Wittmar
Wittmar ist eine Gemeinde und ein ehemaliger Bergarbeiterort an der Asse im Landkreis Wolfenbüttel. Wittmar gehört zur Samtgemeinde Elm-Asse, die ihren Verwaltungssitz in der Stadt Schöppenstedt hat.
Wappen | Deutschlandkarte | |
---|---|---|
| ||
Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Wolfenbüttel | |
Samtgemeinde: | Elm-Asse | |
Höhe: | 131 m ü. NHN | |
Fläche: | 4,66 km2 | |
Einwohner: | 1105 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 237 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38329 | |
Vorwahl: | 05337 | |
Kfz-Kennzeichen: | WF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 58 036 | |
Bürgermeister: | Jens Pielok (UWG) | |
Lage der Gemeinde Wittmar im Landkreis Wolfenbüttel | ||
Geographie
Wittmar liegt am Südwesthang der sich von Nordwesten nach Südosten erstreckenden Kammlagen der Asse an der von Wolfenbüttel nach Halberstadt führenden Fernverkehrsstraße, der heutigen B 79, auch Leipziger Straße genannt. Aus dem Ort führt der sanft ansteigende Asseweg in den bewaldeten Bereich des Höhenzugs, der zur Asseburg und in entgegengesetzter Richtung zur Schachtanlage Asse verzweigt. Im Ort entspringt der zur Altenau fließende Rothebach.
Nachbarorte sind im Nordwesten Groß Denkte und im Südosten Remlingen.
Geschichte
1976 wurden Belege für Siedlungsstellen im Bereich von Wittmar festgestellt, die während der Steinzeit und der Bronzezeit bestanden. Nachdem ein Bagger bei Bodenarbeiten auf Knochen stieß, kam es zu umfangreichen Ausgrabungen. Sie förderten das Gräberfeld von Wittmar als jungsteinzeitliches Gräberfeld der Bandkeramiker aus dem 4. Jahrtausend vor Christus[2] und einen spätbronzezeitlichen Siedlungsplatz zutage.
Der Name der 1244 erstmals urkundlich erwähnten Gemeinde Wittmar setzt sich zusammen aus dem niederdeutschen Wort „witt“ für Weiß (niederdeutsch) und dem Wort „mär“ (althochdeutsch) für sumpfige Gegend („weißer Sumpf“).
Die Kirche hat seit 1850 nach einem Blitzeinschlag keinen Kirchturm mehr. Eines der ältesten bewohnten Häuser in der Region Braunschweig ist das als Bergfried bezeichnete mehr als 500 Jahre alte Haus im alten Dorf. Früher diente es auch als Wegegeld-Einnahmestation.
Ehemaliger Bergbau
Das Dorf Wittmar ist als Bergbauort geprägt worden. Der Bergbau begann am 25. März 1899 mit dem ersten Spatenstich zum Kalibergbau in der Nähe der heutigen Assewirtschaft. Zu dieser Zeit hatte Wittmar 180 Einwohner, sechs Jahre darauf bereits 850 (Stand 1. Juli 2008: 1.267). Am Asseweg und an der Bismarckstraße hatten die Angestellten große und gut ausgestattete Wohnungen. Der Bergwerksdirektor residierte in einer Villa direkt am Waldrand an der heutigen Kastanienallee. Direkt neben dem Direktorenhaus steht auch heute noch eine Doppel-Villa, die vom Betriebsleiter und dem leitenden Ingenieur bewohnt wurde. Die einfachen Arbeiter lebten in den kleinen Wohnungen an der Bahnhofstraße, mit Außentoilette und kleinem Stall. Von den Bergleuten wurde 1939 in 10665 freiwilligen Arbeitsstunden ein Waldschwimmbad gebaut, das jedoch nur einen Sommer lang betrieben wurde, da ständig das Wasser aus dem undichten Becken auslief.
Im Juli 1906 brach Wasser in den Schacht ein und die Förderung musste eingestellt werden. Ein neuer Schacht wurde bei Remlingen niedergebracht, dessen Salz über eine Seilbahn zur Fabrik nach Wittmar befördert wurde. Bereits 1908 konnte die Produktion im Werk Wittmar fortgesetzt werden. Die Krisen in der Kaliindustrie nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg waren aber auch hier zu spüren, die Produktion wurde auf Steinsalz umgestellt. Das beliebte "Asse-Sonnensalz" wurde in viele Länder Europas exportiert.
Mit der Schließung des Bergwerks 1964 endete die Geschichte des Bergbaus in Wittmar. Nur ein Förderwagen im Dorf und der Bergmannsverein erinnern heute noch an die Zeit des Bergbaus. Allerdings leben einige Bergwerksmitarbeiter aus der benachbarten Schachtanlage Asse II in Remlingen in Wittmar.
