Bockhorn (Oberbayern)

Bockhorn (bairisch Bocking) ist eine Gemeinde im Zentrum des oberbayerischen Landkreises Erding.

Wappen Deutschlandkarte

Basisdaten
Bundesland:Bayern
Regierungsbezirk: Oberbayern
Landkreis: Erding
Höhe: 460 m ü. NHN
Fläche: 47,15 km2
Einwohner: 4144 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte: 88 Einwohner je km2
Postleitzahl: 85461
Vorwahl: 08122
Kfz-Kennzeichen: ED
Gemeindeschlüssel: 09 1 77 113
Gemeindegliederung: 49 Gemeindeteile
Adresse der
Gemeindeverwaltung:
Rathausplatz 1
85461 Bockhorn
Website: bockhorn-obb.de
Bürgermeister: Lorenz Angermaier (FWG)
Lage der Gemeinde Bockhorn im Landkreis Erding
Karte
Ortskern von Bockhorn (2013)
Eschlbach von Süden

Geografie

Panorama von Bockhorn

Der gleichnamige Hauptort liegt in der Region München am östlichen Rand des Erdinger Mooses sieben Kilometer östlich der Kreisstadt Erding, 15 km nordwestlich von Dorfen, 24 km südlich von Moosburg an der Isar und etwa 20 km östlich vom Flughafen München.

Die Strogen gliedert die Gemeinde geologisch: Der westliche Teil ist flach (Rand der Münchner Schotterebene), der östliche Bereich besteht aus tertiärem Hügelland (Erdinger Holzland).

Gemeindegliederung

Es gibt 49 Gemeindeteile (ehemalige Gemeinden mit ihren Ortsteilen):[2][3]

Es gibt die Gemarkungen Bockhorn, Eschlbach, Grünbach, Kirchasch, Mauggen und Salmannskirchen.

Geschichte

Bis zur Gemeindegründung

Bedingt durch den Wasserreichtum und sehr fruchtbare Böden kann für das Gemeindegebiet von Bockhorn mit Besiedlung spätestens seit dem Jungneolithikum (4500 v. Chr.) ausgegangen werden. Archäologisch nachgewiesen ist eine Vielzahl von Siedlungen, die von der Münchshöfener Kultur über die Bronzezeit bis in die Keltenzeit reichen[5]. Unmittelbar am südlichen Ortsrand von Bockhorn befinden sich die Reste einer Siedlung der Bronzezeit.

Um 500 v. Chr. war das Gemeindegebiet von den Kelten besiedelt; bei Papferding finden sich noch die eingeebneten Reste einer Viereckschanze. Um 15 v. Chr. dehnte Rom seinen Herrschaftsbereich bis zur Donau auf die Provinz Raetien aus und die Kelten verloren ihre Selbständigkeit. Im 6. Jahrhundert setzte nach dem Ende der Völkerwanderung erneut Siedlertätigkeit ein; auf frühe Siedlungen der Bajuwaren weisen Orte mit der Endung „-ing“ hin (Emling, Flanning, Englpolding, Oppolding, Papferding, Polzing). Im Jahre 776 kam Strogen mit Kirche in den Besitz von Freising. Im Jahre 816 tauchte erstmals der Name Grünbach auf, als der Mönch Liutto seinen Grundbesitz in „Croninpach“ dem Hochstift Freising schenkte. 926 ist der Name Bockhorn in der Schreibweise „Paccharun“ nachweisbar; der Name bedeutet „Leute am Bach“. 1053 wurde Mauggen als „Muchun“ erstmals in einer Übertragungsurkunde eines Gutes an Freising erwähnt. 1156 erschien der Name „Eschlbach“ in den Traditionen des Hochstifts Freising. 1200 wurde in Grünbach mit dem Bau der Burg Grünbach begonnen. 1315 ist Bockhorn (Schreibweise nun „Pachorn“) mit den Filialen Kirchasch, Hecken, Salmannskirchen, Grünbach und Tankham als Pfarrei aufgeführt. 1801 wurde in Grünbach mit dem Bau des heute noch bestehenden Schlosses Grünbach begonnen.

20. und 21. Jahrhundert

1920 und 1942 gab es große Überschwemmungen durch die Strogen. Im Jahr 1972 wurde im Ortsteil Grünbach mit dem Bau des Golfplatzes (Golfclub Erding-Grünbach) begonnen (1978 erweitert) und im Schloss Grünbach wurde das Bundesinstitut für Pflanzengenetik eingerichtet (bis 1999). 2002 wurde das neue Rathaus von Bockhorn eröffnet.

Eingemeindungen

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinden Bockhorn, Eschlbach, Grünbach und Salmannskirchen zur neuen Gemeinde Bockhorn zusammengelegt.[6] Am 1. Mai 1978 kamen noch drei Orte im Südosten von der aufgelösten Gemeinde Matzbach dazu.[7]

Einwohnerentwicklung

Gemäß Bayerischem Landesamt für Statistik haben sich die Einwohnerzahlen jeweils zum 31. Dezember eines Jahres wie folgt entwickelt[8]:

Stand Einwohner
19602331
19702309
19802485
19902704
19952956
Stand Einwohner
20003153
20053447
20103542
20153720
20204144

Seit 1972, dem Jahr der Gemeindereform, hat sich die Einwohnerzahl bis 2016 um 1511 Personen erhöht. Das entspricht einem Wachstum von 65,92 Prozent. In den letzten zehn (fünf) Jahren wuchs die Einwohnerzahl um 63,15 (20,62) Prozent.

Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Gemeinde von 2636 auf 4005 um 1369 Einwohner bzw. um 51,9 %.

Politik

Bürgermeister

Hans Schreiner (FWG) war von 2002 bis Ende April 2020 Erster Bürgermeister. Bei der Bürgermeisterwahl 2020, bei der Hans Schreiner nicht mehr kandidierte, wurde Lorenz Angermaier (Freie Wählergemeinschaft Bockhorn / Bürgerliste Kirchasch mit Umgebung) gewählt.

Wappen

Wappen von Bockhorn
Blasonierung: „In Rot über einem silbernen Horn mit goldenen Beschlägen ein silberner Wellenbalken.“[9]
Wappenbegründung: Die Zusammensetzung des Wappens erinnert an die Bildung der neuen Gemeinde Bockhorn aus den früher selbstständigen Gemeinden Bockhorn, Grünbach, Eschlbach und Salmannskirchen im Rahmen der kommunalen Gebietsreform zu Beginn des Jahres 1972. Bockhorn führte seit 1966, Grünbach bereits seit 1950 ein Gemeindewappen. Aus beiden 1972 gegenstandslos gewordenen Hoheitszeichen wurden Symbole in das neue Gemeindewappen übernommen. Das Horn stammt aus dem Wappen der Kraft von Grünbach, die sich bis 1497 Schreiber von Grünbach nannten. Diese Familie besaß im 15. und 16. Jahrhundert eine Reihe von Gütern im Landgericht Erding; Christoph Kraft erlangte 1544 für seinen Sitz Grünbach Hofmarksrechte. Der Wellenbalken aus dem alten Bockhorner Wappen symbolisiert die geografische Lage der Gemeinde an der Strogen. Damit wird sowohl ein Bezug zur historischen Entwicklung als auch zur örtlichen Lage hergestellt. Das Horn ergibt zudem ein redendes Bild für den Gemeindenamen Bockhorn.

Die Gemeindeflagge hat die Farben Weiß-Rot.

Gemeindefinanzen

Die Gemeindesteuereinnahmen betrugen im Jahr 2017 3,627 Mio. Euro, davon waren 580.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen (netto).[10]

Gemeindepartnerschaft

Ostbündnis

Die Gemeinde beteiligt sich am Ostbündnis.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Baudenkmäler

Ehemaliger Pfarrhof, 1775
Katholische Pfarrkirche Mariae Heimsuchung, 1712

Bodendenkmäler

Im Gemeindegebiet gibt es 15 Grabhügel an neun Fundstellen bei Untermailling, Hubberg, Eschlbach, Riedersheim und Bockhorn. Hier findet sich innerhalb weniger Kilometer die höchste Dichte an Grabhügeln aus der Zeit zwischen 1600 und 1300 v. Chr. im ganzen Landkreis.[12]

Wirtschaft und Infrastruktur

Industrie, Handel und Gewerbe

1998 gab es im produzierenden Gewerbe 163 und im Bereich Handel und Verkehr 25 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. In sonstigen Wirtschaftsbereichen waren am Arbeitsort 100 Personen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort gab es 1020. Im verarbeitenden Gewerbe gab es einen, im Bauhauptgewerbe zwölf Betriebe.

Land- und Forstwirtschaft

Im Jahr 1998 gab es im Bereich der Land- und Forstwirtschaft sechs sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche betrug 1998 3665 ha, davon waren 2915 ha Ackerfläche.

Bestanden im Jahr 1999 noch 140 landwirtschaftliche Betriebe, ging deren Zahl bis 2010 auf 109 zurück.

Betriebsgrößenstruktur in der Landwirtschaft[13]
Betriebsgröße in ha Anzahl der Betriebe
1999 2010
unter 5 17 7
5 bis unter 10 16 9
10 bis unter 20 28 25
20 bis unter 50 62 46
50 oder mehr 17 22
Gesamt 140 109

Verkehr

Durch die Gemeinde führen die Bundesstraße 388 und die Staatsstraße 2084. Eine ÖPNV-Anbindung besteht durch Buslinien des MVV. Die Bahnstrecke München–Simbach tangiert die Gemeinde im Süden, der nächste Haltepunkt ist in Walpertskirchen.

Bildung

  • Kindergärten für 112 Kinder (1999)
  • Grundschule für 157 Schüler (2008)
Commons: Bockhorn (Oberbayern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
  2. Gemeinde Bockhorn in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 29. Dezember 2017.
  3. Gemeinde Bockhorn, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  4. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 7071 (Digitalisat).
  5. Denkmalansicht im Bayernatlas
  6. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 457 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 573.
  8. Bayerisches Landesamt für Statistik: 12111-101z Volkszählung und Bevölkerungsfortschreibung: Gemeinde, Bevölkerung (Volkszählungen und aktuell), Stichtage. Online auf www.statistikdaten.bayern.de. Abgerufen am 19. August 2016
  9. Eintrag zum Wappen von Bockhorn (Oberbayern) in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
  10. Statistik kommunal 2018. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  11. Gemeinde Bockhorn - Gemeindepartnerschaft Bockhorn-Magnac. Abgerufen am 10. Dezember 2020.
  12. archaeologischer-verein-erding: AVEinfo: Wissenswertes aus Archäologie und Bodendenkmalpflege in und um Erding, Heft 7, S. 20
  13. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung: Statistik kommunal 2015 – Gemeinde Bockhorn 09 177 113 – Eine Auswahl wichtiger statistischer Daten. PDF, online auf www.statistik.bayern.de, abgerufen am 6. November 2016.
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