen Pfarrei in Dingden scheint im 12. oder vielleicht schon 11. Jahrhundert geschehen zu sein. Dingden bestand als eigene Pfarre bereits vor 1230 und wurde 1316 zuerst in Urkunden als solche bezeichnet. Auch während der Reformation blieb die Gemeinde Dingden ebenso wie Loikum dem katholischen Glauben treu. Bis zum Jahr 1923 gehörten die wenigen evangelischen Christen in Dingden der Kirchengemeinde Bocholt an, danach lag die Zuständigkeit bei der evangelischen Gemeinde Ringenberg. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der evangelischen Bürger durch die Aufnahme von Heimatvertriebenen immer mehr an. Dies führte dazu, dass im Jahr 1964 eine evangelische Kirche gebaut wurde.
Persönlichkeiten
Töchter und Söhne
- Jacobus Gerardus Schepers (1798–1863), Titularbischof von Milopotamus
- Joseph Anton Kruse (* 1944), Literaturwissenschaftler, Direktor des Heinrich-Heine-Instituts
- Ulrich Rölfing (* 1958), Maler und Bildhauer
- Maria Klein-Schmeink (* 1958), Politikerin
- Ralf Miggelbrink (* 1959), Theologe
- Wolfgang Buschfort (* 1961), Journalist und Sachbuchautor
- Gabriele Abels (* 1964), Politikwissenschaftlerin
- Claudia Wissmann (* 1964), Lichtkünstlerin
- Thomas Großbölting (* 1969), Historiker
Weitere
- Konstantin zu Salm-Salm (1762–1828), deutscher Fürst, nach ihm ist der Konstantinforst in Dingden benannt
- Wilhelm Wissing (1916–1996), Gründer der Deutschen Landjugendakademie Klausenhof der KLJB
- Jochen Schmauch (1924–1984), Leiter der Deutschen Landjugendakademie Klausenhof der KLJB von 1961 bis 1969
- Wendelin Haverkamp (* 1947), deutscher Kabarettist, Pate des Naturschutzgebiets Dingdener Heide
- Michael Maerker (1955–2005), deutscher Bildhauer, tätig an der Akademie Klausenhof in Dingden
Siehe auch
- Humberghaus, Gedenkstätte und Museum für eine frühere jüdische Familie im Ort
Weblinks
- Dingdener Internetseite
- Dingden auf der Site der Stadt Hamminkeln
- Dingden im GenWiki, ausführliche Linksammlung zu historischen Bezügen
Einzelnachweise
- Niederrhein-Gesetz (§ 5) Webseite des Ministeriums für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen. Aufgerufen am 2. Januar 2016.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 297.