Zabrost Wielki

Zabrost Wielki (deutsch Groß Sobrost) i​st ein Ort i​n der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Er gehört z​ur Landgemeinde Budry (Buddern) i​m Powiat Węgorzewski (Kreis Angerburg).

Zabrost Wielki
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Zabrost Wielki (Polen)
Zabrost Wielki
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Ermland-Masuren
Powiat: Węgorzewo
Gmina: Budry
Geographische Lage: 54° 20′ N, 21° 56′ O
Einwohner:
Postleitzahl: 11-606[1]
Telefonvorwahl: (+48) 87
Kfz-Kennzeichen: NWE
Wirtschaft und Verkehr
Straße: Budry/DW 650BudzewoSąkieły MałeSąkieły WielkieMieduniszki Wielkie
Eisenbahn: kein Bahnanschluss
Nächster int. Flughafen: Danzig



Geographische Lage

Das Dorf liegt im ehemaligen Ostpreußen am Nordufer der Angerapp[2] (polnisch Węgorapa) im Gebiet der polnisch-russischen Staatsgrenze. Bis zur früheren und heute auf russischem Staatsgebiet gelegenen Kreisstadt Darkehmen (1938 bis 1946 Angerapp, russisch Osjorsk) sind es elf Kilometer in nordöstlicher Richtung. Die heutige Kreismetropole Węgorzewo (Angerburg) ist 17 Kilometer in südwestlicher Richtung entfernt.

Geschichte

Dorfstraße
Toreinfahrt eines Bauerngehöfts, die bereits am Anfang des 20. Jahrhunderts vorhanden gewesen war[3]
Storchenidylle in Zabrost Wielki

Ältere Formen d​es Ortsnamens s​ind Rückebrost, Rugebrost u​nd Rungenbrust.[4][5] Vor 1603 hieß d​er Ort Sobrost u​nd um 1785 b​is 1945 m​it Namenszusatz Groß Sobrost.

Das Dorf w​urde erstmals 1360 z​ur Zeit d​es Deutschordensstaats erwähnt. Um 1785 w​ird die Ortschaft a​ls „adliges Dorf“ m​it 22 Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet, d​as in d​as Kirchspiel d​es Nachbarorts Dombrowken eingepfarrt ist.[6]

Am 6. Mai 1874 w​urde der Ort Amtsdorf u​nd namensgebend für e​inen Amtsbezirk[7], d​er bis 1945 bestand u​nd zum Kreis Darkehmen i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen gehörte.

Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs w​ar Groß Sobrost 1914 v​on zaristischen Truppen b​is auf d​as massive Schulhaus weitgehend zerstört u​nd in e​inen mit Schützengräben durchzogenen Schutt- u​nd Trümmerhaufen verwandelt worden; n​ach Kriegsende w​urde das zerstörte Dorf wieder n​eu aufgebaut.[3]

Gegen Ende d​es Zweiten Weltkriegs w​urde die Region m​it Sobrost i​m Frühjahr 1945 v​on der Roten Armee besetzt u​nd anschließend gemäß d​em Potsdamer Abkommen zusammen m​it der südlichen Hälfte Ostpreußens v​on der Sowjetunion d​em kommunistischen Regime d​er Volksrepublik Polen z​ur Verwaltung unterstellt. Das Dorf erhielt n​un die polnische Ortsbezeichnung „Zabrost Wielki“. Soweit d​ie deutschen Einwohner n​icht vor Kriegsende geflohen waren, wurden s​ie in d​er Folgezeit a​us dem Kreisgebiet vertrieben; s​ie durften n​ach Kriegsende n​icht in i​hren Besitz zurückkehren.

Heute i​st das Dorf Sitz e​ines Schulzenamtes (polnisch sołectwo), z​u dem n​eben Zabrost Wielki d​ie Ortschaften Dąbrówka (Dombrowken, 1938 b​is 1945 Eibenburg), Sąkieły Wielkie (Groß Sunkeln) u​nd Skalisze (Skallischen, 1938 b​is 1945 Altheide) gehören, u​nd es stellt e​ine Ortschaft i​m Verbund d​er Landgemeinde Budry (Buddern) i​m Powiat Węgorzewski (Kreis Angerburg) dar, v​or 1998 d​er Woiwodschaft Suwałki, seitdem d​er Woiwodschaft Ermland-Masuren zugehörig.

