Wilde Maus (Film)
Wilde Maus ist ein Spielfilm von Josef Hader aus dem Jahr 2017. Die österreichisch-deutsche Koproduktion kam in Österreich am 17. Februar 2017 in die Kinos, in Deutschland und der Schweiz startete der Film am 9. März 2017.[3] Die Premiere erfolgte im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele Berlin 2017 am 11. Februar, wo der Film in den Wettbewerb um den Goldenen Bären eingeladen wurde.[4]
Film | |
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Originaltitel | Wilde Maus |
Produktionsland | Österreich, Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 2017 |
Länge | 103 Minuten |
Altersfreigabe | FSK 12[1] JMK 12[2] |
Stab | |
Regie | Josef Hader |
Drehbuch | Josef Hader |
Produktion | Veit Heiduschka, Michael Katz |
Kamera | Andreas Thalhammer, Xiaosu Han |
Schnitt | Ulrike Kofler, Monika Willi, Christoph Brunner |
Besetzung | |
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Handlung
Der 55-jährige Georg ist seit vielen Jahren als angesehener und gefürchteter Musikkritiker bei einer Wiener Zeitung tätig. Sein Chefredakteur Waller kündigt ihm eines Tages überraschend aufgrund von Sparmaßnahmen. Georg verheimlicht dies seiner 43-jährigen Frau Johanna, die ein Kind von ihm will und hauptsächlich damit beschäftigt ist, den nächsten Eisprung abzuwarten, um ihren Kinderwunsch in die Tat umzusetzen.
Tagsüber nutzt Georg seine neu gewonnene Freizeit, um gemeinsam mit seinem ebenfalls arbeitslosen ehemaligen Schulkollegen Erich sowie dessen rumänischer Freundin Nicoletta eine alte Achterbahn namens Wilde Maus im Prater zu sanieren und wieder fahrtauglich zu machen. In der Nacht startet Georg Rachefeldzüge gegen seinen ehemaligen Chef, die zunächst als kleine Sachbeschädigungen beginnen, sich aber schnell zu größeren Anschlägen steigern und bald Georgs sorgsam aufgebaute bürgerliche Existenz gefährden.
Johanna bekommt schließlich ein Angebot von Georgs ehemaligem Chef und erfährt von ihm, dass Georg längst arbeitslos ist.
Am Ende will er Waller erschießen, der in einer Berghütte mit seinem Freund urlaubt, Georg schafft es aber nicht. Danach möchte er im Schnee Selbstmord begehen, wird aber von zwei Männern dabei entdeckt und daran gehindert, flieht fast unbekleidet und kehrt zu Johanna zurück. Die Schlussszene deutet eine Versöhnung beider an.
Produktion
Die Dreharbeiten fanden von September bis November 2015 in Wien und Niederösterreich statt, gedreht wurde unter anderem im Wiener Prater.[5] Unterstützt wurde der Film vom Österreichischen Filminstitut, vom Filmfonds Wien und vom Land Niederösterreich, beteiligt waren der Österreichische Rundfunk und die ARD (Degeto). Produziert wurde der Film von Wega Film, Koproduzenten waren die Majestic Film und FreibeuterFilm.[6][7] Für den Ton zeichnete Hjalti Bager Jonathansson verantwortlich, für das Kostümbild Max Wohlkönig und für das Szenenbild Christoph Kanter.[8]
Für Josef Hader, der auch als Hauptdarsteller fungierte und für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, war dies das Debüt als Regisseur.[9] Titelgebend für den Film ist die Hochschaubahn „Wilde Maus“ im Wurstelprater.[10]
Der Film wurde 2018 im Rahmen der Edition österreichischer Film von Hoanzl und dem Standard auf DVD veröffentlicht.[11]
Filmmusik
- Antonio Vivaldi: Sonata d-Moll, op. 1, Nr. 12, RV. 63, La Follia (Il Giardino Armonico)
- Georg Friedrich Händel: Wassermusik, Suite Nr. 2, Alla Hornpipe (Aradia Ensemble)
- Franz Schubert: Streichquartett Nr. 14 d-Moll (D 810), Der Tod und das Mädchen (Quatuor Mosaïques)
- Ludwig van Beethoven: 3. Sinfonie in Es-Dur op. 55 Eroica (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen)
- Ich tanze nicht, Text & Musik: Markus „Maeckes“ Winter
- Ludwig van Beethoven: 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen)
- Bilderbuch: Maschin, Man hat mir weh getan / Kopf ab / Ein Boot für uns; Musik: Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky, Andreas Födinger, Clemens Kranawetter; Text: Maurice Ernst, Michael Krammer, Peter Horazdovsky, Andreas Födinger, Philipp Scheibl
- Wolfgang Amadeus Mozart: Eine kleine Nachtmusik (Dirigent: Wolfgang Sobotka, Cappella Istropolitana)
- Robert Schumann: 4. Sinfonie in d-Moll, op. 120 (Fassung von 1851) (Deutsche Kammerphilharmonie Bremen)
- Wozivob: Giuseppe Leonardi
- Igor Stravinsky: Der Feuervogel (Dirigent Robert Craft, Philharmonia Orchestra)
- Georg Gabler: Come on, move on, Text und Musik: Georg Gabler
- Pratermusik 1–6, Komponiert von Georg Gabler[12][13]
Rezeption
