Bahnhof Bempflingen
Der Bahnhof Bempflingen liegt am Streckenkilometer 22,2 der Bahnstrecke Plochingen–Immendingen. Gemäß der Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung handelt es sich aufgrund der abgebauten Weichen jedoch nicht mehr um einen Bahnhof, sondern um einen Haltepunkt.
Bempflingen | |
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Haltepunkt Bempflingen | |
Daten | |
Betriebsstellenart | Haltepunkt |
Bahnsteiggleise | 2 |
Abkürzung | TBEM |
IBNR | 8000865 |
Preisklasse | 6 |
Eröffnung | 20. September 1859 |
Profil auf Bahnhof.de | Bempflingen-1029390 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Bempflingen |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 34′ 21″ N, 9° 16′ 23″ O |
Höhe (SO) | 342 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Geschichte
Planung und Bau
Mitte der 1850er Jahre plante und bauten die Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen die damals Obere Neckarbahn genannte Strecke von Plochingen nach Tübingen. Für den Bau eines Bahnhofs in Bempflingen setzte sich die Geschäftsleitung der Firma Elmer & Zweifel ein, die hier seit 1855 eine Baumwollspinnerei betrieben. Sie verfassten im Namen der Gemeinde Bempflingen und den umliegenden Gemeinden eine Bittschrift an die Verantwortlichen in Stuttgart und warben für den Ort. In dem Schreiben heißt es unter anderem:
„Zuffenhausen, Eislingen und andere kleine Ortschaften haben auch Haltstationen, die schwerlich die Wichtigkeit haben, wie eine solche in Bempflingen erlangen würde.“
Bempflingen, damals etwas über 700 Einwohner zählend, erhielt schließlich eine Station, etwa einen halben Kilometer östlich des Dorfs. Der zu errichtende Bahndamm unterbrach die Landstraße nach Großbettlingen.
Der Bahnhof erhielt ein zweistöckiges Empfangsgebäude aus Sandstein, das heute noch erhalten ist. Das Gebäude ist mit einem Satteldach gedeckt. Die Außenfassade des Dachstocks ist mit Holzlatten verkleidet. Fenster und Türen im Erdgeschoss sind mit Rundbögen versehen. Die Bahnanlage besaß ein Bahnsteig- und ein Kreuzungsgleis.
Staatsbahnzeit
Am 20. September 1859 eröffnete die Staatsbahn den ersten Streckenabschnitt zwischen Plochingen und Reutlingen. An jenem Tag nahm auch die erste Poststelle in Bempflingen ihren Dienst auf. Sie befand sich im Erdgeschoss des Empfangsgebäudes. Für die unterbrochene Landstraße nach Großbettlingen musste ein Durchlass errichtet werden.
Durch die Baumwollspinnerei und die Eisenbahn erlebte die kleine Gemeinde einen Strukturwandel. Im Jahr 1895 waren von 792 Einwohnern noch 45 Prozent als Landwirte tätig.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erweiterte die Staatsbahn das Empfangsgebäude um einen einstöckigen Anbau nach Süden. Seit 1. Oktober 1901 ist die Bahnstrecke zwischen Neckartailfingen und Metzingen zweigleisig befahrbar. Der Bahnhof erhielt ein weiteres Gleis als Überholgleis. 1909 verließ die Post das Empfangsgebäude.
Reichsbahnzeit
Seit Mitte der 1920er Jahre konkurrierte der Omnibus mit der Eisenbahn, mit zwei in Bempflingen endenden Verbindungen. Die Kraftpost eröffnete 1926 eine Linie von Nürtingen. 1927 nahm ein privater Unternehmer eine Linie von Metzingen in Betrieb.
Am 1. Oktober 1934 nahm die Deutsche Reichsbahn den elektrischen Betrieb zwischen Plochingen und Tübingen auf.
In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs kam es während des Zweiten Weltkriegs zu Luftangriffen. Einer ereignete sich in am 9. Dezember 1944. Bereits am Morgen hatten alliierte Jagdbomber das Dorf angegriffen. Zur Mittagszeit erfolgte ein weiterer Tieffliegerangriff auf einen Eilzug, der von Tübingen nach Stuttgart unterwegs war. Der Angriff forderte drei Menschenleben. Am 25. März 1945 kam es zu einem Tieffliegerangriff auf einen Eilzug Richtung Tübingen. Diesmal waren sechs Tote und mehrere Verletzte zu beklagen.
Bempflingen wird Grenzbahnhof
Nach dem Krieg teilten die Siegermächte Württemberg in zwei Besatzungszonen ein. Südlich von Bempflingen verlief die Grenze zwischen der amerikanischen und der französischen Zone. Der Bahnhof erhielt eine neue Funktion als Grenzbahnhof. In den Kursbüchern dieser Zeit, vermerkten die Herausgeber einen Aufenthalt von fünf Minuten für Züge in Fahrtrichtung Plochingen. In Wirklichkeit reichte dies nicht aus. Die Kontrollen nahmen teilweise bis zu 25 Minuten Zeit in Anspruch. Die Reichsbahndirektion Stuttgart beklagte sich über diese Fahrzeitverlängerungen bei den beiden Militärregierungen. Doch erst 1948 reduzierte sich der Aufenthalt der Züge auf zwei Minuten.
