Wollmatingen

Wollmatingen i​st eine ehemals selbstständige Gemeinde, d​ie mittlerweile a​ls Stadtteil z​ur Stadt Konstanz i​m baden-württembergischen Landkreis Konstanz gehört.

Wollmatingen
Stadt Konstanz
Ehemaliges Wappen von Wollmatingen
Höhe: 422 m ü. NHN
Fläche: 10,26 km²
Einwohner: 6232 (31. Dez. 2011)
Bevölkerungsdichte: 607 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. August 1934
Karte
Lage des Stadtteils Wollmatingen in der Stadt Konstanz

Geographie

Zum Gebiet d​er früheren Gemeinde i​n der Nähe d​es Bodensees gehört a​uch das Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried, einschließlich d​er ufernahen Inseln Triboldingerbohl (Langenrain) u​nd Mittler o​der Langbohl.

Geschichte

Im Gewann „Langenrain“[1], a​n der Mündung d​es Rheins i​n den Untersee, fanden s​ich prähistorische Pfahlbauten. Die Fundstelle i​st seit 2011 Bestandteil d​es UNESCO-Weltkulturerbes Prähistorische Pfahlbauten u​m die Alpen. Des Weiteren w​urde 1883 e​ine römische Siedlungsstelle entdeckt.[2]

Der heutige Ort dürfte i​m 7. Jahrhundert entstanden sein. Dafür sprechen Ausgrabungen i​n der Gemarkung. Karl Martell überließ d​en Ort 724 d​em Kloster Reichenau[3]. Im Spannungsfeld d​es bedeutenden Klosters, d​er Bischofs- u​nd Reichsstadt Konstanz u​nd der Kommende Mainau d​es Deutschen Ordens konnte d​as Dorf k​eine Eigengeschichte entwickeln. Ab 1200 i​st es a​ls St. Martin-Pfarrei verzeichnet.

Land- u​nd Forstwirtschaft, Weinbau u​nd Torfstecherei ernährten d​ie Bürger über Jahrhunderte. Gegen 1840 setzte d​ie Industrialisierung ein, zuerst i​n der Textilbranche, später d​urch Chemie u​nd Elektronik ergänzt. Als Wollmatingen 1934 v​on Konstanz eingemeindet wurde, verdoppelte s​ich die Grundfläche d​er Stadt. In Wollmatingen lebten i​m Jahr 2014 r​und 6600 Einwohner.[4]

Wappen

Das Wappen d​er ehemals selbstständigen Gemeinde Wollmatingen z​eigt in Silber e​in rotes Kreuz, belegt m​it einem goldenen Herzschild, d​arin das schwarze Dorfzeichen (ein Doppelkreuz, dessen gesparrter Fuß beidseits geschweift i​st und kreuzförmig ausläuft).

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

Katholische Kirche St. Martin
Evangelische Christuskirche zu Wollmatingen
  • Katholische Kirche St. Martin (1472; 1960/1961)
  • Kaplanei Wollmatingen (1412; 1700; 1982)
  • Evangelische Christuskirche (1933; 2004)
  • Wollmatinger Feldkapelle, Litzelstetter Straße, Tafelgemälde Karfreitag von 1496, 2011 entdeckt und freigelegt

Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Der Stadtteil i​st Sitz einiger Pharma-Betriebe.

Verkehr

Konstanz-Wollmatingen i​st der Name d​es Haltepunktes a​n der Hochrheinbahn. Die hauptsächliche Erschließung i​m öffentlichen Nahverkehr erfolgt d​urch mehrere Linien d​es Konstanzer Stadtbusses. Außerdem g​ibt es eine Buslinie a​uf die Insel Reichenau.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Benedikt Bauer (1847–1928), Pfarrer, Dekan, Literat und Sozialpolitiker, errichtete 1906 im heutigen Lokal am Fürstenberg den ersten Kindergarten, dazu veranlasste er Koch- und Nähschulen für die von der damaligen Gesellschaft benachteiligten Frauen. Er verfasste touristische und religiöse Bücher, begründete eine Stiftung für begabte Schüler und Hinterbliebene von Kriegsopfern.[6]
  • Adolf Kenner (1861–1936), Bürgermeister mit 30 Jahren Amtszeit, Vorsitzender des Musik- sowie Gesangvereins. Gemeinsam mit Pfarrer Bauer rettete er die Kirche St. Martin vor dem Zerfall.[6]

