Diözese St. Pölten
Die Diözese St. Pölten (latein: Dioecesis Sancti Hippolyti) ist seit 1784/85 eine österreichische römisch-katholische Diözese mit Sitz in St. Pölten. Sie gehört zur Kirchenprovinz Wien und umfasst das westliche Niederösterreich, also Wald- und Mostviertel.
Diözese St. Pölten | |
Basisdaten | |
---|---|
Staat | Österreich |
Kirchenprovinz | Wien |
Metropolitanbistum | Erzdiözese Wien |
Diözesanbischof | Alois Schwarz |
Weihbischof | Anton Leichtfried |
Emeritierter Diözesanbischof | Klaus Küng |
Generalvikar | Christoph Weiss |
Gründung | 1785 |
Fläche | 10.450 km² |
Dekanate | 20 (2014 / AP2015) |
Pfarreien | 422 (Mai 2014) |
Einwohner | 621.100 (2014 / AP2015) |
Katholiken | 516.765 (2014 / AP2015) |
Anteil | 83,2 % |
Diözesanpriester | 276 (2014 / AP2015) |
Ordenspriester | 222 (2014 / AP2015) |
Katholiken je Priester | 1038 |
Ständige Diakone | 88 (2014 / AP2015) |
Ordensbrüder | 269 (2014 / AP2015) |
Ordensschwestern | 158 (2014 / AP2015) |
Ritus | Römischer Ritus |
Liturgiesprache | Deutsch |
Kathedrale | St. Pöltner Dom |
Anschrift | Domplatz 1 3100 St. Pölten |
Website | www.dsp.at |
Kirchenprovinz | |
Geschichte
Kaiser Joseph II. zwang die Diözese Passau mit einem Vertrag vom 4. August 1784 zum Verzicht auf ihre Pfarren in Niederösterreich und gründete die Diözese St. Pölten. Mit einer Bulle vom 28. Januar 1785 stimmte Papst Pius VI. zu. Als Bischofssitz dienen seit 1785 die Gebäude des kurz zuvor aufgehobenen Augustinerchorherren-Stifts Sankt Pölten. Erster Bischof war bis 1792 Johann Heinrich von Kerens.
Auf Wunsch des Papstes Johannes Paul II. trat im Oktober 2004 der seit 1991 amtierende Bischof Kurt Krenn zurück.[1] Als Nachfolger wurde Klaus Küng ernannt. 2018 bestimmte Papst Franziskus den bisherigen Bischof von Gurk-Klagenfurt, Alois Schwarz, zu Küngs Nachfolger.[2] Ihm zur Seite stehen Weihbischof Anton Leichtfried und seit 1. Jänner 2021 Christoph Weiss als (derzeit jüngster Generalvikar) Österreichs.
