Schwäbisch-Hällisches Landschwein
Das Schwäbisch-Hällische Landschwein, auch Schwäbisch-Hällisches Schwein (SH) oder umgangssprachlich Hällisch-Fränkisches Landschwein beziehungsweise Mohrenköpfle genannt, ist eine alte Hausschweinrasse mit Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten Baden-Württembergs, insbesondere im namengebenden Landkreis Schwäbisch Hall.
Merkmale
Die Eber der Rasse werden etwa 90 cm hoch (Widerrist) und 275–350 kg schwer, die Sauen etwa 80 cm hoch und 222–275 kg schwer. Kopf, Hals und Hinterbeine der Tiere sind schwarz, Vorderbeine und Körper sind nicht pigmentiert. Von ihrer Färbung rührt auch die verbreitete umgangssprachliche Bezeichnung „Mohrenköpfle“.[1][2]
Geschichte
Der württembergische König Wilhelm I. führte 1820 zur Förderung der Landwirtschaft chinesische Maskenschweine ein, durch deren Kreuzung mit einheimischen Rassen die Schwäbisch-Hällischen Schweine entstanden. Auch die anderen europäischen Sattelschweinerassen entstanden auf ähnliche Weise. Farbliche Kennzeichen sind der schwarze Kopf und das schwarze Hinterteil. Die Abgrenzung erfolgt durch einen Säumungsstreifen, wo weiße Haare auf schwarz pigmentierter Haut wachsen.
Die erste Züchtervereinigung wurde 1925 gegründet. Dank ihrer hohen Fleischqualität und sehr guten Muttereigenschaften wurden noch in den 1940er Jahren im Landkreis Schwäbisch Hall fast ausschließlich Schwäbisch-Hällische Schweine gehalten. In späteren Jahren wurden sie von anderen Rassen verdrängt, deren Fleisch dem inzwischen erwachten Wunsch der Verbraucher nach magerem Fleisch eher entsprach. Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre galten sie sogar schon als ausgestorben (Ingenieurarbeit Ernst Gerstlauer 1979 FH Weihenstephan). Engagierte Landwirte begannen 1984 mit nur sieben reinrassigen Mutterschweinen und einem Eber eine neue Zucht. In Schwäbisch Hall wurde 1986 die Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein gegründet. Die größten Erfolge waren die mehrmaligen Bundessiege für die beste Fleischqualität bei der Internationalen Grünen Woche Berlin.
1987 erklärte die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen (GEH) das Schwäbisch-Hällische Landschwein zur Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres. Im Januar 2014 wurde das reinrassige Schwäbisch-Hällische Landschwein von Slow Food als Passagier der Arche des Geschmacks aufgenommen.[3]
Schwäbisch-Hällische Schweine werden heute überwiegend in Betrieben gehalten, die der Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Landschwein sowie dem Schweinezuchtverband Baden-Württemberg angeschlossen sind.
Herkunftsschutz
Im Jahr 1998 wurde Schwäbisch Hällisches Qualitätsschweinefleisch als geschützte geografische Angabe (g.g.A.) ins Register der europaweit geschützten Herkunftsbezeichnungen aufgenommen.[4] Schwäbisch Hällisches Qualitätsschweinefleisch muss von Tieren stammen, die gemäß einer festgelegten Spezifikation aufgezogen, gemästet und geschlachtet wurden.[5] Sie müssen überdies aus dem Landkreis Schwäbisch Hall oder den benachbarten Landkreisen Hohenlohe, Ansbach, Main-Tauber, Rems-Murr oder Ostalb stammen und dürfen auch nur dort gezüchtet werden (für den Fall einer Seuche, die die Tötung aller süddeutschen Tiere erforderlich machen sollte und das Hällische Landschwein zum Verschwinden bringen würde, gibt es eine Zucht in Reichenbach/Nahe). Dabei müssen die Tiere unter anderem mit gentechnikfrei erzeugtem Futter aus der Region und ohne Masthilfsstoffe gefüttert werden.
Literatur
- Rudolf Bühler und Günter Postler: Ökologischer Gesamtzuchtwert Schwäbisch-Hällisches Schwein. Hrsg.: Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein e.V. (= Bundesprogramm Ökologischer Landbau (BÖL). Nr. 12923). Wolpertshausen 2004 (orgprints.org [abgerufen am 21. Juli 2013] Abschlussbericht zum Forschungsprojekt ÖZW-SHS 02OE396).
Weblinks
Einzelnachweise
- Regionale Gastronomie tischt auf: Mohrenköpfle sichern die Zukunft. (PDF; 86 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Projektgruppe Kulturlandschaft Hohenlohe, Universität Hohenheim, 17. Juli 2001, ehemals im Original; abgerufen am 8. August 2015. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Sabine Herre: Ein Schwein von Welt. In: taz. 13. Januar 2006, abgerufen am 8. August 2015.
- Schwäbisch-Hällisches Landschwein. Slow Food Deutschland e. V., abgerufen am 8. August 2015.
- Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch. In: DOOR. Europäische Kommission, 21. März 1998, abgerufen am 8. August 2015.
- Verbindliche Erzeugerrichtlinien für Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. aus kontrollierter und artgerechter Erzeugung. (PDF; 63 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen am 8. August 2015. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.