Bahnhof Backnang
Der Bahnhof Backnang liegt an der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental und ist der Ausgangspunkt der Bahnstrecke Backnang–Ludwigsburg. Er wird von Regional-Express-Zügen bedient und ist der Endbahnhof der Linien S3 und S4 der S-Bahn Stuttgart.
Backnang | |
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Gleis- und Bahnsteiganlagen | |
Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 5 |
Abkürzung | TB |
IBNR | 8000016 |
Preisklasse | 3 |
Eröffnung | 26. Oktober 1876 |
Profil auf Bahnhof.de | Backnang-1035144 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Backnang |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 56′ 33″ N, 9° 25′ 34″ O |
Höhe (SO) | 278 m ü. NHN |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Geschichte
Planung und Bau
In den 1860er Jahren bemühten sich Bürger der Oberamtsstadt Backnang um einen Schienenanschluss. 1863 verfasste der Gewerbeverein, zusammen mit Gewerbevereinen anderer Städte, eine Bittschrift an das württembergische Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten, dass damals die Aufsicht über den Bahnbau führte. Noch im Herbst reisten Ingenieure an, um Geländevermessungen vorzunehmen.
Staats- und Reichsbahnzeit
Am 26. Oktober 1876 eröffnete die Königlich Württembergische Staatsbahn die Murrthalbahn zwischen Waiblingen und Backnang. Die Station liegt oberhalb der Altstadt am Hang und verfügte zu Beginn nur über ein provisorisches Empfangsgebäude. Erst 1877 begann die Errichtung eines Empfangsgebäudes aus Sand- und Backstein. Am 18. Oktober 1877 bezog als erstes eine Restauration das teilweise fertig gestellte Bauwerk. Das Provisorium wurde im November 1877 abgerissen. Mit der Eröffnung des Streckenabschnittes Backnang–Murrhardt wurde am 18. April 1878 das neue Empfangsgebäude eingeweiht. Es bestand aus einem langen zweieinhalbstöckigen Mittelbau mit zwei dreistöckigen Flügelbauten, die mit einem Walmdach gedeckt waren. Das Erdgeschoss war aus Sandstein. Die Türen und Fenster waren mit Rundbogen versehen. Die Obergeschosse bestanden aus Backstein, die Fensterstürze und Gesimse aus Sandstein bildeten dazu einen Kontrast.
Seit 1873 stand fest, dass in Backnang ein Abzweig der Murrbahn zur Nordbahn hergestellt werden soll, um den Eisenbahnknoten Stuttgart zu entlasten. Dieses Vorhaben verwirklichte die Staatsbahn bis zum 8. Dezember 1879, als sie die Bahnstrecke Backnang–Bietigheim in Betrieb nahm. Diese Strecke zweigt am südlichen Ende des Bahnhofs ab und senkt sich von dort in das Murrtal ab.
Die Stadtverwaltung legte das Hexenstäffele an, um einen neuen Fußweg vom Kalten Wasser (heute Eduard-Breuninger-Straße) zum Bahnhof zu schaffen. Am 19. Juli 1879 weihte sie es ein. Der ursprüngliche Verlauf wurde 1928 verändert. Am 12. September 1888 wurde ein Teil der Dilleniusstraße in Untere Bahnhofstraße (seit 1929 Bahnhofstraße) umbenannt, und die Güterbahnhofstraße in Obere Bahnhofstraße.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Backnang Ziel mehrerer Luftangriffe. Bei einem Jagdbomberangriff am 22. Februar 1944 kam es zu Beschädigungen an insgesamt 59 Gebäuden, darunter auch am Bahnhofsgebäude.
Bundesbahnzeit und Ära der Deutschen Bahn AG
Von 1962 bis 1965 baute die Deutsche Bundesbahn den Streckenabschnitt Waiblingen–Backnang zweigleisig aus und elektrifizierte ihn, gleichzeitig erfolgte die Integration in den Stuttgarter Vorortverkehr. Dennoch verzichtete die Bahn bei den meisten durchgehenden Zügen auf elektrischen Betrieb zwischen Stuttgart und Backnang, da der dann nötige Lokomotivwechsel in Backnang zu einer Fahrzeitverlängerung geführt hätte.
Am 20. März 1973 begann der Abbruch des fast hundert Jahre alten Empfangsgebäudes, um Platz für einen Neubau zu schaffen. Das neue einstöckige Gebäude konnte am 20. August 1975 der Öffentlichkeit übergeben werden.
Seit Beginn der Planungen einer S-Bahn für Stuttgart und das Umland in den 1960er Jahren war Backnang als Endbahnhof vorgesehen. Am 27. September 1981 wurde die S-Bahn-Linie S 3 Backnang–Schwabstraße eröffnet.
Bis 1985 verkehrten in Backnang Schnellzüge auf der Relation Stuttgart–Nürnberg, die hier einen planmäßigen Halt hatten.
