Veszelyit
Veszelyit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Cu,Zn)2[6]Zn[4][(OH)3|PO4]·2H2O[1] und ist damit chemisch gesehen ein wasserhaltiges Kupfer-Zink-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Da das Kupfer in der Verbindung teilweise durch Zink ersetzt (substituiert) sein kann, wird dies mit einer runden Klammer um die beiden Elemente verdeutlicht.
Veszelyit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Chemische Formel | (Cu,Zn)2[6]Zn[4][(OH)3|PO4]·2H2O[1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Phosphate, Arsenate und Vanadate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
8.DA.30 (8. Auflage: VII/D.19) 42.02.03.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe | P21/a (Nr. 14, Stellung 3)[1] |
Gitterparameter | a = 9,83 Å; b = 10,22 Å; c = 7,53 Å β = 103,2°[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Häufige Kristallflächen | {100}, {011}, {001}, {110}, {111}, {121}[3] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 3,5 bis 4 |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 3,4(1); berechnet: 3,42[3] |
Spaltbarkeit | gut nach {001} und {110}[3] |
Farbe | grünlichblau bis dunkelblau |
Strichfarbe | blau[4] |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,618 bis 1,640[5] nβ = 1,622 bis 1,658[5] nγ = 1,658 bis 1,695[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,040 bis 0,055[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig positiv |
Achsenwinkel | 2V = 35 bis 71° (gemessen); 38 bis 72° (berechnet)[5] |
Pleochroismus | schwach: Z = blau; X = grünlichblau[5] |
Veszelyit entwickelt dicktafelige bis kurzprismatische, pseudo-oktaedrische Kristalle, kommt aber auch in Form körniger Mineral-Aggregate und rindenartiger Krusten vor. Die durchscheinenden Kristalle sind von grünlichblauer bis dunkelblauer Farbe und weisen auf den Oberflächen einen glasähnlichen Glanz auf.
Mit einer Mohshärte von 3,5 bis 4 gehört Veszelyit zu den mittelharten Mineralen, die sich ähnlich wie die Referenzminerale Calcit (Mohshärte 3) und Fluorit (Mohshärte 4) leicht mit einem Taschenmesser ritzen lassen.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Veszelyit in der Umgebung von Ocna de Fier nahe Morawitz (Morawicza) in der historischen Region Banat im heutigen Staat Rumänien und beschrieben 1874 durch Albrecht Schrauf (1837–1897), der das Mineral nach seinem Entdecker, dem ungarischen Bergbauingenieur A. Veszeli (1820–1888) benannte.
Klassifikation
Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Veszelyit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate mit fremden Anionen“, wo er als Namensgeber die „Veszelyit-Gruppe“ mit der System-Nr. VII/D.19 und den weiteren Mitgliedern Kipushit und Philipsburgit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Veszelyit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, sodass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit kleinen (und gelegentlich größeren) Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 8.DA.30 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Veszelyit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 42.02.03 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)3(XO4)Zq × x(H2O)“ zu finden.
Kristallstruktur
Veszelyit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 9,83 Å; b = 10,22 Å; c = 7,53 Å und β = 103,2° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Bildung und Fundorte
Veszelyit bildet sich als seltenes Sekundärmineral in der Oxidationszone von Kupfer-Zink-Lagerstätten. Als Begleitminerale können unter anderem Aurichalcit, Brochantit, Hemimorphit, Kipushit, Libethenit, Malachit, Pseudomalachit, Pyromorphit, Quarz und Vauquelinit auftreten.
Als seltene Mineralbildung konnte Veszelyit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) rund 20 Fundorte als bekannt gelten.[6] Seine Typlokalität Ocna de Fier ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Rumänien.
Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Veszelyitfunde ist unter anderem die Black-Pine-Mine bei Philipsburg im US-Bundesstaat Montana, wo Kristalle von bis zu fünf Zentimeter Länge zutage traten.[7]
Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die Mi-Fiel-Rosita-Mine nahe Vallenar in der chilenischen Región de Atacama, das Laochang-Erzfeld bei Gejiu in der chinesischen Provinz Yunnan, die Kipushi-Mine in der Demokratischen Republik Kongo, die antiken Schlackenhalden bei Lavrio in der griechischen Region Attika, Villaputzu auf der zu Italien gehörenden Insel Sardinien, mehrere Orte auf der japanischen Insel Honshū, die Esperanza-Mine bei Zacapoaxtla im mexikanischen Bundesstaat Puebla, die Kabwe Mine (Broken Hill Mine) in Sambia, die Sanyati-Mine in Simbabwe, Wanlockhead in Schottland (Vereinigtes Königreich) sowie Ahmeek (Keweenaw County) in Michigan, Black Pine Ridge (Granite County) in Montana und die Bristol-Silbermine nahe Bristol und Jackrabbit (Lincoln County) in Nevada in den Vereinigten Staaten von Amerika.[8]
Siehe auch
Literatur
- A. Schrauf: Untersuchung eines neuen Minerals, genannt Veszelyit. In: Anzeiger der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Band 11, 1874, S. 135–137 (rruff.info [PDF; 245 kB; abgerufen am 9. Januar 2018]).
- S. Ghose, S. R. Leo, C. Wan: Structural chemistry of copper and zinc minerals. Part I. Veszelyite, (Cu,Zn)2ZnPO4(OH)3·2H2O: a novel type of sheet structure and crystal chemistry of copper-zinc substitution. In: American Mineralogist. Band 59, 1974, S. 573–581 (rruff.info [PDF; 1,1 MB; abgerufen am 9. Januar 2018]).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 650 (Erstausgabe: 1891).
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 647.
Weblinks
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 494.
- Webmineral – Veszelyite
- Veszelyite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 9. Januar 2018]).
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 6. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2014, ISBN 978-3-921656-80-8.
- Mindat – Veszelyite
- Mindat – Anzahl der Fundorte für Veszelyit
- Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Nebel Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8, S. 185.
- Fundortliste für Veszelyit beim Mineralienatlas und bei Mindat