Wiesbaden-Breckenheim
Breckenheim ist ein Ortsbezirk der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Er wurde am 1. Januar 1977 im Rahmen der Gebietsreform in Hessen nach Wiesbaden eingemeindet und hat ca. 3.400 Einwohner.
Breckenheim liegt nahe der Bundesautobahn 3, unweit des Wiesbadener Kreuzes und grenzt an Langenhain, Wildsachsen und Wallau (Stadtteile von Hofheim am Taunus) sowie die Wiesbadener Stadtteile Medenbach, Igstadt und Nordenstadt. Die Bahnstrecke Breckenheim–Wiesbaden zweigt südlich des Tunnels Breckenheim an der Abzweigstelle Breckenheim von der Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main in den Wandersmann-Nord-Tunnel ab.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung als Brechenheim findet sich in einer Schenkung vom 1. Mai 950 von König Otto I. an den Grafen Gerung (Land im Königssundrandgau (Königssondergau) in Breckenheim, Wallau und Nordenstadt). Der Fund eines fränkischen Gräberfeldes aus dem 6. Jahrhundert bei Nordenstadt lässt auf eine fränkische Besiedlung in dieser Zeit auch hier in Breckenheim schließen. Nach Ausführungen von Dr. phil. Hensche (Heimatbuch „Der ehemalige Landkreis Wiesbaden“) wäre es denkbar, dass diese Ansiedlung auf Grund ihres Sippenführers „Brecko“ seinen Namen erhielt. „Heim“ deutet wohl auf eine größere Ansiedlung hin (6. bis 9. Jahrhundert).
Im 12. Jahrhundert war die Herrschaft Eppstein Eigentümer des Ortes Breckenheim. Am 15. Mai 1251 schenkte der Erzbischof von Mainz dem Domstift zu Mainz Güter in Breckenheim und Erbenheim. Ein Müller namens Engilbertus findet in der Schenkungsurkunde Erwähnung.
Die Breckenheimer Kirche wird erstmals zwischen 1280 und 1285 als Filialkirche von Wallau erwähnt. 1310 wird eine eigene Pfarrei errichtet. Der Pfarrer wurde vom Kloster Bleidenstadt gestellt.
Im Jahr 1492 wurden Teilgebiete der Herrschaft Eppstein, darunter auch das Dorf Breckenheim, für 64.000 Gulden von Gottfried X. an den Landgrafen Wilhelm III. von Hessen verkauft.
Während des Dreißigjährigen Krieges wurde das Dorf inklusive Kirche, Pfarr- und Schulhaus schwer verwüstet.
1718 bis 1724 wurde ein Schulhaus erbaut, das zuletzt bis 1966 als Rathaus diente und dann abgerissen wurde. Auch die Kirche entstand damals in ihrer heutigen Form. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss kam Breckenheim 1803 an das Fürstentum Nassau-Usingen. Mit der Gründung des Amtes Hochheim am 4. April 1816 gehörte Breckenheim zu diesem herzoglich-nassauischen Amt. Mit der Annexion Nassaus durch Preußen wurde Breckenheim 1866 preußisch und Teil des Mainkreises.
1845 wurde der Weg nach Igstadt als Chaussee ausgebaut. 1894 bis 1904 wurde die heute denkmalgeschützte Villa Breckenheim erbaut.
1928 erhielt Breckenheim eine erste Wasserleitung. 1936 wurde eine neue Schule gebaut. Von 1936 bis 1939 zogen sich die Bauarbeiten an der heutigen Bundesautobahn 3 durch die Gemarkung. Mit der Pflasterung der Ortsstraßen wurde 1953/55 begonnen, Abwässerkanäle wurden 1963–1965 verlegt.
Ab 1965 begann eine rege Bautätigkeit. Zunächst wurden Rathaus und Feuerwehrhaus als Mehrzweckgebäude errichtet, und vor das Rathaus kam sodann ein Kinderspielplatz. 1968 begann der Bau einer Friedhofskapelle. 1971–1974 wurden Neubaugebiete erschlossen, die Sport- und Kulturhalle und der Kindergarten in der Brunnenstraße gebaut. 1974 wurde der alte Dorfplatz neu gestaltet.
Im Zuge der Gebietsreform in Hessen verlor Breckenheim seine kommunale Eigenständigkeit. Der Ort wurde am 1. Januar 1977 aus dem Main-Taunus-Kreis ausgegliedert und als Stadtteil in die Landeshauptstadt Wiesbaden eingegliedert.[1] Für Breckenheim wurde wie für alle früher selbständigen Gemeinden ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.
