Brandoberndorf
Brandoberndorf ist mit etwa 2100 Einwohnern der größte Ortsteil der mittelhessischen Gemeinde Waldsolms im südlichen Lahn-Dill-Kreis und Sitz ihrer Gemeindeverwaltung.
Brandoberndorf Gemeinde Waldsolms | |
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Höhe: | 247 m ü. NHN |
Fläche: | 17,25 km²[1] |
Einwohner: | 2131 (2008) |
Bevölkerungsdichte: | 124 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1971 |
Postleitzahl: | 35647 |
Vorwahl: | 06085 |
Geographie
Brandoberndorf liegt im oberen Solmsbachtal im östlichen Hintertaunus und gehört zum Naturpark Taunus. Höchste Erhebung ist im dicht bewaldeten Süden der Gähenstoß mit 415 Meter über NN.
Nachbarorte sind Kröffelbach im Nordwesten, Griedelbach im Norden, Cleeberg im Nordosten, Weiperfelden im Osten, Bodenrod im Südosten, sowie Hasselborn und Grävenwiesbach im Süden.
Geschichte
Eine Hügelgrabanlage aus der Keltenzeit auf dem Heidenkopf (404 m ü. NN) zwischen Brandoberndorf und Dietenhausen zeugt von einer Besiedlung der Gegend bereits um etwa 200 v. Chr.
Im Lorscher Codex hatte der Heimatforscher Christian Vogel in seiner Beschreibung des Herzogtums Nassau um 1840 die Brandoberndorfer Ersterwähnung auf das Jahr 768 festgeschrieben, als der Priester Randolf vom Kloster Lorsch in Oberndorph juxta Cleeberg, in der Cleeheimer Marca ein Kirchlein erbaute. Wegen verschiedener anderer Orte mit der Bezeichnung Oberndorf ist für das Hessische Staatsarchiv Wiesbaden eine eindeutige Zuordnung jedoch nicht möglich. Die erste bisher offiziell anerkannte urkundliche Erwähnung von Brandoberndorf datiert somit aus dem Jahre 1389.[2]
Der heutige Name ist auf das Jahr 1543 zurückzuführen, als bei einem großen Brand fast das ganze Dorf zerstört wurde. Nickel Schwob wurde wegen Brandstiftung verhaftet, später jedoch freigesprochen.
Bis 1806 gehörte Brandoberndorf zum Amt Cleeberg. Mit der Gründung des Herzogtums Nassau im Jahr 1806 ging die Verwaltung ans Amt Usingen. 1866 fiel das Herzogtum Nassau, und damit auch Brandoberndorf, an Preußen. Mit der Gebietsreform 1932, als der Kreis Wetzlar aus der preußischen Rheinprovinz herausgelöst, und der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet wurde, wechselte Brandoberndorf in den Kreis Wetzlar, welcher sich 1977 mit dem Kreis Dillenburg zum Lahn-Dill-Kreis zusammenschloss.[2]
Gebietsreform
Am 31. Dezember 1971 schloss sich die selbstständige Gemeinde Brandoberndorf im Zuge der hessischen Gebietsreform mit weiteren fünf Gemeinden zur neuen Großgemeinde Waldsolms zusammen.[3]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Brandoberndorf lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][4][5]
- vor 1642: Heiliges Römisches Reich, Amt Cleeberg (Kondominium: 1⁄2: Grafschaft Isenburg, 1⁄6: Leiningen-Westerburg, 1⁄6: Grafschaft Nassau, 1⁄6: Grafschaft Solms)[6]
- ab 1642: Heiliges Römisches Reich, Amt Cleeberg (Kondominium: 4⁄6: Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, 1⁄6: Leiningen-Westerburg, 1⁄6: Grafschaft Nassau)[6]
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Grafschaft Nassau-Usingen (durch Reichsdeputationshauptschluss), Amt Usingen[6]
- ab 1806: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Usingen
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Idstein
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Usingen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1886: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Usingen
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Obertaunuskreis
- ab 1932: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Kreis Wetzlar
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wetzlar
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Wetzlar
- am 31. Dezember 1971 wurde Brandoberndorf als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Waldsolms eingegliedert. Sitz der Gemeindeverwaltung ist Brandoberndorf.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Lahn-Dill-Kreis
