Diesbar (Schiff, 1884)

Der Raddampfer Diesbar wurde 1883 in der Schiffswerft Blasewitz gebaut. Er wurde unter dem Namen Pillnitz, als zweites Schiff mit diesem Namen, mit der Baunummer 18 auf Kiel gelegt. Am 15. Mai 1884 wurde das Schiff in Dienst gestellt. Im Jahr 1927 erhielt es als zweites Schiff den Namen Diesbar. Die Diesbar fährt seit 1993 nach einer umfassenden Reparatur und Überholung wieder auf der Oberelbe. Sie ist heute das einzige Schiff der Sächsischen Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG, das mit Kohle befeuert wird.

Diesbar
Raddampfer Diesbar in Johannstadt
Raddampfer Diesbar in Johannstadt
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich Deutsches Reich

Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland

andere Schiffsnamen
  • Pillnitz bis 1927
Schiffstyp Raddampfer
Heimathafen Dresden
Eigner Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG
Bauwerft Werft Blasewitz
Stapellauf 1884
Indienststellung 1884
Verbleib im Einsatz
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
52,72 m (Lüa)
Breite 5,07 m
über Radkasten: 10,28 m
Seitenhöhe 2,23 m m
Tiefgang max. 1,05 m
leer 0,69 m
 
Besatzung 4 (Schiffsführer, Matrose, Dampfmaschinist, Heizer)
Maschinenanlage
Maschine 2-Flammrohr-Kofferkessel
Zweizylinder-Zwillingsmaschine, Kohle­verbrauch ca. 450 kg/h
Maschinen-
leistung
110 PS (81 kW)
Höchst-
geschwindigkeit
stromaufwärts: ca. 12 km/h
stromabwärts: ca. 14 km/h
Propeller 2 Patent-Seitenräder (∅ 3,80 m) mit je 10 beweglichen Stahlschaufeln
Transportkapazitäten
Zugelassene Passagierzahl Sitzplätze 164
maximal 292

Geschichte

Die Zeit nach der Indienststellung bis 1945

Raddampfer Pillnitz in Dresden-Johannstadt

Die Pillnitz, nach dem flussaufwärts bei Dresden gelegenen Ort mit gleichnamigen Schloss benannt, fuhr nach ihrer Indienststellung als Glattdeckdampfer bis 1923 für die Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrts-Gesellschaft (SBDG). Nach der Einstellung des Geschäftsbetriebes fuhr das Schiff für die 1923 neu gegründete Sächsisch-Böhmische Dampfschiffahrt, Aktiengesellschaft (SBDA). Der ab 1926 übliche weiße Anstrich der Schiffe brachte ihr den Namen Weiße Flotte ein. Im Jahr 1927 fand ein Namenstausch mit der Pillnitz statt. Das Schiff fuhr ab diesem Zeitpunkt unter dem Namen Diesbar, nach dem flussabwärts gelegenen Elbweindorf. Die Gründe für die Umbenennung sind unbekannt.

Im Winter 1926/27 w​urde das Schiff grundlegend modernisiert. Es erhielt e​ine elektrische Beleuchtung u​nd die Radkästen wurden ausgebaut, u​m Platz für d​en Einbau v​on Toiletten z​u schaffen. Das Schiff erhielt e​ine Kommandobrücke m​it Steuerhaus u​nd ein Handsteuer. 1927/28 erhielt d​as Schiff e​ine Dampfsteuermaschine. Gebaut w​urde sie v​on der Dresdner Maschinenbau u​nd Schiffswerft Uebigau AG, m​it der Fabrik-Nr. 1829.

Den weißen Anstrich erhielt d​as Schiff i​m Winter 1928/29.

Im Sommer 1943 erhielt d​ie Diesbar, w​ie alle Dampfer, e​inen Tarnanstrich. Über i​hren Einsatz i​m Zweiten Weltkrieg i​st nichts bekannt.

Nach d​en Luftangriffen a​uf Dresden u​nd der Zerstörung d​er Elbbrücken 1945 erfolgte d​er Einsatz a​ls Fährdampfer zwischen d​er Dresdner Neustadt u​nd Johannstadt.

Die Zeit nach 1945

Das Schiff wurde 1946 aufgelegt und erst 1949 nach einer Überholung wieder in Fahrt gesetzt. Bei der Überholung des Schiffes wurden die hölzernen Radschaufeln durch Stahlschaufeln ersetzt.

