Bernsdorf (Cölbe)

Bernsdorf i​st der kleinste Ortsteil d​er Gemeinde Cölbe i​m mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf.

Bernsdorf
Gemeinde Cölbe
Höhe: 191 m ü. NHN
Fläche: 1,38 km²[1]
Einwohner: 46 (Mai 2011)[2]
Bevölkerungsdichte: 33 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1970
Postleitzahl: 35091
Vorwahl: 06427
Ortsansicht
Ortsansicht

Geographie

Der Ort l​iegt im Tal d​er südlich vorbeifließenden Ohm zwischen Burgwald i​m Norden u​nd Lahnbergen i​m Süden.

Geschichte

Historische Ortsnamen

In erhaltenen Urkunden w​urde Bernsdorf u​nter den folgenden Ortsnamen erwähnt (in Klammern d​as Jahr d​er Erwähnung):[1]

  • de Bernoldesdorf, (1282), (Klosterarchive 5: Kloster Haina, Band 1, Nr. 709).
  • Bernisdorff, (1359)
  • Bernsdorf (1374)

Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen

Im Jahr 1282 w​ird der Ort bekanntermaßen a​ls de Bernoldesdorf i​m Klosterarchiv, fünfter Band, d​es Klosters Haina erstmals urkundlich erwähnt.[1] 1306 erhielt d​as Kloster Haina weitere Güter i​n Bernsdorf, d​eren Hälfte d​en Johannitern a​us Wiesenfeld zustand. Der Marburger Heinrich v​on Rosphe erwarb 1347 e​in Gut i​m Ort. Im Jahr 1398 erhielt Else, d​ie Witwe d​es Werner Gises v​on Biedenkopf i​m Zuge e​ines Vergleichs m​it Metze, d​er Witwe d​es Heinrichs v​on Rosphe, d​as sogenannte Hainaer Gut. Ab 1358 besaß d​er Deutsche Orden a​us Marburg z​wei Höfe i​n Bernsdorf, d​ie 1364 zusammengelegt wurden. Sie umfassten 1358 95 Morgen Ackerland u​nd sechs Morgen Wiesen.

Ab 1395 u​nd später gehörte d​er Ort z​um Gericht Schönstadt. Im Königreich Westphalen w​ar er v​on 1807 b​is 1813 Teil d​es Kantons Rosenthal, 1821 k​am Bernsdorf z​um neu geschaffenen Kreis Marburg.

Gebietsreform

Zum 31. Dezember 1970 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Bernsdorf im Zuge der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Gemeinde Cölbe eingegliedert.[3][4] Für Cölbe mit Bernsdorf, wie für die übrigen Ortsteile von Cölbe, wurde ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick

Die folgende Liste z​eigt im Überblick d​ie Territorien, i​n denen Bernsdorf lag, bzw. d​ie Verwaltungseinheiten, d​enen es unterstand:[1][6]

Gerichte seit 1821

Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung (1807–1813 und endgültig 1822) sind die Ämter neben der Verwaltung für die Rechtsprechung (meist Niedere Gerichtsbarkeit bzw. Erste Instanz) zuständig. Mit Edikt vom 29. Juni 1821 wurden in Kurhessen Verwaltung und Justiz getrennt. Nun waren Justizämter für die erstinstanzliche Rechtsprechung zuständig, die Verwaltung wurde von Kreisen übernommen. In Marburg wurde der Kreis Marburg für die Verwaltung eingerichtet und das Landgericht Marburg war als Gericht in erster Instanz für Bernsdorf zuständig. 1850 wurde das Landgericht in Justizamt Marburg umbenannt. Das Oberste Gericht war das Oberappellationsgericht in Kassel. Untergeordnet war das Obergericht Marburg für die Provinz Oberhessen. Es war die zweite Instanz für die Justizämter.[11]

Nach der Annexion Kurhessens durch Preußen wurde das Landgericht Marburg 1867 zum königlich Preußischen Amtsgericht Marburg. Im Juni 1867 erging eine königliche Verordnung, die die Gerichtsverfassung in den zum vormaligen Kurfürstentum Hessen gehörenden Gebietsteilen neu ordnete. Die bisherigen Gerichtsbehörden sollten aufgehoben und durch Amtsgerichte in erster, Kreisgerichte in zweiter und ein Appellationsgericht in dritter Instanz ersetzt werden.[12] Im Zuge dessen erfolgte am 1. September 1867 die Umbenennung des bisherigen Justizamtes in Amtsgericht Marburg. Die Gerichte der übergeordneten Instanzen waren das Kreisgericht Marburg und das Appellationsgericht Kassel.[13]

Auch mit dem in Kraft treten des Gerichtsverfassungsgesetzes von 1879 blieb das Amtsgericht unter seinem Namen bestehen. In der Bundesrepublik Deutschland sind die übergeordneten Instanzen das Landgericht Marburg, das Oberlandesgericht Frankfurt am Main sowie der Bundesgerichtshof als letzte Instanz zuständig.

