Arsène Wenger
Arsène Wenger, OBE (* 22. Oktober 1949 in Straßburg) ist ein französischer Fußballtrainer und -funktionär sowie ehemaliger -spieler. Von 1996 bis 2018 war er Trainer des englischen Erstligisten FC Arsenal, den er zu mehreren Triumphen in Meisterschaft und Pokal sowie im Jahr 2006 bis ins Finale der UEFA Champions League geführt hat. Wenger ist der erfolgreichste und der bisher am längsten amtierende Trainer in der Geschichte des FC Arsenal.
Arsène Wenger | ||
Arsène Wenger, 2012 | ||
Personalia | ||
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Geburtstag | 22. Oktober 1949 | |
Geburtsort | Straßburg, Frankreich | |
Größe | 191 cm | |
Position | Abwehr | |
Junioren | ||
Jahre | Station | |
1962–1969 | FC Duttlenheim | |
Herren | ||
Jahre | Station | Spiele (Tore)1 |
1969–1973 | AS Mutzig | 65 | (9)
1973–1975 | FC Mulhouse | 39 | (7)
1975–1978 | Vauban Straßburg | 80 (20) |
1978–1981 | Racing Straßburg | 11 | (0)
1979–1982 | Racing Straßburg B | 78 | (2)
Stationen als Trainer | ||
Jahre | Station | |
1980–1983 | Racing Straßburg (Jugend) | |
1983–1984 | AS Cannes (Co-Trainer) | |
1984–1987 | AS Nancy | |
1987–1994 | AS Monaco | |
1994–1996 | Nagoya Grampus Eight | |
1996–2018 | FC Arsenal | |
1 Angegeben sind nur Ligaspiele. |
Seit Herbst 2019 ist er als Direktor für globale Fußballförderung beim Weltverband FIFA angestellt.
Leben
Wenger ist gebürtiger Elsässer und spricht muttersprachlich Deutsch in der Variante der elsässischen Mundart. Französisch lernte er erst in der Schule. Weiter spricht er fließend Englisch sowie etwas Italienisch, Spanisch und Japanisch.[1]
Spielerkarriere
Wenger begann als Verteidiger oder Libero für verschiedene kleinere Vereine im Elsass, während er gleichzeitig an der Universität Straßburg studierte, wo er 1974 sein Wirtschafts-Diplom erwarb. Mit seinem Wechsel zu Racing Straßburg 1978 wurde er im Alter von 28 Jahren auch Profifußballer. Am 1. Dezember 1978 kam er beim 2:1-Sieg am 23. Spieltag in der Division 1 gegen die AS Monaco zu seinem Einstand im Berufsfußball.[2] Obwohl Straßburg 1979 französischer Meister wurde, war Wenger außerhalb der Expertenkreise nicht sonderlich bekannt. Er spielte in dieser Saison lediglich dreimal für den Verein (zweimal in der Liga und einmal im UEFA-Pokal) und kam insgesamt auf zwölf Pflichtspiele. Neben seinen wenigen Einsätzen in der ersten Mannschaft spielte er ab 1979 hauptsächlich für die zweite Mannschaft der Straßburger und begann wenig später, in der Jugendabteilung als Trainer tätig zu sein.
Karriere in Frankreich und Japan
1981 erhielt er seine Trainerlizenz und wurde zum Jugendtrainer des RC Straßburg ernannt. Seine erste Trainertätigkeit im Ligafußball war die des Assistenten von Jean-Marc Guillou bei der AS Cannes (1983/84).
Nach einer erfolglosen Zeit in Nancy, in der der Verein in die Relegation musste, bekam Wengers Trainerkarriere einen Schub, als er Trainer der AS Monaco wurde. Mit dem Verein war er sofort erfolgreich, gewann 1988 die Meisterschaft und 1991 den französischen Pokal. 1992 erreichte Wenger mit dem Klub aus dem Fürstentum das Finale des Europapokals der Pokalsieger, das AS gegen den SV Werder Bremen mit 0:2 verlor. Wenger konnte höchst talentierte Spieler wie Glenn Hoddle und Jürgen Klinsmann verpflichten. Nach einem neunten Platz 1994 in der Liga wurde er jedoch von Monaco entlassen. Wenger, der aus Treue zum AS Monaco ein Angebot des FC Bayern München ausgeschlagen hatte, unterschrieb einen 18-Monats-Vertrag mit dem japanischen J.-League-Verein Nagoya Grampus Eight, mit dem er den Kaiserpokal gewann.
