Bahnhof Waiblingen
Der Bahnhof Waiblingen ist ein Keilbahnhof am Schnittpunkt der Bahnstrecke Stuttgart-Bad Cannstatt–Nördlingen („Remsbahn“) und der Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental („Murrbahn“).
Waiblingen | |
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Blick auf die Remsbahn-Gleise Richtung Fellbach. Im Hintergrund links das Unterwerk, rechts das Stellwerk. | |
Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bauform | Keilbahnhof |
Bahnsteiggleise | 5 |
Abkürzung | TWN |
IBNR | 8000180 |
Preisklasse | 3 |
Eröffnung | 25. Juli 1861 |
Profil auf Bahnhof.de | Waiblingen-1030856 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Waiblingen |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 48° 49′ 34″ N, 9° 18′ 2″ O |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Geschichte
Erstes Bahnhofsgebäude
Bereits im Jahre 1861 wurde bei der Errichtung der Remsbahn in Waiblingen ein Bahnhof errichtet, dessen Empfangsgebäude noch existiert. Es befindet sich ca. 400 m östlich des heutigen Bahnhofs und dient als Wohnhaus. Bei der Neubebauung des Areals im Jahre 2013 blieb das Gebäude erhalten. Direkt östlich davon befand sich im Zuge der Mayenner Straße ein Bahnübergang über die Remsbahn. Dieser wurde Ende der 1960er Jahre durch eine Unterführung ersetzt.
Zweites Bahnhofsgebäude
Mit dem Bau der Murrbahn 1876 musste der Bahnhof komplett umgebaut werden. Er wurde weiter westlich als Keilbahnhof konzipiert, da sich die Strecken schon vor dem Empfangsgebäude teilen. Das Empfangsgebäude befand sich leicht östlich der heutigen Anlagen, war zweistöckig und entsprach vom Baustil her dem Empfangsgebäude von Winnenden. Es war über eine Stichstraße an die Bahnhofstraße angebunden und wurde 1979 in der Vorbereitung auf den S-Bahn-Ausbau abgerissen.
Drittes Bahnhofsgebäude
Das heutige Bahnhofsgebäude, welches an der Stelle seines Vorgängerbaus errichtet wurde, wurde 1980 eröffnet. Der Hintergrund war die Inbetriebnahme der S-Bahn-Linien S2 und S3 im Jahre 1981. Dabei wurde der direkte Zugang vom Empfangsgebäude zu den Gleisen aufgegeben und durch eine Busumfahrung mit Haltestellen für den Stadt- und Regionalbusverkehr ersetzt. Ebenfalls wurde das Planum des Bahnhofsvorplatzes gesenkt. Hier entstand ein großer Park-and-ride-Platz. Neben den Empfangsgebäuden in Stuttgart-Zuffenhausen von 1982 und Ludwigsburg von 1992 handelt es sich um einen der wenigen Bahnhofsneubauten als Ersatz für alte Bausubstanz nach dem Wiederaufbau in Württemberg.[1]
Die letzte große Modernisierung fand Anfang 2008 statt, als die alten Kiosk- und Restauranteinrichtungen aus dem Jahre 1980 durch einen modernen Kiosk und einen Bäckerladen ersetzt wurden.
In den 1990er Jahren wurde der Richtung Schorndorf führende Teil des Bahnhofs umgebaut. Vor dem Umbau war Gleis 5 vorrangig für den Verkehr Richtung Stuttgart, Gleis 6 für den Verkehr Richtung Schorndorf und Gleis 7 für beide Richtungen vorgesehen;[2] der Umbau veränderte, dass Gleis 7 für den Verkehr Richtung Schorndorf vorgesehen wurde, und somit das dazwischenliegende Gleis 6 betrieblich sinnvoll als Überholgleis in beiden Richtungen verwendet werden kann.[3] Die Maßnahme war Teil eines mehr als 50 Millionen Euro umfassenden Pakets, um im morgendlichen Berufsverkehr der S-Bahn-Stuttgart einen 15-Minuten-Takt zu ermöglichen.[4]
2009 wurde der Bahnhof behindertengerecht umgebaut.
Bei Arbeiten am Stellwerk in Waiblingen kam es am 18. November 2019 zu Problemen, in deren Folge der Zugverkehr zwischen Waiblingen und Schorndorf bis zum Morgen des 21. November 2019 weitgehend eingestellt wurde.[5]
Anlagen
Im Waiblinger Bahnhof befinden sich folgende Gleise (Zählung von Nord nach Süd):
- Gleis 1: Gleis der Murrbahn Richtung Stuttgart (mit Seitenbahnsteig)
- Gleis 2: Gleis für Güterverkehr/Überholgleis (mit Überhöhung)
- Gleis 3: Gleis der Murrbahn, Richtung Schwäbisch Hall (mit Seitenbahnsteig = Hausbahnsteig)
- (Gleis 4: ehemaliges Stumpfgleis für den Stuttgarter Vorortverkehr, aufgelassen 1980)
- Gleis 5: Gleis der Remsbahn Richtung Stuttgart (S-Bahn) mit Seitenbahnsteig
- Gleis 6: Gleis der Remsbahn, Richtung Stuttgart/Aalen (wechselseitig nutzbar)
- Gleis 7: Gleis der Remsbahn Richtung Aalen (S-Bahn) und Überholgleis, zwischen Gleis 6 und 7 liegt ein Mittelbahnsteig.
