Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental
Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental (bis nach 1933 Hessental) ist der wichtigere der beiden Bahnhöfe der Großen Kreisstadt Schwäbisch Hall in Baden-Württemberg. Im Trennungsbahnhof zweigt die Bahnstrecke Waiblingen–Schwäbisch Hall-Hessental (Murrbahn) von der Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn (Hohenlohebahn) ab.
Schwäbisch Hall-Hessental | |
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Gleisanlagen 1989 | |
Daten | |
Lage im Netz | Trennungsbahnhof |
Bahnsteiggleise | 3 |
Abkürzung | TSHT |
IBNR | 8000330 |
Preisklasse | 4 |
Eröffnung | Dezember 1867 |
Profil auf Bahnhof.de | Schwaebisch-Hall-Hessental-1026164 |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Schwäbisch Hall |
Ort/Ortsteil | Hessental |
Land | Baden-Württemberg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 49° 5′ 49″ N, 9° 46′ 1″ O |
Höhe (SO) | 371 m |
Eisenbahnstrecken | |
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Bahnhöfe in Baden-Württemberg |
Lage
Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental liegt etwa vier Kilometer von der Kernstadt entfernt im Stadtteil Hessental. In unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet sich das „Gewerbegebiet Breitloh/Karl-Kurz-Areal“ auf dem Gelände der ehemaligen Fassfabrik Kurz, welches bis zur Insolvenz 1998 eines der größten Unternehmen der Stadt Schwäbisch Hall war.[1]
Geschichte
Die Bahnhofsanlage entstand im Dezember 1867 als Fortführung der damals als Kocherbahn bezeichneten und am Schwäbisch Haller Stadtbahnhof endenden Bahnstrecke Crailsheim–Heilbronn, die auf Wunsch der Bevölkerung und Beschluss der württembergischen Abgeordnetenkammer ab 1860 gebaut wurde.[2] Das Empfangsgebäude entstand erst zwölf Jahre später, als die Strecke von Waiblingen her über Backnang und Gaildorf hinaus bis Hessental vollendet wurde. Der Bahnhof wurde durch den Anschluss der Strecke im Vergleich zum zentraler gelegenen Stadtbahnhof betrieblich aufgewertet.
Das Konzentrationslager Hessental war ein von Sommer 1944 bis April 1945 existierendes Außenlager des KZ Natzweiler-Struthof im Elsass. Im Sommer 1944 wurde es in einem ehemaligen Barackenlager des Reichsarbeitsdienstes am Bahnhof Hessental eingerichtet. Die erste Belegung mit 600 Häftlingen erfolgte am 14. Oktober 1944.
Am 1. Dezember 1988 wurde das Relaisstellwerk der Bauform SpDr L 60 in Betrieb genommen, das nach und nach die umliegenden Bahnhöfe in die Fernsteuerung einbezog: im März 1989 Sulzdorf und Gaildorf West, am 1. Januar 1990 auch Schwäbisch Hall.
Nach der Grenzöffnung der DDR unkte das Haller Tagblatt am 19. Januar 1990: „Küßt die DDR die Murrbahn wach?“ Tatsächlich hielten in Schwäbisch Hall-Hessental 1991 vier Schnellzugpaare nach Görlitz, Dresden und Leipzig. Ansonsten umfasste der Fahrplan elf Eil-, selten Nahverkehrszüge. Doch das Angebot im Fernverkehr wurde alsbald reduziert. Nach 1996 kam der Stundentakt für Regional-Express sowie Regionalbahn; es blieben lediglich der D-Zug Milano–Nürnberg und zwei Interregio-Zugpaare der Linie Stuttgart–Nürnberg. Die anderen Intercity Karlsruhe–Nürnberg fahren über Aalen.
