Zülow (Adelsgeschlecht)
Zülow ist der Name eines alten mecklenburgischen Adelsgeschlechts mit dem gleichnamigen Stammhaus Zülow im Amt Stralendorf bei Schwerin. Die Namensform wechselte im Laufe der Zeit zwischen Tzülowe, Czulowe, Zulo, Zulow und Zülow. Zweige der Familie bestehen bis heute. Sie ist von der stamm- und wappenverschiedenen Familie von Züle, mit der sie in der historischen Literatur gelegentlich vermengt wurde, zu unterscheiden.
Geschichte
Das Geschlecht erscheint erstmals urkundlich 1282 mit Nikolaus auf Zülow[1] und am 14. März 1313 mit dessen Sohn Antonius Tzulowe.[2] Bereits im 14. Jahrhundert erscheinen die Zülows auch in Pommern. Antons (urkundlich 1313) Enkel Gottschalk auf Zülow, urkundlich 1358, war Burgmann von Schwerin. Wiederum dessen Enkel Helmold I. war Herr auf Zülow und Kothendorf. Jener war der Großvater von Helmold II. (urkundlich 1487), ebenfalls Herr auf Zülow und Kothendorf, der mit Anna von Scharffenberg verheiratet war.[1]
Christoph von Zülow (* vor 1555; † nach 1621), Erbherr auf dem väterlichen Stammgut Zülow, und seine Ehefrau Anna von Lützow (* vor 1569; † nach 1610) hatten acht Söhne und vier Töchter. Sohn Balthasar, genannt Baltzer († 1670), wurde 1599 in Zülow geboren. 1618 zog er in den Böhmischen Krieg. Bei der Schlacht am Weißen Berg bei Prag war er auf Seiten des Winterkönigs dabei und überlebte. Später avancierte er zum Major im schwedischen bzw. Mecklenburger Militär. 1632 heiratete er Margarethe von Barsse, die Tochter des Wulff von Barsse auf Groß Stieten, und wurde so zum Erbherrn auf Groß Stieten. Das Paar hatte sechs Töchter und vier Söhne. Margarethe starb 1650. 1652 heiratete Baltzer von Zülow in zweiter Ehe Maria Elisabeth von Hahn, eine Tochter Joachim von Hahns, Erbherrn auf Saltzau. Fünf weitere Kinder stammten aus dieser Ehe.[3] Nachfolger als Erbherr der von ihm neugestifteten Linie auf Groß Stieten wurde Sohn Joachim Baltzer von Zülow.[4]
1702 erwarb der kurhannoversche Major Victor von Zülow das Gut Blücher[5] in Besitz (Mecklenburg).
Adalbert von Zülow (* Friedrichstadt 20. Juni 1856; † Schloss Eulbach 1. Februar 1936), königlich preußischer Oberst a. D., und Wilhelmine von Zychlinski aus dem Hause Röhrsdorf (* Münsterberg 19. September 1870; † Erbach 4. April 1950) waren die Eltern von Christa von Zülow (* Wittenberg an der Elbe 21. Juni 1894; † Erbach 15. August 1962). Sie war mit Alexander Graf zu Erbach-Erbach und von Wartenberg-Roth (* 1891; † 1952) verheiratet und die Mutter des 1943 21-jährig als Leutnant im Reiterregiment 23 bei Newel in Russland gefallenen Eberhard Graf zu Erbach-Erbach und Franz Graf zu Erbach-Erbach (1925–2015).[6]
Linien
Die Familie von Zülow verzweigte sich in folgende Linien:[7]
- I. Zülow (Stammlinie)
- II. Groß Krankow und Petersdorf (Ortsteile der heutigen Gemeinde Bobitz)
- III. Groß Stieten
- IV. Alt Karin (Ortsteil der heutigen Gemeinde Carinerland)
- V. Mühlenbeck (Ortsteil der heutigen Gemeinde Schossin)
Bis 1932 wohnte eine Linie auch auf dem Gut Knorrendorf.
Wappen
Das Wappen zeigt in Silber einen schwarzen Balken. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der Balken zwischen zwei von Silber und Schwarz übereck-geteilten Hörnern.
