Caesar (Fotograf)
Caesar ist der Deckname eines öffentlich nicht bekannten syrischen Fotografen, der Bilder veröffentlichte, die die Menschenrechtsverletzungen der syrischen Regierung im Rahmen des Bürgerkriegs belegen sollen.[1][2]
Tätigkeit
Caesar arbeitete als Militärfotograf beim syrischen Militär; bis 2011 fotografierte er Unfälle von Soldaten, danach im Bürgerkrieg bis 2013 Leichen von Demonstranten und Oppositionellen. Es wurde ihm klar, dass es sich auch um ermordete Zivilisten handelte. Über seinen Bekannten Sami nahm Caesar Kontakt zur französischen Journalistin Garance Le Caisne auf, der er seine aus seinem Büro geschmuggelten Fotos zukommen ließ.[3] Unterstützung bekam er dabei von Freunden, die als Gruppe Caesar bezeichnet werden.[4] Le Caisne veröffentlichte die Fotos, nachdem Caesar 2013[5] die Flucht gelungen war und er und seine Familie sich nicht mehr in Syrien befanden.[3]
Caesar konnte etwa 50.000 Bilder ins Ausland bringen, etwa 28.000 davon zeigen misshandelte und ermordete Häftlinge in syrischen Gefängnissen. Ein Teil davon wurde im Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York City ausgestellt. In Deutschland wurden einige Fotos in Nürnberg in der Kreis-Galerie an der Straße der Menschenrechte öffentlich gezeigt.[4]
Seit seiner Flucht lebt Caesar in Europa.[6] Der syrischen Regierung ist seine wahre Identität vermutlich bekannt, da es nur eine begrenzte Zahl von Militärfotografen in ihren Truppen gibt.[3]
Caesars Bilder dienen als Beweismittel im weltweit ersten Prozess gegen zwei mutmaßliche Täter unter dem Regime von Baschar al-Assad, der am 23. April 2020 am Oberlandesgericht Koblenz begann. Den zwei angeklagten Ex-Geheimdienstmitarbeitern wird vorgeworfen, dass unter ihrer Verantwortung Mord und Folter geschehen sind.[7][8] Auch die französische Staatsanwaltschaft hatte mit Ermittlungen begonnen, angestoßen durch die Veröffentlichung der Bilder.[6]
Sonstiges
Nach dem Fotografen ist der Caesar Syria Civilian Protection Act der USA benannt, welcher am 17. Juni 2020 (als Teil eines anderen Gesetzes[9]) in Kraft getreten ist. Darin werden Sanktionen gegen Nicht-US-Bürger angedroht, welche mit dem syrischen Staat zusammenarbeiten, solange der nicht den ebenfalls genannten Forderungen nachkommt, welche die Zivilbevölkerung schützen sollen.[10]
Auszeichnungen
- Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis für die „Gruppe Caesar“ 2017
Literatur
- Garance Le Caisne: Codename Caesar – Im Herzen der syrischen Todesmaschinerie. C. H. Beck, München 2016, ISBN 978-3406692116.
Einzelnachweise
- Fidelius Schmid, Martin Knobbe, Jörg Diehl: Syrien: Wie Deutschland die Verbrechen Assads aufklären will. Der Spiegel, abgerufen am 23. April 2020.
- Hannah El-Hitami: Syrien: „Caesar“-Fotos liefern Beweise für Folter - Prozess in Deutschland. Der Spiegel, abgerufen am 23. April 2020.
- Codename Caesar: Anonymer Fotograf ist Assads Staatsfeind Nummer eins. Welt.de, 17. März 2016, abgerufen am 3. Oktober 2017.
- Archivar des Todes: Syrischer Fotograf „Caesar“ erhält Nürnberger Menschenrechtspreis. (Nicht mehr online verfügbar.) Br.de, 22. September 2017, archiviert vom Original am 3. Oktober 2017; abgerufen am 3. Oktober 2017.
- Internationaler Nürnberger Menschenrechtspreis 2017 an die „Gruppe Caesar“ verliehen. www.nuernberg.de, 24. September 2017, abgerufen am 3. Oktober 2017.
- France opens probe into Assad regime for crimes against humanity. Abgerufen am 14. Mai 2020 (amerikanisches Englisch).
- Verfahren in Koblenz beginnt: Weltweit erster Prozess wegen Folter in Syrien. tagesspiegel.de, 23. April 2020, abgerufen am 29. Juli 2020.
- Christoph Reuter: Prozess gegen syrische Geheimdienstmitarbeiter in Koblenz: Die Tücke der Verantwortung. Der Spiegel, abgerufen am 19. Mai 2020.
- S. 52: Caesar Syria Civilian Protection Act of 2019. www.govtrack.us, 2019, abgerufen am 29. Juli 2020 (englisch).
- U.S. Sanctions on Syria: What Comes Next? www.crisisgroup.org, 13. Juli 2020, abgerufen am 29. Juli 2020 (englisch).