FC Arsenal
Am 30. September 1996 holte der FC Arsenal Wenger als Nachfolger für den vor der Saison 96/97 entlassenen Bruce Rioch. Wenger war in England ziemlich unbekannt (obwohl er als möglicher Technischer Direktor der Football Association gehandelt worden war), führte den Verein aber bald zu Erfolgen. In seinem zweiten Jahr bei den „Gunners“ gewann er sowohl die Premiership als auch den FA Cup (das erste von zwei Doubles, das zweite sollte 2002 folgen). Unter Wenger gewann Arsenal weitere fünf Mal den FA Cup (2003, 2005, 2014, 2015 und 2017) und die Meisterschaft 2004, ohne auch nur ein Spiel verloren zu haben. Damit war Arsenal das erste Team, das diese Leistung von Preston North End in der ersten Saison 1888/89 wiederholen konnte. Die Preston-Spieler waren damals „The Invincibles“ (Die Unbesiegbaren) betitelt worden; Wengers Mannschaft wurde „The Untouchables“ (Die Unberührbaren). Ein Jahr zuvor war Wenger verspottet worden, weil er gesagt hatte, dass er „nach wie vor hofft, dass Arsenal die Saison ungeschlagen absolvieren“ kann. Insgesamt gewann Arsenal unter Wenger siebenmal den FA Cup und dreimal die Premier League und war seit 1998 immer einer der besten Klubs. Jedoch gab es keinen Champions-League-Erfolg.
Wenger hat den Ruf eines schlauen Talent-Scouts und Förderers der Fähigkeiten junger Spieler. Wenger hat Spieler wie Thierry Henry, Robert Pirès und Patrick Vieira verpflichten können und sie zu Weltklassespielern gemacht. Laut Peter Hill-Wood, Arsenals Präsident, gab Wenger, als er dort war, nur ca. vier bis fünf Millionen Pfund Sterling für Spielerverpflichtungen netto jährlich aus, was im Vergleich zu den Ausgaben anderer Premier-League-Klubs verhältnismäßig wenig war. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Verpflichtung von Nicolas Anelka von Paris Saint-Germain, der 500.000 Pfund kostete. Zwei Jahre später wurde er für 22.300.000 Pfund zu Real Madrid transferiert. Weiterhin musste die Abwehr während der zwei Spiele in der ersten K.-o-Runde der Champions League 2005/06 gegen die „Galaktischen“ von Real Madrid kein Tor hinnehmen. Diese Abwehr kostete Arsenal weniger als fünf Millionen Pfund – weniger als die Hälfte dessen, was Real für den zentralen Verteidiger Jonathan Woodgate bezahlte.
Neben neuen Spielern und Taktik veränderte Wenger auch das Training und die Ernährung der Spieler, damit diese sich von ihrer Trink- und Junkfood-Kultur verabschieden. Er hatte außerdem Einfluss auf die Gestaltung von Arsenals neuem Stadion, dem Emirates Stadium, und den Umzug in das neue Trainingsgelände in Colney, von dem man sich erzählt, dass Wenger jedes noch so kleine Detail überwacht habe, bis hin zur Form der Löffel im Spieler-Restaurant. David Dein, Arsenals Vizepräsident, beschrieb Wenger als den wichtigsten Manager der Vereinsgeschichte, als jemanden, der „Wunder wahrmacht“. Ohne die erhöhten Fernseh- und Preisgelder (vor allem aus der Champions League), die aufgrund von Wengers Erfolgen verbucht werden konnten, wäre es unwahrscheinlich, dass man das neue Stadion hätte bauen können. Wenger, den man „Professor“ oder „Boss“ nennt, repräsentiert die neue Generation von ausgebildeten Managern und ist hinsichtlich der gewonnenen Titel Arsenals erfolgreichster Trainer.
Wenger ist bei den Arsenal-Fans äußerst beliebt. Die Fans würdigen seine Treue zum und die Identifikation mit dem Verein; sie vertrauen ihm und schenken seinen langfristigen Vorstellungen Glauben, auch während der weniger erfolgreichen Phasen seiner Amtszeit, was bei anderen Fußballvereinen eher selten der Fall ist. Bei Arsenal-Fans bekannt ist der Spruch „Arsène knows“ („Arsène weiß es/kennt sich aus“), der häufig auf den Fahnen im Arsenal-Block zu lesen ist. Für die Abschieds-Aktion von Highbury zeigten die Fans ihre Anerkennung für den Manager, indem sie den „Wenger Day“ als einen von verschiedenen „Themed Matchdays“ (etwa „Spieltagen mit Thema“), die der Verein anlässlich der Feier zum Auszug aus ihrer historischen Spielstätte vorgeschlagen hatte, auswählten. Der „Wenger Day“ wurde an Wengers 56. Geburtstag am 22. Oktober 2005 bei einem Spiel gegen Manchester City begangen.
