Wolfgruben (Dautphetal)
Wolfgruben ist ein Ortsteil der Gemeinde Dautphetal im mittelhessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Er ist der nordwestlichste Ortsteil der Gemeinde und über die Gewerbesiedlung Wilhelmshütte mit Dautphe, dem Hauptort der Gemeinde, zusammengewachsen.
Wolfgruben Gemeinde Dautphetal | |
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Höhe: | 267 (250–300) m ü. NHN |
Fläche: | 2,14 km²[1] |
Einwohner: | 648 (2020)[2] |
Bevölkerungsdichte: | 303 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 1. Juli 1974 |
Postleitzahl: | 35232 |
Vorwahl: | 06461 |
Lage von Wolfgruben in Dautphetal | |
Geographische Lage
Die Ortschaft Wolfgruben liegt auf einer rechten westlichen Niederterrasse des Lahntals und an den auslaufenden Hängen eines hier einmündenden Seitentales. Wolfgruben liegt etwa 5 km südlich der ehemaligen Kreisstadt Biedenkopf und etwa 17 km nordwestlich des Oberzentrums Marburg. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 453 von Biedenkopf nach Gladenbach. Die Gemarkung liegt überwiegend in den Naturräumen Oberes Lahntal und Breidenbacher Grund und umfasst eine Fläche von 214 Hektar, davon sind in den Höhenlagen 85 Hektar bewaldet (Stand: 1961). Die höchsten Erhebungen sind der Beilstein mit 461 m und Das Roth mit 378 m, während der höchste Punkt bei etwa 500 m liegt und den östlichen Ausläufer des Nimerich darstellt.
Der alte Ortskern liegt südwestlich der Bundesstraße 453 auf einer Höhe von etwa 257 m und schmiegt sich senkrecht zur heutigen Hauptsiedlungsachse an den Nordhang des Roths. Er umfasst in etwa die Straßen Haselheide, Am Roten Weg und Bornwiese. Mit dem Bau der Straße von Biedenkopf über Gladenbach und die Zollbuche nach Gießen sowie der Wilhelmshütte verlagerte sich die Siedlungsentwicklung entlang der ‚alten Chaussee‘.
Geschichte
Von den Anfängen bis zur Gebietsreform in Hessen
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Wolfgruben erfolgte unter dem Namen de Wolfgruben im Jahr 1299.[1] Im Jahr 1465 gehörte es zum Amt Biedenkopf, zunächst in der Landgrafschaft Hessen, später in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und danach im Großherzogtum Hessen.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Wolfgruben:
„Wolfgruben (L. Bez. Battenberg) evangel. Filialdorf; liegt an der Lahn, so wie an der von Biedenkopf nach Giessen ziehenden Chaussee und 4 St. von Battenberg. Der Ort hat 30 Häuser und 138 Einwohner, die außer einem Katholiken evangelisch sind. Wolfgruben gehörte im 15. Jahrhundert wahrscheinlich zum Kirchengebiet von Dautphe.“[3]
Seit 1867 war Wolfgruben eine Gemeinde im Kreis Biedenkopf in der Provinz Hessen-Nassau des Königreichs Preußen.
Gebietsreform
Zum 1. Juli 1974 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Wolfgruben im Zuge der Gebietsreform in Hessen mit 11 weiteren Gemeinden kraft Landesgesetz zur neuen Großgemeinde Dautphetal zusammengeschlossen.[4][5] Sitz der Gemeindeverwaltung wurde der Ortsteil Dautphe. Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Dautphetal wurden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnungeingerichtet.[6]
Territorialgeschichte und Verwaltung im Überblick
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Wolfgruben lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[1][7][8]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Biedenkopf, Gericht Dautphe
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Biedenkopf, Gericht Dautphe[9]
- 1604–1648: strittig zwischen Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Kassel, Amt Biedenkopf, Gericht Dautphe
- ab 1627: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Biedenkopf, Gericht Dautphe[10][11]
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Amt Biedenkopf[12]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Amt Biedenkopf[13]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Battenberg (Trennung von Justiz (Landgericht Gladenbach) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Biedenkopf
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Biedenkopf
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf (übergangsweise Hinterlandkreis)[11]
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1932: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Dillenburg
- ab 1933: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Biedenkopf
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Landkreis Biedenkopf
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Wiesbaden, Landkreis Biedenkopf
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Biedenkopf
- ab 1974: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Landkreis Marburg-Biedenkopf
- Am 1. Juli 1974 wurde Wolfgruben als Ortsteil der neu gebildeten Gemeinde Dautphetal eingegliedert.
