1. Flak-Division
Die 1. Flak-Division war ein Großverband der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Zuständig war die Division für die Flugabwehr im Großraum von Berlin.
Geschichte
Bereits im Sommer 1938 wurde mit der Planung und Aufstellung eines Luftverteidigungskommandos Berlin begonnen, der dann mit Wirkung zum 1. August 1938 auch unter dem Kommando von Oberst Braun aufgestellt wurde, welcher allerdings am 4. August 1938 bei der Anreise nach Berlin tödlich verunglückte.[1] Seine Nachfolge trat der spätere Generalmajor Gerhard Hoffmann an, der das Kommando bis zum 23. Juni 1940 innehatte. Am 1. September 1941 wurde das Luftverteidigungskommando 1 in 1. Flak-Division umbenannt.
Hauptaufgabe der 1. Flak-Division war bis zum Kriegsausbruch die Luftraumverteidigung von Groß-Berlin. Die Division unterstand dabei direkt dem Luftgaukommando III und hatte folgende Gliederung:
- Flakregiment 12
- Flakregiment 22
- Flakregiment „General Göring“
Ihre Feuerkraft belief sich auf 60 schwere, 35 mittlere und leichte Batterien, 17 Scheinwerferbatterien sowie 6 Luftsperrballonbatterien und 9 Fla-MG Kompanien.
Zweiter Weltkrieg
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges war das Flakregiment 12 (Lankwitz) für den Schutz der Reichshauptstadt Berlin im Südosten zuständig. Das neu aufgestellte Flakregiment 32 mit Sitz in Reinickendorf war für den Nordwesten der Stadt und das Flakregiment Göring für den Schutz von Potsdam vorgesehen, insbesondere den Schutz des dort stationierten Hauptquartiers des Oberkommandos der Luftwaffe. Die Vorkriegsstärke konnte jedoch nicht auf diesem hohen Niveau gehalten werden und sank kriegsbedingt auf 53 schwere, 24 mittlere und leichte Batterien ab. Ebenso standen statt 17 Scheinwerferbatterien nur noch 12 zur Verfügung. Bis Mitte August 1940, insbesondere wegen der Zuführung von Berliner Flakkräften für den Aufmarsch zum Westfeldzug, sank die Zahl der Flakbatterien erneut auf nur noch 19 schwere und 12 mittlere und leichte ab. Die Zahl der Scheinwerferbatterien für ganz Berlin ging auf nur noch acht Batterien zurück. Der starke Aderlass der 1. Flak-Division führte in der Folge dazu, dass der Flächenschutz für Berlin nicht mehr gewährleistet war, insbesondere bei nächtlichen Luftangriffen. Proteste seitens des Generals des Luftgaukommandos III blieben ungehört. Erst nach den ersten britischen Luftangriffen, die im August 1940 erfolgten, wurden die Kräfte der 1. Flak-Division eiligst verstärkt. Als Folge davon wurden in Berlin die ersten sogenannten Berliner Flaktürme errichtet, die mit 12,8-cm-Flak-Zwillingsgeschützen ausgestattet wurden. Im Dezember 1940 verfügte die 1. Flak-Division wieder über 51 schwere, 23 mittlere sowie 26 Scheinwerferbatterien. Trotz dieser Kräftezuführung, abgesehen von den Scheinwerferbatterien, erreichte sie nicht ganz ihre Vorkriegssollstärke.
Die nun immer häufigeren Luftangriffe des RAF Bomber Command auf Berlin machten eine Verstärkung der Flakkräfte erforderlich. Mit Stichtag zum 31. Dezember 1941 verfügte die 1. Flak-Division im Großraum Berlin über 75 schwere, 49 mittlere und leichte sowie über 24 Scheinwerferbatterien. Die Gliederung umfasste zum 1. November 1943 das:
- Flakregiment 22 Flakgruppe Süd in Lankwitz
- Flakregiment 53 Flakgruppe Nord in Heiligensee
- Flakregiment 126 Flakgruppe West in Reinickendorf
- Flakregiment 172 Flakgruppe Ost (nur bis 25. August 1944)
- Flakscheinwerferregiment 82
Diese Kräfte konnten in der Folge bis Januar 1944 noch einmal massiert werden. Am Ende standen für die Luftverteidigung der Reichshauptstadt 104 schwere, aber nur noch 25 mittlere und leichte Batterien sowie 20 Scheinwerferbatterien zur Verfügung. Trotz der immens zugeführten Flugabwehr glich Berlin Ende 1944 dennoch einem Trümmerfeld. Dies war auch nicht zuletzt der Tatsache geschuldet, dass die Flak-Batterien nur noch primär wichtige Industrie- und Verkehrsknotenpunkte (Bahnhöfe usw.) verteidigen konnten. Erschwerend kam hinzu, dass aufgrund der sowjetischen Winteroffensive 1945 der Ostfront auch Flugabwehrverbände zugeführt wurden. In der Folge sank deren Bestand der schweren Batterien erneut von 57 auf 44.
