Sickte
Sickte ist eine Gemeinde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen). Sie ist eine Mitgliedsgemeinde und zugleich der Verwaltungssitz der Samtgemeinde Sickte.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Wolfenbüttel | |
Samtgemeinde: | Sickte | |
Höhe: | 94 m ü. NHN | |
Fläche: | 25,35 km2 | |
Einwohner: | 6084 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 240 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 38173 | |
Vorwahl: | 05305 | |
Kfz-Kennzeichen: | WF | |
Gemeindeschlüssel: | 03 1 58 030 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortsteile | |
Adresse der Verbandsverwaltung: | Am Kamp 12 38173 Sickte | |
Website: | ||
Bürgermeister: | Ingo Geisler (CDU) | |
Lage der Gemeinde Sickte im Landkreis Wolfenbüttel | ||
Geografie
Geografische Lage
Das Gemeindegebiet liegt im Übergang zwischen Norddeutscher Tiefebene und mitteldeutschem Bergland. Höchster Punkt ist mit 135 m über NHN der Osterberg bei Volzum.
Nachbargemeinden
Beginnend im Nordwesten im Uhrzeigersinn grenzen an Sickte die kreisfreie Stadt Braunschweig, Cremlingen, Veltheim (Ohe), Erkerode, Evessen, Dettum und die Kreisstadt Wolfenbüttel.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Sickte besteht aus den Ortsteilen Apelnstedt, Hötzum, Sickte (1999 zusammengefügt aus den Ortsteilen Ober- und Niedersickte) und Volzum. Die Ortschaft Neuerkerode gehört zum Ortsteil Sickte.
Niedersickte
Nach und nach entwickelte sich aus Niedersickte ein Bauerndorf, dessen Höfe mitteldeutsche Dreiseit- und Hakenhöfe mit Hausformen des Erkeröder Haustyps sind.
Das Rittergut wurde 1638 durch Zusammenlegung mehrerer Höfe begründet. Heinrich Schrader, Kanzler Augusts d. J., hatte 1636 Land und Rechte erhalten und nutzte letztere so, dass die zur Fron gezwungenen Bauern den Aufstand probten. Das Herrenhaus ließ um 1710 der braunschweig-wolfenbüttelsche Geheimrat und spätere Kanzler Urban Dietrich von Lüdecke vom Landbaumeister Hermann Korb errichten. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel kam es an die von Veltheim. Zuletzt wurde es als Vorwerk verwendet, bis es 1957 zum Teil aufgelöst und verkauft wurde. 1982 gründete sich ein Förderverein, der den Erhalt des schön proportionierten barocken Baus mit dem Rittersaal betrieb. Mit seinen charakteristischen Arkadenöffnungen zeigt er eine enge Verbindung von anspruchsvoller Gutsarchitektur mit traditionellen bäuerlichen Bauweisen und neueren europäischen Stilformen. Heute ist es Sitz der Samtgemeindeverwaltung.
Obersickte
Auch Obersickte hat sich stetig als Bauerndorf entwickelt, mit 210 Einwohnern im Jahre 1751. Die Kirche St. Petri besitzt einen gotischen Kirchturm rechteckiger Form mit einem Satteldach; daran schließt sich ein neueres Kirchenschiff. An der Straße nach Schöppenstedt befindet sich ein Bauernhaus mit einer im offenen Viereck um die Gebäude laufenden Galerie. Im Garten der Anlage befindet sich der Platz der sehr alten Gerichtslinde (der „Kalandslinde“). 1944 wurden sämtliche Gebäude des Hofes unter Denkmalschutz gestellt. Dazu gehören ein Wohnhaus des 19. Jahrhunderts, eine Scheune und zwei Stallgebäude mit fortlaufender Holzgalerie im Innenhof. Dieser Bauernhof ist im thüringisch-niedersächsischen Stil erbaut worden. Er wird auch als fränkischer Vierseithof bezeichnet und wird bereits 1566 im Erbregister erwähnt.