Ausblick
Aufgrund nicht ausreichender Bahnsteiglängen kommt es 2020 zu Haltausfällen. Am 29. September 2021 soll eine Bahnsteigverlängerung in Betrieb gehen. Bereits ab Ende 2020 soll mit den Neufahrzeugen, die über eine selektive Türfreigabe verfügen, ein Halt wieder ermöglicht werden.[2] Aber auch 2021 sind noch teilweise Ersatzfahrzeuge unterwegs.
Der Umbau wurde im März 2021 ausgeschrieben.[3] Die Bahnsteige sollen auf einer Länge von jeweils ca. 77 mm in nördlicher Richtung verlängert werden, mit einer Höhe von 55 cm über Schienenoberkante.[4] Im Oktober 2021 wurde ein Ausbau ausgeschrieben.[5] Ein entsprechendes Planrechtsverfahren wurde im Februar 2022 beantragt.[6]
Im Juli 2021 wurde eine Blockverdichtung ausgeschrieben.[7]
Rückbau
Am 1. August 1988 gab die Deutsche Bundesbahn den Güterverkehr in Bempflingen auf. Den nicht mehr benötigten Güterschuppen erwarb die Gemeinde zwischen 1989 und 1992. Seit 1. Februar 1993 ist der Bahnhof unbesetzt. Die Bahn baute alle Nebengleise und Weichen ab und stufte somit den Bahnhof zu einem Haltepunkt zurück. Direkte Verbindungen nach Stuttgart gab es 2011 nur noch einmal täglich.
Bahnbetrieb
Der Haltepunkt wird von Regionalbahnen bedient. Auf Gleis 1 halten die Züge Richtung Metzingen, auf Gleis 2 die Richtung Nürtingen.
Der Bahnhof Bempflingen gehört bei der Deutschen Bahn AG zur Preisklasse 6.
Linie | Strecke | Takt | Unternehmen |
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RB18 | Tübingen Hbf – Reutlingen Hbf – Metzingen (Württ) – Bempflingen – Nürtingen – Oberboihingen – Wendlingen (Neckar) – Plochingen – Esslingen (Neckar) – Stuttgart Hbf – Heilbronn Hbf – Osterburken | 60 Minuten | Abellio Rail Baden-Württemberg |
Literatur
- Dieter Reichold: Obere Neckarbahn. Eine Zeitreise auf der Strecke Plochingen, Wendlingen, Nürtingen, Metzingen, Reutlingen. Wiedemann Verlag, Münsingen-Rietheim 2010, ISBN 978-3-941453-09-8.
- Sönke Lorenz (Hrsg.): Bempflingen und Kleinbettlingen. Wegra Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1991, ISBN 3-921546-28-1.
Einzelnachweise
- Abfrage der Kursbuchstrecke 760 bei der Deutschen Bahn.
- Kleine Anfrage des Abg. Andreas Deuschle CDU und Antwort des Ministeriums für Verkehr. (PDF) Aktuelle Situation der Bahnverbindung Tübingen–Stuttgart nach der Übernahme der Verbindung durch das Bahnunternehmen Abellio. In: landtag-bw.de. Landtag von Baden-Württemberg, 29. Juli 2020, S. 7, abgerufen am 24. Oktober 2020.
- Umbau Haltepunkt Bempflingen. In: bieterportal.noncd.db.de. 10. März 2021, archiviert vom Original am 11. April 2021; abgerufen am 15. April 2021.
- Berger: Bahnhofsmoderniserungsprogramm Baden-Württemberg: Haltepunkt Bempflingen. In: bieterportal.noncd.db.de. Spiekermann, April 2020, archiviert vom Original am 11. April 2021; abgerufen am 15. April 2021 (3.3.1.1.7_Lageplan.pdf in verschachteltem ZIP-Archiv).
- Ausbau Hp Bempflingen. In: bieterportal.noncd.db.de. DB Station&Service AG, 22. Oktober 2021, abgerufen am 17. November 2021.
- Feststellung über das Nichtbestehen der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei vorprüfungspflichtigen Änderungsvorhaben gemäß § 5 Abs. 1 i. V. m. § 9 Abs. 3 und 4 Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben „Bempflingen – Verlängerung der beiden Außenbahnsteige“, Bahn-km 21,973 bis 22,229 der Strecke 4600 Plochingen - Immendingen in Bempflingen. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 25. Februar 2022, abgerufen am 1. März 2022.
- Deutschland-Frankfurt am Main: Technische Planungsleistungen. Dokument 2021/S 142-378970. In: Tenders Electronic Daily. 26. Juli 2021, abgerufen am 3. August 2021.