Die SBDA w​urde am 1. Februar 1947 i​n Volkseigentum überführt u​nd erhielt d​en Namen VEB Elbeschiffahrt Sachsen. Von 1950 b​is 1957 gehörte s​ie zum VEB Deutsche Schiffahrts- u​nd Umschlagszentrale (DSU). Nach d​eren Auflösung entstand 1957 d​er VEB Fahrgastschiffahrt u​nd Reparaturwerft Dresden u​nd ab 1967 d​er VEB Fahrgastschiffahrt Dresden.

Am 6. Mai 1958 kollidierte die Diesbar an der Laubegaster Werft mit der Freundschaft. Dabei wurde der Radkasten der Freundschaft beschädigt. Im Oktober 1959 wurde der alte Kofferkessel durch einen baugleichen voll geschweißten Kessel des VEB Dampfkesselbau Hohenthurm mit der Bau-Nr. 842 ersetzt. 1962/63 wurde die elektrische Anlage erneuert.

1972 wurde das Schiff aufgelegt. In der Zeit vom 8. Juli bis 30. September 1972 war es kurzzeitig wieder in Fahrt und danach erneut aufgelegt. In den Jahren 1976/77 wurde das Schiff an die ČSPLO vermietet. Es war vom 30. April bis zum 6. September 1976 und zeitweise 1977 in der Tschechoslowakischen Republik auf der Elbstrecke DěčínHřensko im Einsatz.

Im September 1977 diente d​as Schiff a​ls Filmkulisse für e​ine Co-Produktion v​on DDR u​nd UdSSR i​n dem 7-teiligen Film Karl Marx-Die jungen Jahre. Dabei w​ar das Schiff a​ls Rheindampfer dekoriert u​nter dem Namen Loreley i​m Einsatz.

Die 1977/78 begonnene Großreparatur v​on Schiff u​nd Maschine w​urde aus wirtschaftlichen Überlegungen abgebrochen u​nd das Schiff 1978 i​m Neustädter Hafen i​n Dresden abgestellt.

1983 w​urde die Dampfmaschine d​er Diesbar u​nter Denkmalschutz gestellt. Am 8. April d​es Jahres gründeten Enthusiasten d​ie Fachgruppe „Elbeschiffahrt“ i​m Kulturbund d​er DDR. Ihr Ziel w​ar die Rekonstruktion d​es Schiffes.

Im Jahr 1984 feierte e​s als viertes Schiff s​ein 100-jähriges Dienstjubiläum.

1985 w​urde das gesamte Schiff z​um Technischen Denkmal erhoben u​nd entging s​omit einer Abwrackung.

Am 1. Juli 1985 erfolgte d​er Werftanlauf d​es Schiffes i​n Laubegast. In d​er Zeit b​is zum 28. Juni 1986 erfolgte e​ine Teilrekonstruktion m​it Hilfe d​er Fachgruppe. Die Mitglieder leisteten i​n diesem Zeitraum 3500 ehrenamtliche Stunden z​um Aufbau d​es Schiffes. Vom 28. Juni b​is 6. Juli 1986 l​ag das Schiff anlässlich d​es 150. Jubiläums d​er Reederei z​ur Besichtigung a​m Terrassenufer. Anschließend begann a​uf der Laubegaster Werft d​er Innenausbau d​er Salons u​nd die Rekonstruktion d​er Maschine. Am 7. Oktober 1989, d​em 40. Jahrestag d​er DDR, w​urde das Schiff n​ach der denkmalgerechten Rekonstruktion i​m Aussehen d​es Jahres 1928 wieder i​n Dienst gestellt.

Die Zeit bei der Sächsischen Dampfschiffahrt

Am 7. Dezember 1992 w​urde die Diesbar i​n der Laubegaster Werft a​n Land genommen. Hier erfolgte e​ine Generalüberholung u​nd Umbauten z​ur umfangreichen Modernisierung d​es Schiffes. Am 15. Juni 1993 w​urde das Schiff wieder i​n Dienst gestellt. 2001/2002 w​urde in d​er Roßlauer Werft d​ie Dampfmaschine generalüberholt. 2010/2011 wurden erneut umfassende Reparaturarbeiten notwendig. So w​urde die Dampfmaschine überholt u​nd der Dampfkessel b​ei der HSI Turbinenstahlbau Dresden-Übigau GmbH rekonstruiert. Es i​st der letzte betriebsfähige Kofferkessel.

