Nordic Walking
Nordic Walking (englisch für ‚nordisches Gehen‘) ist eine Ausdauersportart, bei der schnelles Gehen durch den Einsatz von zwei Stöcken im Rhythmus der Schritte unterstützt wird. Es kann als Variante des Breitensports Walking angesehen werden.
Geschichte
Nordic Walking definiert man als Gehen mit speziell entworfenen Stöcken. Obwohl Läufer, Wanderer und Skilangläufer dasselbe Konzept schon Jahrzehnte früher als Trainingsmethode benutzt hatten, war der finnische Trainer Mauri Repo der erste, der Nordic Walking als Sportart definierte. Sein Werk Hiihdon lajiosa von 1974 erschien 1979 unter demselben Titel in überarbeiteter Form.[1] Das Konzept des Nordic Walking wurde anhand des Sommer-Trainingsplans für Skiläufer entwickelt.[2] Dieses Konzept beinhaltete die ersten Erklärungen und Instruktionen zu der Sportart und Übungen sowie anatomische und psychische Gründe dafür, warum man diese Sportart betreiben solle.
1997 wurden die ersten Gehstöcke vom finnischen Hersteller Exel produziert und auf den Markt gebracht. Der Fachausdruck Nordic Walking entstand 1999 und wurde im gleichen Jahr durch ein Werbeflugblatt international bekannt.
Allgemein
Der Einsatz von Stöcken macht aus Walking ein Training, bei dem zusätzlich die Muskulatur des Oberkörpers beansprucht wird. Nordic Walking ist für ambitionierte Sportler ebenso geeignet wie für untrainierte Menschen. Die Gelenke werden jedoch, entgegen anders lautenden Behauptungen, mehr belastet als beim normalen Spazieren.[3] Nach einer Studie von Sportmedizinern des Krankenhauses für Sportverletzte in Hellersen ist der Sauerstoffverbrauch (und daraus folgernd die Ausdauerbelastung) beim Nordic Walking mit korrekter Ausführung ca. 5 % höher als beim konventionellen Walking, wenn dieses ohne zusätzliche Oberkörperbewegungen durchgeführt wird.[4]
Bewegungsablauf
Nordic Walking ist eine Sportart mit zyklischem Bewegungsablauf. Der rechte Stock hat immer dann Bodenberührung, wenn die linke Ferse aufsetzt, der linke Stock, wenn die rechte Ferse aufsetzt. Die Stöcke werden nah am Körper geführt. Der jeweilige Stock wird schräg und flach nach hinten eingesetzt; der Stockeinsatz sollte immer unterhalb des Körperschwerpunktes, also in der Schrittstellung auf der vertikalen Körperachse erfolgen. Es gibt Techniken, bei denen die Hände ständig geöffnet und geschlossen werden. Dabei wird die vordere Hand unmittelbar nach dem sanften Aufsetzen des Stockes geöffnet und in der Schwungphase erst nach dem Passieren des großen Rollhügels (Oberschenkelknochen – trochanter major) wieder geschlossen. Die Belastung der Stockspitze erfolgt über die geöffnete Hand durch Druck auf die Schlaufe.[5]
Ausrüstung
Nordic-Walking-Stöcke bestehen aus leichten Materialien wie CFK, CFK-Glasfaser-Mischung oder Aluminium. CFK dämpft Schwingungen besser als Aluminium und ist stabiler. Ein abnehmbarer Gummischutz auf den Stockspitzen absorbiert zusätzlich Schläge und mindert Geräusche auf Asphalt. Handschlaufen dienen in erster Linie der Kraftübertragung vom Arm auf den Stock und in zweiter Linie zur Sicherung gegen Rutschen.
Ein zu kurzer oder zu langer Stock ist bei einer funktionalen Bewegungsausführung hinderlich. Für die Länge der Stöcke kann folgende Faustformel empfohlen werden: Stocklänge = 0,66 × Körpergröße. Es empfiehlt sich, im Zweifel eine etwas kürzere Stocklänge als berechnet auszuwählen, damit es nicht zu Ausweichbewegungen in den Schultergelenken kommt. Viele Stöcke lassen sich in der Länge durch Teleskoprohre verstellen.
