Zimmern (Immendingen)
Zimmern ist ein Ortsteil der Gemeinde Immendingen im baden-württembergischen Landkreis Tuttlingen.
Zimmern Gemeinde Immendingen | |
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Koordinaten: | 47° 56′ N, 8° 43′ O |
Höhe: | 666 m ü. NN |
Einwohner: | 1507 (31. Dez. 2020) |
Eingemeindung: | 1. Januar 1971 |
Postleitzahl: | 78194 |
Vorwahl: | 07462 |
Etymologie
Der Ortsname Zimmern (in seiner Ersterwähnung auch Timbirn) leitet sich vermutlich vom urgermanischen Begriff ‚*timrą‘ bzw. dem althochdeutschen Wort ‚zimbar‘ ab, was soviel wie Bauholz, Gezimmertes, Gebäude oder Zimmer bedeutet. Es ist demnach als ‚bei den Holzhäusern‘ zu verstehen. Auch das altenglische timber und das spätlateinische timbrium stehen dazu in Verwandtschaft.[1][2][3]
Geographie
Geographische Lage
Das kleine Dorf mit rund 1500 Einwohnern[4] liegt im Tal der Oberen Donau unterhalb von Hornenberg und Amtenhauser Berg im Norden und dem Katzensteig im Süden auf der Baaralb nur wenige hundert Meter westlich von Immendingen an der Bundesstraße 311 unmittelbar östlich der Autobahn 81. Zur Gemarkung Zimmern gehört zudem das Amtenhauser Tal.
Ortsgliederung
Zimmern lässt sich entsprechend der Kreuzung von Bundesstraße 311 (West-Ost) und Amtenhauser Bach (Talbach) (Nord-Süd) in vier Gebiete unterteilen. Im Südwesten zur Donau und Bahnstrecke hin liegt das alte Kerngebiet der ehemals selbstständigen Gemeinde, welches heute als Unterdorf bezeichnet wird. Im Nordwesten, am Hang des Hornenberges, liegt das Oberdorf. Am Amtenhauser Berg, im Nordosten, ist das Wohngebiet Iltishalde und im Südosten befindet sich das Neubaugebiet Am Freizeitzentrum.
Abseits des Dorfes – im Amtenhauser Tal – liegen zudem die Zinken Amtenhausen (Klosterhof) und Talhof sowie das Haus Säge.
Geschichte
Altertum
Frühgeschichtlich war das Donautal Zimmerns im Siedlungsgebiet verschiedener keltischer Stämme, wie der Latobiker, Tulinger und Helvetier, welche ab dem Jahre 15 v. Chr. vom Römischen Reich unterworfen und romanisiert wurden. Als Teil der späteren römischen Provinz Obergermanien lag das Tal bis ungefähr 95 n. Chr. am Obergermanisch-Raetischen Limes. Von Brigobannis (Kastell Hüfingen) aus führte die Donausüdstraße (via iuxta Danuvium) entlang der Donau durch die heutige Gemarkung Zimmern zum Kastell Tuttlingen weiter bis nach Konstantinopel. 1917 wurden im Gewann Bilgösch nördlich von Zimmern die Reste eines römischen Gutshofes aus dieser Zeit untersucht. Des Weiteren fand man im Wannenbuck am oberen Ende des Amtenhauser Tales eine zweite römische Villa (Landhaus).[5]
Mittelalter
Nach dem Rückzug der römischen Legionen besiedelten die Alamannen das hiesige Gebiet. Es ist allerdings davon auszugehen, dass das heutige Zimmern keine Ursiedlung aus der Zeit der alemannischen Landnahme um das Jahr 300 ist, sondern viel eher aus einem ständig erweiterten Bauernhof erwachsen ist. Bei der Gründung des Dorfes mussten höchstwahrscheinlich die Gemeinden Immendingen, Hintschingen und Geisingen Gelände an Zimmern abtreten. So lässt sich auch erklären, warum die erwähnten Nachbargemeinden Jahrhunderte lang das Recht hatten, auf bestimmten Geländeflächen Zimmerns ihr Vieh weiden zu lassen.[5]
Das Gemeindegebiet gehörte auf Grund von Eroberungen und Neuordnungen ab 502 zum Frankenreich, ab 843 Teil zum Ostfrankenreich und ab 962 zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Während der Zeit der Stammesherzogtümer ab 911 lag die Siedlung im Herzogtum Schwaben. Es gibt Grabfunde aus dem 8. und 9. Jahrhundert.
