Altbach
Altbach ist eine Gemeinde im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Baden-Württemberg | |
Regierungsbezirk: | Stuttgart | |
Landkreis: | Esslingen | |
Höhe: | 247 m ü. NHN | |
Fläche: | 3,34 km2 | |
Einwohner: | 6169 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 1847 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 73776 | |
Vorwahl: | 07153 | |
Kfz-Kennzeichen: | ES, NT | |
Gemeindeschlüssel: | 08 1 16 004 | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Esslinger Straße 65 73776 Altbach | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Martin Funk (SPD) | |
Lage der Gemeinde Altbach im Landkreis Esslingen | ||
Geographie
Geographische Lage
Altbach liegt am Südhang des Schurwaldes ins Tal des Neckars hinab auf 450 bis 242 m ü. NN zwischen Plochingen flussauf- und Esslingen am Neckar flussabwärts. Durchs Gemeindegebiet, das bis ans rechte Ufer des heutigen Flusslaufes reicht, zieht in einem Bogen am rechten Prallhang der Alte Neckar, über dem die vom Altbach zum Altarm hin durchlaufenen Wohngebiete liegen, während auf der flachen Flussinsel zwischen den Läufen größtenteils Industrieflächen des Neckartals liegen.
Die Gemarkung ist quellenreich, und so kann die Gemeinde 45 % ihres Trinkwasserbedarfes aus eigenen Brunnen decken.
Gemeindegliederung
Zur Gemeinde Altbach gehören außer dem Dorf Altbach keine weiteren Orte.
Nachbargemeinden
Angrenzende Gemeinden sind reihum die Städte Esslingen am Neckar im Westen und Norden, Plochingen im Osten sowie die Gemeinde Deizisau im Süden. Alle Städte gehören dem Landkreis Esslingen an.
Flächenaufteilung
Nach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[2]
Geschichte
Bis zum 19. Jahrhundert
Funde von Reihengräberfeldern und die frühe urkundliche Erwähnung deuten auf eine frühmittelalterliche Gründung der Siedlung. Altbach wurde erstmals 783 im Lorscher Codex erwähnt.[3] Im 13. Jahrhundert (Alpach) erwarben die Grafen von Aichelberg den Ort, verkauften ihn aber stückweise an das Kloster Adelberg. Mit der Reformation (1535) kam die Landesherrschaft an Württemberg, Altbach blieb Bestandteil des Klosteramts Adelberg. Ab 1806 gehörte Altbach als Teil des Königreichs Württemberg zum Oberamt Eßlingen. 1819 wurde Altbach vom Nachbarort Zell, heute ein Stadtteil von Esslingen, getrennt und besteht seitdem als selbständige Gemeinde. Im Jahre 1846 erhielt Altbach mit einem eigenen Bahnhof Anschluss an das Schienennetz der Königlich Württembergischen Staats-Eisenbahnen, wodurch Voraussetzungen für eine Industrialisierung geschaffen worden sind.
Ab dem 20. Jahrhundert
1904 wurde Altbach ans Stromnetz gebunden, ein Jahr später folgte der Bau einer Wasserleitung. Zwischen 1922 und 1923 trennt sich die Gemeinde kirchlich vom Mutterort Zell und besaß eine Pfarrverweserei bis 1931. Bei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Altbach 1938 zum Landkreis Esslingen. Während des Zweiten Weltkrieges wurden etwa 10 bis 12 Häuser beschädigt und zwei Zivilisten getötet. 1945 wurde der Ort Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1984 feierte Altbach das 1200-jährige Bestehen. Von 1999 bis zum 15. Dezember 2000 baute man das Neubaugebiet Egertenäcker.[4]
Einwohnerentwicklung
Die Einwohnerzahlen sind Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen des Statistischen Landesamtes (nur Hauptwohnsitze).