Nach dem Rücktritt von Rudi Völler als DFB-Teamchef war der deutschsprechende Elsässer auch als Nachfolger im Gespräch. 2004 war er auch als Trainer beim Nationalteam Frankreichs im Gespräch. Im Juni 2006 versprach Juan Miguel Villar Mir während des Wahlkampfes um das Präsidentenamt bei Real Madrid, Wenger als neuen Trainer zu den Galaktischen zu lotsen, falls Villar zum neuen Präsidenten gewählt werden sollte. Laut eigenen Angaben seien er und Wenger bereits über einen Vierjahresvertrag einig gewesen.
Für 2008 wurde Wenger erstmals von France Football zum Französischen Trainer des Jahres gewählt.[3]
Anlässlich seines zehnten Jubiläums beim FC Arsenal erklärte der Vizepräsident des Vereins, David Dein: „Wir wollen ihn für den Rest seiner Karriere. Wenn er irgendwann mal den Trainingsanzug in den Schrank hängen möchte, wäre er in der Vorstandsetage von unschätzbarem Wert.“ Wenger verlängerte im September 2007 seinen Vertrag bei Arsenal bis 2011, im August 2010 wiederum bis 2014. Im Mai 2014 wurde der laufende Vertrag wiederum bis 2017 verlängert.[4] Ende Mai 2017 verlängerte Wenger seinen auslaufenden Vertrag nach langer Unsicherheit über seine Zukunft und Spekulationen, dass er nach seiner schwächsten Saison seit zwei Jahrzehnten ersetzt werden könnte, doch noch bei Arsenal. Auch über ein Karriereende war lange diskutiert worden. Zuvor hatte er angekündigt, seine Karriere unabhängig von einer Verlängerung fortzusetzen. Sein neuer Vertrag hätte bis Juni 2019 laufen sollen.[5]
Am 28. Dezember 2017 absolvierte Wenger sein 810. Spiel als Trainer einer Mannschaft der Premier League und stellte den Rekord von Alex Ferguson ein.[6]
Am 20. April 2018 gab Wenger überraschend bekannt, dass er am Ende der Saison 2017/18 nach fast 22 Jahren als Arsenal-Trainer zurücktreten werde.[7] Wenige Tage später, am 25. April 2018, sagte Wenger jedoch, der vorzeitige Abschied sei „nicht wirklich seine Entscheidung“ gewesen. Er plane, nach dem Abschied von Arsenal weiter im Fußball aktiv zu sein.[8]
Zeit nach dem FC Arsenal
Im Herbst 2019 führte Wenger Gespräche mit Karl-Heinz Rummenigge um die mögliche Nachfolge des freigestellten Niko Kovač als Cheftrainer beim FC Bayern München.[9]
Privates
Arsène Wenger führte eine langjährige Beziehung mit Annie Brosterhous. Die ehemalige Basketballspielerin gebar im Jahr 1997 eine gemeinsame Tochter – Wengers einziges Kind.[10]
Kontroversen
Am 10. Oktober 2000 wurde er mit einem Bußgeld und einer Sperre von zwölf Spielen wegen „Drohungen und physischen Einschüchterungsversuchen“ gegenüber einem Mitglied des Schiedsrichtergespanns während Arsenals damaliger Niederlage bei Sunderland bestraft, die Sperre wurde später wegen einer Berufungsklage aufgehoben. Er ist außerdem bekannt für seine Rivalität mit Sir Alex Ferguson, dem ehemaligen Trainer von Manchester United. Diese Rivalität gipfelte im berüchtigten 'Pizzagate'-Skandal nach einer 0:2-Niederlage Arsenals im Old Trafford, bei dem sich beide Seiten im Spielertunnel mit Essen bewarfen.
