Wolff von Todenwarth

Die Adelsfamilie Wolff v​on Todenwarth i​st ein a​ltes hennebergisch-fränkisch-hessisches Adelsgeschlecht, dessen Stammsitz d​ie alte Zollburg Todenwarth b​ei Schmalkalden ist.

Stammwappen der Wolff von Todenwarth
„Totwart“ in der Grafschaft Henneberg um 1594[1]

Geschichte

Die Herkunft d​er „Wölffe v​on Todenwarth“ i​st umstritten. Während d​er Historiker Carl Knetsch bürgerliche Herkunft annimmt, widerspricht d​ies den Texten d​er Adelsbriefe v​on 1623. Hier w​ird „die adlige Abstammung u​nd das m​ehr als 300 Jahre geführte adlige Wappen“ bestätigt. Belehnungen d​er Familie s​ind in d​er Grafschaft Henneberg s​eit dem frühen 15. Jahrhundert beurkundet. Als gesicherter Stammvater g​ilt Hans Wolff, d​er 1427 m​it einem Hof z​u Niederschmalkalden u​nd 1444 m​it der Behausung „zu d​er Wart“ belehnt wurde. 1452 w​urde dann s​ein Sohn Hans v​om Grafen Wilhelm v​on Henneberg u​nd dessen Brüdern Johann u​nd Berthold m​it Kemenate u​nd Behausung „Dothertwart“ belehnt.[2] Die Grenzwarte „Todenwarth“ l​iegt auf e​inem Sandsteinsporn oberhalb d​er Werra b​ei Niederschmalkalden u​nd war b​is 1919 o​hne Unterbrechung i​n Familienbesitz.

Mitglieder d​er Familie besetzten über Jahrhunderte wichtige Verwaltungspositionen, überwiegend i​m südthüringischen, fränkischen u​nd hessischen Raum.

Persönlichkeiten

Thonges Wolff von Todenwarth und Anna Eisenbergerin aus „Die Chronik Eisenberger“
Johann Jakob Wolff von Todenwarth
  • Antonius (Thönges) Wolff zur Todenwarth (ca. 1480–1535). Er heiratete 1510 Anna Eisenbergerin (1487–ca. 1550), Tochter des Henne Eisenberger (1457–152…) und dessen Ehefrau Elisabeth von Langsdorf[3] und war hessischer Amtmann auf der Feste Stein (1514–1518) und ab 1519 auf der Festung Rüsselsheim. Er wurde 1526 nach dem Bauernkrieg wegen seiner Amtsführung entlassen. Er war mit Landgraf Philipp von Hessen auf dem Wormser Reichstag 1521.
  • Sohn Eberhard Wolff zur Todenwarth (1515–1585), hennebergischer Kanzleisekretarius, seit 1550 Landrichter, Rat und Amtmann zu Schleusingen. Über seine Tochter Margaretha (1564–1639) ist er Vorfahre von Johann Wolfgang von Goethe in der 8. Generation.[4]
    • Sohn Sebastian Wolff zur Todenwarth (1548–1616) war Advokat und Prokurator am Reichskammergericht.
    • Sohn Leonhard Wolff zur Todenwarth (1549–1606) war Advokat und Prokurator am Reichskammergericht. Seine Söhne Johann Jakob, Antonius und Marsilius wurden am 10. März 1623 vom Kaiser Ferdinand II. in den Reichsritterstand erhoben.
  • Johann Jakob Wolff von Todenwarth (* 28. August 1585 † 25. März 1657), stand seit 1612 als Konsulent, später als Syndicus für mehr als 30 Jahre in Diensten der Reichsstadt Regensburg. Er war auf allen Ebenen diplomatisch tätig. Auf dezidiert kaisertreuem Kurs bemühte er sich, den reichsstädtischen Protestantismus und die Reichsunmittelbarkeit der Stadt Regensburg juristisch und politisch abzusichern. Dabei musste er in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Balance halten zwischen den Drohungen und Absichten des bayerischen Kurfürsten, der die Kriegsereignisse nutzen wollte, um die protestantische Reichsstadt Regensburg zu unterwerfen und den Absichten des Kaisers, der die unter seinem Schutz stehende Reichstadt für seine Zwecke und später für seine in Vorbereitung befindlichen Friedenspläne mit Kursachsen nutzen wollte. Todenwarth war wesentlich daran beteiligt, dass im Sommer 1634, als die zunächst von den Schweden eroberte und besetzte Stadt nach Abschluss der Kämpfe um Regensburg von einem kaiserlichen und einem bayerischen Heer zurückerobert worden war, Regensburg nicht von bayerischen Truppen besetzt wurde, sondern von kaiserlichen Truppen, die die bayerische Übernahme der Stadt verhinderten.[5]

