COVID-19-Pandemie in Nordkorea
Die COVID-19-Pandemie in Nordkorea tritt als regionales Teilgeschehen des weltweiten Ausbruchs der Atemwegserkrankung COVID-19 auf und beruht auf Infektionen mit dem Ende 2019 neu aufgetretenen Virus SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren. Die COVID-19-Pandemie breitet sich seit Dezember 2019 von China ausgehend aus.[1] Ab dem 11. März 2020 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ausbruchsgeschehen des neuartigen Coronavirus als Pandemie ein.[2]
Hintergrund und Prognosen
Mit der Volksrepublik China grenzt Nordkorea an ein Land mit anfangs hohen Zahlen von Betroffenen von COVID-19. Die Grenze zwischen Nordkorea und der Volksrepublik China gilt als durchlässig, die zwischen den beiden koreanischen Staaten als die am strengsten bewachte der Erde. Weiterhin gibt es noch eine nur 17 km lange Grenze mit Russland entlang eines Flusses, die nur eine Eisenbahnbrücke als feste Querung besitzt und als bedeutungslos gilt. Experten sagen, dass eine Epidemie in Nordkorea aufgrund des chronischen Mangels an medizinischer Versorgung und der schlechten Gesundheitsinfrastruktur des Landes problematisch sein könnte.[3] Das Coronavirus könne in Nordkorea viel tödlicher verlaufen als im benachbarten China.[4]
Verlauf
Januar 2020
Nordkorea schloss als erstes Land weltweit zum 21. Januar 2020 seine Grenzen vollständig; alle Ausländer in Nordkorea wurden für einen Monat unter Quarantäne gestellt. Auch importierte Waren wurden 14 Tage lang isoliert.[5][6][7][8] Es wurde verkündet, ab dem 22. Januar 2020 keine ausländischen Touristen mehr ins Land zu lassen.[9]
Am 30. Januar 2020 berichtete die nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA von einem Notstandsgesetz und über die Einrichtung eines Hauptquartiers gegen die Epidemien in Nordkorea.[10]
Februar 2020
Am 29. Februar 2020 forderte Kim Jong-un strengere Maßnahmen, um eine Ausbreitung von COVID-19 nach Nordkorea zu verhindern, sonst werde dies „schwerwiegende Folgen“ für das Land haben.[3]
März 2020
Ende März 2020 standen nach Angaben der nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA 2.280 Einwohner unter Quarantäne.[11] 3.600 Einwohner waren aus der Quarantäne bereits entlassen worden.[12]
April 2020
Laut dem nordkoreanischen Staatsfunk trat bis 2. April 2020 kein COVID-19-Fall in Nordkorea auf.[13]
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation wurden bis zum 2. April 709 Menschen in Nordkorea getestet, darunter elf Ausländer. Mehr als 24.800 Menschen seien aus der Quarantäne entlassen worden.[14] In diesem Monat wurde wahrscheinlich auch die offizielle Internetseite des Gesundheitsministeriums zur COVID-19-Pandemie, Inminbogon, freigeschaltet.[15]
Laut Information von der südkoreanischen Internetzeitung NK News soll es seit dem 20. April vermehrt zu Panikkäufen gekommen sein und damit verbunden zu Warenengpässen in Pjöngjang.[16] Der Grund für die Engpässe ist unbekannt, es wurde aber spekuliert, eine sich ausbreitende Pandemie könne der Grund sein. Am selben Tag vermeldete das staatliche Auslandspresseorgan Naenara, dass die nordkoreanischen Schulen und Hochschulen nach verlängerten Winterferien unter strengen Maßnahmen zur Eindämmung des Virus teilweise wieder öffnen konnten.[17]
Die Parteizeitung der Partei der Arbeit Koreas, Rodong Sinmun, warnte die Bürger am 21. April davor, arrogant zu werden und die Gefahr der Pandemie zu ignorieren. Diese sei ein „katastrophales Desaster“, das Gesellschaft und Wirtschaft stark schädige. Auch wenn das Virus noch nicht in Nordkorea angelangt sei, müssten die Maßnahmen unbedingt weiter eingehalten werden.[17]