Im Jahre 973 wurde Zimmern schließlich erstmals als „Timbirn an der Tonow under Amptenhusen“ im Schenkungsverzeichnis des Klosters Reichenau erwähnt.[6] 1102 kam es dann im Amtenhauser Tal unweit des Dorfes zur Grundsteinlegung des Benediktinerinnenklosters Amtenhausen, das 1113 vom Konstanzer Bischof geweiht wurde und bis 1808 bestand.
In weiteren Urkunden des Mittelalters wird von mindestens 1101 bis 1268 die örtliche Adelsfamilie de Cimbern bzw. von Zimmern genannt (namentlich bekannt ist der Ritter Gerungus von Zimmern), die im Gefolge der Freiherren von Wartenberg stand. Weiteren Einfluss hatten die Grafen von Sulz und Stühlingen im 12. und im 13. Jahrhundert, sowie die Freiherren schon Reischach und Roth von Schreckenstein.[5] Nach 1318 gelangte Zimmern an die Fürstenberger.[7]
Frühe Neuzeit
In der frühen Neuzeit wurde die Region von zahlreichen Kriegen geprägt. Beginnend mit dem Schwabenkrieg und dem Deutschen Bauernkrieg. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es 1632 zu Verwüstungen durch die Schweden, wovon vor allem das Kloster betroffen war. Hunger und Pest waren Schrecken und Unglück der Bevölkerung. Auch während der Eroberungskriege Ludwigs XIV. von 1654 bis 1697, des spanischen Erbfolgekrieges (ab 1704) sowie des Ersten (ab 1792) und Zweiten Koalitionskrieges (ab 1798) unter Napoleon litten Ort und Kloster unter Plünderungen, Einquartierungen und Requisitionen französischer Truppen. 1806 wurden die Ländereien der Fürstenberger dem Großherzogtum Baden zugeschlagen.[7]
Moderne
Ab 1807 gehörte Zimmern zum Amt Möhringen, seit 1844 zum Amt Engen und ab 1936 zum Bezirksamt bzw. Landkreis Donaueschingen. Auch unter den beiden Weltkriegen hatte der Ort zu leiden. In den letzten Kriegstagen wurden mehrere Häuser und die Kirche von Fliegerbomben getroffen und brachten die Front mit all ihren Schrecken in die Gemeinde. Beim Rückzug der deutschen Truppen wurde zudem die gedeckte Holzbrücke über die Donau gesprengt.
Am 1. Januar 1971 wurde Zimmern nach Immendingen eingemeindet[8] und gehört seit 1973 zum Landkreis Tuttlingen.
Seit der Errichtung mehrerer Neubaugebiete in den 1970er Jahren wuchs der Ortsteil von durchschnittlich 300 auf über 1400 Einwohner.[7]
Politik
Bürgermeister von 1829 bis 1970 (Eingemeindung)
- 1829–1830: Sylvester Häusle, Vogt
- 1831–1832: Johann Rosenstihl, Vogt/Bürgermeister
- 1832–1833: Sternbacher, Bürgermeister
- 1833–1834: Deusch, Amtsverweser
- 1834–1838: Sternbacher, Bürgermeister
- 1838–1844: Schacherer, Vogt/Bürgermeister
- 1848–1854: Nikolaus Weiler, Bürgermeister
- 1854–1862: Joh. Bapt. Hall, Bürgermeister
- 1863–1869: Vinanz Deusch, Bürgermeister
- 1870–1881: Franz Heizmann, Bürgermeister
- 1881–1883: Konstantin Vögele, Bürgermeister
- 1883–1893: Cölestin Gut, Bürgermeister
- 1894–1909: Max Gabriel, Bürgermeister
- 1909–1937: Franz Schwörer, Bürgermeister
- 1938–1945: Hubert Hienerwadel, Bürgermeister
- 1945: Robert Gut, Bürgermeister-Stellvertreter (3 Monate)
- 1945: Franz Dreyer, Bürgermeister-Stellvertreter (6 Monate)
- 1946–1967 Ernst Heizmann, Bürgermeister
- 1967–1970 Robert Gut, Bürgermeister
(Quelle:[5])
Ortsvorsteher
Ortsvorsteher ist seit 2014 Günter Heizmann.