Einwohnerentwicklung
|
|
|
Die Daten entstammen den Angaben des Statistischen Landesamtes Niedersachsen. Sie beziehen sich ab 2006 auf den 31. Dezember eines jeden Jahres.
Religion
Die evangelisch-lutherische St.-Barbara-Kirche befindet sich in der Kirchstraße 22, ihre Kirchengemeinde gehört zur Propstei Schöppenstedt. Die neuapostolische Gemeinde Wittmar wurde 2007 der Gemeinde Wolfenbüttel angeschlossen. Die katholischen Einwohner gehören zur Pfarrgemeinde St. Petrus in Wolfenbüttel.
Politik
Gemeinderat
Der Gemeinderat aus Wittmar setzt sich aus elf Ratsfrauen und -herren zusammen[3]
- CDU: 2 Sitze
- UWG - gemeinsam für Wittmar: 9 Sitze
Wappen
Blasonierung: „In Grün ein von zwei silbernen (weißen) Buchenblättern beseiteter, silberner (weißer ) Burgturm, belegt mit grünen gekreuzten Berghämmern.“
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Oberhalb des Ortes befindet sich der Bismarckturm auf dem Bergkamm des Burgberges der Asse, der 1901 in Form des seit 1898 populären Typs Götterdämmerung gestaltet ist. Er ist der Öffentlichkeit außerhalb der Wintermonate zugänglich und bietet von seiner Aussichtsplattform einen Blick über den Ort sowie über das Harzvorland bis zum Brocken.[4][5]
- In 200 Metern Entfernung vom Bismarckturm befinden sich die Reste der von Gunzelin von Wolfenbüttel erbauten Asseburg, die 1218 fertiggestellt und 1492 zerstört wurde.
- Eine historische Hainbuchenallee, die „Liebesallee“, führt vom Försterhaus hinauf zum Asserand bis etwa zum Bismarckturm.[6] In jüngerer Zeit sind die früher zur Schneitelung genutzten Buchen vom umgebenden Bewuchs befreit und der Weg aufgeschottert worden, so dass die alleeartige Struktur wieder erfahrbar ist. Auf einer Informationstafel wird die Geschichte des Weges dokumentiert.
- Bevor der Weg vom Ort in die Asse zu den Hängen hinaufführt, besteht seit mehr als 150 Jahren die „Waldwirtschaft zur Asse“ auf dem Grund des 1834 abgerissenen alten Försterhauses. Es wurde später in unmittelbarer Nachbarschaft durch ein kleines „Fürstenschloss“ nach dem Entwurf des Braunschweiger Architekten Carl Ottmer ersetzt. Neben der Wohnung für den Förster war ein Zimmer für den Landesherren vorgesehen, das bisweilen als Liebesnest gedient haben soll. Dieses von Herzog Wilhelm von Braunschweig geplante Haus ist noch heute Sitz der Revierförsterei Asse.
Wirtschaft und Infrastruktur
Der Assebummler – auch als Preußenzug bekannt – ist eine historische Bahnverbindung zwischen Braunschweig, Wolfenbüttel und der Waldgaststätte in Wittmar. Der Zug mit Dampfbetrieb verkehrt vier- bis fünfmal jährlich für Touristen. Der Betrieb erfolgt durch den Verein Braunschweiger Verkehrsfreunde e. V.
Die Braunschweig-Schöninger Eisenbahn hingegen ist stillgelegt und wird nicht mehr befahren.
Der Ort ist über eine Buslinie der Kraftverkehrsgesellschaft Braunschweig an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden. Die Bundesstraße 79 sowie der Eulenspiegelradweg durchqueren den Ort.
Weblinks
- Ortsbeschreibung beim Heimat- und Verkehrsverein Asse
- Samtgemeinde Elm-Asse, Ortsbeschreibung Wittmar
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Chr. Rinne, B. Krause-Kyora: Genetische Analyse auf dem mehrperiodigen Gräberfeld von Wittmar, Ldkr. Wolfenbüttel. Archäologische Informationen 37, 2014, 33-41 doi:10.11588/ai.2014.0.18189 (zurzeit nicht erreichbar)
- Samtgemeinde Elm-Asse: Rat der Gemeinde Wittmar, abgerufen am 14. November 2021
- Beschreibung des Bismarckturms. In: Heimat- und Verkehrsverein Asse. Hva-asse.de, abgerufen am 5. Januar 2017.
- Bismarckturm Wittmar. Bismarcktuerme.de, abgerufen am 5. Januar 2017.
- Liebesallee. In: Heimat- und Verkehrsverein Asse. Hva-asse.de, abgerufen am 5. Januar 2017.