Adolf Goering
Adolf Goering (* 17. April 1841 in Lüchow; † 5. Dezember 1906 in Berlin) war ein deutscher Bauingenieur. Er begründete die Wissenschaft von den Bahnhofsanlagen.
Leben
Seine Schulausbildung erhielt Goering in Liebenburg und in Hildesheim am Andreanum. Ab 1858 besuchte er das Polytechnikum in Hannover. Nach bestandener Staatsprüfung im Wasser- und Eisenbahnbau war Goering ab 1864 bei zahlreichen Eisenbahnbauprojekten, zuletzt im Zentralbüro der Königlichen Eisenbahndirektion in Hannover und der Direktion der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn in Berlin tätig. An der Berliner Bauakademie legte Goering dann im Juni 1871 seine Baumeisterprüfung ab. Nachfolgend war er bis 1876 für die Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn tätig. Anschließend ging er auf eine halbjährige Studienreise, die ihn zu den wichtigsten Eisenbahn-, Straßen- und Tunnelbaustellen der damaligen Zeit in das westliche Deutschland, nach Italien, nach Österreich und in die Schweiz führte. Hier konnte er ausführlich die in Bau befindliche Gotthardbahn begutachten. Seine praktischen Tätigkeiten schloss er mit einer kurzen Beschäftigung bei der Köln-Mindener Eisenbahn ab.
1877 wurde an der Berliner Bauakademie ein Lehrstuhl für Eisenbahn- und Tunnelbau eingerichtet. Die Leitung wurde Adolf Goering übertragen, der ab 1. Oktober 1877 sein Lehramt als Dozent ausführte, aber schon am 1. April 1878 zum etatmäßigen Professor ernannt wurde. In dieser Tätigkeit zeigte sich Goerings Gabe wissenschaftliche Methoden für die Behandlung technischer Aufgaben entwickeln und vermitteln zu können. So entwickelte er ein einheitliches System zur Massenermittlung, Massenverteilung und Kostenermittlung bei Erdarbeiten, welches als Lehrbuch fünf Auflagen erreichte. Die herausragende Leistung seiner akademischen Tätigkeiten ist jedoch die Schaffung von wissenschaftlichen Grundlagen für den Entwurf von Bahnhofsanlagen, der bis dahin nur nach „bewährten Mustern“ erfolgte.
An der Technischen Hochschule, an die Goerings Lehrstuhl umgezogen war, wurde ihm vier Mal das Amt des Vorstehers der Abteilung für Bauingenieurwesen übertragen. 1898/99 bekleidete er dann auch, von seinem Hochschullehrerkollegium berufen, das Amt des Rektors der Hochschule. Mehrfach war Goering auch als Gutachter tätig, so beispielsweise gemeinsam mit August von Borries und Claus Koepcke zur Bahnverbindung Elberfeld-Barmen, auf dessen Grundlage dann die dortige Schwebebahn errichtet wurde. Durch den preußischen Staat wurde er zum Geheimen Regierungsrat ernannt.
Adolf Goering starb unerwartet im Dezember 1906 und wurde in Berlin-Westend beerdigt.
Veröffentlichungen
- Massenermittelung, Massenverteilung und Transportkosten der Erdarbeiten / ein einheitliches, graphisches Verfahren zur Ermittelung und Veranschlagung der Erdbewegung bei allgemeinen und ausführlichen Vorarbeiten. Fünf Auflagen, Verlag A. Seydel, Berlin 1890, 1898, 1902 und 1907
- Mittheilung über Oberbau auf englischen Eisenbahnen. In: Centralblatt der Bauverwaltung, 10. Jahrgang, Nr. 14–16 (April 1890), S. 137–139, 149–152 und 157–158.
- Die Bauausführung der zweiten Weichselbrücke bei Dirschau. In: Centralblatt der Bauverwaltung, 10. Jahrgang, Nr. 32–34A (August 1890), S. 323–325, 333–335, 345–347 und 350–352
- Zwischen- und Endstationen in Durchgangsform, Verschiebebahnhöfe, Güter- und Hafenbahnhöfe. In: F. Loewe und H. Zimmermann (Hrsg.): Handbuch der Ingenieurwissenschaften, Bd. 4: Anordnung der Bahnhöfe. Engelmann, Leipzig 1907.
Literatur
- Wilhelm Cauer: Adolf Goering †. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 26. Jahrgang, Nr. 101 (15. Dezember 1906), S. 646–647.
- Fritz Eiselen: Adolf Göring †. In: Deutsche Bauzeitung, 40. Jahrgang, Nr. 102 (22. Dezember 1906), S. 716–717.
- Erwin Massute: Goering, Wilhelm Bernhard Adolph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 529 (Digitalisat).