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Marburg-Biedenkopf
Einwohnerstruktur
Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Wolfgruben 642 Einwohner. Darunter waren 90 (1,4 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 123 Einwohner unter 18 Jahren, 276 zwischen 18 und 49, 117 zwischen 50 und 64 und 126 Einwohner waren älter.[14] Die Einwohner lebten in 243 Haushalten. Davon waren 51 Singlehaushalte, 75 Paare ohne Kinder und 84 Paare mit Kindern, sowie 24 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren/-innen und in 156 Haushaltungen lebten keine Senioren/-innen.[14]
Einwohnerzahlen
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1577: | 9 Hausgesesse |
• 1630: | 7 Hausgesesse (1 dreispänniges, 2 zweispännige, 4 einspännige Ackerleute). |
• 1677: | 11 Hausgründe, 1 Witwe, 1 ledige Personen. |
• 1742: | 75 Haushalte |
• 1791: | 126 Einwohner[15] |
• 1800: | 115 Einwohner[16] |
• 1806: | 123 Einwohner, 23 Häuser[12] |
• 1829: | 138 Einwohner, 30 Häuser[3] |
Wolfgruben: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2018 | ||||
---|---|---|---|---|
Jahr | Einwohner | |||
1791 | 126 | |||
1800 | 115 | |||
1806 | 123 | |||
1829 | 138 | |||
1834 | 194 | |||
1840 | 246 | |||
1846 | 240 | |||
1852 | 215 | |||
1858 | 249 | |||
1864 | 235 | |||
1871 | 236 | |||
1875 | 247 | |||
1885 | 236 | |||
1895 | 237 | |||
1905 | 267 | |||
1910 | 300 | |||
1925 | 290 | |||
1939 | 344 | |||
1946 | 557 | |||
1950 | 520 | |||
1956 | 479 | |||
1961 | 486 | |||
1967 | 488 | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2000 | ? | |||
2008 | 666 | |||
2011 | 642 | |||
2016 | 661 | |||
2018 | 640 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: LAGIS[1]; nach 1970: Gemeinde Dautphetal (webarchiv); Zensus 2011[14] |
Religionszugehörigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1829: | 137 evangelische, ein römisch-katholischer Einwohner.[3] |
• 1885: | 235 evangelische (= 100 %) Einwohner |
• 1961: | 406 evangelische (= 83,54 %), 59 römisch-katholische (= 12,14 %) Einwohner |
Erwerbstätigkeit
Quelle: Historisches Ortslexikon[1] | |
• 1867: | Erwerbspersonen: 51 Landwirtschaft, 26 Bergbau und Hüttenwesen, 9 Gewerbe und Industrie, 2 Verkehr, 1 Erziehung und Unterricht. |
• 1961: | Erwerbspersonen: 48 Land- und Forstwirtschaft, 131 produzierendes Gewerbe, 35 Handel und Verkehr, 24 Dienstleistungen und Sonstiges. |
Politik
Wappen
Am 29. September 1964 wurde der Gemeinde Wolfgruben im damaligen Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden, ein Wappen mit folgender Blasonierung verliehen: Von Gold und Grün im Querschnitt einer Grube geteilt. In dieser ein roter Wolf. Im Schildfuß ein silberner Wellenbalken.[17]
Ortsbeirat
Der Ortsbeirat wird von Ortsvorsteher Harald Fett (BLW) seit 2017 angeführt.
Literatur
Weblinks
- Ortsteil Wolfgruben In: Webauftritt der Gemeinde Dautphetal.
- Wolfgruben, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Wolfgruben, Landkreis Marburg-Biedenkopf. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 16. Oktober 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Ortsteile der Gemeinde: Wolfgruben. In: Webauftritt. Gemeinde, abgerufen im Oktober 2021.
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 330 (Online bei google books).
- Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Biedenkopf und Marburg und der Stadt Marburg (Lahn) (GVBl. II 330-27) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 154, § 20 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 350 f.
- Hauptsatzung. (PDF; 88 kB) § 7. In: Webauftritt Dautphetal. Gemeinde, abgerufen im Oktober 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Biedenkopf anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 7 (Online bei google books).
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 27 ff., § 40 Punkt 6d) (google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 240 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 415 (online bei Google Books).
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,0 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 26 und 66 .
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 186 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 198 (Online in der HathiTrust digital library).
- Genehmigung eines Wappens der Gemeinde Wolfgruben, Landkreis Biedenkopf, Regierungsbezirk Wiesbaden vom 29. Juni 1964. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1964 Nr. 41, S. 1255, Punkt 1173 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,3 MB]).