Die Süddeutsche Zeitung meinte, es sei „bemerkenswert, wie gut Hader das Handwerk des Filmemachens in seinem Erstling beherrscht“. Ihm gelängen „sehr komische und sehr traurige Bilder, meistens sind sie sogar beides gleichzeitig“. Der Film sei „herrlich lakonisch erzählt, flott montiert, mit dem sicheren Sinn des Kabarettisten für groteske, böse Pointen“.[14]
Der Hollywood Reporter schrieb: „Es ist nicht der originellste oder anspruchsvollste Film der Berlinale, aber es ist der vielleicht mühelos lustigste.“ Die Welt bezeichnete den Film als „elegante, konsequente, perfekt genrevermixende Gesellschaftsgroteske“, die „unterhaltend und rasend komisch“ sei.[15] Das Portal femundo lobte den Film eine „intelligente und unterhaltsame Komödie über […] den Mangel an Kommunikation und die Zumutungen des stinknormalen Alltags“.[16]
Der Rundfunk Berlin-Brandenburg meinte hingegen, dass der Film „nicht gerade eine Empfehlung für weitere Filmprojekte mit Josef Hader als alleinigem Regisseur und Drehbuchautor“ sei, visuell nicht viel zu bieten habe und urteilte: „Der fahrige Plot macht zudem mehr Nebenstränge auf, als er sinnvollerweise zusammenführen kann. Da ist das absurd abrupte Ende dann schon fast wieder folgerichtig, weil jeder Versuch einer Abrundung der Geschichte hätte scheitern müssen“. Ähnlich die Variety, die von einem „visuell versierten, aber nicht erinnerungswürdigen Regiedebüt“ sprach.[15]
In Österreich verzeichnete der Film am ersten Wochenende 52.332 Besucher und lieferte damit den erfolgreichsten Kinostart eines österreichischen Films seit Poppitz im Jahr 2002.[17] In Folge wurde der Film mit dem Austrian Ticket für mehr als 75.000 Besucher ausgezeichnet.[18] In Deutschland gelang Wilde Maus der beste Start eines österreichischen Films.[19] Mit 264.284 Besuchern war der Film laut Film Austria der erfolgreichste Film des österreichischen Kinojahres 2017.[20]
2017 war der Film für den DACHS-Drehbuchpreis (Fünf Seen Filmfestival) nominiert.[21]
Auszeichnungen und Nominierungen
- 2017: Diagonale – Preis für die innovativste Produktionsleistung, Preis für die beste künstlerische Montage[22]
- 2018: Österreichischer Filmpreis 2018 – Nominierung in den Kategorien Bester männlicher Darsteller (Josef Hader) und Beste männliche Nebenrolle (Georg Friedrich)[23]
Weblinks
- Offizielle Website
- Profil bei berlinale.de
- Wilde Maus auf filmladen.at
- Wilde Maus in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Freigabebescheinigung für Wilde Maus. Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (PDF; Prüfnummer: 165060/K).
- Alterskennzeichnung für Wilde Maus. Jugendmedienkommission.
- Wilde Maus (2017) – Release Info – IMDb. Abgerufen am 7. Jänner 2017.
- Profil bei berlinale.de (abgerufen am 1. Februar 2017).
- Kurier: Josef Hader und die „Wilde Maus“. Artikel vom 2. November 2015, abgerufen am 7. Jänner 2017.
- Filmfonds Wien: Wilde Maus. Abgerufen am 7. Jänner 2017.
- filmladen.at: Wilde Maus. Abgerufen am 7. Jänner 2017.
- Österreichisches Filminstitut. Abgerufen am 7. Januar 2017.
- orf.at – „Spannendster Filmstart“ für Hader. Artikel vom 7. Jänner 2017, abgerufen am 7. Jänner 2017.
- orf.at – Josef Hader erstmals als Regisseur. Artikel vom 31. Oktober 2015, abgerufen am 7. Jänner 2017.
- derStandard.at: Die STANDARD-Edition "Der österreichische Film" ist nun imposante 310 Stück stark. Artikel vom 12. Oktober 2018, abgerufen am 13. Oktober 2018.
- Wilde Maus: Filmmusik. Abgerufen am 24. Februar 2017.
- profil.at: „Wilde Maus“ mit Beteiligung von Politikern. Artikel vom 21. Februar 2017, abgerufen am 24. Februar 2017.
- Süddeutsche Zeitung: „Komik des Niedergangs“. Artikel vom 8. März 2017, abgerufen am 22. November 2017.
- derStandard.at: Presseschau zu Haders „Wilde Maus“: Der „mühelos lustigste“ Berlinale-Film. Artikel vom 13. Februar 2017, abgerufen am 14. Februar 2017.
- femundo.de: Wien zwischen Nostalgie und täglichen Wahnsinn. 20. September 2017, abgerufen am 26. September 2017.
- Kurier: „Wilde Maus“: Erfolgreichster Kinostart seit „Poppitz“. Artikel vom 20. Februar 2017, abgerufen am 21. Februar 2017.
- Aufstellung Diamond-Super-Golden-Austria Tickets 2017. Abgerufen am 27. Februar 2017.
- Rekordstart für „Wilde Maus“ in Deutschland. In: mediabiz.de. Blickpunkt:Film, 14. März 2017, abgerufen am 16. März 2017.
- Vorarlberger Nachrichten: Die heimischen Kassensieger. Artikel vom 30. Dezember 2017, abgerufen am 30. Dezember 2017.
- Fünf Seen Filmfestival 2017: DACHS-Drehbuchpreis. Abgerufen am 1. August 2017.
- orf.at: Große Diagonale-Preise wurden verliehen. Artikel vom 1. April 2017, abgerufen am 1. April 2017.
- Nominierungen Österreichischer Filmpreis 2018. Abgerufen am 6. Dezember 2017.