Juni 2020
Die Weltgesundheitsorganisation und das nordkoreanische Gesundheitsministerium gaben im Juni bekannt, dass in Nordkorea alle Schulen geöffnet seien.[18]
Juli 2020
Im Juli 2020 berichteten nordkoreanische Staatsmedien über den möglicherweise ersten COVID-19-Fall des Landes. Ein Nordkoreaner, der 2017 nach Südkorea floh, sei über die Grenze zurückgekehrt und möglicherweise infiziert. Diese Behauptung sorgte in Südkorea für Aufsehen, da diese Grenze nur schwer passierbar ist. Das südkoreanische Militär bestätigte aber, dass möglicherweise jemand über die Grenze geflohen war. Die Polizei gab bekannt, dass ein Haftbefehl gegen den Mann vorlag, da er einige Tage zuvor eine Frau, ebenfalls Flüchtling aus Nordkorea, vergewaltigt haben soll.[19]
Seit August 2020
Der Handel mit China brach laut offiziellen Zahlen 2020 um mehr als 80 Prozent ein. Stürme und Überschwemmungen vernichteten im Spätsommer 2020 Teile der Ernte. Laut offiziellen zweifelhaften Zahlen ging die Lebensmittelproduktion 2020 um 15 bis 20 Prozent zurück. Dennoch wies Nordkorea Angebote humanitärer Hilfe zurück.
Der UN-Sonderberichterstatter für die Menschenrechtslage in Nordkorea (Tomás Ojea Quintana) hat im März 2021 in einem Bericht an den UN-Menschenrechtsrat vor einer „ernsten Nahrungsmittelkrise“ gewarnt. Es gebe bereits Berichte über Hungertote und eine zunehmende Zahl von bettelnden Kindern und Alten, die von ihren Familien nicht mehr versorgt werden könnten.[20]
Weblinks
Einzelnachweise
- Lungenärzte im Netz: Covid-19: Ursachen. Online unter www.lungenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 14. April 2020.
- Tagesschau: "Tief besorgt". WHO spricht von Corona-Pandemie. 11. März 2020. Online unter www.tagesschau.de. Abgerufen am 14. April 2020.
- . (englisch)
- . (englisch)
- https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/warum-kim-jong-un-einen-brief-an-suedkorea-schreibt-16665796.html
- https://www.freiheit.org/coronavirus-nordkorea-eine-frage-des-nationalen-uberlebens
- https://www.freiheit.org/coronavirus-nordkorea-eine-frage-des-nationalen-uberlebens
- https://taz.de/Corona-und-Nordkorea/!5672965/
- North Korea suspends foreign tourism over coronavirus fears: Tour companies. (englisch)
- . (englisch)
- http://world.kbs.co.kr/service/news_view.htm?lang=g&Seq_Code=80110
- http://www.dtoday.de/startseite/panorama_artikel,-Berichte-Nordkorea-entlaesst-mehr-als-3600-Menschen-aus-Corona-Quarantaene-_arid,714345.html
- SWP: .
- https://www.focus.de/politik/ausland/hindernisse-fuer-kampf-und-fortschritt-offiziell-hat-nordkorea-keinen-corona-fall-doch-jetzt-ergreift-kim-jong-un-massnahmen_id_11874935.html
- Kim Jeongmin: North Korea's health ministry launches new website | NK News. In: NK News. Korea Risk Group, 23. April 2020, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
- Chad O’Carroll: North Koreans "panic buying" at Pyongyang shops, sources say. In: NK News. Korea Risk Group, 22. April 2020, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
- Kim Jeongmin: Back to school: North Korea partially resumes high school, university classes. In: NK News. Korea Risk Group, 21. April 2020, abgerufen am 25. April 2020 (englisch).
- Hyonhee Shin: North Korea reopens schools, but stays on guard against COVID-19 threat: WHO. In: Reuters. 1. Juli 2020, abgerufen am 28. Juli 2020 (englisch).
- Shim Kyu-seok: South confirms a defector boomeranged back to North. In: Korea JoongAng Daily. 27. Juli 2020, abgerufen am 28. Juli 2020 (englisch).
- FAZ.net 9. April 2021: Kim Jong-un schwört Nordkorea auf harte Zeit ein