Söhne und Töchter des Ortes

Literatur

  • Gernot Blechner: Das Landhaus des Johann Baptist Delisle. Ein vergessenes Juwel am rechten Rheinufer. In: Das DelphinBuch, Band 5, 1997, S. 12–42, ISBN 3-926937-21-1.
  • Alfred Diesbach: Die ersten Beziehungen der Stadt Konstanz zum Dorf Wollmatingen, in: Hegau 18 (1964), S. 255–266.
  • Karl Frey: Wollmatingen. Beiträge zur Rechts- und Wirtschaftsgeschichte eines alamannischen Dorfes. (= Deutschrechtliche Beiträge, Band V, Heft 2). Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1910.
  • Annemarie Griesinger: Erinnerungen an das Kriegsende 1945, in: Schwäbischer Heimatkalender 106 (1995), S. 39–41.
  • Daniel Groß: Wo die Wollmatinger ihre Toten begruben. „Alte Grabsteine sind nirgends mehr zu sehen …“ (Theodor Humpert 1938). In: Das DelphinBuch, Band 11, 2013, S. 52–79, ISBN 978-3-939142-93-5.
  • Daniel Groß: „Allen wohl und niemand weh!“ Die Anfänge der Wollmatinger Fasnacht bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges. Eine kleine Dokumentation zur Fasnacht auf dem Land. In: Das DelphinBuch, Band 12, 2016, S. 121–136, ISBN 978-3-944741-29-1.
  • Daniel Groß: „Än Anker? Awa, des isch kon Anker!“ Zu Herkunft und Wandel des Wollmatinger Wappens. In: Das DelphinBuch, Band 12, 2016, S. 121–136, ISBN 978-3-944741-29-1.
  • Theodor Humpert: Der Lohnerhof bei Konstanz, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung. Band 66, 1939, S. 70–87. (Digitalisat)
  • Helmut Kublick: Die einst selbständige Gemeinde Wollmatingen. Ein Beitrag zu ihrer 1250jährigen Geschichte, in: Konstanzer Almanach 20 (1974), S. 57–62.
  • Gerd Morian: Wollmadätsch & Co. Bilder und Geschichten aus alten Zeiten, Konstanz 2013.

Einzelnachweise

  1. Quelle: Vorarlberger Landesmuseum Bregenz: Aufgelistet! Funde von Pfahlbauten am Untersee. In: Südkurier vom 9. September 2011.
  2. Eric Breuer: Heimatkundliche Schriften des Kulturvereins Eriskirch e.V. Band 3: Römer am nördlichen Bodensee: Eriskirch und Umgebung in römischer Zeit, 2001, S. 36.
  3. Angabe von Dr. Glöckner, Leiter des Stadtarchivs.
  4. Wohnbevölkerung in den Stadtteilen seit 2000@1@2Vorlage:Toter Link/www.konstanz.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. . Stadt Konstanz (PDF, 62 KB), abgerufen am 7. Dezember 2015.
  5. Wollmatingen-Langenrain: Welterbestätte DE-BW-05 (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.denkmalpflege-bw.de.
  6. Bürgermeister Kenner und Dekan Bauer. Broschüre von Gerd Morian, Wollmatingen.
  7. Broschüre zur Person Thomas Sättele von Gerd Morian, Wollmatingen.
  8. Broschüre zur Person Emil Stadelhofer von Gerd Morian, Wollmatingen.
Commons: Wollmatingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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