Im Oktober und November 2005 wurde Wenger in eine Wortschlacht mit dem damaligen Chelsea-Trainer José Mourinho verwickelt. Mourinho beschuldigte Wenger, eine unprofessionelle Beziehung zum FC Chelsea zu pflegen, er ging sogar so weit, Wenger als einen „Voyeur“ zu betiteln, und wurde folgendermaßen zitiert: „He's worried about us, he's always talking about us – it's Chelsea, Chelsea, Chelsea, Chelsea“ („Er ist besorgt um uns, er spricht ständig von uns – es geht nur um Chelsea, Chelsea, Chelsea, Chelsea“). Wenger antwortete, dass er nur auf Fragen von Journalisten, die sich um Chelsea gedreht hätten, eingegangen sei, und beschrieb Mourinhos Haltung als respektlos. Wenger dachte außerdem laut darüber nach, sich bei der FIFA deswegen zu beschweren, letztlich tat er jedoch nichts dergleichen.
Wenger wurde von mehreren Premier-League-Trainern kritisiert, weil er nur wenige englische Feldspieler aufstellte, besonders in der Champions League. West Ham Uniteds Manager Alan Pardew erklärte, dass Arsenals Champions-League-Erfolge nicht unbedingt Erfolge für den britischen Fußball seien. Wenger betrachtet die Nationalität der Spieler als irrelevant und antwortete: „Wenn du einen Verein repräsentierst, dann geht es um Werte und Qualität, nicht um Pässe.“ Andere Experten, unter anderem Sir Trevor Brooking, eine Legende in West Ham und einer der höchsten Offiziellen der FA, verteidigten Wenger. Brooking erklärte, dass das Fehlen von englischen Spielern in einem der erfolgreichsten Vereine Englands mehr eine Diskussion über die Talente in England als eine Diskussion über Wenger auslösen solle.
Auszeichnungen
2002 wurde er Ritter der Ehrenlegion.[11] Er wurde 2003 aufgrund seiner Verdienste für den britischen Fußball zum Officer of the Order of the British Empire ernannt. 2007 wurde ein Asteroid nach ihm benannt: (33179) Arsènewenger.
Titel
- als Spieler
- als Trainer
- FC Arsenal
- Englische Meisterschaft (3): 1998, 2002, 2004
- FA Cup (7): 1998, 2002, 2003, 2005, 2014, 2015, 2017
- FA Community Shield (7): 1998, 1999, 2002, 2004, 2014, 2015, 2017
- UEFA Cup: Finalist 2000
- UEFA Champions League: Finalist 2006
- Premier League Manager of the Season: 1997/98, 2001/02, 2003/04
- Premier League Manager of the Month: 3/1998, 4/1998, 10/2000, 4/2002, 9/2002, 8/2003, 2/2004, 8/2004, 9/2007, 12/2007, 2/2011, 2/2012, 9/2013, 3/2015, 10/2015
- Französischer Trainer des Jahres: 2008
- IFFHS Welttrainer der Dekade (2001–2010): 2011[12]
- Nagoya Grampus Eight
- Japanischer Pokalsieger: 1995
- Japanischer Supercup: 1996
- J-League Manager des Jahres: 1995
- AS Monaco
Weblinks
- Die Seele einer Mannschaft – Interview mit Arsène Wenger, Spiegel Online, 14. September 2009
- Arsène Wenger in der Datenbank von weltfussball.de
Einzelnachweise
- Amy Lawrence Q&A on Arsène Wenger (englisch)
- RCS – Monaco 2-1. In: racingstub.com. Abgerufen am 17. März 2013.
- France Football vom 16. Dezember 2008, S. 12–15
- Poldi-Trainer verlängert bei Arsenal. In: Bild, 30. Mai 2014.
- Perfekt: Wenger verlängert bei Arsenal Auf: transfermarkt.de, 31. Mai 2017.
- Wenger knackt Ferguson-Rekord – Mustafi trifft bei Arsenal-Sieg gegen Palace. In: transfermarkt.de. Abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Merci Arsène, arsenal.com, 20. April 2018, abgerufen am 20. April 2018.
- Wenger: Trennung „nicht wirklich meine Entscheidung“. Abgerufen am 25. April 2018.
- Arsène Wenger geht zur Fifa, spiegel.de, abgerufen am 13. November 2019
- Marcel Nasser: Arsène Wenger – ein Denker und Lenker – Europapokal.de. In: Europapokal.de. 7. März 2017 (europapokal.de [abgerufen am 4. April 2017]).
- En Bref. In: Le Parisien, 15. Juli 2002 (französisch).
- The World‘s Best Coach of the 1st Decade (2001–2010) (Memento vom 21. März 2011 im Internet Archive)