Neuerkerode
Ein ungewöhnliches Gemeinwesen im Landkreis Wolfenbüttel ist der östlich des Kernorts gelegene Ortsteil Neuerkerode. Ein ganzes Dorf mit 2,49 km² für Menschen mit geistigen Behinderungen, geht auf die 1868 gegründete „Idioten-Anstalt zu Erkerode“ zurück. Neben den Wohngruppen mit rund 840 Bewohnern (2014) unterhält die Evangelische Stiftung Neuerkerode eine Fachschule für Heilerziehungspfleger. Mit 920 Mitarbeitern ist die Stiftung der größte Arbeitgeber im Landkreis Wolfenbüttel.
Einige Gebäude im heutigen Komplex Neuerkerode (Wabehaus, Bergmannsche Papiermühle, Mädchenhaus auf dem Heerberge, Pfarrwitwenhaus Erkerode, das spätere „Knabenhaus“) hatten lange vor der Gründung der „Neuerkeröder Anstalten“ ihre Bedeutung. Neuerkerode verfügt über einen alten Baumbestand und einen Forellenbach – die Wabe – der das Gelände durchquert.
Geschichte
Die Gemarkung Sickte zeigt eine lange, schmale Streifenform mit Höhen von 82 bis 190 m. Bereits 888 findet sich eine Erwähnung dieses Ortes als Kikthi. Der Name gehört zur ältesten Namensschicht. Die Siedlung als solche könnte noch älter sein, denn an zwei Stellen sind Reste aus der jüngeren Steinzeit und Eisenzeit aufgedeckt wurden. 1042 schrieb man Sicudi, 1060 Xikthi und Xicthe, 1200 Tsikthe und 1264 Zickede, bis man 1315 die Teilung in Unter- und Ober-Tzicte vornahm. Beide Dörfer gehörten zur Vogtei Evessen.
Schon im 15. Jahrhundert bestand in Sickte eine Wassermühle, die 1453 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Bis 2005 war an der Bahnhofsstraße eine Getreidemühle in Betrieb, die 2011 abgerissen wurde. Auf dem frei gewordenen Gelände ist ein weiteres Einkaufszentrum entstanden, das 2013 eröffnet wurde.
Eingemeindungen
Am 1. März 1974 wurden die Gemeinden Apelnstedt, Hötzum, Niedersickte, Obersickte und Volzum in die neue Gemeinde Sickte eingegliedert.[2]
Politik
Gemeinderat
Aufgrund der Kommunalwahlen vom 12. September 2021 verteilen sich die Sitze im Gemeinderat Sickte wie folgt:
CDU und FDP bilden eine Gruppe im Gemeinderat. Gruppensprecher ist Kai Jacobs (CDU).[3]
2021 - 2026
Bürgermeister
Ingo Geisler (CDU) aus Apelnstedt ist seit 15. April 2020 Bürgermeister der Gemeinde Sickte. Stellvertretende Bürgermeister sind Manfred Bormann (CDU) aus Sickte und Klaus-Dieter Arndt (SPD) aus Apelnstedt[6].
Gemeindedirektor
Marco Kelb ist seit 15. April 2020 Gemeindedirektor. Stellvertretende Gemeindedirektorin ist seit 15. April 2020 Andrea Schubath.
Wappen
Auf dem Wappen sind ein Richtschwert und ein Lindenblatt zu erkennen: das geneigte Lindenblatt berichtet von der morschen, 1941 gefallenen Kalandslinde unter der jahrhundertelang Recht gesprochen worden war. Daran erinnert auch das Richtschwert.
