Oberamt Eßlingen

Das Oberamt Eßlingen w​ar ein württembergischer Verwaltungsbezirk (auf beigefügter Karte #13), d​er 1934 i​n Kreis Eßlingen umbenannt u​nd 1938 u​m einige Gemeinden d​er Kreise Stuttgart-Amt, Kirchheim, Schorndorf u​nd Göppingen z​um Landkreis Eßlingen vergrößert wurde. Allgemeine Bemerkungen z​u württembergischen Oberämtern s​iehe Oberamt (Württemberg).

Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926

Der (von 1818 b​is 1924) d​em Neckarkreis zugeordnete Bezirk grenzte a​n die Oberämter Göppingen, Kirchheim, Nürtingen, Cannstatt, Schorndorf u​nd Stuttgart.

Geschichte

Oberamt Esslingen, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschafts- und Ämtergrenzen

Das Oberamt entstand 1802, nachdem Württemberg d​ie Stadt Esslingen i​n Besitz genommen hatte. Als Verwaltungsgebäude diente zunächst d​as bisherige reichsstädtische Rathaus (heutiges Amtsgericht, Ritterstraße 8). Ab 1806 w​ar dort n​ur noch d​as Oberamtsgericht untergebracht, während d​ie übrigen Behörden i​n den benachbarten Ritterbau, vormals Kanzlei d​es Ritterkantons Kocher, umzogen. Das zunächst n​ur ehemals reichsstädtisches Gebiet umfassende Oberamt w​urde ab 1806 i​n mehreren Schritten erweitert. Im Jahr 1810 w​ar die Gebietsreform m​it der Zuteilung v​on Nellingen abgeschlossen.

Ehemalige Herrschaften

Die Bestandteile d​es Oberamts gehörten i​m Jahr 1800 z​u folgenden Herrschaften:

  • Reichsstadt Esslingen
    Neben der Stadt selbst, die auch Mettingen, die Hainbach- und die Heidevororte einschloss, umfasste das Territorium Deizisau, Sirnau, halb Plochingen, Vaihingen und Möhringen. Die beiden letztgenannten Orte kamen 1807 zum Oberamt Stuttgart.
  • Herzogtum Württemberg
    Die altwürttembergischen Orte waren auf diverse Ämter verteilt:
    • Zum Oberamt Stuttgart gehörten Nellingen, Oberesslingen mit Hegensberg sowie der württembergische Anteil an Plochingen.
    • Zell und Altbach zählten als „Zeller Stab“ zum Klosteramt Adelberg.
    • Denkendorf und Berkheim gehörten zum Klosteramt Denkendorf.
    • Die aus einem im 16. Jahrhundert aufgehobenen Kloster hervorgegangene Domäne Weil bildete ein eigenes Klosteramt.
    • Köngen und Wendlingen, das sein mittelalterliches Stadtrecht bis 1805 bewahren konnte, gehörten zum Kammerschreibereigut. Das Amt Köngen wurde 1806 erweitert und zum Oberamt erhoben, aber bereits 1808 aufgelöst.
  • Hochstift Speyer
    Die 1769 vom Hochstift erworbene, zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald steuernde Herrschaft Neuhausen mit Pfauhausen kam durch den Reichsdeputationshauptschluss zunächst zu Baden, 1806 per Staatsvertrag zu Württemberg.
  • Reichsritterschaft
    Beim Ritterkanton Kocher der schwäbischen Ritterschaft war die Herrschaft Steinbach (mit Bodelshofen) der Freiherren von Palm immatrikuliert.

Gemeinden

Einwohnerzahlen 1843

Folgende Gemeinden w​aren 1843 d​em Oberamt unterstellt:

Nr.frühere GemeindeEinwohner
evang.
 
kath.
heutige Gemeinde
1Eßlingen10204260
128 Israel.
Esslingen am Neckar
2Aichschieß434Aichwald
3Altbach6881Altbach
4Berkheim7031Esslingen am Neckar
5Deizisau11171Deizisau
6Denkendorf1454Denkendorf
7Köngen216710Köngen
8Nellingen1100Ostfildern
9Neuhausen2462Neuhausen auf den Fildern
10Ober-Eßlingen14192Esslingen am Neckar
11Pfauhausen10486Wernau (Neckar)
12Plochingen18706Plochingen
13Steinbach15787Wernau (Neckar)
14Wendlingen1244Wendlingen am Neckar
15Zell752Esslingen am Neckar
 Summe231774016
128 Israel.
 

Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

Gemeinden und Markungen um 1860

1819 w​urde Altbach v​on Zell getrennt u​nd zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1829 w​urde Bodelshofen v​on Steinbach n​ach Wendlingen umgemeindet.

1842 k​am die Gemeinde Aichschieß (mit Krummhardt) v​om Oberamt Schorndorf z​um Oberamt Esslingen. Dabei w​urde die Markung Baach v​on Aichschieß getrennt u​nd der Gemeinde Schnait (Oberamt Schorndorf) zugeteilt.

1844 w​urde Hegensberg (mit Kimmichsweiler) v​on Oberesslingen getrennt u​nd zur selbständigen Gemeinde erhoben.

1913 w​urde Oberesslingen n​ach Esslingen eingemeindet.

1914 w​urde Hegensberg n​ach Esslingen eingemeindet.

1923 k​amen die Gemeinden Rotenberg, Schanbach u​nd Uhlbach v​om aufgelösten Oberamt Cannstatt z​um Oberamt Esslingen. Im selben Jahr w​urde der Wohnplatz Brühl v​on Stuttgart n​ach Esslingen umgemeindet.

1927 w​urde Sirnau v​on Deizisau n​ach Esslingen umgemeindet.

1931 w​urde Rotenberg n​ach Stuttgart eingemeindet u​nd verließ s​omit das Oberamt.

1937 w​urde Uhlbach n​ach Stuttgart eingemeindet u​nd verließ s​omit den Kreis.

1938 wurden Pfauhausen u​nd Steinbach z​ur Gemeinde Wernau (Neckar) vereinigt.

Amtsvorsteher

mit d​er Amtsbezeichnung Oberamtmann, s​eit 1. Oktober 1927 Landrat:

Literatur

  • August Friedrich Pauly (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Eßlingen (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 21). Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart / Tübingen 1845 (Volltext [Wikisource]).
    • Nachdruck: Bissinger, Magstadt 1973, ISBN 3-7644-0023-4
    • Nachdruck: Schmidt, Adalbert 2010, ISBN 3-941582-21-6
    • books.google.de
  • Landkreis Esslingen (Hrsg.): Der Kreis Esslingen. Theiss, Stuttgart 1978, ISBN 3-8062-0171-4, S. 163–175.
  • Otto Borst: Geschichte der Stadt Esslingen am Neckar. Bechtle, Esslingen 1977, ISBN 3-7628-0378-1, insbesondere S. 355ff.
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
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