Bodensee-Oberschwaben-Bahn
Die Bodensee-Oberschwaben-Bahn GmbH & Co. KG, abgekürzt BOB, offizieller europäischer Fahrzeughaltercode BOBFN, ist eine nichtbundeseigene Eisenbahngesellschaft in Baden-Württemberg. Sie betreibt auf dem südlichen Abschnitt der Bahnstrecke Ulm–Friedrichshafen sowie auf der anschließenden Bahnstrecke Friedrichshafen Stadt–Friedrichshafen Hafen Regionalbahn-Leistungen. In Anlehnung an das Volkslied Auf de schwäbsche Eisebahne wird die Gesellschaft auch Geißbockbahn genannt. Die Strecke ist als Linie RB91 Teil des Projekts Bodensee-S-Bahn[2].
Bodensee-Oberschwaben-Bahn | |
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Basisinformationen | |
Unternehmenssitz | Friedrichshafen |
Webpräsenz | www.bob-fn.de |
Eigentümer | 27,5 % Stadt Friedrichshafen 25,0 % Stadt Ravensburg 20,0 % Bodenseekreis 17,5 % Landkreis Ravensburg 10,0 % Gemeinde Meckenbeuren |
Geschäftsführung | Christian Nicke[1] |
Verkehrsverbund | Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund |
Linien | |
Spurweite | 1435 mm (Normalspur) |
Eisenbahn | 1 |
Anzahl Fahrzeuge | |
Triebwagen | 8 × Baureihe 426 |
Statistik | |
Fahrgäste | 1,49 Mio. pro Jahr (2016) |
Fahrleistung | 525.693 km pro Jahr (2016) |
Einwohner im Einzugsgebiet |
0,161 |
Betriebseinrichtungen | |
Betriebshöfe | Friedrichshafen, Aulendorf |
Geschichte
Die Bodensee-Oberschwaben-Bahn wurde am 15. Oktober 1991 von fünf kommunalen Gesellschaftern als Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet. Zu diesen gehörten die Technischen Werke Friedrichshafen (TWF), die Stadt Ravensburg, die Gemeinde Meckenbeuren, der Bodenseekreis und der Landkreis Ravensburg. Die Managementleistung für die TWF erbringt mittlerweile die Stadtwerk am See GmbH & Co. KG. 1992 wurden die ersten Fahrzeuge bestellt, die Aufnahme des Zugbetriebs war ursprünglich zu Beginn des Sommerfahrplanes am 23. Mai 1993 vorgesehen. Da es jedoch bei der Auslieferung der georderten Triebwagen zu Verzögerungen kam, begann der fahrplanmäßige Betrieb auf der 19,3 Kilometer langen Strecke Friedrichshafen Stadt–Ravensburg stattdessen erst am 1. Juli 1993, mitten in der laufenden Fahrplanperiode, mit 28 Fahrten je Werktag. In diesem Zusammenhang wurden auch die Haltepunkte Weißenau, Oberzell und Kehlen reaktiviert sowie der Haltepunkt Löwental renoviert. Da die BOB ausschließlich auf Infrastruktur der damaligen Deutschen Bundesbahn verkehrte, war sie zu diesem Zeitpunkt die erste Nichtbundeseigene Eisenbahn in Deutschland ohne eigene Streckeninfrastruktur. Dies geschah bereits vor der im Januar 1994 in Kraft getretenen Bahnreform, mit der für alle Eisenbahnverkehrsunternehmen ein freier Netzzugang eingeführt wurde.[3]
Am 22. November 1996 erfolgte der Vertragsabschluss zur Ausweitung des Betriebes über die beiden bisherigen Streckenenden hinaus. Zu Beginn des Sommerfahrplanes am 1. Juni 1997 wurde der Betrieb von Ravensburg nach Aulendorf sowie nach Friedrichshafen Hafen erweitert und damit die bediente Streckenlänge auf 42,0 Kilometer ausgedehnt. Gleichzeitig erfolgte die Reaktivierung der Haltepunkte Mochenwangen und Niederbiegen sowie die Neueröffnung der Station Friedrichshafen Flughafen, die gleichfalls neue Station Weingarten/Berg folgte schließlich am 4. Mai 1998. 2002 wurde das Unternehmen in eine GmbH & Co. KG umgewandelt. 2003 beförderte dieses mehr als eine Million Fahrgäste. In diesem Jahr wurden durchschnittlich mehr als 4000 Personen pro Tag befördert. Zum 1. Januar 2004 erfolgte die tarifliche Integration des gesamten BOB-Verkehrs in den neu gegründeten Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo).