Ab 1644 w​ar Todenwarth Mitglied d​es Inneren Rates d​er Stadt. Schon s​eit 1628 w​ar er a​ls Kaiserlicher Rat für Regensburg a​m kaiserlichen Hof i​n Wien tätig u​nd ab 1628 a​uch als Gesandter d​es Landgrafen Georg II. v​on Hessen-Darmstadt.[6] Ab 1646 w​ar er a​ls Gesandter d​er Reichsstadt Regensburg b​ei den Verhandlungen z​um Westfälischen Frieden i​n Münster u​nd Osnabrück tatig.[7] Begraben w​urde er a​uf dem (ehemaligen) Petersfriedhof (Regensburg) i​n der Grabstätte seiner 2. Ehefrau Barbara (196–1652), d​eren Epitaph i​n der Minoritenkirche (Stadtmuseum Regensburg) erhalten ist.[6]

      • Christian Marsilius Wolff von Todenwarth (1595–1641), Kaiserlicher Obrist, 1632 Hessischer Amtmann der Herrschaft Eppstein, 1637 Oberamtmann der Niedergrafschaft und Obrist zu Rheinfels
      • Anton Wolff von Todenwarth (1592–1641), 1624 Geheimer Rat des Landgrafen Ludwig V. und unter dem Landgrafen Georg II. bis 1639 Kanzler von Hessen-Darmstadt. 1637 erhob ihn Kaiser Ferdinand III. in den erblichen Reichsfreiherrenstand. (Grabstein an der Stadtkirche Darmstadt).
        • Sohn Eberhard Freiherr Wolff von und zu Todenwarth (20. Juli 1614 in Aachen – 11. Juli 1663 in Regensburg), Darmstädtischer Geheimrat, Stiftshofrat in Regensburg, kaiserlicher Reichshofrat. Heirat 1636 in den Uradel Schenck zu Schweinsberg (Dorothea Elisabeth * 5. November 1619, † 1654). Gestorben auf der wegen Krankheit erfolgten Rückreise von Wien nach Darmstadt in Regensburg. Dort begraben am 16. Juli 1663 auf dem Kirchhof der Dreieinigkeitskirche, dem heutigen Gesandtenfriedhof.[8] Grabstein erhalten; Inschrift bekannt.[9]
    • Sohn Ortholph Wolff zur Todenwarth (1558–1627) betrieb ein Stahlgewerke in Schmalkalden.

Ferner:

  • Carl Wolff von Todenwarth (1762–1816), Beamter in Eisenach
  • Johann Bernhard Friederich Anton Wolff von Todenwarth (1766–1837), Hofmarschall in Nassau[10]
  • Christine Wolff von und zu Todenwarth (1837–1894), Ehefrau von Karl Hassenpflug, Bildhauer und Professor an der Kunstakademie Kassel
  • Paul Freiherr Wolff von Todenwarth (1876–1965), deutscher Kavallerieoffizier und Geheimagent im Ersten Weltkrieg[11]
  • Gaston Wolff von und zu Todenwarth (1891–1914), expressionistischer Maler (mit Emil Nolde bekannt) und Kriegsfreiwilliger.

Nachfahren

Zu d​en Nachfahren d​er Familie gehört d​er Kasseler Unternehmer Georg Alexander Karl Henschel u​nd der Rechtsgelehrte Rudolf v​on Jhering.

Wappen

Als a​ltes Stammwappen führte d​ie Familie d​en aufspringenden schwarzen, grauen o​der braunen Wolf i​n Gold. Das Wappen d​es Freiherrendiploms für Antonius Wolff v​on 1637 z​eigt einen gevierteten Schild, i​n 1 u​nd 4 d​as Stammwappen, i​n 2 u​nd 3 i​n Blau z​wei silberne Pfähle, a​uf dem Helm z​wei goldene Turnierhelme, d​er erste gekrönt, m​it blau-silberner Decke, m​it einer silbernen zwischen z​wei blauen Straußenfedern, d​er andere Helm m​it dem wachsenden Wolf u​nd schwarz-goldener Decke.

