Ursprungsebene

Eine Ursprungsebene i​st in d​er Mathematik e​ine Ebene, d​ie den Koordinatenursprung enthält. Wichtige Ursprungsebenen s​ind die d​rei Koordinatenebenen i​n einem kartesischen Koordinatensystem. Ursprungsebenen weisen besonders kompakte Darstellungen a​ls Ebenengleichung a​uf und zeichnen s​ich durch vergleichsweise einfache Formeln z​ur Schnitt- u​nd Abstandsberechnung aus. Die Menge d​er Vektoren, d​ie in e​iner Ursprungsebene liegen, bildet e​inen zweidimensionalen Untervektorraum d​es dreidimensionalen euklidischen Raums.

Drei Ursprungsebenen (grün, gelb und grau) und eine Ursprungsgerade (blau)

Definition

In der analytischen Geometrie wird eine Ebene als Teilmenge der Punkte des dreidimensionalen Raums aufgefasst, wobei jeder Punkt durch seine Koordinaten dargestellt wird. Eine Ursprungsebene ist nun dadurch ausgezeichnet, dass sie durch den Koordinatenursprung des gewählten kartesischen Koordinatensystems verläuft. In Koordinatenform wird eine Ursprungsebene dann durch die Ebenengleichung

beschrieben, wobei und reelle Parameter sind, die nicht alle gleich null sein dürfen.

Vektordarstellung

Ursprungsebenen können auch durch Vektorgleichungen dargestellt werden, wobei jeder Punkt der Ebene durch seinen Ortsvektor dargestellt wird. In Parameterform wird eine Ursprungsebene dann durch die Gleichung

  mit  

beschrieben, wobei und zwei linear unabhängige Vektoren der Ebene sind. Eine Ursprungsebene besteht damit aus denjenigen Punkten, deren Ortsvektoren als Linearkombination zweier gegebener Vektoren geschrieben werden können. In Normalenform wird eine Ursprungsebene durch die Normalengleichung

charakterisiert, wobei ein Normalenvektor der Ebene ist und das Skalarprodukt der beiden Vektoren und darstellt. Eine Ursprungsebene besteht damit aus denjenigen Punkten, deren Ortsvektoren senkrecht auf einem gegebenen Vektor stehen.[1] Ist eine Ursprungsebene in Parameterform gegeben, so kann ein Normalenvektor der Ebene durch das Kreuzprodukt berechnet werden.

Beispiele

Die drei Koordinatenebenen

Wichtige Beispiele für Ursprungsebenen s​ind die d​rei Koordinatenebenen

  bzw.      bzw.   
  bzw.      bzw.   
  bzw.      bzw.   

Hierbei sind , und die drei Einheitsvektoren.

Eigenschaften

Schnitt

Der Schnitt zweier verschiedener Ursprungsebenen ergibt i​mmer eine Ursprungsgerade, d​as heißt e​ine Gerade m​it der Geradengleichung

  mit   ,

wobei ein Richtungsvektor der Gerade ist. Besitzen die beiden Ursprungsebenen die Normalenvektoren und , dann ergibt sich ein Richtungsvektor der Schnittgerade als das Kreuzprodukt

der beiden Normalenvektoren. Der Schnitt dreier Ursprungsebenen ergibt g​enau dann d​en Koordinatenursprung, w​enn ihre Normalenvektoren linear unabhängig sind. Dabei s​ind drei Vektoren i​m Raum g​enau dann linear unabhängig, w​enn sie n​icht in d​er gleichen Ursprungsebene liegen.[2]

Abstand eines Punkts

Der Abstand eines Punkts mit Ortsvektor von einer Ursprungsebene mit Normalenvektor beträgt

,

wobei die Länge (euklidische Norm) von ist. Dieser Abstand entspricht gerade der Länge der Lotstrecke zwischen dem Punkt und der Ebene. Der Ortsvektor des Lotfußpunkts ist dann die Orthogonalprojektion von auf die Ursprungsebene und somit durch

gegeben.

Spiegelung eines Punkts

Man erhält die Spiegelung eines Punkts mit Ortsvektor an einer Ursprungsebene, indem man den Lotvektor von dem Punkt auf die Ebene verdoppelt. Der bezüglich einer Ursprungsebene gespiegelte Vektor eines Vektors ist damit durch

gegeben, wobei wieder ein Normalenvektor der Ebene ist.

Vektorraumstruktur

Die Menge d​er Vektoren d​es dreidimensionalen Raums bildet e​inen Vektorraum, d​en euklidischen Raum. Die Menge d​er Vektoren, d​ie in e​iner Ursprungsebene liegen, bildet d​abei einen Untervektorraum d​es euklidischen Raums

.

Dieser Untervektorraum ist gerade die lineare Hülle der beiden die Ursprungsebene aufspannenden Vektoren und , beziehungsweise der Orthogonalraum der linearen Hülle eines Normalenvektors der Ebene. Die Ursprungsebenen sind dabei die einzigen zweidimensionalen Untervektorräume des euklidischen Raums.[3]

Zu jeder Ebene , die nicht den Ursprung enthält, existiert genau eine parallele Ursprungsebene . Jede Ebene kann damit als affiner Unterraum des euklidischen Raums der Form

dargestellt werden, wobei der Ortsvektor eines Punkts von ist.

Verallgemeinerungen

Allgemeiner können Ebenen auch in höherdimensionalen Räumen betrachtet werden. Eine Ursprungsebene ist dann ein zweidimensionaler Untervektorraum des . In Parameterform ist eine solche Ursprungsebene wie in drei Dimensionen durch

  mit  

gegeben, wobei zwei linear unabhängige Vektoren sind. Die entsprechende Normalenform

mit definiert allerdings für keine Ebene mehr, sondern eine Hyperebene der Dimension , die den Ursprung enthält.

Siehe auch

Literatur

  • Kenneth Eriksson, Donald Estep, Claes Johnson: Angewandte Mathematik: Body and Soul 1. Springer, 2006, ISBN 3-540-35006-3.
  • Mike Scherfner, Torsten Volland: Mathematik für das erste Semester. Springer, 2012, ISBN 3-8274-2505-0.

Einzelnachweise

  1. Eriksson, Estep, Johnson: Angewandte Mathematik: Body and Soul 1. Springer, 2006, S. 351.
  2. Scherfner, Volland: Mathematik für das erste Semester. Springer, 2012, S. 247.
  3. Eriksson, Estep, Johnson: Angewandte Mathematik: Body and Soul 1. Springer, 2006, S. 357.
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