Personen
- Baltzer von Zülow (1599–1670), Erbherr auf Groß Stieten, Major in schwedischen bzw. mecklenburgischen Diensten
- Christoph von Zülow (erwähnt 1632), braunschweigischer Soldat und Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft
- Dorothea Maria von Zülow (1702–1769), Mutter des preußischen Generalfeldmarschalls Gebhard Leberecht von Blücher
- Jakob von Zülow (1729–1802), preußischer Generalmajor
- Jeanette von Zülow, Tochter Jakobs, heiratete 1794 den Offizier und späteren oberschlesischen Bergbauunternehmer Graf Carl Ludwig von Ballestrem (1755–1829)
- Hermann von Zülow (1806–1879), großherzoglich mecklenburgischer General der Infanterie
- Friedrich von Zülow (1830–1918), großherzoglich mecklenburgischer Generalmajor
- Franz von Zülow (1883–1963), österreichischer Maler und Graphiker
- Alexander von Zülow (1890–1948), deutscher Generalleutnant
- Julie Caroline Friederike Auguste von Zülow (1869–1942), seit dem 12. August 1902 Ehefrau des deutschen Arztes, Anatoms und Pathologen Friedrich Berthold Reinke
Trivia
- Barthold von Bülow der Jüngere (* 1591; † 1620)[8] hatte sich 1620 im mecklenburgischen Boizenburg ein Duell auf Degen mit seinem Vetter Baltzer von Zülow geliefert, in dessen Verlauf er Zülow niederstreckte, aber nicht tötete. Im Moment der Niederlage Baltzer von Zülows griff dessen Bruder in das Duell ein, brachte Barthold von Bülow zu Fall und erstach diesen am Boden liegend.[9]
- Im Einschreibebuch des Klosters Dobbertin befinden sich 23 Eintragungen von Töchtern der Familien von Zülow aus Mühlenbeck, Groß Stieten, Groß Nienhagen, Tarnow, Zülow, Klein Helle, Knorrendorf und Tecklenburg von 1701 bis 1910 zur Aufnahme in das dortige adelige Damenstift. Ein Bildwappen befindet sich an der nördlichen Gebetsloge auf der Nonnenempore in der Klosterkirche.
Einzelnachweise
- Vogel/Soya Familienforschung: Stammlinie der von Zülow (abgerufen am 1. August 2011).
- Mecklenb. Urkundenbuch IV, Nr. 3605
- Bernd Warlich, Der Dreißigjährige Krieg in Selbstzeugnissen, Chroniken und Berichten: Zülow, Baltzer von (abgerufen am 1. August 2011).
- Gutshäuser und Schlösser in Mecklenburg-Vorpommern: Groß Stieten bei Wismar (abgerufen am 2. August 2011).
- Gut Blücher in Besitz (Mecklenburg)
- Genealogisches Handbuch des Adels, Fürstliche Häuser Band XV, Band 114 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag Limburg/Lahn 1997, S. 205 f.
- Georg Gustav Christian von Zülow: Chronik der Mecklenburgischen Familie von Zülow (mit Nachtrag). Kiel 1900, Handschrift, 71 Seiten
- Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern: Leichenpredigt des Barthold von Bülow (abgerufen am 2. August 2011).
- Alexander Kästner, „Ein seliger Tod? Leichenpredigten auf Duellanten“ (Vortragsmanuskript für die Tagung „Das Duell vom Mittelalter bis zur Moderne. Interdisziplinäre und internationale Perspektiven, 31. Mai – 2. Juni 2010, ZiF Bielefeld“), Technische Universität Dresden, S. 15.
Literatur
- Otto Titan von Hefner: J. Siebmachers grosses und allgemeines Wappenbuch. Die Wappen des Mecklenburger Adels. Nürnberg 1858, Band 3, Abt. 6, S. 22, Tfl. 21
- Leopold von Ledebur: Adelslexikon der preußischen Monarchie. Berlin 1858, Band 3, S. 174
- Gustav von Lehsten: Der Adel Mecklenburgs seit dem landesgrundgesetzlichen Erbvergleiche (1775). Rostock 1864, S. 302
- Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues preussisches Adelslexicon. Leipzig 1837, Band 4, S. 379
- Georg Gustav Christian von Zülow: Chronik der Mecklenburgischen Familie von Zülow (mit Nachtrag). Kiel 1900, Handschrift, 71 Seiten
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, S. 578, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2005, ISSN 0435-2408
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der adeligen Häuser 1903. Vierter Jahrgang, S.978ff
Weblinks
- Literatur über Familien (von) Zülow in der Landesbibliographie MV
- Wappen der Zulow in Johann Siebmachers Wappenbuch von 1701, Band 5, Tafel 155