Böddiger
Böddiger ist einer von 16 Stadtteilen der Stadt Felsberg im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis.
Böddiger Stadt Felsberg | |
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Höhe: | 160 m |
Fläche: | 4,64 km²[1] |
Einwohner: | 513 (31. Dez. 2018)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 111 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Februar 1971 |
Postleitzahl: | 34587 |
Vorwahl: | 05662 |
Böddiger von Nordosten gesehen | |
Geografie
Das Dorf liegt an einem Südhang rund 1 km nördlich der Kernstadt an der Ems, etwa 1,5 km vor deren Einmündung in die Eder. Nachbarorte sind Altenbrunslar, Neuenbrunslar, Felsberg und Niedervorschütz. Durch den Ort führt die Landesstraße L 3426 von Felsberg nach Neuenbrunslar; im Ort treffen die Kreisstraße K 3, aus dem nördlich gelegenen Deute kommend, und die K 8, westlich von Niedervorschütz herbeiführend, auf die L 3426.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Böddiger (Bodegernun, Bodengernun, Bodigernun, Bodogernun) findet sich in einer Urkunde des Klosters Hasungen aus dem Jahre 1074.[2]
Gebietsreform
Am 1. Februar 1971 fusionierten im Zuge der Gebietsreform in Hessen die Gemeinden Böddiger und Lohre mit der Stadt Felsberg freiwillig zur erweiterten Stadt Felsberg.[3][4] Für Böddiger wurde, wie für alle eingegliederten ehemals eigenständigen Gemeinden von Felsberg, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]
Einwohnerentwicklung
Im Ort leben heute ca. 500 Einwohner. Im Jahre 1585 wurden 37 Haushaltungen gezählt, im Jahre 1747 deren 42. 1895 war die Einwohnerzahl dann bereits auf 435 gewachsen, und sie blieb danach bis zum Zweiten Weltkrieg nahezu unverändert. Erst danach gab es wieder einen Anstieg in der Einwohnerstatistik, ausgelöst durch den Zuzug von Ausgebombten und Heimatvertriebenen.[2]
Böddiger: Einwohnerzahlen von 1834 bis 2018 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1834 | 473 | |||
1840 | 496 | |||
1846 | 517 | |||
1852 | 504 | |||
1858 | 465 | |||
1864 | 478 | |||
1871 | 498 | |||
1875 | 458 | |||
1885 | 475 | |||
1895 | 435 | |||
1905 | 438 | |||
1910 | 448 | |||
1925 | 485 | |||
1939 | 437 | |||
1946 | 797 | |||
1950 | 727 | |||
1956 | 540 | |||
1961 | 492 | |||
1967 | 515 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2007 | 566 | |||
2011 | 564 | |||
2014 | 521 | |||
2018 | 513 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: Stadt Felsberg:[6][7][1]; Zensus 2011[8] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1885: | 475 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1961: | 457 evangelische (= 92,89 %), 29 katholische (= 5,89 %) Einwohner |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kirche
Die denkmalgeschützte evangelische Dorfkirche wurde 1799 an Stelle einer Vorgängerkirche errichtet. Der schlichte Saalbau ist mit einem hohen Haubendachreiter bekrönt. Der Taufstein mit Blendmaßwerk stammt aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, die Orgel wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gebaut.[9] Das Lesepult mit Negativrelief von 1999, passend zum Sandsteinrelief über der Eingangstür mit dem Symbol Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung der Gebrüder Franke aus Felsberg aus dem Jahr 1982, stammt vom Kasseler Holzbildhauer Andreas Tollhopf. Im Turm hängen drei Glocken.
Der nördlichste Weinberg Hessens
Knapp 1 km nordöstlich des Dorfs, am Südosthang zwischen der L 3426 und der Ems, liegt der Böddiger Berg, die nördlichste offiziell anerkannte Weinlage in Hessen. Sie gehört zum Rheingau. Angebaut werden die Rebsorten Ehrenfelser, Riesling, Silvaner und Kerner auf einem Untergrund aus Lava-Basaltgestein. Der Wein wird nach der Lese zum Hessischen Staatsweingut in Eltville am Rhein gebracht und dort gekeltert, ausgebaut und auf Flaschen gezogen.
Naturschutzgebiet Reiherteiche
Östlich des Dorfs, in der Talaue zwischen Eder und Ems, eingefügt in einer Biegung der Eder und im Mündungsbereich der Ems, befindet sich das 1983 geschaffene Naturschutzgebiet „Reiherteiche“, ein bedeutendes Rast- und Brutgebiet für Wat- und Wasservögel. Es handelt sich dabei um einen relativ flachen See mit durchschnittlich 1,80 m und maximal 3 m Wassertiefe. Er wurde aus einem ausgebeuteten Kiesteich geschaffen, um die Lebensräume von Tieren und Pflanzen eines natürlichen Altarmes mit offenen Kiesflächen, flachen Ufern, zwei gebaggerten Inseln, mehreren schwimmenden Inseln, Verlandungszonen, Flachwasserzonen und offenen Wasserflächen entstehen zu lassen und zu schützen. Um eine natürliche Auendynamik zu simulieren, wurde eine Absenkung des Ederufers mit gleichzeitiger Sohlschwelle als Zufluss bei Hochwasser sowie ein schleusengeregelter Abfluss geschaffen.
Therapiezentrum der Drogenhilfe
Etwa 5 Hektar des einstigen Weinbergs sind seit 1990 im Besitz der Drogenhilfe Nordhessen e. V., die das Areal mit Hilfe des Hessischen Sozialministeriums übernahm und dort seitdem in der Fachklinik Böddiger Berg ein Therapieeinrichtung für suchtmittelgefährdete oder -abhängige Menschen betreibt.[10] Da Weinbau nicht mit den Zielen einer Einrichtung für Drogenabhängige im Einklang stehe, wurde ein Großteil der Rebflächen stillgelegt und gerodet. Lediglich auf den zwei Hektar, die der „Förderverein Böddiger Berg e. V.“ 1992 pachtete, wird seitdem weiterhin Weinbau auf ökologischer Basis betrieben.
Literatur
- Literatur über Böddiger In: Hessische Bibliographie[11]
- Suche nach Böddiger In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Böddiger In: Webauftritt der Stadt Felsberg.
- Böddiger, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Daten und Fakten. In: Webauftritt. Stadt Felsberg, abgerufen im Oktober 2020.
- Böddiger, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen (Stand: 22. Mai 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Hessisches Landesamt für geschichtliche Landeskunde (HLGL), abgerufen am 8. August 2015.
- Gemeindegebietsreform: Zusammenschlüssen und Eingliederungen von Gemeinden vom 20. Januar 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 6, S. 248, Punkt 328, Abs. 47 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,2 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 405.
- Hauptsatzung. (PDF; 36 kB) § 5. In: Webauftritt. Stadt Felsberg, abgerufen im Oktober 2020.
- Stadt Felsberg (Web archiv 2014)
- Stadt Felsberg (Web archiv 2014)
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler: Hessen. Deutscher Kunstverlag, München 1966, S. 89
- www.drogenhilfe.com
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!