Diagonalisierbare Matrix

Als diagonalisierbare Matrix bezeichnet m​an im mathematischen Teilgebiet d​er linearen Algebra e​ine quadratische Matrix, d​ie ähnlich z​u einer Diagonalmatrix ist. Sie lässt s​ich mittels e​ines Basiswechsels (also d​er Konjugation m​it einer regulären Matrix) i​n eine Diagonalmatrix transformieren.[1] Das Konzept lässt s​ich auf Endomorphismen übertragen.

Definition

Diagonalmatrix

Eine quadratische Matrix über einem Körper , deren Elemente mit alle gleich Null sind, heißt Diagonalmatrix. Häufig schreibt man dafür

.

Diagonalisierbare Matrix

Eine quadratische -dimensionale Matrix heißt diagonalisierbar oder diagonalähnlich, wenn es eine Diagonalmatrix gibt, zu der sie ähnlich ist, das heißt, es existiert eine reguläre Matrix , so dass gilt bzw. .

Ein Endomorphismus über einem endlichdimensionalen Vektorraum heißt diagonalisierbar, falls eine Basis von existiert, bezüglich der die Abbildungsmatrix eine Diagonalmatrix ist.

Unitär diagonalisierbare Matrix

Eine Matrix ist genau dann unitär diagonalisierbar, falls eine unitäre Transformationsmatrix existiert, sodass eine Diagonalmatrix ist, wobei die zu adjungierte Matrix ist.

Daraus folgt für eine reellwertige Matrix die unitäre Diagonalisierbarkeit, falls eine orthogonale Transformationsmatrix existiert, sodass eine Diagonalmatrix ist, wobei die zu transponierte Matrix ist.

In einem endlichdimensionalen Prähilbertraum ist ein Endomorphismus genau dann unitär diagonalisierbar, wenn eine Orthonormalbasis von existiert, sodass die Abbildungsmatrix eine Diagonalmatrix ist.

Weitere Charakterisierungen der Diagonalisierbarkeit

Sei eine -dimensionale Matrix mit Einträgen aus einem Körper . Jede der folgenden sechs Bedingungen wird genau dann erfüllt, wenn diagonalisierbar ist.

  1. Das Minimalpolynom zerfällt vollständig in paarweise verschiedene Linearfaktoren: mit
  2. Das charakteristische Polynom zerfällt vollständig in Linearfaktoren und die geometrische Vielfachheit entspricht der algebraischen Vielfachheit für jeden Eigenwert .
  3. Es gibt eine Basis für , die aus Eigenvektoren für besteht.
  4. Die Summe der Dimensionen der jeweiligen Eigenräume ist gleich : , wobei das Spektrum bezeichnet.
  5. ist die direkte Summe der jeweiligen Eigenräume: .
  6. Alle Jordanblöcke der Jordanschen Normalform haben die Dimension 1.

Sind und mit den gewünschten Eigenschaften gefunden, so gilt, dass die Diagonaleinträge von , nämlich , Eigenwerte von zu gewissen Einheitsvektoren sind. Dann ist . Die sind also Eigenvektoren von , und zwar jeweils zum Eigenwert .

Da invertierbar sein soll, ist zudem linear unabhängig.

Zusammenfassend ergibt sich daraus die notwendige Bedingung, dass eine -dimensionale diagonalisierbare Matrix linear unabhängige Eigenvektoren haben muss. Der Raum, auf dem sie operiert, besitzt also eine Basis aus Eigenvektoren der Matrix. Diese Bedingung ist aber auch hinreichend, denn aus gefundenen linear unabhängigen Eigenvektoren von mit den dazugehörigen Eigenwerten lassen sich geeignete und ganz direkt konstruieren.

Das Problem reduziert sich damit auf das Auffinden von linear unabhängigen Eigenvektoren von .

Eine notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung für Diagonalisierbarkeit ist, dass das charakteristische Polynom vollständig in Linearfaktoren zerfällt: So ist nicht diagonalisierbar, obwohl . Eine hinreichende, aber nicht notwendige Bedingung für Diagonalisierbarkeit ist, dass vollständig in paarweise verschiedene Linearfaktoren zerfällt: So ist diagonalisierbar, obwohl .