Einwohnerstruktur

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Bernsdorf 33 Einwohner. Darunter waren 3 (9,1 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 6 Einwohner unter 18 Jahren, 15 zwischen 18 und 49, 6 zwischen 50 und 64 und 3 Einwohner waren älter.[2] Die Einwohner lebten in 9 Haushalten. Davon waren keine Singlehaushalte, 3 Paare ohne Kinder und 3 Paare mit Kindern, sowie keine Alleinerziehende und keine Wohngemeinschaften. In keinem Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 6 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[2]

Einwohnerzahlen

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1577:4 Hausgesesse
 1630:4 (3 landgräflich) Hausgesessene (2 vierspännige 1 zweispännige Ackerleute, 2 Einläuftige).
 1681:5 hausgesessene Mannschaften
 1838:Familien: 4 nutzungsberechtigte Ortsbürger, 1 Beisasse
Bernsdorf: Einwohnerzahlen von 1749 bis 2011
Jahr  Einwohner
1749
 
32
1800
 
?
1834
 
43
1840
 
41
1846
 
51
1852
 
54
1858
 
49
1864
 
48
1871
 
44
1875
 
43
1885
 
54
1895
 
53
1905
 
37
1910
 
43
1925
 
77
1939
 
61
1946
 
113
1950
 
106
1956
 
96
1961
 
76
1967
 
65
1980
 
?
1990
 
?
2000
 
?
2011
 
33
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[2]

Religionszugehörigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1861:alle Einwohner lutheranische
 1885:53 evangelische (= 98,15 %), ein katholischer (= 1,85 %) Einwohner
 1961:62 evangelische (= 81,58 %), 14 katholische (= 18,42 %) Einwohner

Erwerbstätigkeit

Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
 1838:Familien: 4 Ackerbau, 1 Gewerbe.
 1961:Erwerbspersonen: 12 Land- und Forstwirtschaft, 4 Produzierendes Gewerbe, 12 Handel und Verkehr, 9 Dienstleistungen und Sonstiges.

Wirtschaft und Infrastruktur

Durch Bernsdorf verläuft d​ie Landesstraße 3089. Im Süden treffen s​ich die Bundesstraße 3 u​nd die Bundesstraße 62.

In Ortsnähe befindet s​ich ein 18-Loch-Golfplatz.

Südöstlich grenzt e​ine 7,5 ha große Photovoltaik-Freiflächenanlage an, d​er „Solaracker Cölbe“.[14]

Literatur

  • Reuling, Historisches Ortslexikon, Historisches Ortslexikon Marburg, ehem. Landkreis und kreisfreie Stadt, ISBN 3-7708-0678-6, S. 140 f.

Einzelnachweise

  1. Bernsdorf, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 21. Oktober 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66;.
  3. Eingliederung der Gemeinde Bernsdorf in die Gemeinde Cölbe, Landkreis Marburg vom 10. Dezember 1970. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1970 Nr. 52, S. 2447, Punkt 2463 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,8 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 402.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 2,78 MB) § 4. In: Webauftritt. Gemeinde Cölbe, abgerufen im September 2021.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  7. Georg Landau: Beschreibung des kurfürstenthums Hessen. T. Fischer, Kassel 1842, S. 370 (online bei HathiTrust’s digital library).
  8. Die Zugehörigkeit des Amtes Marburg anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
  9. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 100 f. (online bei Google Books).
  10. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 73 f.
  11. Neueste Kunde von Meklenburg/ Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und den freien Städten, aus den besten Quellen bearbeitet. im Verlage des G. H. G. privil. Landes-Industrie-Comptouts., Weimar 1823, S. 158 ff. (online bei HathiTrust’s digital library).
  12. Verordnung über die Gerichtsverfassung in vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 19. Juni 1867. (PrGS 1867, S. 1085–1094)
  13. Verfügung vom 7. August 1867, betreffend die Einrichtung der nach der Allerhöchsten Verordnung vom 19. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstentum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden Gerichte (Pr. JMBl. S. 221–224http://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10509837~SZ%3D237~doppelseitig%3D~LT%3DPr.%20JMBl.%20S.%20221%E2%80%93224~PUR%3D)
  14. Strom ernten vom Solaracker
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