Wappen
Blasonierung: „In Gold mit silber-blauem Wolkenbord ein rot bezungter schwarzer Bärenrumpf“[12] | |
Wappenbegründung: Das Wappen der ehemals selbständigen Gemeinde Zimmern wurde 1900 vom Staatsarchiv entworfen, da keine historischen Wappen oder Siegel bekannt waren. Die wolkige Bordüre stammt aus dem Wappen der Fürsten von Fürstenberg, zu denen das Gebiet historisch gehörte. Der Bär ist das Symbol des hiesigen Schutzpatrons St. Gallus und weist auf die Pfarrkirche St. Gallus hin. |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
- Musikverein Zimmern an der Donau e.V. (seit 1931)
Bauwerke
Gedeckte Holzbrücke über die Donau
Zu den Sehenswürdigkeiten gehört die hölzerne, überdachte Donaubrücke. Die unter Denkmalschutz stehende Holzschindelbrücke aus dem 17.[13] oder 18. Jahrhundert[14] wurde 1945 beim Rückzug der Deutschen gesprengt und 1947 wieder aufgebaut. Sie ist Teil des Donauradwegs. Am 6. September 2015 wurde sie in Folge eines Feuers zerstört,[13][14] am 17. Juli 2016 wurde ein Neubau in alter Form fertiggestellt.[15]
Kloster Amtenhausen
Etwa drei Kilometer nordwestlich von Zimmern befindet sich das historische Benediktinerinnenkloster Amtenhausen sowie die Überreste der Burg Amtenhausen (auch Burg Zimmern genannt).
Pfarrkirche St. Gallus
Die dem Hl. Sankt Gallus geweihte Pfarrkirche wurde 1275 erstmals urkundlich erwähnt. Ab 1497 waren Kirche und Pfarrei Teil des Klosters Amtenhausen bis 1732 die selbständige Pfarrei durch den Bischof von Konstanz wiedererrichtet wurde.[7] In den Jahren 1621 bis 1623 wurde der einschiffige Bau mit seinen spätgotischen Fenstern von Grund auf erneuert und 1905 noch einmal vergrößert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der sechseckige Kirchturm am 28. April 1945 durch einen Bombentreffer zerstört, nach Kriegsende aber wieder in ursprünglicher Form, aber kleinerem Maßstab, neu erbaut[16]. Im Inneren befindet sich ein Seitenaltar aus dem Kloster Amtenhausen.
Naturdenkmale
Regelmäßige Veranstaltungen
- Die schwäbisch-alemannische Fastnacht wird seit 1980 von der Narrenzunft „Zimmerer Teufelsbrut e.V.“ betrieben.
- Maifest an der Donau – Veranstalter ist der Musikverein Zimmern
- Herbstfest (früher als Dorffest bekannt) – Veranstalter ist der Musikverein Zimmern
Wirtschaft und Infrastruktur
An der Bundesstraße 311 in Richtung Immendingen liegt das Gewerbegebiet Am Freizeitzentrum mit mehreren Einzelhandels- und Dienstleistungsbetrieben sowie Unternehmen aus den Bereichen Maschinenbau, Modellbau und Industrieanlagen. Zudem befindet sich an der Bahnstrecke ein Bahnbetriebswerk der Hohenzollerischen Landesbahn AG sowie die Betriebsleitung des Ringzugs. Neben einer Tankstelle, einem Autohändler, einer Spielhalle und einigen kleineren Handwerksbetrieben gibt es noch zwei Bauernhöfe und zwei Gaststätten.