Die Anforderungen an einen Laufschuh und einen Walking-Schuh sind ähnlich. Im Vergleich zum Jogging-Schuh sind der Fersenbereich und die gesamte Sohle im Walking-Schuh stärker abgerundet und sollen so für ein flüssiges Abrollen sorgen.
Kritik
- Verschiedene Stimmen sehen in der Sportart Nordic Walking einen von Zubehörherstellern ausgelösten Trend.
- Zusätzlicher Kritikpunkt ist die Wahrnehmung, die Mehrzahl der Nordic Walking ausübenden Menschen beherrsche die Technik nicht und gehe nur „mit schleifenden Stöcken“ spazieren oder führe den Sport mit einer zu niedrigen Intensität aus. Allerdings wird gerade von medizinischer Seite positiv bemerkt, dass sich viele Menschen so wenigstens überhaupt bewegen.
Deutsche Meisterschaft
Im Oktober 2010 fand im oberschwäbischen Altshausen die Deutsche Nordic Walking Meisterschaft im Halbmarathon mit 194 Teilnehmern statt.
Nordic-Walking-Parks
Groß angelegte Nordic-Walking-Parks bieten Anfängern und Fortgeschrittenen mittlerweile in ganz Europa die Möglichkeit, ihren Freizeitsport auszuüben. Das meist landschaftlich besonders reizvolle und beschilderte Streckennetz mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden lässt sich auch von Wanderern und Läufern nutzen.
Literatur
- Thomas Jöllenbeck, Christian Grüneberg: Gesund durch Nordic Walking – Prävention oder Mythos? (PDF; 52 kB) In: Physiotherapie 2. 2008, S. 23–26, archiviert vom Original am 1. Februar 2014; abgerufen am 23. Dezember 2015.
- Harald Lange: Optimales Walking. Der Weg zu einem stimmigen Trainingskonzept und seine Anwendung in der Praxis. Spitta, Balingen 2006, ISBN 3-934211-96-8.
- Ulrich Pramann, Bernd Schäufle: Nordic Walking für Einsteiger. Südwest, München 2005, ISBN 3-517-06862-4.
- Johannes Roschinsky: Nordic Walking. Meyer & Meyer, Aachen 2004, ISBN 3-89899-020-6.
- Andreas Wilhelm, Christian Neureuther, Rosi Mittermaier: Nordic Walking Praxisbuch. Droemer Knaur, München 2006, ISBN 3-426-64341-3.
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Nordic Walking bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Einzelnachweise
- Mauri Repo: Seuravalmentajan Perustiedot Hiidon Lajiosa. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) 1979, archiviert vom Original am 1. Januar 2014; abgerufen am 18. Januar 2014 (finnisch). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Paula Warren: The History of Nordic Walking. International Nordic Walking Federation, 18. Mai 2013, abgerufen am 18. Januar 2014 (englisch).
- Thomas Jöllenbeck, Daniel Leyser, Claudia Classen, Melanie Mull, Christian Grüneberg: Nordic Walking – Eine Feldstudie über den Mythos Gelenkentlastung. In: J. Freiwald, T. Jöllenbeck, N. Olivier (Hrsg.): Prävention und Rehabilitation. Symposiumsbericht Bad Sassendorf 2006. Strauß, Köln 2007, S. 399–405 (online (Memento vom 3. Februar 2014 im Webarchiv archive.today) [PDF; 2,8 MB; abgerufen am 23. Dezember 2015]). Nordic Walking – Eine Feldstudie über den Mythos Gelenkentlastung (Memento des Originals vom 3. Februar 2014 im Webarchiv archive.today) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Volker Höltke u. a.: Vergleich von Walking und Nordic Walking im moderaten Intensitätsbereich. (PDF; 71 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Abteilung Sportmedizin, Krankenhaus für Sportverletzte Hellersen, 2005, archiviert vom Original am 2. Februar 2014; abgerufen am 18. Januar 2014. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Andreas Wilhelm, Christian Neureuther, Rosi Mittermaier: Nordic Walking Praxisbuch. Knaur, München 2006, ISBN 3-426-64341-3.