COVID-19-Pandemie in Ecuador
Die COVID-19-Pandemie in Ecuador tritt als regionales Teilgeschehen des weltweiten Ausbruchs der Atemwegserkrankung COVID-19 auf und beruht auf Infektionen mit dem Ende 2019 neu aufgetretenen Virus SARS-CoV-2 aus der Familie der Coronaviren. Die COVID-19-Pandemie breitet sich seit Dezember 2019 von China ausgehend aus.[1] Ab dem 11. März 2020 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ausbruchsgeschehen des neuartigen Coronavirus als Pandemie ein.[2]
Situation
Die COVID-19-Pandemie hat im Jahr 2020 eine Krise des Gesundheitswesens verursacht. Ecuador hat etwa 17 Millionen Einwohner. Über 3 Millionen davon leben im Großraum Guayaquil und fast 2 Millionen in der Hauptstadt Quito (siehe auch Liste der Städte in Ecuador). Ecuador hat zwei Nachbarländer (Kolumbien und Peru); beide sind von der Pandemie ebenfalls stark betroffen (COVID-19-Pandemie in Kolumbien, COVID-19-Pandemie in Peru).
Verlauf
Der erste Fall wurde am 28. Februar 2020 gemeldet.[3]
In Quito gab es ab dem 17. März 2020, im ganzen Land seit 18. März 2020 eine weitgehende Ausgangssperre. Einkäufe von Lebensmitteln, Arztbesuche etc. waren ausgenommen.[4]
Am 9. April 2020 wurde in den Medien gemeldet: „In der Hafenstadt Guayaquil werden die Särge knapp. Viele Leichen liegen auf offener Straße und werden nur mit Tüchern bedeckt.“[5][6][7] Bis zum 11. April 2020 sind dort insgesamt 1878 Tote festgestellt worden.[7] Eine Zählung am 12. April 2020 ergab laut Jorge Wated, Vorsitzender des ecuadorianischen Krisenstabes, dass binnen drei Wochen 771 Leichen durch eine Spezialeinheit aus Häusern geborgen wurden. Zudem entlastete man die Krankenhäuser, deren Leichenhallen voll waren, durch den Abtransport von weiteren 631 Leichen. Diese Zahlen stehen in krassem Kontrast zu den offiziell nur 333 Toten in Ecuador. Auf eine Angabe der Sterbeursache wurde zwar verzichtet, doch stehen die zahlreichen Leichen offenbar im Zusammenhang mit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie, zumal Wated schon Anfang April, also während der Bergung, geschätzt hatte, dass „allein in der Provinz Guayas zwischen 2500 und 3500 Todesfälle in Verbindung mit Covid-19 auftreten werden.“[8][9] Nach offiziellen Angaben wurden aus der Stadt bis zum 13. April 4000 der 7500 Infektionsfälle des Landes gemeldet.[7]
Laut einem Medienbericht vom 4. April 2020 mangelte es in Ecuador an Ausrüstung und Medikamenten.[10] Es mangelte auch an Tests, weshalb es eine hohe Dunkelziffer gab. 1600 der 3747 damals registrierten Infizierten arbeiten in Krankenhäusern. Tote wurden teils privat verbrannt.[11][12] Ein weiterer Indikator für eine hohe Dunkelziffer war die deutlich erhöhte Sterblichkeit. In der Provinz Guayas sterben normalerweise um die 2.000 Menschen pro Monat. Im Jahr 2020 waren es am 15. März statt zu erwartenden ca. 5.000 Toten bereits 14.561.[13]
Anfang bis Mitte Mai 2020 wurde die Zahl der Infizierten drei Mal nach unten korrigiert (siehe Statistik). Andererseits wurde begonnen, fragliche Todesfälle zu untersuchen. Im WHO-Bericht vom 11. Mai 2020 (Nr. 113) wurden 410 durch Nachuntersuchungen festgestellte Todesfälle hinzuaddiert, im WHO-Bericht vom Folgetag (Nr. 114) wurde zudem angekündigt, dass es weitere 1.486 "mögliche Todesfälle" gäbe, die noch untersucht würden.[14]
Maßnahmen
Der internationale Flugverkehr nach Ecuador wurde am 17. März 2020 eingestellt. Auch Inlandsflüge wurden eingestellt, der öffentliche Nahverkehr wurde stark reduziert.
Seit 17. März 2020 bestand in Quito – seit 18. März auch im übrigen Land – eine Ausgangssperre für nicht essentielle Angelegenheiten. Davon ausgenommen waren Einkäufe von Lebensmitteln, Arztbesuche etc. Von 14 bis 5 Uhr galt eine absolute Ausgangssperre in ganz Ecuador.