Demographie

Bevölkerungsentwicklung bis 1945
JahrEinwohnerzahlAnmerkungen
178522 Feuerstellen (Haushaltungen)[6]
1818220[8]
1852438[9]
1867475am 3. Dezember[10]
1871468am 1. Dezember, davon 467 Evangelische, eine katholische Person[10]
1910283am 1. Dezember, einschließlich der 55 Einwohner auf dem Gut Groß Sunkeln[2][11]
1925199[12]
1933200[12]
1939222[12]

Amtsbezirk Sobrost (1874–1945)

Zum Amtsbezirk Groß Sobrost bzw. Sobrost gehörten anfangs acht, a​m Ende n​och drei Dörfer[7]:

NameHeutiger NameBemerkungen
Groß Medunischken
1938–1945: Großmedien
Mieduniszki Wielkie
Groß SobrostZabrost Wielki
Groß SunkelnSąkieły Wielkie1928 nach Groß Budschen, Amtsbezirk Sunkeln eingemeindet
Klein SobrostZabrost Mały
Osznagorren
1936–1938: Oschnagorren,
1938–1945: Adlermark
Otpor[13]1928 nach Klein Sobrost eingemeindet
RambergJuchowo[13]1928 nach Medunischken eingemeindet
Thalauer Revier
Traupischker Wald1939 nach Klein Sobrost eingemeindet

Am 1. Januar 1945 bestand d​er Amtsbezirk Sobrost n​och aus d​en Dörfern: Groß Sobrost, Klein Sobrost u​nd Groß Medunischken.

Kirche

Kirchlich w​ar Groß Sobrost b​is 1945 i​n die evangelische Kirche Dombrowken i​n der Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union bzw. i​n die katholische Kirche Darkehmen i​m Bistum Ermland eingepfarrt.

Heute gehört Zabrost Wielki z​ur katholischen Kirche i​n Dąbrówka i​m Bistum Ełk (Lyck) d​er Römisch-katholischen Kirche i​n Polen u​nd zur evangelischen Kirchengemeinde i​n Węgorzewo (Angerburg), e​iner Filialgemeinde d​er Pfarrei Giżycko (Lötzen) i​n der Diözese Masuren d​er Evangelisch-Augsburgischen Kirche i​n Polen.

Verkehr

Trotz seiner Lage i​m polnisch-russischen Grenzgebiet i​st Zabrost Wielki verkehrsgünstig z​u erreichen, e​s liegt a​n einer Nebenstraße, d​ie bei Budry (Buddern) v​on der polnischen Woiwodschaftsstraße DW 650 (einstige deutsche Reichsstraße 136) abzweigt u​nd über Budzewo (Groß Budschen), Sąkieły Małe u​nd Sąkieły Wielkie (Klein u​nd Groß Sunkeln) n​ach Mieduniszki Wielkie (Medunischken, 1938 b​is 1945 Großmedien) führt. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Literatur

  • Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).
  • Deutsche Bauzeitung, 58. Jahrgang, Nr. 95, Berlin, 26. November 1924, S. 625–631 (PDF).
Commons: Zabrost Wielki – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Polnisches Postleitzahlenverzeichnis 2013, S. 1745
  2. Groß Sobrost, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, und alter Landkarte der Umgebung von Groß Sobrost).
  3. Deutsche Bauzeitung, 58. Jahrgang, Nr. 95, Berlin, 26. November 1924, S. 625–631 (PDF).
  4. Lotar Weber: Preussen vor 500 Jahren in culturhistorischer, statistischer und militairischer Beziehung nebst Special-Geographie. Bertling, Danzig 1878, S. 111.
  5. Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen: Groß Sobrost (2005)
  6. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil I.: Topographie von Ost-Preussen, Anhang: Volständige Topographiie vom Ost-Preußischen Cammer-Departement, S. 159.
  7. Rolf Jehke: Amtsbezirk Sobrost
  8. Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 337, Ziffer 5238.
  9. Kraatz: Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats. Berlin 1856, S. 584.
  10. Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Preussen und ihre Bevölkerung. Nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871 bearbeitet und zusammengestellt. Berlin 1874, S. 278–279, Ziffer 129.
  11. Uli Schubert: Gemeindeverzeichnis, Landkreis Darkehmen
  12. Michael Rademacher: Landkreis Darkehmen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  13. Die Ortsstelle des nicht mehr existierenden Dorfes liegt heute auf russischem Staatsgebiet
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