1994 wurde östlich des Ortes das Naturschutzgebiet Prügelwiesen bei Wiesbaden in Breckenheim ausgewiesen.
Seit 1998 gab es wieder eine Großbaustelle in der Gemarkung. Parallel zur Autobahn entstand die ICE-Trasse Köln–Frankfurt mit dem Tunnel Breckenheim.
2007 wurde der neue Dorfplatz nach erheblicher Eigeninitiative der Einwohner fertiggestellt.
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Breckenheim lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][3]
- 1433: Heiliges Römisches Reich, Herrschaft Eppstein-Münzenberg
- ab 1492: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Eppstein
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Eppstein[4]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1604: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Eppstein
- ab 1643: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Amt Wallau
- ab 1803: Heiliges Römisches Reich, Fürstentum Nassau-Usingen, Amt Wallau
- ab 1806: Herzogtum Nassau, Amt Wallau
- ab 1817: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- ab 1849: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Kreisamt Höchst
- ab 1854: Deutscher Bund, Herzogtum Nassau, Amt Hochheim
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Königreich Preußen, Preußische Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Mainkreis
- ab 1871: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Mainkreis
- ab 1886: Deutsches Reich, Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wiesbaden
- ab 1918: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Kreis Wiesbaden
- ab 1928: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1944: Deutsches Reich, Freistaat Preußen, Provinz Nassau, Main-Taunus-Kreis
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden, Main-Taunus-Kreis
- ab 1968: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Main-Taunus-Kreis
- am 1. Januar 1977 wurde Breckenheim in die Stadt Wiesbaden als Stadtteil eingegliedert
Einwohnerentwicklung
Belegte Einwohnerzahlen bis 1967 sind:[2]
- 1457: 30 Häuser
- 1492: 33 Häuser
- 1592: 43 Häuser
- 1610: 70 Haushaltungen
- 1630: 36 Männer, 2 Witwen, 3 Vormundschaften
- 1637: 3 Haushaltungen
- 1650: 8 Haushaltungen
- 1677: 18 Haushaltungen
- 1721: 61 Haushaltungen
- 1791: 550 Einwohner[5]
- 1794: 466 Einwohner
- 1800: 550 Einwohner[6]
- 1817: 517 Einwohner
- 1852: 725 Einwohner
- 1875: 758 Einwohner
- 1910: 781 Einwohner
- 1939: 826 Einwohner
- 1950: 1142 Einwohner
- 1961: 1209 Einwohner
- 1967: 1453 Einwohner
Wahlergebnisse zum Ortsbeirat
Seit der Eingliederung nach Wiesbaden 1977 wird im Rahmen der Kommunalwahlen in Hessen auch der Ortsbeirat des Ortsbezirkes Breckenheim gewählt. Nach den einzelnen Wahlergebnissen ergab sich jeweils folgende Sitzverteilung:
Wahljahr | CDU | SPD | GRÜNE | FDP | BiB | Gesamt |
---|---|---|---|---|---|---|
2021 | 3 | 2 | 1 | 0 | 1 | 7 |
2016 | 4 | 2 | 1 | — | — | 7 |
2011 | 4 | 3 | — | 0 | — | 7 |
2006 | 4 | 2 | 1 | 0 | — | 7 |
2001 | 2 | 1 | — | 0 | 4 | 7 |
Literatur
- Festschrift des Turnvereins Breckenheim 1890 e. V. zu seinem 80jährigen Jubiläum. Hrsg. v. Heimat und Verkehrsverein Breckenheim, Breckenheim 1975.
Weblinks
- Breckenheim bei wiesbaden.de
- Förderkreis Historisches Breckenheim e. V.
- Breckenheim, Stadt Wiesbaden. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Jüdische Geschichte in Breckenheim (Stadt Wiesbaden)
Einzelnachweise
- Gesetz zur Neugliederung des Main-Taunus-Kreises und der Stadt Wiesbaden (GVBl. II 330–30) vom 26. Juni 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 22, S. 309, § 8 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 1,5 MB]).
- Breckenheim, Stadt Wiesbadendatum =2016-11-16. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Die Zugehörigkeit des Amtes Eppstein anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 134 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 140 (Online in der HathiTrust digital library).