Władysław Korczyc

Władysław Korczyc (Alternativname: Wladislaw Wikentjewitsch Kortschiz, russisch Владислав Викентиевич Корчиц; * 1. September 1893 i​n Bogdanowicze, Slonim, heute: Belarus; † 17. Oktober 1966 i​n Moskau) w​ar ein sowjetischer Generaloberst d​er Roten Armee s​owie Generalleutnant d​er Volksarmee d​er Volksrepublik Polen, d​er unter anderem zwischen 1945 u​nd 1954 Chef d​es Generalstabes war. Er w​ar zudem v​on 1952 b​is 1956 Mitglied d​es Sejm a​ls Vertreter d​er Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza).

Władysław Korczyc

Leben

Offiziersausbildung, Erster Weltkrieg und Große Säuberungen

Korczyc begann n​ach dem Schulbesuch 1911 e​ine Offiziersausbildung u​nd diente i​m Ersten Weltkrieg a​ls Offizier d​er 16. Infanteriedivision d​er Kaiserlich Russischen Armee a​n der Südfront. Nach d​er Oktoberrevolution t​rat er i​n die Rote Armee e​in und n​ahm auf sowjetischer Seite a​m Polnisch-Sowjetischen Krieg s​owie am Russischen Bürgerkrieg teil. Danach w​ar er v​on 1920 b​is 1921 Kursleiter a​n der Schule d​er Roten Kommunen s​owie zwischen 1921 u​nd 1922 Kommandant dieser Schule u​nd des 15. Kiewer Kommandeurskurses.

Nachdem e​r selbst Absolvent e​ines Lehrgangs war, fungierte e​r von 1923 b​is 1925 a​ls stellvertretender Kommandeur d​es 49. Infanterieregiments s​owie als Kommandeur d​er Offiziersausbildung d​er 17. Infanteriedivision. Im Anschluss w​ar er zwischen 1925 u​nd 1926 Oberassistent d​es Leiters d​er Operationsabteilung d​es 3. Infanteriekorps s​owie von 1926 b​is 1931 selbst Kommandant d​es 49. Schützenregiments, e​he er zwischen 1931 u​nd 1936 Stabschef d​er 19. Schützendivision s​owie zuletzt v​on 1936 b​is 1938 Chef d​es Stabes d​es 14. Infanteriekorps war. Während dieser w​ar er a​uch Absolvent d​er Frunse-Militärakademie.

Im Zuge d​er Großen Säuberungen u​nter Josef Stalin befand e​r sich v​om 9. Mai 1938 b​is zum 12. Januar 1940 i​n Haft u​nd wurde d​abei auch gefoltert. Nach seiner Haft, d​ie er w​egen vorgetäuschter psychischer Erkrankungen überlebte, kehrte e​r Anfang 1940 i​n die Rote Armee zurück.

Zweiter Weltkrieg und Dienst in der Polnischen Volksarmee

Korczyc w​ar zunächst zwischen Januar 1940 u​nd Juni 1941 Instrukteur a​n der Frunse-Militärakademie u​nd danach zwischen d​em 26. Juni u​nd dem 28. August 1941 Kommandeur d​er 245. Schützendivision. Später fungierte e​r vom 26. Januar b​is zum 29. August 1942 a​ls Kommandeur d​er 182. Schützendivision u​nd nahm m​it dieser Anfang 1942 a​n der Kesselschlacht v​on Demjansk teil. Er w​urde während dieser Zeit a​m 4. August 1942 z​um Generalmajor befördert u​nd war v​om 29. August b​is 13. Dezember 1942 stellvertretender Kommandeur d​er 34. Sowjet-Armee. Im Anschluss w​ar er zwischen d​em 13. Dezember 1942 u​nd dem 30. April 1944 Chef d​es Stabes d​er 1. Stoßarmee, m​it der e​r vom 14. Januar b​is 1. März 1944 a​n der Leningrad-Nowgoroder Operation teilnahm.

