Walddörfer-Gymnasium
Das Walddörfer-Gymnasium (ehemals „Walddörferschule“) ist ein Gymnasium im Hamburger Stadtteil Volksdorf, das 1930 gegründet wurde. Es wurde vom Hamburger Stadtbaumeister Fritz Schumacher gebaut.
Walddörfer-Gymnasium | |
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Eingangsbereich des Walddörfer-Gymnasiums | |
Schulform | Gymnasium |
Gründung | 1930 |
Ort | Hamburg |
Land | Hamburg |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 53° 39′ 8″ N, 10° 10′ 28″ O |
Träger | Freie und Hansestadt Hamburg |
Schüler | 1130 (Schuljahr 2021/22[1]) |
Leitung | Jürgen Solf |
Website | wdg.hamburg.de |
Gebäude
Das Walddörfer-Gymnasium ist architektonisch und pädagogisch eine Gründung der Reformpädagogik. Schumacher verwendete eine sehr strenge Mauertechnik, den Märkischen Verband — auf zwei volle Steine folgt jeweils ein Stein mit der Schmalseite nach außen. Das Prinzip wird an den Eingängen durchbrochen.
Die Aula und die beiden L-förmig ausgelegten und zweigeschossigen Flachdachbauten umschließen den großzügigen Innenhof der Schule. Die Richtung Westen gelegenen Turnhallenbauten schließen den Kreis um den Innenhof, so dass man aber von der im Vordergrund gelegenen Aula noch einen geraden Durchblick (unter dem Gymnastiksaal hindurch) zum Sportstadion hatte. Dieses änderte sich mit dem Bau einer Cafeteria, die ebenfalls als Verbindung zwischen Nord- und Südflügel besteht. Durch das Fehlen eines Zentralbaus ergeben sich mit der Anordnung der ursprünglichen Gebäude um einen Innenhof viele Zugangsmöglichkeiten. Schumacher hatte das Ensemble mit acht Brunnen[2][3] als Trinkwasserversorgung für die Schüler eingeplant, die nach einer längeren Stilllegung seit 2000 wieder in Betrieb sind und zu besonderen Anlässen genutzt werden.
1955 wurde im westlichen Südflügel, am Treppenaufgang vom Obergeschoss aus, ein Gedenkbereich zu Ehren der zwischen 1939 und 1945 umgekommenen Schüler und Lehrer eingeweiht: ein großes Wandrelief, an zwei Wänden flankiert von den Namen, und Ende 2003 wurde, auf Initiative einer Schülergruppe, im vorderen Innenhofbereich Im Allhorn 45 ein Stolperstein für den ehemaligen Schüler Herbert Pincus verlegt.[4]
Geschichte
Das heutige Gymnasium geht auf die Vereinigung der Privatschule der Anthonia Emkes mit der Volksdorfer Volksschule zurück. So war ursprünglich der Nordflügel des Gebäudes eine Volksschule und der Südflügel eine Oberrealschule. Dabei wurden die Aula, der Musiksaal, die beiden Turnhallen und der Gymnastiksaal von beiden Schulen mit einem gemeinsamen Innenhof genutzt. Die Terrassen vor den Klassen wurden für Freiluftunterricht geschaffen.
Von Anfang an hat es eine besondere ästhetische Ausrichtung mit Schwerpunkten im Musizieren, Theaterspielen und bildnerischen Gestalten. In den Jahrgängen 5 bis 7 gibt es jeweils ein Stufenorchester, außerdem zwei Big Bands, zwei Chöre und ein großes Mittel-Oberstufenorchester. Ein weiterer Profilschwerpunkt ist das besondere Fremdsprachenangebot: Englisch, Russisch, Spanisch, Latein, Chinesisch und Französisch. Die Schule pflegt Austauschkontakte mit Partnerschulen in Madrid und Barcelona, Sankt Petersburg, Vienne (Frankreich), Shanghai und Hongkong, Viña del Mar (Chile) sowie Knarvik (Norwegen).[5]
Seit Anfang des Schuljahres 2007/2008 wurde das so genannte „Kabinett-System“ eingeführt, wodurch fast jeder Lehrer seinen eigenen Raum hat und ihn für seine Unterrichtszwecke ausstatten kann. Das Walddörfer-Gymnasium ist die erste Schule in Hamburg, die dieses Raumsystem nutzt. Darüber hinaus besitzt das Walddörfer-Gymnasium eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Nordflügels. Sie ist die größte Photovoltaikanlage auf einer Hamburger Schule und wurde am 17. Dezember 2008 eingeweiht.