Zum Stand 12. August 2020 dauerte die grundsätzliche Schließung der Grenzen an. Bei der Einreise gilt eine 14-tägige Quarantänepflicht, die grundsätzlich in bestimmten Hotels zu erfüllen ist. Weitere Einschränkungen variieren von Kanton zu Kanton und werden abgestuft festgelegt.[15]
Statistik
Im Jahr 2020 gab es 212.512 positiv getestete Personen, davon 184.507 Genesene und 14.034 Verstorbene (Stand 1. Januar 2021, 10 Uhr).[16] Auf eine Million Einwohner kamen 11.862 Infektionen und 793 Tote (Stand 27. Dezember 2020, 10 Uhr).[14] Die Fallzahlen entwickelten sich während der COVID-19-Pandemie in Ecuador wie folgt:
Infektionen
Todesfälle
Anmerkungen
- Hier sind Fälle aufgelistet, die der WHO von nationalen Behörden mitgeteilt wurden. Da es sich um eine dynamische Situation handelt, kann es zu Abweichungen bzw. zeitlichen Verzögerungen zwischen den Fällen der WHO und den Daten nationaler Behörden sowie den Angaben anderer Stellen, etwa der Johns Hopkins University (CSSE), kommen.
- Seit dem 17. August 2020 werden die WHO-Berichte nur noch wöchentlich veröffentlicht; sie enthalten ergänzende Informationen (etwa Fälle pro eine Million Einwohner). Der letzte tägliche WHO-Report (Nr. 209, pdf) wurde am 16. August 2020 veröffentlicht.
- Offenbar aufgrund der Umstellung der Erfassungszeit von 10 Uhr MEZ auf 0 Uhr MEZ sind die Angaben im WHO-Report Nr. 57 und Nr. 58 identisch und daher wurde der Bericht vom 18. März hier nicht berücksichtigt, um eine Doppelzählung der Neuinfizierten sowie der täglichen Todesfälle zu verhindern.
- Offenbar wurden mehrfach Tage zusammengefasst und Fälle nachgetragen, was die Aussagekraft der Diagrammansicht verfälscht.
- Der hohe Anstieg im WHO-Bericht Nr. 96 vom 25. April 2020 (PDF; 803 kB) erklärt sich vermutlich aus einem Nachtrag, wird im Bericht selbst aber nicht erklärt.
- Im WHO-Bericht vom 7. Mai wurde eine Nachkorrektur seitens der Regierung Ecuadors eingebaut, wodurch die Gesamtzahl der Infizierten um 2461 sank. Dasselbe geschah im Bericht vom 10. Mai, wo man 1480 Fälle abzog, sowie im Bericht vom 12. Mai, wo man 50 Fälle abzog.
- Im WHO-Bericht vom 28. Mai 2020 (Nr. 129, pdf) wurden 301 Infizierte und 18 Todesfälle nachträglich mit aufgenommen.
- Im WHO-Bericht vom 23. Juni 2020 erfolgte (wie schon häufig zuvor) keine neue Meldung. Im Bericht vom 24. Juni waren es 1.003 Infizierte mehr (51.643 nach 50.640), laut Bericht aber nur 728 mehr. Hier wird daher die 1.003 angegeben. Ähnlich abweichend war die Differenz der Todeszahlen des Berichts (siehe dort).
- Die Meldung der Todesfälle zwischen 2. und 4. April ist offensichtlich fehlerhaft. Im Bericht vom 1. April (WHO #72, pdf) lautet sie 75. Im Bericht vom 2. April (WHO #73, pdf) ist sie fast verdoppelt mit 146 angegeben. In den Berichten vom 4. und 5. April (WHO #74, WHO #75, je pdf) lautet sie 120, im Bericht vom 5. April (PDF; 1,1 MB) steigt sie erneut sprunghaft auf 172, so dass die 71 Toten offenbar eine Fehlermeldung sind.
- Nicht mit berücksichtigt wurde die Bergung von 1.402 Leichen aus Guayaquil, die am 12. April 2020 gemeldet wurde. Auch andere Indizien deuten auf deutlich höhere Todeszahlen. Mehr dazu siehe Verlauf.
- Im WHO-Bericht vom 11. Mai erfolgte eine Korrektur der Todesfälle, indem man 410 nun abgeschlossene, klinisch-epidemiologisch untersuchte Fälle mit aufnahm.
- Im WHO-Bericht vom 23. Juni 2020 erfolge (wie schon häufig zuvor) keine neue Meldung. Im Bericht vom 24. Juni waren es 51 Tote mehr (4274 nach 4223), laut Bericht aber nur 28 mehr. Hier wird daher die 51 angegeben. Ähnlich abweichend war die Differenz der Infiziertenzahlen des Berichts (siehe dort).
Weblinks
- Coronavirus Ecuador – información verificada de la llegada del COVID-19 al país. In: coronavirusecuador.com. Gobierno de la República del Ecuador (spanisch, amtliche Informationen der Regierung mit aktualisierten Zahlen).
- Weltgesundheitsorganisation (WHO): Coronavirus disease (COVID-2019) situation reports auf der Website www.who.int (englisch)
- Johns Hopkins CSSE: Coronavirus COVID-19 Global Cases. (englisch)
- Webseite World of Meters: Echtzeit-Daten der Corona-Virus-Pandemie (englisch)
Einzelnachweise
- Lungenärzte im Netz: Covid-19: Ursachen. Online unter www.lungenaerzte-im-netz.de. Abgerufen am 14. April 2020.