Betrieb
Im Auftrag der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg betreibt die Bodensee-Oberschwaben-Bahn die Regionalbahn-Linie RB 91. Diese verkehrt täglich im 60-Minuten-Takt zwischen Aulendorf und Friedrichshafen Hafen. Montags bis freitags wird sie durch zusätzliche Züge zwischen Ravensburg und Friedrichshafen Stadt verstärkt. In Friedrichshafen unterhält die BOB ein Bahnbetriebswerk sowie ein Kundencenter, in Aulendorf befindet sich zudem eine Abstellhalle. An allen von ihr bedienten Stationen betreibt das Unternehmen eigene Fahrkartenautomaten. Die Betriebsstellen die exklusiv von der BOB bedient werden, verfügen zusätzlich über Stationsschilder im blau-weißen Corporate Design der Gesellschaft.
Der Betrieb wird von Mitarbeitern der DB Regio durchgeführt, da die BOB in diesem Bereich über kein eigenes Personal verfügt. Verwaltungstätigkeiten werden von der Stadtwerk am See GmbH & Co KG erbracht. Die Hohenzollerische Landesbahn war bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2021 mit der Wartung der Dieseltriebwagen beauftragt.[4] Die Wartung der Elektrotriebwagen übernimmt die DB Regio in Ulm.
Der Vertrag für die aktuellen Verkehrsleistungen der BOB ist unbefristet, kann allerdings jährlich gekündigt werden.[5]
Fahrzeuge
Der Betrieb begann 1993 mit zwei NE 81-Verbrennungstriebwagen, die als VT 60 und VT 61 bezeichnet wurden. Aufgrund des großen Erfolges wurde 1994 mit dem VT 62 noch ein drittes Fahrzeug vom gleichen Typ beschafft. Nach der Ausweitung des Betriebes im Jahr 1997 wurden im September 1998 vier Regio-Shuttle-Triebwagen mit den Nummern VT 63 bis VT 66 in Betrieb genommen. Im November 2005 ersetzte die BOB die NE 81 aus der Anfangszeit durch drei weitere Regio-Shuttle. Diese verfügten im Vergleich zu den zuvor eingesetzten Fahrzeugen über Bordtoiletten, eine Klimaanlage sowie Steckdosen. Ferner besteht seither ein typenreiner Fahrzeugpark, der zudem komplett niederflurig ist. Die drei nicht mehr benötigten NE 81 wurden an die Hohenzollerische Landesbahn abgegeben. Um die gestiegenen Fahrgastzahlen zu bedienen, wurden Anfang Juni 2013 zwei weitere Regio-Shuttle mit den Nummern VT 70 und 71 ausgeliefert.[6]
Nach einem Brand am 4. März 2021 gegen 10:00 Uhr, schied der Triebwagen VT 64 mit einem schweren Schaden an einem der Führerstände aus. Der mit ihm im Verbund gefahrene VT 63 blieb unbeschädigt.[7]
Seit dem Fahrplanwechsel am 12. Dezember 2021 fahren auf der Linie RB 91 nur noch elektrische Triebwagen der Baureihe 426.[8] Hierzu erwarb die BOB von DB Regio acht zuvor im Saarland eingesetzte Exemplare dieser Baureihe.[9]
- NE 81 in Radolfzell, 2006
- Zwei RS 1 und ein NE 81 in Dreifachtraktion
- Eine RS 1-Dreifachtraktion im Jahr 2005
- Elektrotriebwagen der Baureihe 426, vor Betriebsaufnahme (September 2021 in Ulm)
Trivia
Die halbjährlich erscheinende Kundenzeitschrift der BOB heißt – in Anlehnung an den Roman Heidi und an das Volkslied Auf de schwäbsche Eisebahne – Geißenpeter.
Weblinks
Einzelnachweise
- Impressum. Bodensee-Oberschwaben-Bahn, abgerufen am 3. Januar 2022.
- Bodensee S-Bahn. Abgerufen am 9. Januar 2022.
- Alexander Bückle: Bahnportrait BOB. In: www.privat-bahn.de. Abgerufen am 21. November 2016.
- Der Geißbock springt seit 25 Jahren. In: Schwäbische.de. (schwaebische.de [abgerufen am 21. November 2016]).
- Drucksache 16/9229, Zukunft der Bodensee-Oberschwaben-Bahn. Landtag von Baden-Württemberg, 8. November 2020, abgerufen am 11. April 2021.
- eisenbahn-magazin 8/2013, S. 18
- Feuer in Zug der Bodensee-Oberschwaben-Bahn. In: swr.de. 4. März 2021, abgerufen am 11. April 2021.
- Stadtwerk am See: Tweet zu neu erworbenen Elektrotriebwagen. In: https://twitter.com/STADTWERKAMSEE. 25. März 2021, abgerufen am 11. April 2021.
- BOB kauft ET 426. In: eisenbahn-magazin. Nr. 7, 2021, S. 30.