Adolf von Hildebrand

Adolf Hildebrand, ab 1903 Ritter von Hildebrand, (* 6. Oktober 1847 in Marburg; † 18. Januar 1921 in München) war einer der führenden deutschen Bildhauer seiner Zeit und Medailleur.[1]

Bildhauer Adolf von Hildebrand (Hans von Marées um 1868)
Büste Adolf von Hildebrands in der Münchner Ruhmeshalle, gefertigt 1987 von Bildhauerin Ulla Scholl.
Der Wittelsbacher Brunnen in München ist eines der Hauptwerke von Adolf von Hildebrand. Das Bild zeigt die Allegorie auf die segensreiche Kraft des Wassers.
Werner von Siemens – Bronzebüste, 1898.
Adolf von Hildebrand, Foto von Nicola Perscheid

Leben

Adolf Hildebrand wuchs in Bern auf, wo sein Vater Bruno Hildebrand Nationalökonomie lehrte. Seine Mutter war die aus einer jüdischen Familie stammenden Clementine Guttentag. Er studierte an der kgl. Kunstgewerbeschule Nürnberg und von 1866 bis 1867 im Atelier von Caspar von Zumbusch in München. Bald darauf reiste er nach Rom, wo er Hans von Marées und Konrad Fiedler kennenlernte.

Trotz seines Erfolgs und seiner Wirkung über den deutschsprachigen Raum hinaus wurde Hildebrand zeitweilig wegen seiner Orientierung an der italienischen Renaissance und seiner ausgedehnten Italienaufenthalte (Hildebrand kaufte 1874 ein ehemaliges Kloster, die heutige Villa di San Francesco di Paola, in Florenz) in der Heimat angefeindet, da seine Kunst als „zu wenig deutsch“ angesehen wurde. Seinen Hauptwohnsitz hatte von Hildebrand lange in Florenz, erst 1898 bezog er eine von ihm selbst entworfene Villa im Münchner Stadtteil Bogenhausen, die bald Treffpunkt der Münchner Gesellschaft wurde – heute bekannt als Hildebrandhaus.[2] Von Hildebrand war verheiratet mit Irene, geborene Koppel-Schäufelen, sie hatten sechs Kinder. Als sein wichtigster Schüler gilt sein Schwiegersohn Theodor Georgii, der Hildebrands im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wittelsbacher Brunnen in München wieder aufbaute. Ein anderer Schwiegersohn, Carl Sattler, war ein deutscher Architekt und Hochschullehrer.

Hildebrand starb im 74. Lebensjahr in München. Er ist auf dem Oberföhringer Friedhof bestattet.

Ehrungen

Schüler

Werk

Signiertes Bronzerelief des Prinzregenten Luitpold von Bayern

Hildebrands Plastiken und Skulpturen tragen klassizistische, „mediterrane“ Züge. Sie sind gekennzeichnet durch eine klare, reduzierte und ruhige Formgebung. Hildebrand trat für eine klare und vollendete Ausgestaltung des Kunstwerks ohne überflüssige Details ein. Bevorzugtes Sujet war ihm die menschliche Gestalt, welche ihm auch allgemein als das vornehmste Thema der Kunst erschien. Öfters versuchte er die Einbindung eines plastischen Werks in eine größere Ganzheit, was Hildebrand schließlich vermehrt zu städtebaulichen Aufgaben führte. Auf dem Gebiet der Brunnen- und Denkmalkunst war Hildebrand deutschlandweit bald führend.

Hildebrands theoretisches Werk Das Problem der Form in der bildenden Kunst (1893)[5] war beeinflusst von den Überlegungen seines Freundes und Förderers Konrad Fiedler. Es hat insbesondere die Kunstwissenschaft – und hier namentlich den Kunsthistoriker Heinrich Wölfflin – beeinflusst. In seinem Werk geht Hildebrand von dem Grundsatz aus, dass „das Kunstwerk […] augengerecht sein“ müsse (Wölfflin). Für jedes Werk gebe es einen Idealpunkt der Betrachtung. Für die Plastik, die gewöhnlich aus der Distanz betrachtet wird, bedeutet dies, dass sie der Zweidimensionalität der menschlichen Wahrnehmung Rechnung tragen muss: Reduktion und Verzicht auf Details werden so – ähnlich wie für den sieben Jahre älteren Auguste Rodin – zu Hildebrands Arbeitsmaximen. Das Relief, das Hildebrand zufolge idealerweise dem menschlichen Anschauungsvermögen entspricht, wird zum normativen Maß von Plastik überhaupt.

Brunnen

Denkmäler

Grabmäler

Schriften

  • Das Problem der Form in der Bildenden Kunst. Straßburg 1893.
  • Henning Bock (Hrsg.): Gesammelte Schriften zur Kunst. Köln/Opladen 1969.

Literatur

  • Elisabeth Decker: Zur künstlerischen Beziehung zwischen Hans von Marées, Konrad Fiedler und Adolf Hildebrand. Dissertation, Universität Basel, 1967.
  • Isolde Kurz: Adolf Hildebrand. Zu seinem 60. Geburtstag. In: Deutsche Rundschau. Bd. 133, Oktober 1907, S. 105–129.
  • Werner Mittlmeier: Hildebrand, Adolf Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 119 f. (Digitalisat).
  • Lorenz Maier: Hildebrand, Adolf von. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie. Pustet, Regensburg 1983, ISBN 3-7917-0792-2, S. 347 f. (Digitalisat).
  • Heinrich Wölfflin: Zur Erinnerung an Adolf von Hildebrand. In: Kleine Schriften. 1886–1933, Basel 1946.
  • Sigrid Esche-Braunfels: Adolf von Hildebrand. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaften, Berlin 1993.

Galerie

Commons: Adolf von Hildebrand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Adolf Ritter von Hildebrand. Künstler. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V., abgerufen am 17. November 2015.
  2. geschichte des hildebrandhauses, abgerufen am 9. Februar 2017
  3. Der Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste, Die Mitglieder des Ordens, Band II (1882–1952), Seite 80, Gebr. Mann-Verlag, Berlin, 1978
  4. Archiv der Hochschule für bildende Künste Dresden
  5. http://sites.google.com/site/adolfvonhildebrand/home/das-problem-der-form
  6. Sigrid Esche-Braunfels: Adolf von Hildebrand (1847–1921). Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 1993, ISBN 3-87157-144-X, S. 397 ff.
  7. Peter Pinnau: Gruft, Mausoleum, Grabkapelle: Studien zur Sepulkralarchitektur des 19. und des 20. Jahrhunderts mit besonderer Hinsicht auf Adolf von Hildebrand. Mäander-Verlag, München 1992, ISBN 3-88219-366-2.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.