Stichtag | Einwohnerzahl |
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1. Dezember 1871¹ | 572 |
1. Dezember 1900¹ | 828 |
17. Mai 1939¹ | 1.662 |
13. September 1950¹ | 2.579 |
6. Juni 1961¹ | 4.168 |
27. Mai 1970¹ | 4.917 |
25. Mai 1987¹ | 5.559 |
31. Dezember 1995 | 5.586 |
31. Dezember 2000 | 5.551 |
31. Dezember 2005 | 5.740 |
31. Dezember 2010 | 5.840 |
31. Dezember 2015 | 6.043 |
31. Dezember 2020 | 6.169 |
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat in Altbach hat 18 Mitglieder. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis.[5] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2019 |
Sitze 2019 |
% 2014 |
Sitze 2014 |
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FW | Unabhängige Wählervereinigung Altbach e.V. | 40,60 | 7 | 39,13 | 7 | |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 30,28 | 6 | 28,68 | 5 | |
CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 29,12 | 5 | 32,19 | 6 | |
gesamt | 100,0 | 18 | 100,0 | 18 | ||
Wahlbeteiligung | 57,79 % | 48,1 % |
Bürgermeister
- 1819–1830: Johann Georg Reyer
- 1830–1857: Georg Friedrich Barth
- 1857–1889: Michael Frick
- 1890–1896: Johannes Hermann
- 1896–1901: Heinrich Utz
- 1901–1945: Louis Friedrich Raith
- 1945–1946: Albert Schloz
- 1946–1948: Willy Burgenmeister
- 1948–1966: Wilhelm Römer
- 1966–2001: Walter Stetter
- 2002–2017: Wolfgang Benignus
- seit 1. Januar 2018: Martin Funk
Im Dezember 2017 wurde der Bürgermeister von Ohmden, Martin Funk, zum Nachfolger des aus Altersgründen ausscheidenden Wolfgang Benignus gewählt.[6] Funk erhielt im zweiten Wahlgang 38,08 % der Stimmen.[7]
Wappen und Flagge
Blasonierung: „In Rot ein aufwärts gebogener silberner Schrägbalken.“
Im Jahre 1930 war das Wappen – irrtümlich mit einem Schräglinksbalken versehen – im Schultheißenamtssiegel der Gemeinde Altbach enthalten. Die aus diesem inzwischen längst berichtigten Wappen abgeleiteten Flaggenfarben wurden der Gemeinde am 15. März 1954 von der Landesregierung verliehen. | |
Wappenbegründung: Das Wappen mit dem gebogenen Schrägbalken wurde ursprünglich vom Ortsadelsgeschlecht von Altbach geführt. |
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Altbach ist an die B 10 (Stuttgart–Ulm) angebunden und im Schienenverkehr mit der Filstalbahn (Stuttgart–Ulm), S-Bahnlinie S1 in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) eingebunden.
Am 19. Dezember 2006 wurde der weltweit erste Peoplemover, der Bahngleise überquert, in Altbach in Betrieb genommen.
Bildung
Altbach verfügt über eine Grundschule,[8] vier Kindergärten und eine Ortsbücherei.
Kraftwerk Altbach/Deizisau
Das Kraftwerk Altbach/Deizisau wird von der EnBW betrieben und gilt als eines der modernsten deutschen Kohlekraftwerke. Es liegt auf einer Neckarinsel und zur Hälfte auf der Gemarkung der Nachbargemeinde Deizisau, weshalb der volle Name auch Kraftwerk Altbach/Deizisau lautet. Die beiden Schornsteine sind höher als die Schurwaldhöhen und die Filder und damit weithin sichtbar.
Seit 1899 wurde der Neckar durch eine der damals größten Wasserkraftanlagen Württembergs zur Energiegewinnung genutzt. Die Gebäude wurden 1998 abgerissen und zu einem Park umgestaltet.
Abfallentsorgung
Für die Abfallentsorgung ist der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen zuständig. Es bestehen getrennte Sammlungen für Biomüll, Hausmüll und Papier. Verpackungen werden im Rahmen des Grünen Punktes in sogenannten gelben Säcken gesammelt. Sperrmüll wird gegen Abgabe eines von zwei Gutscheinen jährlich kostenlos abgeholt oder kann zu einer Entsorgungsstation gebracht werden. Bei den Entsorgungsstationen können auch Elektro- und Metallschrott sowie andere wiederverwertbare Stoffe abgegeben werden. Für Sondermüll wie Leuchtstofflampen und Lacke gibt es besondere Problemstoffsammlungen.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Gemeindehalle
Altbach besitzt eine Gemeindehalle, in der regelmäßig Theater, Konzerte, Ehrungen, Feste und sonstige Veranstaltungen der Altbacher Kulturreihe durchgeführt werden. Die Halle wird nicht nur Altbachern zur Verfügung gestellt.
Altes Rathaus
Das Alte Rathaus war ursprünglich ein Jagdschloss im ehemaligen Wildpark von Hohengehren. Das Jagdschloss wurde 1839 von Altbach erworben, abgebaut und als Rathaus im selben Jahr wieder aufgebaut.
