Austinit
Austinit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ mit der chemischen Zusammensetzung CaZn[OH|AsO4][1] und ist damit chemisch gesehen ein Calcium-Zink-Arsenat mit zusätzlichen Hydroxidionen.
Austinit | |
---|---|
Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | CaZn[OH|AsO4][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.BH.35 (8. Auflage: VII/B.26) 41.05.01.03 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | orthorhombisch |
Kristallklasse; Symbol | orthorhombisch-disphenoidisch; 222[2] |
Raumgruppe | P212121 (Nr. 19)[1] |
Gitterparameter | a = 7,51 Å; b = 9,04 Å; c = 5,93 Å[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Häufige Kristallflächen | {011}, {111}, {111}, {010} und viele andere[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 4,13; berechnet: 4,31[3] |
Spaltbarkeit | gut nach {011}[3] |
Bruch; Tenazität | spröde |
Farbe | farblos, gelblichweiß, grün, braun |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig bis durchscheinend |
Glanz | schwacher Diamantglanz, Seidenglanz bei Aggregaten |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,759(3)[4] nβ = 1,763(3)[4] nγ = 1,783(3)[4] |
Doppelbrechung | δ = 0,024[4] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = gemessen: 47°; berechnet: 50°[4] |
Austinit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und entwickelt viele verschiedene Kristall- und Aggregatformen. Neben blättrigen bis prismatischen Kristallen finden sich auch radialstrahlige, nierige, knollige und faserige Aggregate sowie krustige Überzüge. Zudem bilden sich auch oft Kristallzwillinge, die eine deutliche Chiralität (Enantiomorphie), das heißt Links- bzw. Rechtshändigkeit der Kristallflächen zeigen.
In reiner Form ist Austinit farblos bzw. durch Gitterbaufehler oder Verzwillingung weiß. Durch Fremdbeimengungen kann er aber auch gelblichweiß, grün oder braun erscheinen.
Austinit bildet mit Konichalcit eine lückenlose Mischreihe.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Austinit 1935 in der „Gold Hill Mine“ in den Deep Creek Mountains im Tooele County (Utah) in den USA und beschrieben durch Lloyd W. Staples, der das Mineral nach Austin Flint Rogers (1877–1957), einem amerikanischen Mineralogen der Stanford University, benannte.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Systematik der Minerale nach Strunz gehörte der Austinit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vandadate“ und dort zur Abteilung der „wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit dem Leitmineral Adelit und den weiteren Mitgliedern Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Cobaltaustinit, Konichalcit, Nickelaustinit und Tangeit die Adelitgruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) ordnet den Austinit ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vandadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings noch präziser unterteilt nach der Größe der Kationen sowie nach dem Verhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat- (Vanadat-, Arsenat-) Komplex und das Mineral steht entsprechend in der Unterabteilung „mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“. Die nach wie vor existierende „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.35 wurde um das Mineral Arsendescloizit erweitert.
Auch die Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Austinit in die Klasse der „Phosphate (und Verwandte)“ ein, dort allerdings in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Auch hier ist er zusammen mit Adelit, Konichalcit, Austinit, Duftit-beta, Gabrielsonit, Tangeit, Nickelaustinit, Cobaltaustinit und Arsendescloizit in der „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 41.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen und der allgemeinen Formel (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.
Kristallstruktur
Austinit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19) mit den Gitterparametern a = 7,51 Å; b = 9,04 Å und c = 5,93 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Modifikationen und Varietäten
Als Barthit wird eine kupferhaltige, grüne Varietät von Austinit bezeichnet.[5]
Bildung und Fundorte
Austinit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone einiger arsenreicher, metallischer Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Adamin, Limonit, Quarz und Talmessit.
Als seltene Mineralbildung konnte Austinit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2016) rund 90 Fundorte[6] als bekannt gelten. Neben seiner Typlokalität „Gold Hill Mine“ konnte das Mineral in Utah noch in der „Gold Chain Mine“ bei Mammoth im Juab County gefunden werden.
In Deutschland trat Austinit unter anderem in der Grube „Silberbrünnle“ im Haigerachtal bei Gengenbach und in der Grube „Michael“ bei Weiler nahe Reichenbach in Baden-Württemberg; bei Bad Ems im rheinland-pfälzischen Teil des Lahntals sowie im Grubenfeld St. Wolfgang und Maaßen bei Schneeberg im sächsischen Erzgebirgskreis zutage.
Die bisher einzigen in Österreich bekannten Fundorte sind zwei Schlackenhalden im Hüttwinkltal (Abschluss des Raurisertals, Hohe Tauern) in Salzburg.
Weitere Fundorte liegen unter anderem in Südaustralien; im bolivianischen Departamento La Paz; der Oblast Wraza in Bulgarien; der Región de Atacama von Chile; im autonomen Gebiet Innere Mongolei in China; der Bretagne und in Languedoc-Roussillon in Frankreich; der griechischen Region Lavrio; Souss-Massa-Draâ in Marokko; den mexikanischen Bundesstaaten Chihuahua und Durango; in Tsumeb und Grootfontein in Namibia; im Kielcer Bergland von Polen; der Zentralprovinz von Sambia; in den spanischen Regionen Andalusien und Katalonien; im ungarischen Komitat Borsod-Abaúj-Zemplén sowie in verschiedenen Regionen der US-Bundesstaaten Arizona, Kalifornien, Colorado, Nevada, New Jersey, New Mexico, Utah und Washington.[7]
Siehe auch
Literatur
- Lloyd W. Staples: Austinite, a new arsenate mineral, from Gold Hill, Utah. In: American Mineralogist Band 20 (1935), S. 112–119 (PDF 469,3 kB)
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 632 (Erstausgabe: 1891).
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 458.
- Webmineral – Austinite (englisch)
- Austinite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,7 kB)
- Mindat – Austinite (englisch)
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Austinit
- Fundortliste für Austinit beim [ Mineralienatlas] und bei Mindat