Württemberger Warmblut
Das Württemberger Warmblut – auch Baden-Württemberger – ist eine Warmblut-Hauspferderasse, hauptsächlich gezüchtet im Haupt- und Landgestüt Marbach. Ihre ursprüngliche Zuchtform wird heute als Altwürttemberger bezeichnet.
Württemberger Warmblut | |
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Nadine Capellmann mit Girasol, Grand Prix Kür beim CDI 5* München-Riem, 2013 | |
Wichtige Daten | |
Ursprung: | Haupt- und Landgestüt Marbach |
Hauptzuchtgebiet: | Baden-Württemberg |
Verbreitung: | gering, ca. 100 Zuchthengste und ca. 3.900 Zuchtstuten |
Stockmaß: | 160–175 cm |
Farben: | häufig Füchse und Braune |
Haupteinsatzgebiet: | Reit- und Fahrsport, landwirtschaftliche Arbeiten |
Hintergrundinformationen zur Pferdebewertung und -zucht finden sich unter: Exterieur, Interieur und Pferdezucht.
Exterieur
Der moderne Württemberger ist ein typisches deutsches Sportpferd, das im Exterieur weitgehend dem definierten Zuchtziel der deutschen Warmblutverbände entspricht. Das Zuchtziel wird wie folgt beschrieben: Erwünscht ist das Erscheinungsbild eines eleganten, großlinigen und harmonischen Reitpferdes. Die Prägung durch Edelblut soll in einem trockenen und ausdrucksvollen Kopf, einem großen Auge, gutgeformter Halsung, plastischer Bemuskelung sowie korrekten, klaren Gliedmaßen zum Ausdruck kommen. Zuchthengste und Zuchtstuten sollen über einen deutlichen Geschlechtsausdruck verfügen. Als Größe gibt der Baden-Württembergische Zuchtverband 160 bis 177 cm Stockmaß vor, als Farben sind Füchse, Braune, Rappen, Schimmel und Schecken zugelassen.
Obwohl in Baden-Württemberg in den letzten Jahren sehr stark mit Hannoveraner, Holsteiner und Oldenburger Hengsten gezüchtet wurde, sieht man vielen Württembergern immer noch an, dass in der Umzuchtphase vom leichten Arbeitspferd zum modernen Reitpferd sehr viele Trakehner-Hengste im Einsatz waren. Ihnen haben die Württemberger die oft sehr edlen Köpfe zu verdanken. Außerdem wurden in Württemberg immer wieder auch Vollblutaraberhengste eingesetzt, die Härte und Adel vererbt haben.
Interieur
Der Württemberger ist ein sensibles, sowohl für den Reit- als auch für den Fahrsport geeignetes Pferd, das für seine Ausdauer und seine gute Rittigkeit bekannt ist.
Zuchtgeschichte
Die Entstehung und Zucht des Württembergers ist eng mit der Geschichte des heutigen Haupt- und Landgestüts in Marbach verbunden. Das Gestüt wurde bereits 1460 von Graf Eberhard V. als Hofgestüt gegründet und von seinem Sohn Christoph übernommen, der es 1554 ausbaute und als Zuchtziel die Verbesserung der bis dahin minderwertigen Landeszucht definierte.
Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Gestüt mehrfach seinen Besitzer und je nach Engagement und Fachkenntnis des jeweiligen Herzogs schwankte sowohl die Anzahl der Pferde als auch deren Qualität stark.
In den Jahren 1744 bis 1793 wirkte in Marbach der Stutmeister Georg Hartmann, der durch seine Sachkenntnis als heilender Gegenpol zum damaligen Besitzer Carl Eugen betrachtet werden muss, der zwar sehr aktiv, jedoch auch äußerst wankelmütig war.
Das Gestütsbuch und damit die wirklich systematische Zucht begann 1895. Ursprüngliches Zuchtziel war ein schweres Arbeitspferd, das daneben als Reitpferd geeignet sein sollte. Zunächst wurden Araberhengste mit einheimischen Stuten gekreuzt. Die Kaltblutrassen Suffolk und Clydesdales wurden kurzfristig verwendet, um ein stärkeres Kaliber zu erreichen, spielten aber bald keine Rolle mehr in der Entwicklung der Rasse. Stärkeren Einfluss hatten Oldenburger, Nonius und Normänner.
Die Konsolidierung der Rasse gelang jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Landoberstallmeister von Hofacker, dessen Erfolg viele Experimente vorangegangen sind. Durch den Import und Zuchteinsatz der beiden Normänner Hengste Comet und Faust, die sich mit durchschlagender Vererbung präsentierten, gelang der Durchbruch für die Rasse des Württembergers.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ging der Bedarf an Arbeitstieren zugunsten von Maschinen drastisch zurück. Dem damaligen Landstallmeister Dr. Georg Wenzler gelang es dann, den Hengst zu erwerben, der zum Stammvater des heutigen württembergischen Warmbluts werden sollte: Julmond. Der Trakehner war zwar nicht mehr jung, als er nach langen Irren und Wirren – er hatte unter anderem in Warendorf in der Westfalen-Zucht gedeckt, dort aber nicht eingeschlagen – ins Haupt- und Landgestüt Marbach kam, brachte aber seine Söhne Amor und Lothar mit, die mit ihm gemeinsam die bis dahin eher schweren Württemberger veredelten.
Altwürttemberger
Die ursprünglichen mittelschweren Pferde werden unter der Bezeichnung Altwürttemberger von einigen wenigen Haltern weiter gezüchtet. Obwohl diese Rasse vom Aussterben bedroht ist, stellt sie immer wieder einmal einen Hengst für die Landeszucht, wie zum Beispiel den Altwürttemberger Abendruf, der jahrelang als Aktionstraber bei den Hengstvorführungen des Haupt- und Landgestüts Marbach Furore machte und zudem einige sehr gute Dressurpferde gestellt hat.
Entwicklung in jüngerer Zeit
Zum Ende des 20. Jahrhunderts kamen vermehrt andere Warmblutrassen, speziell Holsteiner, zum Einsatz, um Rahmen, Kaliber und Springvermögen des Württembergers weiter zu verbessern. Dazu hat im Gestüt nun wieder eine Veredlungsphase eingesetzt, die besonders durch Vollblüter wie Heraldik xx geprägt ist.
Siehe auch
Quellen
- Zuchtziel für das Deutsche Sportpferd, Deutsche Reiterliche Vereinigung, Warendorf
- Sibylle Luise Binder: Pferde der Welt – Warmblüter. Müller-Rüschlikon Verlag, Schweiz