Naturwald Knetzberge-Böhlgrund
Der Naturwald ist ein ca. 850 Hektar großes Waldschutzgebiet im nördlichen Steigerwald. Es liegt im unterfränkischen Landkreis Haßberge, südlich des Ortes Zell am Ebersberg. Es verbindet die beiden Naturwaldreservate Böhlgrund und Mordgrund. Das Gebiet wurde 2020 als Schutzgebiet ausgewiesen.[1] Es gehört zu den größten Bayerns.
Naturwald Knetzberge-Böhlgrund
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Naturwald | ||
Lage | Steigerwald
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Fläche | 850 Hektar | |
Natura-2000-ID | 6029-371 | |
FFH-Gebiet | Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds | |
Geographische Lage | 49° 58′ N, 10° 31′ O | |
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Einrichtungsdatum | 2020 | |
Verwaltung | Bayerische Staatsforsten | |
Rechtsgrundlage | Art. 12a
Naturwaldreservate und Naturwaldflächen // Bayerisches Waldgesetz | |
Besonderheiten | Buchenmischwald |
Geographische Lage
Das Waldschutzgebiet liegt an der nordöstlichen Abdachung des Steigerwaldes. Er umfasst einen großen Teil vom Bachlauf des Stöckigsbaches, der nach nordöstlichem Lauf in den Main mündet. Der Naturwald liegt zwischen den Orten Zell am Ebersberg, Eschenau, Fabrikschleichach, Oberschleichach, Neuschleichach und umfasst mehrere Waldgebiete. Das Gebiet liegt vollständig im FFH-Gebiet "Buchenwälder und Wiesentäler des Nordsteigerwalds". Südlich grenzen die Naturwälder Wotansborn und Kleinengelein sowie das Naturschutzgebiet Weilersbachtal an den Naturwald an.[2]
Schutzstatus und Geschichte
Abgesehen von notwendigen Maßnahmen des Waldschutzes und der Verkehrssicherung findet in Naturwaldreservaten und Naturwäldern keine Bewirtschaftung und keine Holzentnahme statt[3]. Im Rahmen des Volksbegehrens Artenvielfalt „Rettet die Bienen 2019“ kündigte die bayerische Staatsregierung an, im Steigerwald ein ca. 1000 Hektar großes Schutzgebiet im Steigerwald auszuweisen[4]. Die Entscheidung fiel aus ökonomischen Gründen auf den Böhlgrund, da dieser forstwirtschaftlich schwierig bis kaum nutzbar ist. Im Juni 2020 erfolgte die Umsetzung des Großprojektes.
Schutzgründe
Wald
Der Naturwald Böhlgrund-Knetzberge gehört zu den einzigartigsten Mischwäldern in ganz Bayern. Zusätzlich zu den heimischen Buchenwäldern befinden sich im neu geschaffenen Schutzgebiet folgende Baumarten: Eschen, Bergahorn, Winterlinde, Sommerlinde, Spitzahorn und Vogelkirsche sowie auch Elsbeere, Speierling oder Flatterulme.
- Buche
- Elsbeere
- Vogelkirsche
- Bergahorn
- Speierling
- Esche
Artenschutz
Im Schutzgebiet finden sich u. a. folgende Pilz-, Tier- und Pflanzenarten[5]:
- seltene Pilzarten wie z. B. der Samtige Pfifferling
- Feuersalamander, Gelbbauchunke und andere Amphibien
- seltene Insekten, wie Netz-Rotdeckenkäfer und Pechfüßiger Rindenschmalkäfer
- zahlreiche Schneckenarten wie die seltene Kleine Bernsteinschnecke
- Wildkatze
- Mopsfledermaus, Bechsteinfledermaus, Großes Mausohr, div. andere Waldfledermäuse
- Hohltaube
- Schwarz-, Mittel-, Grau- und Grünspecht
- Halsbandschnäpper, Trauerschnäpper
- Pirol
- Eisvogel
- Wespenbussard
- Schwarzstorch
- Grünes Besenmoos und andere seltene Waldmoose
- Feuersalamander
- Luchs
- Eisvogel
- Wespenbussard
- Mopsfledermaus
- Gelbbauchunke
- Hohltaube
- Schwarzstorch
Kritiker und Befürworter
Diverse Naturschutzverbände wie z. B. der Bund Naturschutz oder die örtlichen nationalparkfreundlichen Vereine begrüßten die Ausweisung des Schutzgebietes im nördlichen Steigerwald, da sich dieses Gebiet gut in einen Nationalpark integrieren lassen würde[6]. Gegner des Naturwaldes sehen in ihm einen Kompromiss der nun seit Jahren anhaltenden Nationalpark-Diskussionen rund um dem nördlichen Steigerwald[7]. Der Forstbetrieb Ebrach präferiert nach wie vor die Umsetzung von Trittsteingebieten, die sich max. über 20 Hektar erstrecken und bereits jetzt über ganz Bayern verteilt sind.[8]
Nationalpark und UNESCO-Welterbe
Laut diversen Medienberichten eignet sich der Naturwald Knetzberge-Böhlgrund nicht für ein Buchenwald-Weltnaturerbe, da es sich hierbei um einen 100–200 Jahre alten Buchenmischwald handelt. Viele Naturschutzverbände fordern daher umgehend, den Hohe Buchener Wald bei Ebrach, der bereits ein Naturschutzgebiet war, wieder als eines auszuweisen, um ein Weltnaturerbe im Steigerwald zu realisieren. Das Gebiet des Naturwaldes würde sich in einen möglichen Nationalpark Steigerwald integrieren lassen.[9]
Weblinks
Einzelnachweise
- Naturwald "Knetzberge-Böhlgrund". Abgerufen am 25. Juni 2020.
- BayernAtlas. Abgerufen am 25. Juni 2020.
- BayWaldG: Art. 12a Naturwaldreservate und Naturwaldflächen - Bürgerservice. Abgerufen am 25. Juni 2020.
- Bayern: Mehrere tausend Hektar Wald sollen zu Naturwald werden. Abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).
- Naturwald "Knetzberge-Böhlgrund". Abgerufen am 25. Juni 2020.
- Redaktion: Verbände begrüßen neues Schutzgebiet im Steigerwald: "Nationalpark Steigerwald weiterhin oberstes Ziel". 30. Mai 2020, abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).
- Steigerwald : Jahrelanger Streit über Nationalpark. Abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).
- Steigerwald: Forstamtsleiter hält kleine Schutzgebiete für besser. 23. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020.
- NOSGROUP GmbH: Meilenstein auf dem Weg zum Weltnaturerbe. In: DAS ECHO // Das Anzeigenblatt für den Landkreis Haßberge. 19. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2020 (deutsch).