Zell am Ebersberg
Zell am Ebersberg ist ein Ortsteil der Gemeinde Knetzgau im Landkreis Haßberge in Bayern mit 797 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2019)[1]
Geographie
Das unterfränkische Winzerdorf liegt am Fuße des Ebersberges auf ca. 280 m ü. NN. Der Ebersberg ist ein schon von weitem, aus dem Maintal, sichtbarer ca. 450 m ü. NN hoher Berg, der durch einen Funkmast gekennzeichnet ist. Am Schloßberg (ca. 365 m ü. NN.) befindet sich eine Burgruine und der Böhlgrund, das „Tor zum Steigerwald“. Durch Zell fließt der Böhlbach, der im Böhlgrund entspringt und zwischen Knetzgau und Sand am Main in den Main mündet. Schloßberg und Hohe Lohe bieten Rundblicke über das Maintal. Nachbarortschaften sind Knetzgau, Sand am Main und Oberschleichach. Östlich des Ortes befindet sich der neue Naturwald Knetzberge-Böhlgrund.
- Zell mit Ebersberg
- Marienkirche
- Böhlgrund
- Böhlgrund
Geschichte
Die Entstehung hat Zell wohl dem fränkischen Verkehrsweg zwischen Bamberg und Schweinfurt zu verdanken. Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes stammt aus dem Jahr 1111, höchstwahrscheinlich wurde der Ort aber schon einige Jahrhunderte früher besiedelt. 1011 wurde bereits eine Burg auf dem Ebersberg erwähnt, Burgstall Ebersberg. Der Verkehrsweg wurde bis Zell als Königsweg oder Rennsteig bezeichnet. Ab Zell verlief dieser Weg auf dem Rücken des Höhenzugs zwischen Main und der nördlichen Aurach als Hochstraße. Dies war eine wichtige Verbindung zwischen den Erzbistum Bamberg und dem Bistum Würzburg. Das Schloss (Burgruine Ebersberg) auf dem Schloßberg, erbaut 1115 durch Bischof Otto von Bamberg, wurde wohl als Unterkunft und Raststation der Geistlichen der beiden Bistümer Würzburg und Bamberg genutzt, war aber auch Sitz der Amtsmänner zur Verwaltung des bischöflichen Besitzes rund um Zell, ihnen oblag auch die niedere Gerichtsbarkeit. Auch fand das Schloss als Zollstation Verwendung. So mussten die Transport- und Fuhrwagen, welche auf dem Rennsteig unterwegs waren, in Zell an Beamte des Bistums ihren Wegezoll verrichten. Das Schloss auf dem Schloßberg wurde erstmals 1525 von den Bauern unter Hans Luft niedergebrannt, danach folgte der Wiederaufbau. 1634 wurde durch schwedische Einheiten im Dreißigjährigen Krieg das Schloss endgültig zerstört. Die Mauerreste und Steinreste des Schlosses oder der Burg wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts durch arme Zeller Bauern zum Hausbau verwendet. 1972 wurde die Burgfläche durch den Naturpark Steigerwald zum Aussichtspunkt ausgebaut und -gestattet. In der Gegenwart sind nur noch wenige Mauer- und Fundamentreste vorhanden.
Am 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Zell am Ebersberg in die Gemeinde Knetzgau eingegliedert.[2]
Religion
Die Mehrheit der Zeller Bevölkerung ist Römisch-Katholisch. Neben der katholischen Kirche besitzt Zell auch ein eigenes Pfarrer-Wohnhaus und ein Pfarrheim, welches seit 2015 als Unterkunft für ukrainische Flüchtlinge dient. Katholisch gehört Zell zur Pfarreiverwaltung nach Knetzgau, Evangelisch nach Westheim.