- Modell 1928 (Schumacher-Nachlass)
- Aula vom Innenhof
- Treppenhaus
- Terrassen-Schulhof
- Ausgang Terrassenhof beim Fuchsbrunnen
- einer von vier Wand-
brunnen - Gedenkwand (1955) für gefallene Schüler/Lehrer
- Innenhof mit Stolperstein für Herbert Pincus
- Brückenschlag Nord-/
Südflügel (August 2018)
Bekannte Lehrer
- Herbert Giffei (1908–1995)
Bekannte Absolventen
- Robert Atzorn (* 1945), Schauspieler
- Ole von Beust (* 1955), ehemaliger Hamburger Bürgermeister
- Hanne Darboven (1941–2009), Künstlerin
- Andreas Dressel (* 1975), Hamburger Politiker
- Boy Gobert (1925–1986), Schauspieler und Theaterregisseur
- Silja Graupe (* 1975), Professorin für Ökonomie und Philosophie sowie Leiterin des Instituts für Ökonomie und Vizepräsidentin an der Cusanus Hochschule
- Wolfgang Hoffmann-Riem (* 1940), Hamburger Hochschullehrer, Senator und Richter am Bundesverfassungsgericht
- Christian Irrgang (* 1957), Fotograf
- Peter Krämer (1950–2017), Hamburger Unternehmer
- Detlef Kraus (1919–2008), Pianist
- Walther Manshard (* 1923), Geograph
- Jürgen Moltmann (* 1926), Theologe
- Horst Pöttker (* 1944), Sozialwissenschaftler und Publizist
- Alexander Räuscher (* 1970), Politiker (CDU) und Mitglied des Landtags von Sachsen-Anhalt
- Harry Rowohlt (1945–2015), Schriftsteller und Übersetzer
- Philipp Steen (* 1977), Jazz-Bassist
- Gerhard Thiedemann (* 1955), 2016 – 2019 Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Neuseeland
- Tina Uebel (* 1969), Schriftstellerin
- Gunnar Uldall (1940–2017), langjähriger Bundestagsabgeordneter und ehemaliger Wirtschaftssenator in Hamburg
- Axel Zwingenberger (* 1955), Pianist
Auszeichnungen
Das Walddörfer-Gymnasium wurde für 2018 von der Robert Bosch Stiftung unter die besten 20 Schulen in Deutschland gewählt.[6]
Literatur
- Maike Bruhns: Bauschmuck bei Fritz Schumacher. (= Schriftenreihe des Hamburgischen Architekturarchivs. Band 30). Dölling und Galitz, München/Hamburg 2013, ISBN 978-3-86218-038-7, Abschnitt Nr. 272, S. 586 ff
Weblinks
- Website des Walddörfer-Gymnasiums
- Beitrag "Ein Palast für Kinder" in Heimat-Echo, September 2013
Einzelnachweise
- Behörde für Schule und Berufsbildung zusammen mit dem Institut für Bildungsmonitoring und Qualitätsentwicklung (IfBQ): Schulinfosystem SISy, Angaben zum Walddörfer-Gymnasium aus dem Schuljahr 2021/22. (Abgerufen im Januar 2022)
- darunter vier Brunnen mit Plastiken von Edmund Beckmann: Fuchs, Adler, Spielendes Kind, Ringelreihen, siehe Maike Bruhns: Bauschmuck bei Fritz Schumacher, Teil 2 - Werkverzeichnis, S. 367 und 587 f (Die Brunnen Spielendes Kind und Ringelreihen befinden sich im Nordflügel, dessen westliche Geschossteile seit 2016 gesperrt sind wegen Sanierung - geplantes Ende: August 2017)
- Kurzbiografie Edmund Beckmann in Rump/Bruhns: Der neue Rump. Lexikon der bildenden Künstler Hamburgs, Wachholtz Verlag, Neumünster/Hamburg 2013, ISBN 978-3-529-02792-5, S. 35, rechte Spalte
- Stolperstein für Herbert Pincus
- https://wdg.hamburg.de/das-wdg/schulprofilleitbild/
- Der Deutsche Schulpreis 2018. Robert Bosch Stiftung, archiviert vom Original am 22. Dezember 2017; abgerufen am 18. Dezember 2017.