Einwohnerentwicklung
• 1791: | 490 Einwohner[7] |
• 1800: | 542 Einwohner[8] |
Brandoberndorf: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2011 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 490 | |||
1800 | 542 | |||
1834 | 623 | |||
1840 | 672 | |||
1846 | 732 | |||
1852 | 711 | |||
1858 | 695 | |||
1864 | 656 | |||
1871 | 662 | |||
1875 | 661 | |||
1885 | 664 | |||
1895 | 651 | |||
1905 | 718 | |||
1910 | 861 | |||
1925 | 828 | |||
1939 | 880 | |||
1946 | 1.297 | |||
1950 | 1.370 | |||
1956 | 1.292 | |||
1961 | 1.309 | |||
1967 | 1.425 | |||
1970 | 1.439 | |||
1980 | ? | |||
1992 | 1.700 | |||
2005 | 2.159 | |||
2008 | 2.131 | |||
2011 | 1.968 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [1][2]; Zensus 2011[9] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1885: | 650 evangelische (= 97,89 %), 3 katholische (= 0,45 %), 11 jüdische (= 1,66 %) Einwohner |
• 1961: | 992 evangelische (= 75,78 %), 298 katholische (= 22,77 %) Einwohner |
Wappen
1816 erhielt Brandoberndorf ein Siegel, das einen Eichbaum zeigte („weil das Heil von Brandoberndorf im Walde ist“). Am 20. Oktober 1937 wurde der Gemeinde in Anlehnung an dieses Siegelbild vom Staatsarchiv Wiesbaden ein Wappen verliehen („Das Wappen zeigt im blauen Schild einen goldenen Eichbaum“).[2]
Sehenswürdigkeiten
Im historischen Ortskern von Brandoberndorf befinden sich mehrere denkmalgeschützte Gebäude. Hervorzuheben ist der Lindenplatz mit der evangelischen Kirche aus dem 17. Jahrhundert und dem Rathaus (altes Schulhaus).
Wirtschaft und Infrastruktur
Durch den reichen Bestand an Eichen konnte Brandoberndorf als Lieferant von Bahnschwellen in den Jahren 1867 bis 1869 viel Geld verdienen. Es mussten keine Steuern entrichtet werden, jeder Bürger bekam sogar gratis Holz und ein Geldgeschenk von der Gemeinde.
Der Waldreichtum war auch verantwortlich für die industrielle Entwicklung des Dorfes. Die Leder- und die Holzindustrie bestimmten das Leben in Brandoberndorf. Durch sie entwickelte sich das Bauerndorf zu einem Industriedorf, das durch fünf emporragende Fabrik-Schornsteine (von denen heute nur noch zwei übrig geblieben sind) äußerlich gekennzeichnet war.[2]
In Brandoberndorf befand sich bis zum Ende des Kalten Krieges die Bundeswehr-Liegenschaft „Gerätehauptdepot Brandoberndorf“.
Freizeitmöglichkeiten
Neben gut ausgeschilderten Wanderwegen, wie dem Panoramaweg, gibt es in Brandoberndorf ein Freibad ("Taunusperle") sowie einen Golfclub (Attighof).
Bildung
Lotte-Eckert-Schule (Grundschule)
2 Kindergärten
Verkehr
Nachdem der Personenverkehr der Solmsbachtalbahn zwischen Grävenwiesbach und Albshausen am 31. Mai 1985 eingestellt wurde, war Brandoberndorf 15 Jahre nicht an den Schienenpersonennahverkehr angebunden. Seit 2000 ist Brandoberndorf Endpunkt der von der Hessischen Landesbahn GmbH als RMV-Linie 15 betriebenen Taunusbahn von Frankfurt (Main) Hauptbahnhof.
Die L 3053 führt entlang des Solmsbachtales von Butzbach über Schwalbach nach Wetzlar.
Die L 3055 führt von der B 456 ab Grävenwiesbach Richtung A 45.
Literatur
- H. Serowy: Chronik Brandoberndorf – Ein Dorf im Wandel der Zeit, Verlagsbuchhandlung H. Serowy, 2005
- Literatur über Brandoberndorf In: Hessische Bibliographie[10]
Weblinks
- Ortsteil Brandoberndorf. In: Internetauftritt. Gemeinde Waldsolms
- Brandoberndorf, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Brandoberndorf, Lahn-Dill-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 23. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Serowy (Hrsg.): Chronik Brandoberndorf – Ein Dorf im Wandel der Zeit. 2005.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 380.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 28, § 41 (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 193 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 205 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!