Bahnhof Paris-Austerlitz
Der Bahnhof Paris-Austerlitz, umgangssprachlich Gare d’Austerlitz (deutsch Austerlitz-Bahnhof, ursprünglich Gare d’Orléans)[1] ist einer der sechs Kopfbahnhöfe von Paris. Er liegt im 13. Arrondissement im Quartier de la Salpêtrière am linken Ufer der Seine.
Paris-Austerlitz | |
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Empfangsgebäude (2006) | |
Daten | |
Lage im Netz | Endbahnhof |
Bauform | Kopfbahnhof |
Bahnsteiggleise | 21 (davon 4 im Tiefgeschoss) |
IBNR | 8700010 |
Eröffnung | 20. September 1840 |
Architektonische Daten | |
Architekt | Pierre-Louis Renaud |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Paris |
collectivité métropolitaine | Paris |
Region | Île-de-France |
Staat | Frankreich |
Koordinaten | 48° 50′ 30″ N, 2° 21′ 58″ O |
Eisenbahnstrecken | |
Liste der Bahnhöfe in Frankreich |
Name
Der Name des Bahnhofs stammt von der mährischen Stadt Austerlitz, bei der Napoléon Bonaparte in der Dreikaiserschlacht am 2. Dezember 1805 siegreich gegen die zahlenmäßig überlegenen österreichisch-russischen Truppen zu Felde gezogen war. Zur Erinnerung an diesen historischen Sieg wurden neben dem Bahnhof auch zwei Kriegsschiffe der französischen Marine und der Quai d’Austerlitz in Paris nach dem Austragungsort der Schlacht benannt.
Geschichte
- Quer durch die Fernbahnhalle gebaute Metrostation, darunter die Gleise in Richtung Musée d’Orsay, 2006
- 2013 abgerissener Seitenflügel mit dem Bahnhofsrestaurant Le Grenadier, 1994
Schon 1840 wurde auf Grund der Eröffnung der Strecke Paris–Corbeil ein erster Bahnhof an der Stelle des heutigen errichtet. Jene Strecke wurde 1843 bis Orléans verlängert. 1846 wurde der Bahnhof erstmals vergrößert.
Zwischen 1862 und 1870 wurde der Bahnhof neu errichtet. Die neue Bahnhofshalle aus Metall hat eine für die Bauzeit beachtliche Spannweite von 51,5 Meter und ist 280 Meter lang. Der große Raum wurde während der Belagerung von Paris im Jahre 1870 zur Herstellung von Heißluftballons genutzt.
Im Jahr 1900 verlängerte die Betreibergesellschaft der Bahnlinie, die Compagnie du Chemin de fer de Paris à Orléans (P.O.), die Strecke in Richtung des Pariser Stadtzentrums. Der am 14. Juli 1900 anlässlich der Weltausstellung eröffnete Bahnhof Gare d’Orsay wurde bis 1939 neuer Endpunkt für die Fernzüge.
1906 wurde die gleichnamige Hochbahnstation der Pariser Métro in Betrieb genommen. Deren Gleise und Bahnsteige queren die Bahnhofshalle rechtwinklig über den Eisenbahnanlagen.
Am 2. November 1941 ereignete sich ein schwerer Eisenbahnunfall als ein aus Orléans einfahrender Schnellzug mit einem Leerzug zusammenstieß. 21 Menschen starben, sieben wurden darüber hinaus verletzt.[2]
2013 wurde der Seitenflügel mit dem Bahnhofsrestaurant Le Grenadier abgerissen.[3]
Verkehr
Seit der Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Atlantique verlor der Bahnhof den größten Teil der Fernzugverbindungen in Richtung Süd-Westen an den Bahnhof Gare Montparnasse. Sein Fahrgastaufkommen beläuft sich auf 25 Millionen Passagiere pro Jahr (68.000 pro Tag), was der Hälfte des Aufkommens des Bahnhofs Gare Montparnasse entspricht.
Der Bahnhof ist der Endpunkt aller (Stand 2019 verbliebenen) innerfranzösischer Nachtreisezüge (nach Briançon, Albi, Latour-de-Carol und Portbou), die internationalen Nachtzüge fahren ab Paris Gare de Lyon (nach Mailand – Venedig), früher auch ab Gare de l’Est (Richtung Deutschland).
Neben den übriggebliebenen Zügen der SNCF verkehren die Linien 5 und 10 der Pariser Métro sowie die RER-Linie C.
Zukunft
Gare d’Austerlitz ist der einzige der sechs Pariser Bahnhöfe, der nicht komplett ausgelastet ist. Mit Bau der LGV Sud Europe Atlantique nach Bordeaux ist geplant, im Jahr 2020 TGV-Züge erstmals ab diesem Bahnhof anzubieten, da der Bahnhof Montparnasse bereits bis an seine Grenzen ausgelastet ist. Eigens hierfür wurde ein viergleisiger Anbau errichtet, für den das Bahnhofsrestaurant Le Grenadier weichen musste. Die Schienen verlaufen dann weiter unter der Avenue de France bis zum Bahnhof Bibliothèque François Mitterrand. Die Fertigstellung der Bauarbeiten ist für 2020 angedacht, die Kosten für das Projekt, inklusive der Renovierung der Haupthalle und der denkmalgeschützten Fassade, belaufen sich auf 600 Millionen Euro.[4]
- Bahnhofshalle (Blickrichtung Süd)
- Bahnsteige südlich der Halle
- Östlicher Bahnhofskopf
- Gleise im Erweiterungsbau
- Gleisvorfeld, dahinter die Gebäude der Französischen Nationalbibliothek
Literatur
- Philippe Callé: Der erste ohne Dampfloks. In: Eisenbahnen in Paris = Eisenbahngeschichte Spezial 2 (2015). ISBN 978-3-937189-94-9, S. 34–37.
Weblinks
Einzelnachweise
- Jean Tricoire: Un siècle de métro en 14 lignes. De Bienvenüe à Météor. La Vie du Rail, Paris 2004, ISBN 2-902808-87-9, S. 196
- Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 106.
- Massacre à Austerlitz ! bei parisperdu.blogg.org, abgerufen am 29. Februar 2020
- La gare d'Austerlitz va s'offrir un balcon sur la Seine, lefigaro.fr