Anfang Februar 1945 wurde schließlich die 1. Flak-Division für Bodenkämpfe dem Kommandanten von Berlin unterstellt. Zu diesem Zweck wurde das Flakregiment 53 aus ihrem bisherigen Aufgabenfeld herausgelöst und an die Oder-Front verlegt. Die Heeresführung plante in der Endphase der Schlacht um Berlin die Aufstellung von 47 Flakkampfgruppen, hauptsächlich aus Personal der 1. Flak-Division. Da die Division aber nur noch über 44 schwere Batterien verfügte, war die Ausstattung aller Flakkampfgruppen praktisch unmöglich. Inwieweit nun die Pläne für diese Flakkampfgruppen in den Kriegswirren realisiert werden konnten, kann nicht abschließend geklärt werden. Mit der Abgabe der letzten Flakgeschütze, soweit diese in irgendeiner Weise mobil gemacht werden konnten, brach die Luftabwehr über Berlin zusammen.
- Der zerstörte Flakbunker am Berliner Zoo; letzter Gefechtsstand des Führungsstabes der 1. Flak-Division
- Sprengung des Bunkers am 4. September 1947
- Sprengung aus der Totalen
Kriegsende
Mitte April 1945 wurde die 1. Flak-Division dann dem Generalkommando II. Flak-Korps unterstellt. Der Gefechtsstand des Führungsstabes befand sich bis Kriegsende im Flakbunker am Berliner Zoo, von wo aus ihre Geschütze aufgrund der günstigen erhöhten strategischen Lage noch eine wirksame Feuerunterstützung für die am Boden kämpfenden deutschen Einheiten abgeben konnten. Am 2. Mai 1945 kapitulierte dann Berlin unter seinem Kampfkommandanten General Helmuth Weidling und mit ihm alle noch zur Verfügung stehenden Flakkampfkräfte der 1. Flak-Division, die anschließend in sowjetische Kriegsgefangenschaft gerieten.[2]
Kommandeure
Rang | Name | Zeitraum |
---|---|---|
Oberst | Braun | August 1938 |
Oberst/Generalmajor | Gerhard Hoffmann | 1. September 1938 bis 29. Februar 1940 |
Oberst | Werner Prellberg | 29. Februar 1940 bis 6. Juli 1940 |
Oberst/Generalmajor | Ludwig Schilffarth | 17. Juli 1940 bis 14. Januar 1943 |
Oberst/Generalmajor | Max Schaller | 15. Januar 1943 bis 28. Februar 1944 |
Generalleutnant | Erich Kreßmann | 10. März 1944 bis 14. November 1944 |
Generalmajor | Otto Sydow | 15. November 1944 bis 2. Mai 1945 |
Sonstiges
Die Reste des Bunkers, jenen letzten Kommandositz der 1. Flak-Division, wurden nach Ende des Kriegs bis Januar 1947 als Notunterkunft genutzt.[3] Die endgültige Beseitigung des Bunkers gelang erst nach mehreren Sprengungen und dem Einsatz von Sauerstofflanzen.[4]
Literatur
- Georg Tessin: Verbände und Truppen der Wehrmacht und Waffen-SS im Zweiten Weltkrieg 1939–1945. Band 2, Mittler, 1965, S. 67.
Einzelnachweise
- Franz Thomas: Die Ritterkreuzträger der Flugabwehrtruppen: A - K. Biblio-Verlag, 1991, ISBN 3-7648-1797-6, S. 311 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Karl-Heinz Hummel: Die deutsche Flakartillerie 1935–1945. Ihre Großverbände und Regimenter. VDM, Zweibrücken 2010, S. 45–48.
- Datei:Bundesarchiv Bild 183-2005-0817-516, Berlin, Betreuung alter Leute im Zoobunker.jpg
- Zoobunker Beseitigung