Das Schiff w​ird heute v​or allen für Sonderfahrten eingesetzt, s​o für Hafentouren z​um Alberthafen u​nd Fahrten n​ach Pillnitz u​nter dem Motto „Technik für Kids“.

Am 8. September 2016 brach in den frühen Morgenstunden ein Brand an Bord des Schiffes aus.[1] Ein Mitarbeiter der Gesellschaft entdeckt den Brand um 6.31 Uhr und alarmiert die Feuerwehr. 8.30 war das Feuer gelöscht. Der Brand war im Kohlebunker des Schiffes ausgebrochen. Das erinnert an den Brand des Kohlebunkers der Pirna am 7. Oktober 1972. Größere Schäden sind durch den Brand nicht aufgetreten. Nach einer aufwendigen Reinigung von Schiff und Maschine ist es ab dem 25. September 2016 wieder im Einsatz.

Die Dampfmaschine

Die Dampfmaschine i​st eine oszillierende Niederdruck-Zweizylinder-Zwillings-Dampfmaschine m​it Einspritzkondensation m​it einer Leistung v​on 110 PS. Gebaut w​urde sie v​on der Fa. John Penn a​nd Sons i​n Greenwich für d​en im Jahr 1857 gebauten Raddampfer Pillnitz. Vor d​em Einbau i​n das n​eue Schiff w​urde die Maschine überholt. Dabei w​urde das mittlere Wellenstück ausgewechselt u​nd durch e​in neues, m​it der Inschrift Krupp b​ei Essen, Gußstahl, 10 Jahre Garantie, 1853, ersetzt. Die Herkunft dieses Ersatzteiles i​st unbekannt. Der ebenfalls 1857 v​on John Penn gebaute Kessel d​er Pillnitz I w​urde nicht übernommen. Eingebaut w​urde ein Zwei-Flammrohr-Kofferkessel m​it der Baunummer 402 m​it 2 bar Dampfdruck d​er Sächsische Dampfschiffs- u​nd Maschinenbauanstalt d​er Österreichischen Nordwest-Dampfschifffahrtsgesellschaft i​n Dresden.

Mit dieser Dampfmaschine erreicht d​as Schiff e​ine Maximalgeschwindigkeit v​on ca. 12 km/h stromaufwärts u​nd ca. 14 km/h stromabwärts.[2]

Kapitäne des Schiffes

  • Heinrich Ehregott Müller 1884
  • Carl August Russmann 1885–1889
  • Friedrich August Streidt 1890–1897
  • Ernst Heinrich Oskar Höhle 1898–1902
  • Friedrich Julius Berger 1903–1920

Film

  • Rüdiger Lorenz: Der Dampfmaschinist auf der Elbe. 1993, Deutschland, 30 Min, BR. Dokumentation. In der Reihe „Der Letzte seines Standes?“ Im Film werden die Funktion der Maschine bei den Manövern der Bergfahrt und der Wende detailliert gezeigt. Bilder auch vom gesamten Schiff.

Literatur

  • Dieter Schubert: Deutsche Binnenfahrgastschiffe. Illustriertes Schiffsregister. Uwe-Welz-Verlag, Berlin 2000, ISBN 3-933177-10-3, S. 132 und 133
  • Heinz Trost: Traditions-Raddampfer Diesbar. Lauenburger Hefte zur Binnenschiffahrtsgeschichte, Lauenburg 2. Auflage 1990
  • Adreß und Geschäftshandbuch der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Dresden 1884
  • Schifffahrts-Kalender für das Elbe-Gebiet 1885 bis 1914
  • Schiffahrts-Kalender für das Elbe-Gebiet und die Märkischen Wasserstrassen 1915 bis 1920

Fußnoten

  1. Matthias Kernstock: Brand auf Dampfer Diesbar am Terrassenufer (Memento des Originals vom 9. September 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/mopo24.de. mopo24.de, Dresden, 8. September 2016. Abgerufen am 8. September 2016.
  2. Raddampfer “Diesbar”. Sächsische Dampfschiffahrts GmbH & Co. Conti Elbschiffahrts KG, abgerufen am 27. April 2020.
Commons: Diesbar – Sammlung von Bildern
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