Gegen grundlegende Änderungen in der Struktur der Diözese durch Bischof Schwarz wurden im Frühjahr 2021 Vorwürfe in Form von Schreiben an den Nuntius und den Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz erhoben; der Bischof habe den Diözesan-Pastoralrat, den Diözesanrat und andere Gremien innerhalb der Diözese nicht einbezogen und die Leitung des Pastoralamts des bischöflichen Ordinariats nicht angehört, sondern vor vollendete Tatsachen gestellt.[3]
Priesterseminar
1767 wurde in Gutenbrunn erstmals ein Theologiestudium der Diözese errichtet. 1785 wurde der Pastorallehrgang in der Wiener Straße 38 in St. Pölten eröffnet, die 1791 zur philosophisch-theologischen Lehranstalt wurde.[4]
Am 30. Oktober 2003 wurde der St. Pöltner Priesteramtsanwärter Ewald S. ertrunken in der Donau bei Wien aufgefunden. Der Fall blieb ungeklärt.[5][6]
Im November 2003 wurde festgestellt, dass über Computer des Seminars pornografische Seiten abgerufen worden waren. Die Staatsanwaltschaft wurde involviert, sie konnte im Frühjahr 2004 das Herunterladen von kinderpornografischem Material nachweisen. Der Besitzer der Kinderpornos, ein Priesteramtsanwärter, wurde rechtskräftig zu einer halbjährigen Bewährungsstrafe verurteilt.[7]
Im Sommer 2004 stellte die Staatsanwaltschaft im Zuge dieser Ermittlungen Fotos auf privaten Computern sicher,[8] die legale homosexuelle Handlungen der Seminarregenten Wolfgang F. Rothe und Ulrich Küchl mit Seminaristen zeigten. Die Fotos wurden an Medien gespielt und von profil veröffentlicht.[9] In der folgenden Berichterstattung wurden verschiedene Vorwürfe vermischt. Für die Öffentlichkeit illustrierten sie, wie weit die katholische Lehre und die gelebte Praxis im Priesterseminar auseinanderklafften.[10]
Am 21. Juli 2004 wurde Bischof Klaus Küng, zu diesem Zeitpunkt noch Bischof von Feldkirch, vom Papst zum Apostolischen Visitator ernannt, um Vorgänge im Priesterseminar St. Pölten zu untersuchen.[11] Der zurückgetretene Subregens Rothe warf Küng später einen versuchten sexuellen Übergriff gegen seine Person vor, die vatikanische Kongregation für die Bischöfe stufte die Vorwürfe „nach eingehendem Studium“ als haltlos ein.[12][13]
Seit Beginn des Studienjahres 2012/13 leben die Seminaristen der Diözese St. Pölten im Wiener Priesterseminar und studieren an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.[4]
Siehe auch
Literatur
- Friedrich Schragl: Geschichte der Diözese St. Pölten. NÖ. Pressehaus, St. Pölten 1985, ISBN 3-85326-737-8.
Weblinks
Einzelnachweise
- sueddeutsche.de vom 30. September 2004 (Memento vom 17. September 2012 im Webarchiv archive.today)
- Alois Schwarz wird neuer Bischof von St. Pölten. Österreichischer Rundfunk vom 17. Mai 2018
- domradio.de: Vorwürfe und viele offene Fragen. Komplizierte Situation der Kirche im Bistum St. Pölten, 13. April 2021.
- Geschichte des Theologiestudiums St. Pölten. Abgerufen am 26. Januar 2022.
- Erich Wiedemann: Ungeregelter Genuss. Der Spiegel 30/2004, Abruf am 26. Januar 2021
- Mord im Priesterseminar? Polizei ermittelt seit Oktober vergangenen Jahres. News, 15. Juli 2004. Abruf am 28. Jänner 2021
- Andreas Englisch: Benedikt XVI.: Der deutsche Papst. Bertelsmann Verlag 2011. ISBN 3570100197
- "Thema" am 5. Juli im ORF: Kinderpornos im Priesterseminar? Abgerufen am 26. Januar 2022.
- Kirchenskandal: Götterdämmerung Die Sexaffäre in St. Pölten weitet sich aus (Memento vom 25. Juli 2018 im Internet Archive)
- Klassisches Eigentor > Homopoliticus. In: Homopoliticus. 1. Januar 2006, abgerufen am 26. Januar 2022 (deutsch).
- Dazu die Süddeutsche Zeitung am 16. Juli 2004: Im Priesterseminar St. Pölten sind Tausende Pornophotos auf Computern gefunden worden, die teilweise wegen Kindsmissbrauchs auch strafrechtlich zu bewerten sind; die Leiter des Hauses sind in kompromittierenden Szenen mit ihren Schützlingen dokumentiert.
- Bischof Küng weist Vorwurf sexuellen Übergriffs zurück. ORF vom 25. Januar 2020
- Rom: Anschuldigungen gegen Altbischof Küng haltlos. In: dsp.at. Diözese St. Pölten, abgerufen am 14. September 2020.