Weinbau im Vereinigten Königreich
Britischer Wein wird in Südengland und in Südwales in kleinen Mengen hergestellt. Der Weinbau wurde vor allem durch die wärmeren Sommer in den letzten Jahren begünstigt. Zudem wird darauf spekuliert, dass die Weingärten als Folge der globalen Erwärmung in dieser klimatischen Grenzregion in Zukunft noch erweitert werden könnten. English-wine.com zufolge gab es 2006 ungefähr 400 Weingärten, von denen die meisten jedoch recht klein sind, mit einer Gesamtfläche von ungefähr 2.000 Acres (ca. 800 Hektar). Probleme bereitet den Weinbauern allerdings das Misstrauen der Finanzinstitute, die keine Finanzierung durch Kredite ermöglichen.
Britischer Wein deckt etwa ein Prozent des Hausbedarfs im Vereinigten Königreich. Durch einen möglichen EU-Austritt des Vereinigten Königreichs könnte die Genehmigungspflicht für die Neuanlage von Weinbergen entfallen. Da der Weinbau in England von den Folgen der globalen Erwärmung profitiert, ist eine großflächige Ausweitung der Rebflächen infolge Deregulierung denkbar.
Geschichte
Die Römer versuchten in ihrer Provinz Britannien Wein nördlich von Lincolnshire anzubauen, wofür sich jedoch die Wetterbedingungen als zu kalt und zu feucht erwiesen. Trotzdem wurde der Weinanbau mit vierzig Weinbergen bis zu den Normannen fortgeführt, wie im Domesday Book erwähnt wird. Im Mittelalter war der britische Markt größter Kunde süßer Weine wie Sherry, Portwein und Madeirawein aus Deutschland, Spanien, Italien, Portugal und Frankreich.
Im 20. Jahrhundert
In den 1970er Jahren wurde der Weinanbau aufgrund der globalen Erwärmung, die viele Teile von Sussex, Kent, Essex, Suffolk und Cambridgeshire trocken und warm genug gemacht hat, um Wein von guter Qualität herzustellen, von Neuem begonnen. Die ersten britischen Weine wurden, durch die süßen deutschen Weine wie Liebfrauenmilch und Hock beeinflusst, in den siebziger Jahren sehr populär und waren einfach gemischte Weißweine und süße Rotweine, die cream wine (creams) genannt wurden. Der größte Weinbau in England wird in Denbies Wine Estate in Surrey betrieben, der 265 Acres (107 ha) Wein besitzt und ein Besucherzentrum, das ganzjährig geöffnet ist.
Der britische Weinanbau beschleunigte sich in den 1990er Jahren, als Wein aus eher untypischen Anbaugebieten wie z. B. Australien, Chile, Argentinien, Neuseeland und Südafrika immer beliebter wurde und der britische Kunde immer mehr Wein akzeptierte, der nicht aus den traditionellen Weinanbaugebieten stammte. Die britische Weinindustrie machte es den neuen Weinen nach und stellte gute Qualitätsweine wie Chardonnay und Pinot Noir her.
Der Weinanbau hat sich auch in die Midlands und nach Nordengland ausgebreitet, wo in Yorkshire und Lancashire je ein Weinberg existiert.
Etikettenvorschriften
Im Vereinigten Königreich werden die Vorschriften zur Etikettierung im Vergleich mit dem restlichen Europas weniger streng ausgelegt. Die meisten geben lediglich die Traubensorte, den Jahrgang, die Lage, die Menge und den Alkoholgehalt an. Das geht aus dem Einfluss von Weinen aus den neuen Gebieten hervor.
Rebsorten
Insgesamt findet man Anpflanzungen mit den Rebsorten Auxerrois, Bacchus, Cascade, Chardonnay, Dunkelfelder, Ehrenfelser, Elbling, Faber, Huxelrebe, Kernling, Léon Millot, Madeleine Angevine, Merlot, Müller-Thurgau, Optima, Ortega, Pinot blanc, Pinot noir, Phoenix, Regent, Reichensteiner, Riesling, Rondo, Roter Elbling, Scheurebe, Schönburger, Schwarzriesling, Seyval Blanc und Triomphe d’Alsace.
Aufgrund des kühlen Weinbauklimas fällt der Anteil von darauf abgestimmten Neuzüchtungen sehr hoch aus.