Zum 31. Mai 1996 wurden schließlich die Strecken nach Marbach und Crailsheim elektrifiziert. Damit endete in Backnang der Dieselbetrieb.
Am 8. Dezember 2012 wurde die Verlängerung der S-Bahn-Linie S 4 zwischen Marbach und Backnang eröffnet.
Ausblick
Bis 2030 soll die S-Bahn-Station barrierefrei ausgebaut werden.[4] Im Dezember 2021 schrieb die Deutsche Bahn eine entsprechende Bahnsteigmaßnahme aus.[5] Der Bahnsteig an den Gleisen 4 und 5 soll als kombinierter Bahnsteig neu gebaut werden: für S-Bahn soll auf 96 cm Höhe eine Bahnsteigkante von 205 m Nutzlänge entstehen, für eine Regionalstadtbahn eine Kante auf 76 cm Höhe mit einer Nutzlänge von 212 m. Der Baubeginn ist für 2027 geplant, die Inbetriebnahme für 2028.[6]
Bahnbetrieb
Der Bahnhof ist ein Eisenbahnknoten, an dem die Bahnstrecke Backnang–Ludwigsburg von der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental abzweigt. Auf Gleis 1 starten die S-Bahnen Richtung Ludwigsburg. Gleis 2 dient zumeist den durchfahrenden Güterzügen Richtung Ludwigsburg. Auf Gleis 3 halten die Regional-Express-Züge nach Stuttgart, am Gleis 4 die Richtung Schwäbisch Hall-Hessental. Auf Gleis 5 starten die S-Bahnen zum Flughafen bzw. nach Vaihingen.
Seit 8. Dezember 2012 fahren die die S-Bahnen der Linie S4 bis Backnang. Zu diesem Zweck wurden durch die Deutsche Bahn AG von Dezember 2005 bis Dezember 2012 die Bahnstrecke Backnang–Ludwigsburg sowie die Bahnhöfe zwischen Marbach und Backnang aus- und umgebaut.
Der Bahnhof Backnang entspricht gehört bei der Deutschen Bahn AG zur Preisklasse 3.
Regionalverkehr
Linie | Strecke | Takt |
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RE 19 | Stuttgart – Bad Cannstatt – Waiblingen – Backnang – Schwäbisch Hall-Hessental | 120-Minuten-Takt (im Wechsel mit RE 90) |
RE 90 | Stuttgart – Bad Cannstatt – Waiblingen – Backnang – Schwäbisch Hall-Hessental – Crailsheim – Ansbach – Nürnberg | 120-Minuten-Takt (im Wechsel mit RE 19) |
RB 19 | Stuttgart – Bad Cannstatt – Waiblingen – Backnang – Gaildorf West | 60-Minuten-Takt |
S-Bahn
Linie | Strecke |
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S 3 | Backnang – Winnenden – Waiblingen – Bad Cannstatt – Hauptbahnhof (tief) – Schwabstraße – Vaihingen – Rohr – Flughafen/Messe (Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Backnang und Vaihingen) |
S 4 | Backnang – Marbach (Neckar) – Ludwigsburg – Zuffenhausen – Hauptbahnhof (tief) – Schwabstraße (Verstärkerzüge im Berufsverkehr zwischen Marbach und Schwabstraße) |
(Stand 2021)
Weblinks
- Darstellung der Bahnanlage auf der OpenRailwayMap
Literatur
- Helmut Bomm, Gerhard Fritz, Sabine Reustle, Rolf Schweizer: Backnanger Stadtchronik. Niederland-Verlag Helmut Michel, Backnang 1991, ISBN 3-923947-15-1.
- Hans-Wolfgang Scharf: Die Eisenbahn im Kraichgau. Eisenbahngeschichte zwischen Rhein und Neckar. EK-Verlag, Freiburg (Breisgau) 2006, ISBN 3-88255-769-9.
Einzelnachweise
- Abfrage der Kursbuchstrecke 785 bei der Deutschen Bahn.
- Abfrage der Kursbuchstrecke 790.2-3 bei der Deutschen Bahn.
- Abfrage der Kursbuchstrecke 790.4-5 bei der Deutschen Bahn.
- Weitere Verbesserungen für die S-Bahn. In: region-stuttgart.org. Verband Region Stuttgart, 9. Juli 2020, abgerufen am 9. Juli 2020.
- Backnang SO96 - Verlängerung und Neubau Mittelbahnsteig; Planung. In: bieterportal.noncd.db.de. DB Station&Service AG, 18. Dezember 2021, abgerufen am 16. Januar 2022.
- Kerstin Kästner: Projektauftrag Verkehrsstation Backnang. (PDF) DB Station & Service AG, 30. September 2021, S. 5, 11, abgerufen am 16. Januar 2022 (Datei Anlage 01.00 Projektauftrag Backnang SO 96 gz.pdf in versachteltem ZIP-Archiv).