Die Gerichtslinde
In einem Bericht des herzoglichen Kreisamtes Riddagshausen vom 2. August 1831 an das „Hochlöbliche Landes Steuer-Collegium hieselbst“ wird mitgeteilt: „Am 1. Aug. 1831, morgens gegen 2.00 Uhr ist zu Ober-Sickte das Wohnhaus und die Scheune des Kothsaßen und Tischlermeisters Conrad Rabke … total eingeäschert …“. Sein Nachfolger, Heinrich Heronimus Peggau, hat dann am 13. Juli 1832 die Hofstätte mit der dazugehörenden Hofländerei gekauft. Die Dorfstraße verlief seinerzeit quer über den jetzigen Hof von Südwest nach Nordost und mündete auf den Lindenplatz (Kalandlinde-Tumulus). Mit der Planung einer Verbindung nach Cremlingen wurde auch der Verlauf der alten Dorfstraße im so genannten Ostendorf verändert, was zu einer völligen Neuanlage führte und 1850 den Bau der beiden Stallgebäude samt Scheune ermöglichte.
Mit dem Bau der neuen Chaussee vergrößerte sich der Peggau’sche Garten, und der Lindenplatz wurde mit einbezogen. Im Recess von Obersickte wird festgelegt: Der Inhaber des Hofes Nr. 8 ist verpflichtet, den … alten Lindenbaum stehen zu lassen, und es darf derselbe solchen nur mit Genehmigung der Ortsbehörde, bzw. der Herzogl. Kreisdirektion in Braunschweig entfernen. Über diese Linde heißt es in der amtlichen Kreisbeschreibung des Landkreises Braunschweig: „In Obersickte bestand ein 1386 dem Cyriakusstift in Braunschweig zustehendes Exekutionsgericht, dessen Gerichtsstätte bei der so genannten Kalandslinde im südöstlichen Teil des Dorfes gewesen sein soll“. Die Freiengerichtsstätte in Sickte ist mit Sicherheit vor der Gründung des Herzogtums Braunschweig, also vor 1235, vorhanden gewesen. Am 21. Juni 1217 hielt Graf Konrad von Wernigerode bei Gicchenthe (Sickte) ein Grafengericht. Hier übertrug Kaiser Otto IV. den Edlen Hermann und Otto von Harbke das Schloss Harbke mit allem Zubehör zu Lehen.
Persönlichkeiten
Der Beamte und Politiker Wilhelm Erdmann Florian von Thielau wurde in Niedersickte geboren, ebenso der Deutsche-Bank-Vorstand und Politiker Ludwig Roland-Lücke (1855–1917).
Der Schriftsteller Julius Hundeiker (1784–1854) war Pastor in Apelnstedt und Volzum, als er seine Romane schrieb. Der Arzt Julius Bockemüller lebte und praktizierte in Sickte. Er wurde vom Volksgerichtshof verurteilt und 1943 hingerichtet. Nach ihm wurde der Dr.-Bockemüller-Ring benannt. Im Ortsteil Apelnstedt lebte und arbeitete der Künstler Karl Schaper (1920–2008).
Literatur
- Martin Zeiller: Niedern Sickte. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Ducatus Brunswick et Lüneburg (= Topographia Germaniae. Band 15). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1654, S. 188 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Die Gemeinde Sickte auf der Website der Samtgemeinde Sickte
Einzelnachweise
- Landesamt für Statistik Niedersachsen, LSN-Online Regionaldatenbank, Tabelle A100001G: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Stand 31. Dezember 2020 (Hilfe dazu).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 267.
- Sickte: CDU/FDP-Gruppe besetzt führende Positionen neu. (regionalwolfenbuettel.de [abgerufen am 17. Oktober 2017]).
- https://votemanager.kdo.de/20210912/031585406/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_1526
- https://votemanager.kdo.de/20210912/031585406/praesentation/ergebnis.html?wahl_id=225&stimmentyp=0&id=ebene_8_id_1526
- Bormann löst Fenner als stellvertretenden Bürgermeister ab. (regionalwolfenbuettel.de [abgerufen am 17. Oktober 2017]).