Werra-Altarm bei Schwebda
Der Werra-Altarm bei Schwebda ist eine ehemalige Flussschleife im Eschweger Becken, die im 19. Jahrhundert durch eine künstliche Begradigung der Werra vom Hauptstrom abgetrennt wurde. Um den, zum Lebensraum von einer Vielzahl von Vogelarten gewordenen Bereich zu schützen, wurde die rund acht Hektar große Fläche zum Naturschutzgebiet und Fauna-Flora-Habitat-Gebiet erklärt.
Werra-Altarm bei Schwebda
| ||
Blick aus südlicher Richtung auf den Nordteil des Altarms. | ||
Lage | Schwebda, Gemeinde Meinhard im Werra-Meißner-Kreis in Hessen. | |
Fläche | 7,89 Hektar | |
Kennung | 1636015 | |
WDPA-ID | 319314 | |
Natura-2000-ID | 4826-304 | |
Geographische Lage | 51° 11′ N, 10° 6′ O | |
| ||
Meereshöhe | von 162 m bis 163 m | |
Einrichtungsdatum | März 1987 | |
Besonderheiten | Besonderer Schutz als Naturschutzgebiet, Natura 2000-Gebiet und Teil des Landschaftsschutzgebietes „Auenverbund Werra“. |
Geografische Lage
Der Altarm liegt in der Gemarkung von Schwebda, einem Ortsteil der Gemeinde Meinhard im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. Das Schutzgebiet beginnt am Dorfende und wird im Süden vom Werraufer begrenzt. Im Osten grenzen Ackerflächen an den geschützten Bereich. Westlich liegt das Freizeit- und Erholungsgebiet des Werratalsees.
Das Schutzgebiet gehört zum Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und wird naturräumlich der „Schwebda-Jestädter Werraaue“ im „Unteren Werraland“ zugeordnet, das zu der Haupteinheitengruppe „Osthessisches Bergland“ gehört.[1]
Unterschutzstellung
Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet im März 1987 sollte die typische Vegetation eines Altarmes mit seiner ausgeprägten Röhrichtzone als Biotop für gefährdete Vogelarten gesichert werden.[2] Das Naturschutzgebiet mit einer Größe von 7,89 Hektar hat die nationale Kennungsnummer 1636015 und den WDPA-Code 319314.[3] Mit gleichen Gebietsgrenzen und Erhaltungszielen wurde der Altarm in 2008 als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet mit der Nummer 4826-304 Teil von Natura 2000, einem europaweiten Netz von Schutzgebieten.[4][5]
Der Altarm gehört außerdem zu dem 1992 ausgewiesenem Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Werra“,[6] das sich mit mehreren Teilbereichen und einer Gesamtfläche von rund 4000 Hektar entlang der Werra in den Landkreisen Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner erstreckt. Ziel ist die Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Abschnitte, der Schutz soll den im Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser geprägten Lebensgemeinschaften entlang der Gewässer dienen.[7]
Natur
Einer Begradigung der Werra ist das Vorhandensein des Altarms zu verdanken. Im Jahr 1849 wurde die hufeisenförmige Flussschleife vom Hauptstrom abgetrennt. Das Altgewässer entwickelte sich im Laufe der Zeit zum Rast-, Nahrungs- und Brutplatz für eine Vielzahl von gefährdeten und vom Aussterben bedrohter Vogelarten.
Mit einer Größe von 7,89 Hektar, einer Länge von ungefähr 1,5 km und der geringen Breite von sechs bis acht Metern, die sich nur im östlichen Teil auf bis zu 150 m ausdehnt, ist der Bereich kreisweit eines der kleineren Schutzgebiete. Ein von Schwebda kommender und den Altarm kreuzender Feldweg teilt zudem das Gebiet in zwei Hälften. Der Altarm hat neben Röhrichten und offenen Wasserflächen einen markanten älteren Baumbestand. Die Ufer säumen Erlen, Pappeln, Baumweiden und Weidengebüsche. Dieser Wald wird dem Lebensraumtyp 91 E0* „Erlen-Eschen- und Weichholzauenwälder“[8] zugeordnet. Es ist ein prioritärer Lebensraum, der aus EU-Sicht vom Verschwinden bedroht ist und für den eine besondere Verantwortung für seine Erhaltung besteht.
Die Wasserflächen mit ihrer charakteristischen Vegetation gehören zu dem Lebensraumtyp 3150 „eutrophe Seen“. Das Altwasser, das sich aus Teichen, Schilfröhrichten und Verlandungszonen bildet, ist in einem günstigen Erhaltungszustand und wird floristisch und ornithologisch als wertvoll angesehen. Die ornithologische Bedeutung des Werraaltarmes war ein wesentlicher Grund für dessen Ausweisung als Naturschutzgebiet. Im Schutzwürdigkeitsgutachten werden exemplarisch Knäkente, Rohrweihe, Teichrohrsänger und Wasserralle als wertgebende Vogelarten genannt.
Das Schutzgebiet liegt im Überschwemmungsbereich der Werra. Überschwemmungen sind allerdings seltener geworden und meist von geringerer Intensität. Dadurch sank auch der durchschnittliche Wasserstand des Altarms, der fortschreitend verlandet. Auf der Innenseite durchquert im südlichen Bereich eine alte Flutmulde, die nicht in das Schutzgebiet einbezogen wurde, die landwirtschaftlich genutzten Flächen.[9]
Touristische Erschließung
Zwischen dem nordwestlichen Bereich des Altarms und dem Werratalsee führt ein Rad- und Wanderweg vorbei. Den Innenbogen des u-förmigen Altarms erreicht man über einen Feldweg.
Literatur
- Lothar und Sieglinde Nitsche, Marcus Schmidt: Naturschutzgebiete in Hessen, Band 3, cognitio Verlag, Niedenstein 2005, ISBN 3-932583-13-2.
- Hjalmar Thiel: Grunddatenerfassung zum FFH-Gebiet Nr. 4826-304 „Werra-Altarm bei Schwebda“. Erstellt im Auftrag des Regierungspräsidiums Kassel, Obere Naturschutzbehörde. Rosdorf, November 2007.
Weblinks
Einzelnachweise
- Naturräumliche Gliederung nach Otto Klausing im Umweltatlas Hessen auf atlas.umwelt.hessen.de; abgerufen am 8. November 2018.
- Verordnung über das Naturschutzgebiet „Werra-Altarm bei Schwebda“ vom 27. Februar 1987 im Staatsanzeiger für das Land Hessen, Nr. 12/1987 vom 23. März 1987, S. 659 f.
- Werra-Altarm bei Schwebda in der Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 8. November 2018.
- Verordnung über die Natura 2000 Gebiete in Hessen im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. Teil I - Nr. 4, vom 16. Januar 2008.
- Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 8. November 2018.
- „Auenverbund Werra“ in der Weltdatenbank für Schutzgebiete; abgerufen am 8. November 2018.
- Die Verordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Auenverbund Werra“ auf der Webseite des Regierungspräsidiums Kassel; abgerufen am 8. November 2018.
- Liste der in Deutschland vorkommenden Lebensräume des Anhangs I der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie; abgerufen am 8. November 2018.
- Grunddatenerfassung zum FFH-Gebiet Nr. 4826-304 „Werra-Altarm bei Schwebda“; abgerufen am 7. November 2018.