Christuskirche
Die Christuskirche wurde zwischen 1959 und 1960 nach Plänen Seytters errichtet und am 24. Juli 1960 eingeweiht.[9] Die Kirche wurde von Helmuth Uhrig mit Kunstwerken geschmückt. Die Christusfigur an der Wand, der Taufstein und das Michaelfenster sind von seiner Hand.
Ulrichskirche
1353 ist in Altbach eine Ulrichskapelle belegt, sie erhielt ihren Namen vom Schutzpatron Ulrich des Klosters Adelberg. 1514, 1599 und 1748 wurde an- und umgebaut, 1736 erhielt sie einen neuen Turm. 1817 kam ein Sakristeianbau hinzu, in den 1920er Jahren wurde der Innenraum zweimal gründlich renoviert; die am Marktplatz gelegene Kirche wurde an die bürgerliche Gemeinde verpachtet, 1978–1980 einer Innen- und Außenrenovierung unterzogen und bietet nun Raum für kulturelle Zwecke.
Sport und Freizeit
In Altbach existieren über 20 Vereine mit einem vielfältigen Angebot, unter anderem der Turnverein, der Radfahrerverein, der Sportclub, der Tennisclub (zusammen mit Esslingen-Zell) und der Tischtennisverein. In gemeinsamer Arbeit organisieren die Vereine mit Unterstützung der Gemeinde und den Kirchengemeinden ein vielseitiges Kinderferienprogramm.
Angesiedelte Unternehmen
- Decoma (Germany) GmbH, eine Tochter der Magna Holding, produziert Kunststoffteile für die Automobilindustrie
Regelmäßige Veranstaltungen
- Das Dorffest findet jedes Jahr am vorletzten Wochenende vor Beginn der Sommerferien statt.
- Der Weihnachtsmarkt findet jedes Jahr am zweiten Samstag im Dezember statt.
- Jedes zweite Jahr findet in Altbach ein Nachtumzug der Altbacher Narren statt.
- Jedes Jahr, meistens im Mai, findet das Altbacher Volksradfahren statt, welches vom Radfahrverein Altbach organisiert wird. Die örtlichen Vereine stellen die Teilnehmer.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
- Matthäus Böblinger (1450–1505), spätgotischer Baumeister
Weitere mit Altbach verbundene Persönlichkeiten
- Siegfried Häußler (1917–1989), Arzt, Verbandsvertreter und Hochschullehrer, lebte von 1945 bis zu seinem Tod in Altbach
Bekannte Sportler
- Johann Herberger (1919–2002), Fußballspieler und Trainer, lebte und starb in Altbach
- Serdar Tasci (* 1987), ehemaliger Fußballspieler beim VfB Stuttgart, begann seine Karriere beim SC Altbach
Kirchen
Das Zentrum der Evangelischen Kirchengemeinde Altbach ist die 1960 erbaute Christuskirche.
Literatur
- Altbach. In: August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Eßlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 21). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1845, S. 176–178 (Volltext [Wikisource]).
- Otto Wurster: Eßlinger Heimatbuch für Stadt und Umgebung. Eßlingen 1931. Darin: Altbach (S. 267 f.).
- Der Landkreis Esslingen – Hrsg. vom Landesarchiv Baden-Württemberg i. V. mit dem Landkreis Esslingen, Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2009, ISBN 978-3-7995-0842-1, Band 1, Seiten 274–284.
Einzelnachweise
- Statistisches Landesamt Baden-Württemberg – Bevölkerung nach Nationalität und Geschlecht am 31. Dezember 2020 (CSV-Datei) (Hilfe dazu).
- Statistisches Landesamt, Fläche seit 1988 nach tatsächlicher Nutzung für Altbach.
- Minst, Karl Josef [Übers.]: Lorscher Codex (Band 4), Urkunde 2460, um 785 (genaues Jahr in der Quelle widersprüchlich, 783/788) – Reg. 2884. In: Heidelberger historische Bestände – digital. Universitätsbibliothek Heidelberg, S. 143, abgerufen am 3. September 2018.
- http://altbach.de/index.php?id=9 Geschichte Altbachs
- Wahlinformationen des Kommunalen Rechenzentrums
- http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.buergermeisterwahl-in-altbach-martin-funk-zieht-ins-rathaus.105269b6-1177-496c-a362-7cd27f7f3bac.html
- Der Teckbote, Ausgabe vom 4. Dezember 2017, Seite 15
- Schulen. Bürgermeisteramt Altbach, abgerufen am 30. Mai 2019.
- Christuskirche in Altbach