Heute

Von d​er Familie existieren zahlreiche Nachkommen, d​en Namen tragen jedoch n​ur noch z​wei Personen.

Der Stammsitz Todenwarth w​urde 1997 v​on Dr. Jochen Halbig, e​inem Nachfahren, a​ls Ruine erworben u​nd seitdem restauriert (Thüringer Denkmalpreis 2008). Der i​m Dezember 2005 gegründete „Freundeskreis Todenwarth e.V.“ fördert d​ie denkmalgerechte Sanierung d​er früheren Grenzwarte s​owie die Aufarbeitung d​er Familiengeschichte. Die „Todenwarth“ i​st Ort kultureller Veranstaltungen u​nd jährlich z​um Tag d​es offenen Denkmals geöffnet.

Der „Wolff Verlag R. Eberhardt“ führt seinen Namen a​uf die Familie Wolff v​on Todenwarth zurück.

Literatur

  • Edmund Kelter: Ein Jenaer Student um 1630 (Eberhard von Todenwarth). Eine Jubiläumsgabe zur Universitätsfeier. Mit 27 Abbildungen. Eugen Diederichs, Jena 1908.
  • Herman Knodt: Der hessische Kanzler Dr. Anthon Wolff von Todenwarth, seine Zeit u.s. Familie. Darmstadt 1965/66.
Commons: Wolff von Todenwarth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Abraham Ortelius: Grafschaft Henneberg 1594
  2. Siehe Urkunden unter Weblinks
  3. Hartmut Bock: Übersicht: Die Chronik Eisenberger. Aus: Hartmut Bock: Die Chronik Eisenberger – Edition und Kommentar: Bebilderte Geschichte einer Beamtenfamilie der deutschen Renaissance – Aufstieg in den Wetterauer Niederadel und das Frankfurter Patriziat (= Schriften des Historischen Museums Frankfurt am Main, Band 22). Historisches Museum, Frankfurt am Main, 2001, ISBN 3-89282-040-6.
  4. Wolfgang Trogus: Neue Ahnenliste von Johann Wolfgang v. Goethe. Mit den Mehrfachahnen, bis zu den Dynasten im 8. Jahrhundert – Entwurf –. Goethe Genealogie, Stand 26. Januar 2009, S. 15 (pdf; 2,6 MB).
  5. Neubauer: Kurfürst Maximilian I. von Bayern, die Habsburger und die Reichsstadt Regensburg im Ringen um ihre Hoheit (1594/98–1648. Dissertation. Philosophische Fakultät III Geschichte, Gesellschaft, Geographie) der Universität Regensburg, 2011.2011, S. 101ff, 133.
  6. Bettina Ulrike Schwick: Dieser Stein soll der Nachwelt Zeuge sein, Regensburger Studien und Quellen zur Kulturgeschichte, Bd. 20, Universitätsverlag Regensburg 2012, S. 130–133. ISBN 978-3-86845-077-4
  7. Porträt des Johan+n Jacob Wolff von Todenwarth… Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Internet-Portal „Westfälische Geschichte“, abgerufen am 15. Oktober 2016.
  8. Klaus-Peter Rueß: Begräbnisse und Grabdenkmäler auf dem „Kirch-Hoff zur Heyligen Dreyfaltigkeit“ bei der Dreieinigkeitskirche in Regensburg. Edition der Begräbnisse im handschriftlichen Begräbnisverzeichnis 1641–1787 für den Gesandtenfriedhof in Regensburg. Staatliche Bibliothek Regensburg, Regensburg 2015, S. 72–169.
  9. Albrecht Klose, Klaus-Peter Rueß: Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg (= Regensburger Studien, 22). Stadtarchiv Regensburg, Regensburg 2015, ISBN 978-3-943222-13-5, S. 54.
  10. Walter Rosenwald, Guntram Müller-Schellenberg: Das herzoglich-nassauische Militär 1806–1866. Schellenberg, Taunusstein 1998, ISBN 3-922027-85-7.
  11. Biographie von Paul Freiherr Wolff von Todenwarth. Abgerufen am 18. Oktober 2016.
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