- Südöstlich befinden sich noch drei einseitig angebundenen Abstellgleise.
Diese Nummerierung der Gleise wurde erst kurz vor dem S-Bahn-Ausbau eingeführt. Vorher waren die Gleise der Murrbahn mit 1M–3M bezeichnet, und die Gleise der Remsbahn mit 1R–3R, wobei die Zählung vom Empfangsgebäude nach außen erfolgte. Das Gleis 4 wurde als Gleis 1A bezeichnet.
Südlich der Remsbahngleise befindet sich auf bahneigenem Gelände ein Unterwerk, das für den Betrieb der S-Bahn errichtet wurde. Es besteht aus zwei Transformatoren mit je 15 MVA Leistung und besitzt eine Anschlussmöglichkeit für ein fahrbares Unterwerk. Das Unterwerk wird durch eine in Fellbach von der Bahnstrom-Hochspannungsleitung Stuttgart–Plochingen abzweigende 110-kV-Stichleitung gespeist. Aufgrund des schmalen Geländes war es das erste Unterwerk in Deutschland, bei dem die 110-kV-Schaltanlage nicht im Freien, sondern in einem Gebäude eingebaut wurde und dabei Schalter mit Schwefelhexafluorid als Isolator eingebaut wurden.[6]
Am westlichen Bahnsteigende des Gleises 1 befindet sich das Stellwerk, welches für den Zugverkehr rund um Waiblingen zuständig ist.
Ausblick
Im Juni 2021 wurden im Rahmen des Projekts „Halbstundentakts“ Planungen für höhere Einfahrgeschwindigkeiten in Waiblingen ausgeschrieben.[7] Damit sollen Zugfolgezeiten verkürzt und Verspätungen abgebaut werden. Dabei soll die Ein- und Ausfahrgeschwindigkeit aus Richtung Backnang nach Stuttgart von 60 auf 80 km/h erhöht werden. Dazu soll 2022 eine Weiche durch eine größere Bauform ersetzt und ein Signal versetzt werden. Die prognostizierten Kosten liegen bei 1,4 Millionen Euro.[8] Die Maßnahme wurde auch dem dritten Gutachterentwurf des Deutschlandtakts mit unterstellt. Hierfür sind, zum Preisstand von 2015, Investitionen von 2,9 Millionen Euro vorgesehen.[9][10]
Ein Teil des Relaisstellwerks soll bis 2025 in einem Digitalen Stellwerk Stuttgart aufgehen.[11] Im Südostkopf des Bahnhofs[12] soll ferner ein Bedien- und Technikstandort mit einem Digitalen Stellwerk entstehen. Darin soll der Bahnbetrieb im Kern des Knotens Stuttgarts (Digitaler Knoten Stuttgart, Baustein 1 und 2) bedient und gesteuert werden.[13] Die Bauleistungen für das ca. 54 × 20 × 20 m messende, dreistöckige Gebäude wurden im November 2021 ausgeschrieben. Der geschätzte Auftragswert beträgt 17 Millionen Euro.[14] Die Plangenehmigung wurde im Februar 2022 erteilt.[15]
Im November 2021 wurde der Rückbau einer Weiche mit begleitendem Lückenschluss beantragt.[16]
Zugangebot
Linie | Strecke |
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MEX / RE 90 | Stuttgart – Waiblingen – Schwäbisch Hall-Hessental (– Nürnberg) (zweistündlich (RE 90), zwischen Stuttgart und Schwäbisch Hall-Hessental stündlich(MEX 90)) |
MEX 19 | Stuttgart – Waiblingen – Gaildorf West (– Schwäbisch Hall-Hessental) (stündlich, nur montags bis freitags) |
MEX 13 | Stuttgart – Waiblingen – Aalen (– Ellwangen – Crailsheim) (halbstündlich; bis Ellwangen stündlich; bis Crailsheim zweistündlich) |
S 2 | Schorndorf – Waiblingen – Filderstadt |
S 3 | Backnang – Waiblingen – Vaihingen (– Flughafen/Messe) |
Von Ende Mai bis zum 22. Oktober 2018 hielten aufgrund von Bauarbeiten auf der Bahnstrecke Karlsruhe-Stuttgart in Waiblingen nachts die ICE-Züge 618 und 619. Im Waiblinger Bahnhof wurden sie gewendet, was sonst in Karlsruhe erfolgte.[17]
Weblinks
- Lage, Gleisanlagen, Signale und zulässige Geschwindigkeiten auf der OpenRailwayMap
- Gleise in Serviceeinrichtungen (TWN), DB Netz AG (PDF)
Einzelnachweise
- Roland Feitenhansl: Der Bahnhof Heilbronn – seine Empfangsgebäude von 1848, 1874 und 1958. DGEG Medien, Hövelhof 2003, ISBN 3-937189-01-7, S. 54.
- Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott: Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. Hrsg.: Bundesbahndirektion Stuttgart. Stuttgart 1993, ISBN 3-925565-03-5, S. 143.
- Ohne Quelle
- Verband Region Stuttgart (Hrsg.): Über 50 Millionen Euro für 15-Minuten-Takt der S-Bahn. Presseinformation vom 15. Januar 2014.
- Die Stellwerkstörung ist behoben. In: zvw.de. 21. November 2019, abgerufen am 25. November 2019.
- Jürgen Wedler, Manfred Thömmes, Olaf Schott: Die Bilanz. 25 Jahre Planung und Bau der S-Bahn Stuttgart. Hrsg.: Bundesbahndirektion Stuttgart. Stuttgart 1993, ISBN 3-925565-03-5, S. 285.
- Deutschland-Frankfurt am Main: Dienstleistungen im Eisenbahnbau. Dokument 2021/S 112-295162. In: Tenders Electronic Daily. 11. Juni 2021, abgerufen am 10. Juli 2021.
- Steffen Gehre, Ioanna Zikidou: BAst – Grundlagenermittlung für Bestandsnetzmaßnahme: Geschwindigkeitserhöhung Waiblingen. (PDF) In: bieterportal.noncd.db.de. erDB Netz, 13. Dezember 2017, S. 6 f., 13, 22, archiviert vom Original am 7. Juli 2021; abgerufen am 10. Juli 2021 (Datei Anlage 1.1_BAst_Erhöhung V Einfahrt Waiblingen.pdf in verschachteltem ZIP-Archiv).
- Marten Maier: Infrastrukturliste Bewertung: Maßnahmen des Planfalls „Deutschlandtakt“, laufende Nummer 44 des Unterabschnitts 2, Vorhaben des Potentiellen Bedarfs des Bedarfsplans der Bundesschienenwege. (PDF) In: bmvi.de. SMA und Partner, 17. August 2021, S. 31, abgerufen am 20. August 2021 („2-00“, „Entwurf“).
- Deutschlandtakt: Bewertung Infrastrukturmaßnahmen für den 3. Gutachterentwurf. (PDF) In: downloads.ctfassets.net. Intraplan Consult, TTS TRIMODE Transport Solutions, 17. August 2021, S. 2, abgerufen am 20. August 2021 („Entwurf, Stand: 17.08.2021“).
- Peter Reinhart: Der betrieblich-verkehrliche Nutzen des Projekts Stuttgart–Ulm. (PDF) Ein geraffter Überblick in Schlaglichtern. DB Projekt Stuttgart-Ulm, 27. Januar 2020, S. 43 f., abgerufen am 30. Januar 2020.
- Feststellung über das Nichtbestehen der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei vorprüfungspflichtigen Neuvorhaben gemäß §5 Abs. 1 i.V.m. §7 Abs. 1; Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben „Waiblingen, Neubau Technik-und Bedienstandort (TSO/BSO) Waiblingen, Projekt Stuttgart-Ulm“, Bahn-km 8,710 bis 9,050 der Strecke 4710 Cannstatt - Nördlingen in Waiblingen. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 22. April 2021, abgerufen am 9. Mai 2021.
- Mladen Bojic, Hassan El-Hajj-Sleiman, Markus Flieger, Roman Lies, Jörg Osburg, Martin Retzmann, Thomas Vogel: ETCS in großen Bahnhöfen am Beispiel des Stuttgarter Hauptbahnhofs. In: Signal + Draht. Band 113, Nr. 4, April 2021, ISSN 0037-4997, S. 21–29 (PDF).
- Deutschland-Stuttgart: Bauleistungen im Hochbau. In: ted.europa.eu. 3. November 2021, abgerufen am 18. November 2021.
- Plangenehmigung gemäß § 18 Abs. 1 AEG i. V. m. § 74 Abs. 6 VwVfG für das Vorhaben „Waiblingen, Neubau Technik- und Bedienstandort (TSO/BSO)“ in der Gemeinde Waiblingen im Rems-Murr-Kreis Bahn-km 8,710 bis 9,050 der Strecke 4710 Cannstatt - Nördlingen. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 24. Februar 2022, abgerufen am 3. März 2022.
- Feststellung über das Nichtbestehen der Pflicht zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei vorprüfungspflichtigen Änderungsvorhaben gemäß § 5 Abs. 1 i. V. m. § 9 Abs. 3 und 4 Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung für das Vorhaben „Waiblingen, Bf Waiblingen, Rückbau mit Lückenschluss Weiche 24 , Bahn-km 8,180 bis 8,213 der Strecke 4713 Cannstatt - Waiblingen in Waiblingen“. (PDF) In: eba.bund.de. Eisenbahn-Bundesamt, 29. Dezember 2021, abgerufen am 29. Dezember 2021.
- ICE hält bis Oktober in Waiblingen. Waiblinger Kreiszeitung, 28. Mai 2018