Öffentliche Einrichtungen
- Friedhof, in der Sanderstraße
- Kindergarten im alten Schulgebäude, direkt neben der Kirche (erbaut 1877)
- Pfarrheim, früher Jugendheim genannt
Kultur & Sehenswürdigkeiten
- Katholische Kirche zur Unbefleckten Empfängnis Mariens. In den 1970er Jahren wurde die bestehende, renovierungsbedürftige Kirche abgerissen, lediglich der Kirchturm blieb erhalten. Auf dem Grundstück wurde eine neue moderne Kirche errichtet
- Mauerreste der Burg Ebersberg auf dem Schlossberg; erbaut 1115, zerstört 1525 und 1634
- Fundamentreste Heidenschloß im Böhlgrund (Fundort der wahrscheinlich ältesten Schachfiguren Europas); erwähnt 1011, zerstört 1525, 1644 und auch danach
- Böhlgrund (Nordöstliches Tor des Steigerwaldes)
- Schloßberg und Hohe Lohe bieten Ausblick über das Maintal bis nach Schweinfurt
- Ebersberg (mit ehemaliger Sportanlage)
- Königseiche im Böhlgrund
- Hügelgräber der Kelten (zwischen Zell am Ebersberg, Schloßberg und Oberschleichach)
- Überdimensionale Schachfigur direkt am Böhlbach in der Hauptstraße Abzweigung Sanderstraße, Nachbildung des Fundes am Heidenschloß im Böhlgrund
- Ehemaliges Armenhaus von Zell am Ebersberg (jetzt Heckenwirtschaft Rippstein)
- Schlangenweg (Wanderstrecke und Mountainbike-Trail im Böhlgrund)
Personen
- Franziska Endres, vom Weiki-Hof in Zell am Ebersberg, wurde am 11. Oktober 2009 zur Fränkischen Apfelkönigin gekrönt, ihre Amtszeit beträgt zwei Jahre.
- Werner Schneider (CSU) aus Zell war von 1990 bis 2008 Erster Bürgermeister der Großgemeinde Knetzgau, sowie bis 2014 Kreisrat im Landkreis Haßberge
- Paul Hinz, Lehrer, Historiker und Hobbyarchäologe, war in Zell als Lehrer tätig, später Rektor der Volksschule Knetzgau. Er unternahm viele Forschungen und Ausgrabungen rund um Zell am Ebersberg und setzte sich für die Geschichte ein, z. B. des Schloßbergs, des Heidenschlosses und der Hügelgräber
- Willi Fuß (CSU) von 2008 bis 2014 Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Knetzgau
Veranstaltungen
- Der Sportverein TSV 1947 Zell am Ebersberg e. V. feierte 2007 sein 60-jähriges Gründungsjubiläum.
- Der Musikverein 1972 Zell am Ebersberg feierte 2012 sein 40-jähriges Bestehen, verbunden mit dem Gemeinde- & Kreismusikfest vom 30. Juni bis 2. Juli 2012 auf dem Gelände des TSV Zell
- Jährlich dreimal stattfindende Zeller Büttensitzung unter der Leitung des Elferratspräsidenten mit Auftritten des Zeller Elferrats, verschiedener Tanzgarden, dem TSV-Herrenballett, den Drei Zeller Originalen und vielen weiteren Akteuren.
- Kirchweih (Zweites Wochenende im September): In Zell beginnt die Kirchweih bereits am Donnerstag mit einer Bierprobe zusammen mit der Brauerei und den Schaustellern. Von Freitag bis Dienstag findet im Sportheim Festbetrieb statt, auf dessen Parkplatz ein kleiner Rummelplatz eingerichtet ist. Am Samstag gehen früh die Kerwasburm in den Wald, um Kirchweihbaum und Maierli (kleine Birken) zu holen. Nachmittags ziehen sie dann zusammen mit dem Musikverein 1972 Zell Zeller Musikanten von Gaststätte zu Gaststätte, um dort vor dem Haus die Maierli aufzustellen. Mit der Kirchweih beginnt traditionell in Zell die Federweißerzeit.
- Zahlreiche Veranstaltungen der Heckenwirtschaften (Hofschoppenfeste, Sommerfeste, Jazz-Brunch usw.)