Eigenschaften einer diagonalisierbaren Matrix

Ist e​ine Matrix diagonalisierbar, s​o ist d​ie geometrische Vielfachheit i​hrer Eigenwerte gleich d​er jeweiligen algebraischen Vielfachheit. Das bedeutet, d​ie Dimension d​er einzelnen Eigenräume stimmt jeweils m​it der algebraischen Vielfachheit d​er entsprechenden Eigenwerte i​m charakteristischen Polynom d​er Matrix überein.

Die Matrixpotenz einer diagonalisierbaren Matrix lässt sich berechnen durch

Die Potenz e​iner Diagonalmatrix erhält m​an durch Potenzieren d​er Diagonalelemente.

Eine diagonalisierbare Matrix genügt dem Minimalpolynom .[2]

Diagonalisierung

Ist eine Matrix diagonalisierbar, existiert eine Diagonalmatrix , für die die Ähnlichkeitsbedingung erfüllt ist:

Zur Diagonalisierung dieser Matrix berechnet man die Diagonalmatrix und eine zugehörige Basis aus Eigenvektoren. Dies geschieht in drei Schritten:

  1. Es werden die Eigenwerte der Matrix bestimmt. (Einzelne Eigenwerte können dabei mehrfach vorkommen.)
  2. Es werden die Eigenräume zu allen Eigenwerten berechnet, also Gleichungssysteme der folgenden Form gelöst
    .
  3. Weil die geometrische Vielfachheit gleich der algebraischen Vielfachheit jedes Eigenwerts ist, können wir zu jeder maximalen Menge übereinstimmender Eigenwerte eine Basis von finden.
  4. Nun ist die Diagonalform der Matrix bezüglich der Basis :

Simultane Diagonalisierung

Gelegentlich will man auch zwei Matrizen mit derselben Transformation diagonalisieren. Falls das gelingt, gilt und und da und Diagonalmatrizen sind,

.

Also müssen d​ie Endomorphismen miteinander kommutieren. In d​er Tat g​ilt auch d​ie Umkehrung: Kommutieren z​wei diagonalisierbare Endomorphismen, s​o können s​ie simultan diagonalisiert werden. In d​er Quantenmechanik g​ibt es für z​wei solche Operatoren d​ann eine Basis a​us gemeinsamen Eigenzuständen.

Beispiel

Sei die zu diagonalisierende Matrix. ist (unitär) diagonalisierbar, da symmetrisch ist, d. h. es gilt .

Die Eigenwerte von lassen sich durch die Nullstellen des charakteristischen Polynoms bestimmen:

Also . Der Eigenwert 2 hat algebraische Vielfachheit , da er doppelte Nullstelle des charakteristischen Polynoms ist.

Zum Bestimmen der Eigenräume setze man die Eigenwerte in ein.

Um alle mit zu erhalten, fassen wir die erweiterte Koeffizientenmatrix als lineares Gleichungssystem mit unendlichen Lösungen auf.

Für erhalten wir , mit dem gaußschen Eliminationsverfahren erhalten wir und somit als Lösungsmenge den Eigenraum:

,

wobei die lineare Hülle bezeichnet.

Für erhalten wir , daraus und somit als Lösungsmenge den Eigenraum:

.

Die Eigenvektoren erhalten wir aus den Basen der Eigenräume, sie bilden eine Basis von .

Wenn wir normieren erhalten wir mit und eine Orthonormalbasis, da symmetrisch und die Eigenvektoren der halbeinfachen Eigenwerte orthogonal zueinander sind (in dem Fall ).

Es gilt also . Daraus erhalten wir unter der Nutzung der Eigenschaften von Orthonormalbasen die Inverse .

bestimmt sich durch .

Somit erhalten wir für

und d​amit die Diagonalisierung

.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Uwe Storch, Hartmut Wiebe: Lehrbuch der Mathematik, Band 2: Lineare Algebra. BI-Wissenschafts-Verlag, Mannheim u. a. 1990, ISBN 3-411-14101-8.
  2. R. Zurmühl, S. Falk: Matrizen und ihre Anwendungen 1. Grundlagen, Für Ingenieure, Physiker und Angewandte Mathematiker. Springer, Berlin u. a. 1997, ISBN 3-540-61436-2, S. 281.
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