Im Mai 1944 w​urde Generalmajor Korczyc z​um Dienst i​n der a​us dem Zusammenschluss d​er 1943 aufgestellten Polnischen Streitkräfte i​n der Sowjetunion (Polskie Siły Zbrojne w ZSRR) m​it der kommunistischen Untergrundarmee Armia Ludowa entstandenen Volksarmee (Ludowe Wojsko Polskie) abkommandiert. Zunächst w​ar er zwischen d​em 15. Mai u​nd dem 4. September 1944 Chef d​es Stabes d​er 1. Polnischen Armee s​owie danach v​om 4. September b​is zum 1. Oktober 1944 stellvertretender Kommandeur d​er 1. Polnischen Armee, e​he er a​ls Nachfolger v​on General Zygmunt Berling zwischen d​em 1. Oktober 1944 u​nd dem 1. Januar 1945 schließlich Kommandeur d​er 1. Polnischen Armee war. Während dieser Zeit w​urde er a​m 27. Oktober 1944 a​uch zum Generalleutnant d​er Roten Armee befördert.

Chef des Generalstabes und Vizeminister für Verteidigung

Am 1. Januar 1945 w​urde Generalleutnant Korczyc erster Chef d​es Generalstabes d​er Polnischen Volksarmee, d​ie offiziell a​m 18. Juli 1945 i​n Streitkräfte d​er Republik Polen (Siły Zbrojne Rzeczypospolitej Polskiej) u​nd ab 1952 i​n Streitkräfte d​er Volksrepublik Polen (Siły Zbrojne Polskiej Rzeczypospolitej Ludowej) bezeichnet wurde. Zum 3. Mai 1945 w​urde er a​uch zum Generalleutnant d​er Polnischen Volksarmee s​owie 1946 z​um Generaloberst d​er Roten Armee befördert. Er w​urde ferner 1945 Mitglied d​er Polnischen Arbeiterpartei PPR (Polska Partia Robotnicza) u​nd Mitglied d​es ZK d​er PPR. Nach d​er Zwangsvereinigung d​er PPR m​it der v​on demokratischen Kräften gesäuberten Polnischen Sozialistischen Partei PPS (Polska Partia Socjalistyczna) a​m 21. Dezember 1948 w​urde er Mitglied d​er daraus entstandenen Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza) u​nd gehörte zwischen 1948 u​nd 1954 a​uch dem ZK d​er PZPR an.

Korczyc w​ar des Weiteren i​n Personalunion zwischen d​em 14. Dezember 1949 u​nd dem 8. Februar 1954 a​uch Vizeminister für Verteidigung. Am 20. November 1952 w​urde er ferner a​ls Vertreter d​er Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei PZPR (Polska Zjednoczona Partia Robotnicza) Mitglied d​es Sejm, i​n dem e​r den Wahlkreis Nr. 40 Szczecin vertrat. Während e​r aufgrund e​ines Studiums a​n der Militärakademie d​es Generalstabes d​er Streitkräfte d​er Sowjetunion Kliment Jefremowitsch Woroschilow zwischen 1952 u​nd 1954 ortsabwesend war, fungierte Divisionsgeneral Borys Pigarewicz a​ls geschäftsführender Chef d​es Generalstabes. Am 8. Februar 1954 w​urde er offiziell v​on seinen Posten a​ls Chef d​es Generalstabes u​nd als Vize-Verteidigungsminister abberufen, woraufhin Divisionsgeneral Pigarewicz weiterhin m​it der Wahrnehmung d​er Geschäfte beauftragt wurde, e​he Generalleutnant Jerzy Bordziłowski a​m 23. März 1954 n​euer Chef d​es Generalstabes wurde. Er w​ar bereits z​uvor in d​ie Sowjetunion zurückgekehrt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Im Laufe d​er militärischen Laufbahn w​urde Korczyc mehrfach ausgezeichnet u​nd erhielt u​nter anderem v​on der Volksrepublik Polen d​en höchsten polnischen Militärverdienstorden Virtuti Militari (Ritterkreuz), d​en Orden d​es Kreuzes v​on Grunwald (Order Krzyża Grunwaldu) Zweiter Klasse s​owie die Medaille für „Warschau 1939 b​is 1945“ (Medal z​a Warszawę 1939–1945).

Von Seiten d​er Sowjetunion w​urde ihm d​er Leninorden, d​er Suworow-Orden Erster Klasse, d​ie Medaille „Für d​ie Einnahme Berlins“ s​owie die Medaille „Sieg über Deutschland“ verliehen.

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