- Maibaumaufstellung hinter der Kirche durch die Feuerwehr, jährlich am 30. April
- Oktoberfest mit Zeller Federweißer, Zeller Weinen, Zwiebelkuchen und weiteren deftigen fränkischen Schmankerln
- Kreisfeuerwehrtag des Landkreises Haßberge Anfang Juli 2010 in Zell am Ebersberg
Wein
Zell am Ebersberg ist ein bekannter Weinort im fränkischen Weinanbaugebiet des Abt-Degen-Weintals. Vor allem die fränkischen Rebsorten wie Silvaner und Müller-Thurgau werden in den Hängen rund um Zell angebaut, aber auch Bacchus, Portugieser, Domina, Schwarzriesling und so weiter. Weit über 20 Winzer bieten in Zell am Ebersberg ihre Eigenbauweine an, zum Teil auch in eigenen Heckenwirtschaften. Seit einigen Jahren übernehmen viele junge Winzer und Winzermeister die elterlichen Weinbaubetriebe in Zell, wo durch neue Ideen und Innovationen die Produktvielfalt und Angebote rund um den Wein um ein Vielfaches erweitert wurden. So werden neben den klassischen Weinproben auch Weinwanderungen durch die Weinberge, Wein-Erlebnis-Veranstaltungen, Kräuterwanderungen, Barrique-Weine, Frankensekte, Secco und vieles mehr angeboten.
Tourismus
Touristisch ist Zell am Ebersberg im Verbund der 5 Sterne-Gemeinden, durch die Gemeinde Knetzgau, und auch im Abt-Degen-Weintal vertreten. Zahlreiche Wanderwege (Mainfrankenwanderweg, Panorama-Wanderweg, Marienwanderweg usw.) führen durch Zell, aber auch Touren durch den Böhlgrund oder über den Schloßberg. Durch Zell führt der Fränkische Marienweg. Der Main-Radweg verläuft in fünf Kilometern Entfernung. Zur Zeit der Weinlese und in der Federweißerzeit von Mitte September bis Mitte Oktober prägt Tourismus verstärkt das Ortsleben. Vor allem bei Tagesausflüglern und Wanderfreunden ist Zell am Ebersberg ein beliebtes Reiseziel. Die zahlreichen Heckenwirtschaften werden oft nach den Wandertouren zur Rast genutzt. Aber auch Übernachtungsunterkünfte sind in Zell und Umgebung vorhanden.
Verkehrsanbindung/Infrastruktur
Die Abfahrt 11 Knetzgau an der A 70 liegt einen Kilometer entfernt, von dort aus sind es nur ca. 30 km nach Bamberg und 30 km nach Schweinfurt. Zur Bundesstraße 26 sind es 5 Kilometer, zur Steigerwald-Höhenstraße ca. 4 km. Die nächstgelegenen Bahnhöfe sind Haßfurt und Zeil am Main. Über Radwege ist Zell von allen Himmelsrichtungen zu erreichen; asphaltierte Radwege von/nach Knetzgau, Sand am Main, Westheim, Oberschleichach. Ein Bus fährt werktags alle paar Stunden von Oberschleichach kommend über Sand am Main und Knetzgau nach Haßfurt (Marktplatz, Bahnhof, Berufsschule und Schulzentrum) und wieder zurück. Der nächste Binnenschifffahrtshafen befindet sich in Zeil am Main. Bei Haßfurt befindet sich der nächstgelegene Verkehrslande-Flugplatz der Region. Anfang 2012 wies die Gemeinde Knetzgau das Neubaugebiet „Mühlleite“ aus und bietet somit nun wieder Bauland für Wohnhäuser in Zell am Ebersberg an.
Gewerbe und Industrie
In Zell sind zahlreiche Handwerksbetriebe ansässig (zum Beispiel Rollladenbau, Kachelofenbau, Sanitär-, Kfz.-, Fliesen-, Marmor-). Zudem kann man Vertreiber für Obst und Gemüse, Schnapsbrennereien sowie einige Dienstleistungsanbieter finden. Das Industrie- und Gewerbegebiet Knetzgau ist gut 1 km entfernt.
Vereinsleben
Zell am Ebersberg hat ein vielfältiges und ausgeprägtes Vereinsleben, dazu gehören der Sportverein TSV 1947 Zell am Ebersberg e. V. mit diversen Sparten, ebenso der Musikverein Zeller Musikanten, der Gesangsverein Liederkranz Zell, die 1874 gegründete Freiwillige Feuerwehr, der Siedler- und Eigenheimerverein sowie politische Ortsverbände. Zahlreiche Aktivitäten zeigt auch die Kinder- und Jugendarbeit der Katholischen Kirche.
Trivia
In Zell gibt es je 100 Einwohner eine Gastwirtschaft (Heckenwirtschaft, Weinstube, Speiselokal).
Weblinks
Einzelnachweise
- Einwohnerstatistik. In: knetzgau.de. Abgerufen am 8. September 2021.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 758.