Verkehr
Zimmern liegt an der Bundesstraße 311 nahe der Anschlussstelle Geisingen an der A 81. Durch den Ort verläuft die Schwarzwaldbahn, deren Züge dort allerdings nicht anhalten. Die örtliche Haltestelle wird vom Ringzug angefahren und verbindet Zimmern mit Immendingen, Tuttlingen und Rottweil.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter des Ortes
- Otto Hienerwadel (* 1880 in Zimmern; † 1969 in Illmensee), Postbeamter, Genealoge und Autor[19]
- Anton Grumann (* 1881 in Zimmern; † 1937 in Möhringen), Oberpfarrer, Schriftsteller und Übersetzer des Kinderbuches Pinocchio (als Das hölzerne Bengele).[20][21]
- Franz Joseph Schwörer (* 1896 in Zimmern; † 1971 in Waldshut), Landwirt, Agrarpolitiker, Direktor des Badischen Bauernvereins, Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und der Staatsmedaille in Gold von Baden-Württemberg[22]
- Fritz Vögele (* 1922 in Zimmern; † 2007 in Tuttlingen), Lehrer und Heimatforscher[23]
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
Literatur
- Paul Willimski: Das Heimatbuch von Zimmern – herausgegeben von der Gemeinde Immendingen anlässlich des tausendjährigen Bestehens des Ortsteils Zimmern, 1973.
Einzelnachweise
- Ernst Förstemann: Altdeutsches Namenbuch, Bd. 2: Orts- und sonstige geographische Namen, 2. Hälfte, hrsg. von H. Jellinghaus, Bonn 1916, Sp. 994f.
- H.-G. Schmitz: Deutsches Ortsnamenbuch, hrsg. von M. Niemeyer, Berlin-Boston 2012, S. 228.
- Zimmern / Bad Langensalza Namensursprung des gleichnamigen Ortes Zimmern bei Bad Langensalza. Abgerufen am 6. Februar 2018.
- www.immendingen.de
- Paul Willimski: Das Heimatbuch von Zimmern, hrsg. von der Gemeinde Immendingen, S. 13–18
- Ortsteil Zimmern
- Landeskunde entdecken online: Zimmern - Altgemeinde~Teilort
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 494.
- Geographie und Statistik des Grossherzogthums Baden 1820 S. 177/178 (Zimmern + Amtenhausen)
- Hof- und Staats-Handbuch des Grossherzogthums Baden: 1836 S. 149
- Ortschaft Zimmern. Gemeinde Immendingen an der Donau, abgerufen am 19. Oktober 2019.
- [11]
- Stephanie Jakober: Donau-Holzschindelbrücke in Zimmern brennt komplett nieder. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
- Brand zerstört Donau-Holzschindelbrücke. In: schwarzwaelder-bote.de. Schwarzwälder Bote Mediengesellschaft mbH, 6. September 2015, abgerufen am 7. September 2015.
- Jutta Freudig: Neue Zimmerer Holzbrücke erhält kirchlichen Segen. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 12. Juli 2016, abgerufen am 13. Juli 2016.
- St. Gallus Zimmern (kath-immendingen-moehringen.de)
- Geodienst des Bundesamtes für Naturschutz
- sk: Geisingen und Immendingen nun Teil des Naturparks „Obere Donau“. In: suedkurier.de. SÜDKURIER GmbH Medienhaus, 15. Mai 2018, abgerufen am 16. Mai 2018.
- Landeskunde online: Hienerwadel, Otto
- Baden online, 31. Mai 2013
- Schriften der Baar, Band 36 von 1986, S. 181
- Landeskunde online: Schwörer, Franz (Fransepp) Joseph
- Landeskunde online: Vögele, Fritz