1995 wurde auf der Seite des Hausbahnsteiges eine Gedenktafel zur Erinnerung an den „Todesmarsch“ von Hessental-Allach nach Dachau im April 1945 angebracht. Auf ihr erfährt man:
„Mit der Evakuierung der Hessentaler KZ-Häftlinge am 5. April 1945, die von diesem Bahnhof aus eingeleitet wurde, begann der sogenannte Todesmarsch. […] Bei Sulzdorf mussten die durch Hunger und Mißhandlungen gezeichneten Menschen den bombardierten Zug verlassen und wurden zu Fuß weitergetrieben. Eine große Anzahl der Häftlinge überlebte den Marsch nicht.“
In 250 Metern Entfernung, hinter der früheren Ladestraße, befindet sich sehr unauffällig die Gedenkstätte, auf der auch ein zweiachsiger Güterwagen aufgestellt worden ist.
Im Jahr 1995 wurde die Bahnstrecke von Backnang über Hessental nach Crailsheim elektrifiziert. Der Streckenast in Richtung Heilbronn über den Haller Stadtbahnhof ist weiterhin ohne Fahrdraht.
Betrieb
Der Bahnhof wurde bis zum Zweiten Weltkrieg auch nur mit jeweils einem Schnellzughalt bedacht. Dies änderte sich nach 1950, als man in vier Eilzugpaare und zwei Schnellzugpaare einsteigen konnte. Bei einigen dieser Zügen war der Laufweg über Nürnberg hinaus bis Hof verlängert worden. Nach 1961 war Hessental auch zum Unterwegshalt für den Interzonenzug Stuttgart–Dresden (freitags weiter nach Berlin) geworden.
Fernzüge (der Relation Stuttgart–Nürnberg) halten hier nur noch, wenn sie nicht auf ihrem Regelweg über Aalen verkehren, sondern beispielsweise wegen Bauarbeiten über Backnang und Hessental umgeleitet werden. Das für Ostwürttemberg typische Bahnhofsgebäude ist noch bewohnt.
Heute (2021) halten in Schwäbisch Hall-Hessental die zweistündlich verkehrenden RE- und RB-Züge (RE 80 und RB 83) der Relation Öhringen beziehungsweise Heilbronn nach Crailsheim, beziehungsweise der Relation Stuttgart–Nürnberg (RE 90) und Stuttgart–Crailsheim (RE 19).
Die Züge von und nach Backnang fahren entweder in das Überholungsgleis oder über das durchgehende Hauptgleis jener Strecke. Die Weiche am Ostkopf ist der neuralgische Punkt, wenn die Züge von und nach Backnang in Hessental kreuzen.
Gleisanlagen
Der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental besitzt 2021 drei Bahnsteiggleise an einem Haus- und einem Mittelbahnsteig. Gleis 1 und Gleis 2 sind die durchgehenden Hauptgleise der Hohenlohebahn. Gleis 1 am Hausbahnsteig dient den Zügen von und nach Öhringen und weiter nach Heilbronn, der Mittelbahnsteig mit den Gleisen 2 und 3 den Zügen der Hauptstrecke Stuttgart–Crailsheim. Neben Gleis 3 liegt mit dem bahnsteiglosen Gleis 4 ein Überholgleis.
Westlich des Bahnhofes gab es ein etwa 1,5 Kilometer langes Anschlussgleis zum ehemaligen Militärflugplatz. Von den ehemaligen Nebengleisen sind einige Abstellgleise im Westen des Bahnhofes noch angeschlossen. Die durchgehende, auf einer Aufschüttung laufende Trasse endete 2014 an der ehemaligen Bahnbrücke über die Bühlertalstraße L 1060, die wegen Baufälligkeit abgerissen wurde; jenseits im Hessentaler Industriegebiet im Gründle liegen auf einem kurzen Abschnitt bis zur Raiffeisenstraße noch Schienen. 2021 enden diese Abstellgleise am Seeweg.
Weblinks
- Lage, Gleisanlagen und einige Signale und zulässige Geschwindigkeiten des Bahnhofs auf der OpenRailwayMap
- Gleise in Serviceeinrichtungen (TSHT), DB Netz AG (PDF)