- Tagesschau: "Tief besorgt". WHO spricht von Corona-Pandemie. 11. März 2020. Online unter www.tagesschau.de. Abgerufen am 14. April 2020.
- https://twitter.com/elcomerciocom/status/1233773816825946113
- https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/ecuador-node/ecuadorsicherheit/223232
- https://www.stern.de/gesundheit/news-im-video--ecuador-versinkt-im-corona-chaos---saerge-werden-knapp-9217892.html
- Klaus Ehringfeld, DER SPIEGEL: Coronavirus in Guayaquil: Die Apokalypse von Ecuador – DER SPIEGEL – Politik. Abgerufen am 13. April 2020.
- DER SPIEGEL: Coronavirus in Ecuador: Spezialeinheit holt fast 800 Leichen aus Häusern in Guayaquil – DER SPIEGEL – Politik. Abgerufen am 13. April 2020.
- Corona-Drama in Ecuador. Sondereinheit holte 800 Leichen aus Häusern. In: n-tv.de. 13. April 2020, abgerufen am 13. April 2020.
- Police collect nearly 800 bodies from Ecuador's virus epicenter. In: rappler.com. 13. April 2020, abgerufen am 13. April 2020 (englisch).
- www.vaticannews.va
- Klaus Ehringfeld: Coronavirus in Guayaquil. Die Apokalypse von Ecuador. In: Der Spiegel. 8. April 2020, abgerufen am 13. April 2020.
- Nadine A. Brügger: «Das Virus hat uns getroffen wie ein Tsunami». In: Neue Zürcher Zeitung. 10. April 2020, abgerufen am 13. April 2020.
- Andreas Noethen: Dramatische Situation in Ecuador: Touristen brachten das Coronavirus ins Land. web.de, 8. Mai 2020, abgerufen am 8. Mai 2020.
- Coronavirus disease (COVID-2019) situation reports. WHO, abgerufen am 2. Mai 2020 (englisch).
- Reise- und Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes zu Ecuador vom 3. Juli 2020
- Vgl. Länder, Infektionen, Todesfälle: Die Verbreitung des Coronavirus. In: tagesschau.de. Das Erste, 1. Januar 2021, abgerufen am 1. Januar 2021.
- Mit dem 16. August 2020 wurde die tägliche Bekanntgabe der Zahlen auf einen wöchentlichen Rhythmus umgestellt. Die Zahlen des ersten wöchentlichen Reports (17. August 2020, pdf) sind identisch mit denen des WHO-Berichts Nr. 209 (16. August 2020, pdf) und auch nach Ausweis des Reports selbst auf dem Stand des 16. August 2020 10 Uhr. Sie können somit ab dem zweiten Wochenreport (24. August 2020, pdf) nahtlos fortgeführt werden, da dieser dementsprechend auf dem Stand vom 23. August 2020 10 Uhr bekanntgegeben wurde. Um das nicht zu verwirrend zu gestalten, wird hier das Datum der Veröffentlichung (24. August) nicht das des Datenbestandes (23. August) genutzt.
- Der wöchentliche Anstieg der Zahl der Infizierten wird in den Wochen-Berichten vom 20. Oktober 2020 (PDF) und 27. Oktober 2020 (PDF) auf einer unbekannten Datenbasis angegeben. In den Berichten steht am 20. Oktober +5594 (153423 nach 146828 in der Vorwoche ist aber +6595) und am 27. Oktober +7192 (161635 nach 153423 ist aber +8212). Da sich solche Abweichungen bei vielen Ländern (z. B. Bosnien-Herzegowina, Weißrussland oder Montenegro) in diesen WHO-Berichten finden, handelt es sich bei den WHO-Zahlen wohl um bereinigte Zahlen, die nur die tatsächlichen Fälle der Woche wiedergeben und Nachträge eliminieren. Angegeben wird das aber für Ecuador nicht, daher werden hier die rechnerischen Anstiege abgebildet. Im Wochenbericht vom 3. November (PDF) wird diese Abweichung wieder angeglichen (+8578 statt der rechnerischen +6557).
- Der überdurchschnittliche hohe Anstieg der Todesfälle bei gleichzeitiger Senkung der Gesamtzahl der Infektionsfälle im WHO Wochenbericht vom 14. September 2020 (pdf; für die 37. KW) wird dort nicht erklärt, ist aber vermutlich auf Nachzählungen zurückzuführen, da schon lange vermutet wurde, dass die Zahl der Toten viel zu niedrig angegeben werde.
- Der rechnerische Anstieg der WHO-Berichte vom 20. und 27. Oktober (siehe Anm. bei den Infizierten der Kalenderwoche) beträgt +207 bzw. +158, wird aber mit +187 bzw. +167 angegeben. Hier wird der rechnerische Anstieg abgebildet. Im Wochenbericht vom 3. November (PDF) ist der Anstieg zur Vorwoche +117, wird aber mit +128 angegeben. Das gleicht diese Angaben offenbar wieder an.